Alle Vögel sind schon da? Das alte Volkslied stimmt schon lange nicht mehr. Tatsächlich sind in den letzten Jahrzehnten die Bestände der meisten heimischen Singvögel so kontinuierlich wie besorgniserregend geschrumpft. Einst weitverbreitete Vögel wie den Kiebitz oder die Lerche haben die meisten Kinder noch nie gesehen. Der Artenschwund beunruhigt schon lange nicht mehr nur die Ornithologen – auch zahllose Vogelliebhaber stellen fest, dass sie meist nur noch die allgegenwärtigen Spatzen, Amseln und Meisen beobachten können. Eine der wichtigsten Ursachen für das Verschwinden der Vögel ist der Futtermangel. Denn die industrielle Landwirtschaft verbannt seit einigen Jahrzehnten mit Pestiziden immer radikaler jedes Unkraut und jeden Käfer aus den Monokulturen. Und in vielen Privatgärten wird viel mehr Wert auf Ordnung und Sauberkeit als auf den Vogelschutz gelegt. Zudem
verschwindet der Lebensraum der Vögel: Jeden einzelnen Tag wird in Deutschland offener Boden in der Größenordnung von mehr als 110 Fußballfeldern zubetoniert. Sehen wir einer Zukunft entgegen, in der wir im Frühling ohne das Zwitschern der Vögel aufwachen werden? Die Autorin Friederike Lorenz forscht auf dem Acker und in den Städten nach den Gründen des Artenschwundes. Sie begleitet Landwirte beim Spritzen auf dem Feld, begegnet Eigenheimbesitzern, die keine Vogelnester am Haus haben wollen, und geht mit Tierschutzaktivisten in den italienischen Alpen auf die Suche nach Vogelfallen. Am Bodensee trifft sie den Ornithologen Peter Berthold und erfährt mehr über dessen Visionen für die Zukunft. Immer mit im Gepäck sind zwei Fragen: Warum verschwinden unsere Singvögel? Und was können wir tun, um ihnen wieder einen Platz in unserer modernen Welt zu schaffen? (Text: SWR)