„Es gab eine große Explosion, die „Gustloff“ erzitterte. Wir wussten nicht, was es war. Dann folgte schon die zweite und die dritte Detonation.“ Am 30. Januar 1945 trafen drei Torpedos das zum Flüchtlingstransporter umfunktionierte Passagierschiff – abgefeuert vom sowjetischen U-Boot „S 13“. Nach nur 60 Minuten sank der einstige Stolz von Hitlers „Kraft durch Freude“-Flotte in der Ostsee. In bewegenden Aussagen schildern die Überlebenden die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Sie haben die Bilder der Katastrophe noch heute vor Augen: die Panik, die an Bord des sinkenden Schiffes herrschte: Verzweifelte, die sich und ihre Familien erschossen, um einem qualvollen Tod zu entgehen; andere, die rücksichtslos um einen Platz in einem der wenigen Rettungsboote kämpften. „Meine Schwester Rosemarie klammerte sich an mich und rief immer wieder: Ulla jetzt müssen wir sterben! Jetzt müssen wir sterben!“ Die damalige Marinehelferin Ulla Schulze-Resas hatte noch immer ungebrochenen Lebensmut: „Ich sagte: Nein ich will noch nicht sterben. Ich will leben!“ Im Film äußern sich ehemalige Besatzungsmitglieder des sowjetischen U-Bootes „S 13“ zu den Ereignissen in der Nacht zum 31. Januar 1945. Sie standen damals unter großem Erfolgsdruck, für Kommandant Alexander Marinesco war es ein Einsatz auf Bewährung. Als die Mannschaft der „S 13“ ein größeres
Schiff ortete, befahl er den Angriff. Bevor die „Gustloff“ sank, erstrahlte sie noch einmal in vollem Lichterglanz. Dann erstickte die Ostsee das Geheul der Schiffssirenen und die Todesschreie der Menschen. Eine Computeranimation zeichnet den Weg der „Wilhelm Gustloff“ in die Katastrophe nach und erklärt, warum es keine Chance gab, das Schiff nach den Treffern noch zu retten. Jüngste Schätzungen gehen von insgesamt rund 40.000 Menschen aus, die bei der Flucht über die Ostsee den Tod fanden. Dennoch konnten zwischen Januar und Mai 1945 noch rund eine Million Flüchtlinge und etwa 500.000 verwundete Soldaten sicher auf dem Seeweg in den Westen evakuiert werden. Der Kapitän des russischen U-Bootes galt im Westen lange Zeit als skrupelloser Kriegsverbrecher, der wissentlich unschuldige Flüchtlinge ermordet habe. Doch die Deutschen hatten die Ostsee zum Operationsgebiet erklärt. Außerdem hatte die „Gustloff“ nicht nur Zivilisten an Bord. Das Schiff transportierte rund 1.500 Angehörige der Wehrmacht, vor allem U-Boot-Soldaten, die wieder am Seekrieg teilnehmen sollten. Von den mehr als tausend Überlebenden der Schiffskatastrophe gibt es heute nur noch wenige, die ihre Erlebnisse schildern können. Einige sprechen zum ersten Mal vor einer Kamera, wie Jürgen Danöhl, der „wie durch ein Wunder“ mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern das Unglück überstand: „Wir sind es den Toten schuldig, dass wir an sie erinnern.“ (Text: Phoenix)