Die letzte Binnenfischerin – Tradition und eine ungewisse Zukunft

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Die Zugnetzfischerei gehört zu den ältesten Fischereimethoden. Mit zwei Booten werden die Netze durchs Wasser gezogen und die Fische quasi eingekreist. – Bild: NDR/​produktion clipart
Die Zugnetzfischerei gehört zu den ältesten Fischereimethoden. Mit zwei Booten werden die Netze durchs Wasser gezogen und die Fische quasi eingekreist.
Sabine Schwarten ist die einzige Frau in diesem Job als eine der letzten hauptberuflichen Binnenfischer*innen Schleswig-Holsteins. Ihre Familie und Vorfahren haben seit 900 Jahren von der Binnenfischerei gelebt. Ihr Vater, Ende 80, hat ihr bis vor ein paar Jahren noch beim Fischen geholfen. Inzwischen schmeißt sie den Laden allein. Doch leben kann sie von der Fischerei nur noch mit Ach und Krach. Ein Großteil der Süßwasserfische in den Läden hierzulande kommt aus dem Ausland und der Aquakultur und nicht mehr aus den Seen. Ob Kormorane, verbaute Flüsse oder Nährstofffluten, die Schwierigkeiten der Binnenfischer sind vielfältig und seit Langem bekannt.
Immer mehr Binnenfischer geben auf, weil der Verdienst nicht mehr stimmt. Doch Sabine Schwarten hat immer gehofft, die Tradition ihrer Familie weitertragen zu können. Kinder hat sie nicht, auch keinen Ehemann. Ihre Ausbildung schloss sie als Jahrgangsbeste ab, ging dafür extra nach Bayern, weil es hierzulande schon keine Ausbildungsplätze mehr gab. Sabine Schwarten betreibt noch die traditionelle Zugnetzfischerei.
Zwei Boote braucht sie für ihre Arbeit, befahren werden sie mit vier Leuten. Doch Angestellte kann sie sich nicht leisten. Also helfen seit vielen Jahren Freiwillige und auch ihr Cousin. Den Großteil ihres Geldes verdient Sabine Schwarten mit dem Besatz von Angelteichen und der Lieferung von Futterfischen. Der Speisefischverkauf läuft eher nebenher. Seit Aale selten geworden sind, fehlt der Haupterwerb, den ihr Vater noch hatte. Süßwasserfische werden immer seltener nachgefragt. Sie hat einen Auftrag vom Land: Der Stendorfer See ist in einem schlechten ökologischen Zustand und entspricht nicht der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, er soll untersucht werden.
Jahrzehntelang wurde er nicht befischt. Die Fischerin soll helfen. Der Film begleitet den Arbeitsalltag der Fischzuchtmeisterin, zeigt, wie sie versucht, den Fangerfolg in ihrem See zu verbessern. Sabine Schwarten liebt ihren Beruf und kämpft dafür, dass die Seen auch in Zukunft Fischerfamilien ernähren können und die Tradition der Binnenfischerei nicht vergessen wird. Eine Tradition, die eine ungewisse Zukunft hat. (Text: NDR)

Cast & Crew

Kamera: Rudolf Fromeyer, Christian Rohwer
Moderation: Norbert Lorentzen
Drehbuch: Gabriele Lebs
Produktion: Karin Hauschildt
Produktionsauftrag: Norddeutscher Rundfunk (NDR)
Redaktion: Sven Nielsen

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