2006, Folge 26–31

  • Folge 26
    Kaum etwas erregt die Öffentlichkeit so sehr wie tatsächliche oder vermeintliche Lügen und Halbwahrheiten ihrer Politiker. Denker von Platon bis Macchiavelli vertreten jedoch die Auffassung, dass ein kluger Staatsmann durchaus zum Mittel einer „noblen Lüge“ greifen kann, wovon die Politiker reichlich Gebrauch machen. So hat beispielsweise der Deutsche Bundestag im Jahr 2002 einen „Lügen-Untersuchungsausschuss“ ins Leben gerufen, um zu überprüfen, ob Finanzminister Hans Eichel im Wahlkampf geschönte Wachstumsprognosen veröffentlicht hat. Derzeit beschäftigt die Deutschen die Frage, ob die rot-grüne Bundesregierung möglicherweise ihr Versprechen, sich am Irak-Krieg nicht zu beteiligen, durch fragwürdige Aktionen des BND gebrochen hat. Heiligt der Zweck die Mittel? Wo beginnt die Lüge in der Politik? Ab wann wird sie gefährlich? Wie viel Wahrheit erfordert und verträgt eine Demokratie? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2006ZDF
    Mit Dr. Christina Weiss (Kulturstaatsministerin a.D.) und Prof. Dr. Meinhard Miegel (Leiter Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn)
  • Folge 27
    Die Klage über den Verfall der Werte ist so alt wie unsere Zivilisation. Die Kassandrarufe der Gesellschaftskritiker und Pessimisten, die Dekadenz-erscheinungen anprangern, füllen ganze Bibliotheken. Wo stehen wir heute? Welche Tugenden sind zeitgemäß, welche Werte veraltet und worauf müssen wir uns neu besinnen? Sind Werte vielleicht nur noch Handelswaren des Lifestyle-Geschäfts? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.04.2006ZDF
    Mit Prof. Dr. Arnulf Baring (Politikwissenschaftler und Publizist) und Jens Bisky (Feuilletonredakteur "Süddeutsche Zeitung")
  • Folge 28
    Fußball-Fieber in Deutschland: Eine Nation steht Kopf, die Industrie vereinbart Arbeitspausen für die Fans des runden Leders, Termine werden verlegt. Die Fußball-Weltmeisterschaft steht vor der Tür, und rechtzeitig vor dem ersten Anstoß in München widmet sich am Sonntag, 28. Mai 2006, 0:20 Uhr, im ZDF „Das Philosophische Quartett“ der schönsten Nebensache der Welt. Über diese diskutieren die Gastgeber Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit dem Philosophen und kritischen Sportwissenschaftler Gunter Gebauer und dem sportbegeisterten Schriftsteller Wolf Wondratschek. Fußball als Daseinsform ist der Ausgangspunkt der eloquenten Überlegungen im „Philosophischen Quartett“.
    Die Fußball-Kultur ist inzwischen eine Angelegenheit, die zu ernst ist, um nur als Spiel gelten zu können. Vom Fußball erwartet man Belebung am Arbeitsmarkt, wirtschaftlichen Aufschwung, Aufhellung der allgemeinen Stimmung, Sinngebung des Lebens. Das alles erinnert an das Ende des Römischen Reiches, als das Volk mit „Brot und Spielen“ bei Laune gehalten werden musste. Ist die Fußball-Begeisterung ein Symptom der Dekadenz? Geht die Fähigkeit, zwischen dem Wichtigen und Unwichtigen zu unterscheiden, allmählich verloren? Worin besteht der Reiz des Fußballs? Der Fußball hat sich als fester Bestandteil unserer Alltagskultur etabliert.
    Die kurzfristige Absage von André Hellers WM- Eröffnungsgala in Berlin durch die FIFA lässt jedoch Zweifel aufkommen: In welchem Verhältnis stehen Fußball und die Schönen Künste? Sind sie trotz aller Faszination vieler namhafter Geistesgrößen etwa doch zwei sehr verschiedene Welten, die nicht zueinander finden? Der Fußball bietet für viele Wünsche eine große Projektionsfläche: Eine Gemeinschaft von elf Männern oder Frauen kämpft geschlossen für ein Ziel. Diese Solidarität einer Mannschaft und das Einstehen füreinander fasziniert viele, da ihr Alltag von sich auflösenden sozialen Bindungen und Einzelkämpferdasein geprägt ist.
    Die Geschmeidigkeit, mit der sich die durchtrainierten Athleten bewegen, konfrontiert Büromenschen, die ihren Alltag zwischen PC und der heimischen Couch verbringen, mit einem Ideal, dem sie nacheifern können. In einer immer komplexeren Welt, von deren Globalisierungs- und Innovationsprozessen sich viele überfordert fühlen, ist der Fußball eine Institution, die Vertrauen erweckt: Die Regeln des Spiels sind klar, einleuchtend und seit Jahrzehnten in ihren wesentlichen Prinzipien gültig. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.05.2006ZDF
    Mit Prof. Dr. Gunter Gebauer (Sportwissenschaftler) und Wolf Wondratschek (Schriftsteller)
  • Folge 29
    Die Diskussion reißt nicht ab: immer deutlicher wird, wie unsere Bildungsinstitutionen versagen. Ob im Elternhaus oder im Kindergarten, in Schule, Lehre oder Hochschule – die Kinder, die Jugendlichen und auch die Studierenden suchen nach Orientierung und finden sie nicht. Kein Wunder, die ideologisch bestimmten Debatten in der Kultusministerkonferenz, die Verlautbarungen der zuständigen Gewerkschaften oder die Sonntagsreden der Bildungspolitiker in Bundestag und Länderparlamenten gehen über die dramatische Wirklichkeit hinweg. Was läuft falsch? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.09.2006ZDF
    Mit Reinhard Kahl (Journalist) und Michael Klett (Verleger)
  • Folge 30
    Über das Drama der Bevölkerungsexplosion und das damit zusammenhängende „Weltproblem Radikalismus“ diskutiert das „Philosophische Quartett“ im ZDF am Sonntag, 29. Oktober 2006, 23:45 Uhr. Warum die steigende Geburtenrate in benachteiligten Weltregionen als eine grundlegende Konfliktlinie aktueller politischer Radikalismen zu bewerten ist und wie eine Politik auszusehen hat, die sich nicht an den Symptomen abarbeitet – darüber sprechen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit ihren Gästen, dem Bremer Soziologen und Gewaltforscher Gunnar Heinsohn und dem Publizisten und Schriftsteller Roger Willemsen.
    Seit der Publikation von Samuel Huntingtons umstrittener Epochendiagnose vom „Kampf der Kulturen“ ist das Denken der Soziologen von der Annahme beherrscht, mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums entstehe eine neue Konfliktlandschaft, die nicht länger mehr durch den Ost-West-Gegensatz, sondern von kulturellen und religiösen Gegensätzen bestimmt wird. Als Gegner des Westens werden asiatische Staaten ausgemacht, das Großreich China zumal, und die islamisch geprägte Welt. Geht es aber in Wahrheit nicht um eine ganz andere Konfliktlinie, die im gegenwärtigen Lärm der politischen Debatten weniger beachtet wird? Eine Konfliktlinie, die zeigt, dass die intensivsten Auseinandersetzungen unserer Zeit wohl doch nicht nur ideengeschichtliche, kulturelle oder religiöse Ursachen haben? Diese Reibungsgrenze, so Sloterdijk, verläuft an demographisch heißen und kühlen Zonen des Planeten: das Drama der Bevölkerungsentwicklung.
    Sie wird, so stellt der Soziologe Gunnar Heinsohn fest, konkret unter anderem am Schicksal der ungezählten Millionen junger Männer in den benachteiligten Ländern und Völkern der asiatisch- afrikanischen Dritten Welt, den, wie er sagt „überflüssigen Söhnen“.
    Es staut sich ein Frustrations- und Resignationspotential, das nach Entladung drängt. Aus dieser Diagnose ergeben sich sowohl politisch- strategische wie ethische Konsequenzen für eine Definition der westlichen Position auch im Hinblick auf heikle Diskurse mit den anderen großen Religionen. Zivilisationsarbeit in den demographisch unruhigen Zonen, die Absenkung der Geburtenrate zur demographischen Temperaturregelung scheinen vordringliche Aufgaben zu werden, so Sloterdijk und Safranski. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.10.2006ZDF
    Mit Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn (Soziologe und Gewaltforscher) und Dr. Roger Willemsen (Autor)
  • Folge 31
    Mit den Gästen: Prof. Egon Bahr (Publizist und Ost-Politiker) und Prof. Dr. Boris Groys (Kunstwissenschaftler und Philosoph) (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2006ZDF
    Mit Prof. Egon Bahr (Publizist und Ost-Politiker) und Prof. Dr. Boris Groys (Kunstwissenschaftler und Philosoph)

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