Die zweiteilige Dokumentation schildert die historischen Fakten zur Vorgeschichte und zum Untergang des Flüchtlingsschiffs – eines der vielen tragischen Kapitel am Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt stehen die Menschen der „Gustloff“. Zeitzeugen berichten, wie sie die Katastrophe überlebten. Der erste Teil zeigt Etappen der dramatischen Flucht Anfang 1945 bis zum Auslaufen des Schiffes aus Gotenhafen. Eine Überlebende war damals geradezu euphorisch, als sie die „Gustloff“, das riesige Schiff, zum ersten Mal sah: „Hoffnung, Hoffnung auf Rettung“. Am 12. Januar 1945 hatte der Sturm der Roten Armee auf Hitlers Reich begonnen, mit bis zu zwanzigfacher Übermacht rückten Stalins Truppen mit großem Tempo vor. Doch den Menschen in den Grenzgebieten war die Flucht durch die NS-Parteiführung verboten worden. So sammelten sich nun in aller Eile die Trecks, die zu den Häfen strebten. Zu Fuß, mit Schlitten oder Pferdewagen versuchten die verängstigten Menschen, ein rettendes Schiff zu erreichen. Stalins Armeen schoben ein Heer von Flüchtlingen vor sich her. „Wir hatten fürchterliche Angst“, sagt die frühere Marinehelferin Ursula Schulze-Resas, „nur nicht den Russen in die Hände fallen, das war unser einziger Gedanke“. Und diese Angst hatte ihre
Ursache. Hitlers Vernichtungskrieg hatte eine Spur millionenfachen Mordes hinterlassen, Folgen des NS-Wahns vom Lebensraum im Osten. Stündlich wuchs die Furcht vor Rache der Sieger. Die Opfer waren meist Wehrlose, Frauen, Kinder, alte Menschen. Für viele blieb nur eine Hoffnung: nach Gotenhafen und Pillau zu gelangen, zu den Häfen an der Ostseeküste, wo die Schiffe lagen. Doch führte der Weg über das Haff, eine bis zu 20 Kilometer breite, 70 Kilometer lange Ostseebucht, die durch eine 50 Kilometer lange Landzunge, die Nehrung, von der offenen See getrennt ist. Es war ein Wettlauf mit dem Tod. In der dunklen Eiswüste kamen viele vom festen Weg ab, verirrten sich, brachen ins Eis ein. Sowjetische Tiefflieger eröffneten das Feuer auf die Menschenschlangen, die aus der Luft leicht erkennbar waren. Für Tausende war es eine Strecke ohne Wiederkehr. Die Menschen, die schließlich einen Platz auf der „Gustloff“ fanden, glaubten, das Schlimmste überstanden zu haben: „Jetzt kommen wir nach Westen, in Sicherheit.“ Doch der Höhepunkt der Tragödie, die mit dem hektischen Aufbruch zur Flucht begonnen hatte, stand noch bevor. Von den 10.000 Menschen, die sich an Bord befanden, als die „Gustloff“ am 30. Januar 1945 in Gotenhafen ablegte, sollten zwei Tage später nur noch etwas mehr als Tausend am Leben sein. (Text: Phoenix)