Eine entscheidende Entwicklungslinie beginnt vor 550 Millionen Jahren mit einem kleinen, wurmartigen Meeresbewohner. Das Lanzettfischchen ist sein nächster noch lebender Verwandter. Es verfügt über eine revolutionäre Eigenschaft, die entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Lebens hat. Die Chorda, eine Stützstruktur entlang des Rückens. Sie bietet Muskeln ein solides Widerlager und ist ein Vorläufer der Wirbelsäule. Im Laufe unzähliger Generationen entwickeln sich aus Flossen Gliedmaßen. So staken frühe Amphibien durch die Vegetation urzeitlicher Sümpfe. Eine weitere Herausforderung ist das Atmen über Lungen. Diese Entwicklung hat im Wasser ihren Anfang genommen. Schon hier existieren Fische, die ihren Sauerstoff aus der Luft beziehen können. Mit der Kombination aus Lungen und Gliedmaßen sind die frühen Vierbeiner für den Landgang gut gerüstet. Im Schatten der Bäume erobern schließlich auch die Tiere das Land. Es ist das Zeitalter der Amphibien, die sich nun zu großer Vielfalt entwickeln. Doch von extremen Beispielen einmal abgesehen sind alle Amphibien im Laufe ihres Lebens auf Wasser angewiesen. Was aber, wenn man Wüsten und Trockengebiete besiedeln will? Die Erfindung hartschaliger Eier ist ein Meilenstein in der Geschichte des Lebens. Jedes Ei ist gewissermaßen ein kleiner privater Teich für den heranwachsenden Embryo. So können Eier auch auf trockenes Land gelegt werden – völlig unabhängig vom Wasser der Umgebung. Diese Neuerungen
lassen eine weitere Wirbeltierklasse entstehen: die Reptilien. Ihr Erfolgsrezept führt zum Aufstieg wahrer Giganten: der Dinosaurier. Sie beherrschen die Erde für 180 Millionen Jahre. Es gibt etwa 700 Arten, einige so klein wie Ratten, andere so groß wie Wale. Die Entwicklung einer konstanten Körpertemperatur und die Isolation durch Fell führt schließlich zu den Säugetieren. Sie haben eine außerordentliche Vielfalt entwickelt und besiedeln alle Lebensräume auf allen Kontinenten. Doch die Geschichte des Lebens hätte auch ganz anders verlaufen können. Säugetiere existieren bereits, doch über 100 Millionen Jahre führen sie ein Schattendasein. Dinosaurier beherrschen noch immer die Erde. Dann plötzlich wendet sich das Blatt. Vor 65 Millionen Jahren kollidiert ein riesiger Meteorit mit der Erde. Eine Katastrophe mit unvorstellbaren Ausmaßen. 85 Prozent aller landlebenden Tiere werden ausgelöscht – auch die Dinosaurier. Doch einige Säugetiere sind dem Inferno entkommen. Sie erobern nun unbesetzte Nischen und Lebensräume und entwickeln eine großartige Artenvielfalt. Wenn der Meteorit die Erde verpasst hätte, wären wir heute wahrscheinlich nicht hier. Dreieinhalb Milliarden Jahre Evolution: von den ersten Einzellern, über bahnbrechende Erfindungen in der Geschichte des Lebens, beeinflusst von kosmischen Katastrophen – all das führt schließlich zu uns Menschen. Folge 3 „Himmelsstürmer“ und Folge 4 „Menschen“ werden am Montag, 30. August, ab 17:15 Uhr ausgestrahlt. (Text: ZDFneo)