Bilderbuch Deutschland Folge 415: Elsass – Die südliche Weinstraße
Folge 415
Elsass – Die südliche Weinstraße
Folge 415
Der südliche Teil der elsässischen Weinstraße führt durch eine reizvolle Landschaft mit romantischen Weindörfern und mittelalterlichen Städtchen. Bis hoch zu den Vogesenwäldern ziehen sich die Rebberge. Seit den Römern prägt der Weinbau diese Gegend, die weltweit berühmt ist für ihre Weine. Millionen von Urlaubern, Wanderern und Freizeitsportlern kommen jedes Jahr hierher, denn das südliche Elsass bietet neben dem Weinland nicht nur die Mittelgebirgslandschaft der Vogesen mit herrlichen Wäldern und Wiesen. Dem Besucher begegnen auf Schritt und Tritt Historie und Histörchen. So wird im Ecomusée, dem größten Freilichtmuseum Frankreichs, ein gerade vergangenes Stück Elsass vor dem Vergessen bewahrt. Mehr als 70 vom Abriss bedrohte Gehöfte wurden wieder aufgebaut, Handwerker arbeiten wie zu Urgroßvaters Zeiten und es wird Landwirtschaft getrieben wie vor einem halben Jahrhundert. Im Ecomusée hat Francis Dopf den Umgang mit Pferd und Pflug gelernt und seine Liebe zu den schweren Vierbeinern zum Beruf gemacht. Dopf pflügt auch in den Reben des Weinguts Dirler-Cadé. Vor acht Jahren wurden 17 Hektar Rebland, darunter beste Grand Cru Lagen, auf biodynamischen Anbau umgestellt. Die Winzer sind überzeugt, Wein beginnt im Weinberg und nur im völligen Einklang mit der Natur lässt sich ein Optimum an Geschmack erreichen. Hoch zu Ross sind die Patrouillen der Brigade Verte, der Umweltpolizei, in den Weinbergen und den Wäldern der Vogesen unterwegs. Der Schutz der Natur gilt im Elsass viel – und besonders stolz ist man darauf, dass sich die Population des Weißstorches wieder erholt hat. Der Wappenvogel des Elsass war Anfang der 70er Jahre fast ausgestorben. Doch dank der Organisation APRECIAL und ihren vielen Helfern sind die Störche wieder nahezu überall im Elsass anzutreffen. Unermüdlich ist der Leiter von
APRECIAL, Gérard Wey, unterwegs, um Nistplätze auszuspähen oder für den Schutz von Meister Adebar zu werben. So dürfen im Storchenpark von Soultz Kindergartenkinder miterleben, wie der Storchennachwuchs beringt wird. Ein erlebnisreicher und anstrengender Tag für die Kleinen, denn am Morgen haben sie schon im Kindergarten Deutsch gelernt. Die deutsche Sprache hat über Jahrhunderte die Kultur des Elsass geprägt. Doch zwei Weltkriege haben auch hier tiefe Wunden hinterlassen, lange Zeit war es wenig schick, Deutsch zu sprechen. Von den leidvollen Kapiteln der deutsch-französischen Geschichte zeugen die Kreuze der Soldatenfriedhöfe auf den Höhen der Vogesen. Während des Ersten Weltkriegs sind allein 30.000 Soldaten auf dem Schlachtfeld des Vieil Armand, des Hartmannswillerkopf, gefallen. Nicht selten kämpften Mitglieder einer Familie auf beiden Seiten. Ein Symbol des Wandels: Heute pflegen Soldaten der deutsch-französischen Brigade die Gedenkstätte. Erhalten hat sich der historische Stadtkern von Colmar – mit seinen Fachwerkidyllen und herausgeputzten Renaissancehäusern einer der schönsten im Elsass. Die ehemalige Reichsstadt lockt Schwärme von Touristen, die sich von Türmchen, Giebeln, Galerien und dem Skulpturenschmuck der Häuser verzaubern lassen. Unter den zahlreichen Museen der Stadt beherbergt das Musée d’Unterlinden einige wertvolle Kunstschätze des Elsass. Weltberühmt: der Isenheimer Altar von Mathias Grünewald, eines der bedeutendsten Werke der abendländischen Kunstgeschichte. Zum Ende der filmischen Reise durch das südliche Elsass besucht „Bilderbuch“ noch eine der ältesten Weinbruderschaften Frankreichs. Die Confrérie Saint-Etienne residiert im Schloss von Kintzheim. Berühmt ist ihre Weinsammlung, in der über 70.000 Flaschen lagern. Heute werden mehr als 160 Millionen Flaschen Weißwein jährlich im Elsass produziert. (Text: ARD)