8 Folgen, Folge 1–8

  • Folge 1
    Ein Mensch wird brutal ermordet. Trotz vieler Hinweise ermittelt die Polizei erfolglos nach dem Täter, oft jahrelang. Jetzt kann nur noch ein Profiler helfen. Christoph Bauer geht dieser Meisterklasse der Forensik auf die Spur. In Deutschland trägt die Spezialeinheit den Namen „Operative Fallanalyse“ (OFA). Die erste Überraschung: Profiler erstellen keine psychologischen Täterprofile, wie uns amerikanische Thriller Glauben schenken, sondern sie analysieren Tatorte. Es geht um minutiöse Faktenauswertung, ein Geduldsspiel.
    Wir schauen Deutschlands bekanntestem Profiler, Axel Petermann, bei der Arbeit über die Schulter. Es ist einer seiner ganz seltenen Fernsehauftritte. An die 100 Spezialermittler gibt es beim Bundeskriminalamt. Petermann ist schon 40 Jahre dabei, über 1000 Verbrecher hat er gejagt; und doch ist kein Fall wie der andere. Profiler sind oft gefragt, wenn es darum geht, Serientätern das Handwerk zu legen. Denn von den Indizien lässt sich auf das zukünftige Verhalten des Täters schließen. Was Petermann im ungelösten Fall einer ermordeten Frau vorführt.
    Warum musste die Prostituierte sterben? Der Tatortanalytiker zieht seinen Kollegen Prof. Klaus Püschel zu Rate. Der Rechtsmediziner von der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf bekommt die Fotos von der Leiche am Tatort noch einmal vorgelegt. Er interpretiert Anordnung, Anzahl und Zeitpunkt der Verletzungen. Ziel ist es, die Fotos mit denen einer anderen Leiche zu vergleichen, um herauszufinden, ob die Einstiche von demselben Mörder stammen könnten. Erste Hinweise finden sich.
    Wie lassen sich aber die verschiedenen Ergebnisse der Spurensicherung, oft verstreut über eine Stadt oder Region, zu einem Bild zusammenfügen? Hier ist ein weiterer Experte gefragt. Christoph Bauer bekommt von Günter Okon das so genannte Crime Mapping am Computer vorgeführt. Dabei werden Informationen auf digitalen Stadtplänen markiert, wodurch Tathergänge in Ort und Zeit rekonstruierbar werden. So kann der Geo-Profiler Prognosen über Wohnort, Fahrwege und Verhalten des Täters abgeben. Wenn Axel Petermann gar nicht mehr weiter weiß, bleibt nur der „Gang zum Psychologen“.
    Prof. Hans-Ludwig Kröber ist Psychiater an der Berliner Charité. Auf seine Intuition vertrauen Fallanalytiker aus ganz Deutschland. Unser Moderator möchte wissen, wie der Kriminalgutachter weiterhilft: Kröber erstellt ein Verhaltensprofil des Täters allein auf Basis der verfügbaren Unterlagen. Diese Art Ferndiagnosen treffen immer wieder ins Schwarze. So konnte 2009 der Mörder von Michelle in Leipzig gestellt werden. Kröber hatte ihn treffsicher in der Nachbarschaft vermutet.
    Christoph Bauer bilanziert, dass hinter dem Mythos des Profiling ein gelungenes Teamwork für den Ermittlungserfolg verantwortlich ist. Ein historischer Rückblick auf das Thema Profiling rundet den Film ab. Cornelia Musolff ist Kriminalpsychologin in der JVA Uelzen und Herausgeberin des Standardwerks „Täterprofile bei Gewaltverbrechen“. Der Journalist erfährt unter anderem, wie im England des 19. Jh. das erste moderne Täterprofil erstellt wurde – erfolglos: Der berühmt-berüchtigte „Jack the Ripper“ wurde niemals gefunden. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.09.2010ZDFneo
  • Folge 2 (30 Min.)
    Sie arbeiten gewaltlos, hinterlassen selten Spuren und führen die Polizei immer wieder an der Nase herum: Fassadenkletterer gelten als die kriminellen Superhelden. Durch seine Recherchen gerät Christoph Bauer in eine abenteuerliche Geschichte. Der Höhepunkt: in London trifft unser Moderator den weltberühmten „Gentleman-Dieb“ Peter Scott. Einstieg ins Thema bildet der spektakuläre Einbruch in das Berliner Edel-Kaufhaus KDW im Januar 2009. Zwei Kletterer erbeuten Schmuck im Wert von über einer Million Euro. Aufgrund von DNA-Spuren konnte die Polizei zwar schnell zwei Verdächtige verhaften.
    Da es sich um eineiige Zwillingsbrüder handelte, waren die mutmaßlichen Täter aber schnell wieder auf freiem Fuß. Wie haben die KDW-Diebe ihren artistischen Raub nur angestellt? Christoph Bauer nimmt einen Fassadenklettererkurs bei Martin und Tim. Die beiden „Builderer“ führen vor, wie man Gebäude auch ohne Seil erklettern kann. Nun ist Bauer an der Reihe, die Fassade eine Berliner Villa – allerdings mit Absicherung – zu erklimmen. In Clärchens Ballhaus ist er mit der Berliner Kriminalhistorikerin Dr. Regina Stürickow verabredet. Die moderne Geschichte der Meisterdiebe beginnt im Berlin der 20er Jahre.
    Berühmt und beliebt: die Brüder Franz und Erich Sass. Sie benutzten als erste Schneidbrenner, um Tresore zu öffnen, gaben öffentliche Pressekonferenzen und steckten Geldscheine in die Briefkästen bedürftiger Moabiter Familien. Fassadenkletterer und Meisterdiebe sind faszinierende Helden der Popkultur, mal mehr, mal weniger fiktiv. Künstler und Kreative spinnen den Mythos immer weiter. In Computerspielen wie Saboteur, das in den 30er Jahren verortet ist, kann man selbst in die Rolle eines Fassadenkletterers schlüpfen.
    Im Bann des Spiels klettert es sich mühelos, wie Christoph Bauer erfährt. Ist es überhaupt noch möglich, einen Meisterdieb persönlich kennen zu lernen? Oder ist das Fassadenklettern nicht längst Geschichte? Peter Scott, genannt „The Human Fly“, ist einer der letzten Dinosaurier seiner Zunft. Ihn aufzuspüren, gelingt dem Journalisten in London. Der Treffpunkt ist ungewöhnlich: ein Imbiss. Denn von den erbeuteten Millionen ist Scott nichts geblieben. Der 82-Jährige lebt heute ein sehr bescheidenes Leben. Nichtsdestotrotz hat Bauer ein standesgemäßes Fahrzeug angemietet, einen alten Jaguar Mark II.
    Davon hatte der englische Cat Burglar früher mehrere. Mit der Limousine fahren sie seine Tatorte in der Stadt an. Peter Scott war ein leidenschaftlicher Spieler, liebte schnelles Geld und schöne Frauen. Im Laufe seiner mehr als 30-jährigen Karriere erbeutete er über 40 Millionen. Sophia Loren war nur eines seiner vielen berühmten Opfer. Das „Werk“ des Fassadenkletterers wird ergänzend von dem Soziologen und Kriminalhistoriker Prof. Dick Hobbs eingeordnet. Peter Scott ist das beste Beispiel für die alte Binsenweisheit: „Verbrechen lohnt sich nicht“ – aber er erzählt spannende Geschichten. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.09.2010ZDFneo
  • Folge 3
    Das Schlimmste ist die Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit, sagt Dr. Martin Sack. Er ist Psychotraumatologe. Wolfgang Sielaff, früher Vizepräsident der Hamburger Polizei und heute im Vorstand des „Weissen Ring“, ergänzt diese Worte um die Feststellung: Ein Entführer bekommt maximal 15 Jahre, das Opfer immer lebenslänglich und lebenslänglich bedeutet hier wirklich ein ganzes Leben lang. Dr. August Oetker Nahrungsmittel, Bielefeld, wenige Meter vor dem Haupttor: Christoph Bauer trifft sich mit dem Urenkel des Gründers des Lebensmittel-Imperiums.
    Richard Oetker ist Deutschlands bekanntestes Entführungsopfer, und er ist bereit, sein langes Schweigen zu brechen. 1976 wurde er auf dem Parkplatz seiner Universität in Weihenstephan entführt und kam nach zwei Tagen Qual in einer winzigen Holzkiste gegen die Zahlung von 21 Millionen D-Mark Lösegeld wieder frei. Doch der 25 Jahre alte Student schwebte in Lebensgefahr. Brustwirbel und Hüften waren gebrochen, die Lunge gequetscht. Er überlebte, nach zahlreichen Operationen, die Schmerzen dauern noch heute an.
    Zusammen mit Richard Oetker rollt Christoph Bauer den skrupellos geplanten Menschenraub noch einmal auf. Er verabredet sich mit Josef Geißdörfer am Tatort in Weihenstephan. Geißdörfer ermittelte damals im Fall Oetker für das bayerische LKA und berichtet Bauer von einer beispiellosen Fahndung, einem menschenverachtenden Entführer namens Dieter Zlof und einer jahrzehntelangen Ermittlung nach dem Lösegeld. Was ist eine Entführung? Diese Ausgangsfrage zieht den Journalisten in einen tiefen Abgrund aus Leid, Todesängsten und ungezügelter Gier nach schnellem Geld.
    Bauer vertieft seine Recherchen. Dr. Martin Sack erklärt, was unter einem Entführungstrauma psychologisch genau zu verstehen ist. Welche seelischen Narben sind damit verbunden? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Und wie steht es um eine juristische Definition? Christoph Bauer fährt nach Bayreuth, wo der Rechtsprofessor Christian Jäger Licht in den Paragraphendschungel bringt und eine Abgrenzung gegenüber Geiselnahme oder Menschenraub vornimmt.
    Bauer zieht immer neue Fälle hinzu. Erinnern Sie sich noch an das grausamen Schicksale der zehnjährigen Schülerin Ursula Herrmann und von Jakob von Metzler? Und darf die Polizei zur Rettung eines Opfers foltern? Bei all seinen Nachforschungen wird Christoph Bauer eines schnell klar. Sobald man den Täter gefasst hat, verschwindet das Opfer aus dem Rampenlicht. Die Sensation ist immer der Entführer, das Monster. Bauer reist an die Elbe und fragt beim Hamburger Polizeipräsidenten Werner Jantosch nach.
    Werner Jantosch war 1996 Pressesprecher und ist mit dem spektakulären Entführungsfall Reemtsma vertraut. Niedergeschlagen vor der eigenen Wohnung wurde der Multimillionär Jan Philipp Reemtsma – angekettet – 33 Tage lang in einem Kellerloch festgehalten. Erstaunlich: die internationale Presse hält sich erstmals an ein einmonatiges Stillschweigeabkommen. Doch es gibt nicht nur das Entführungsopfer, sondern auch seine Angehörigen und Freunde. Auch sie durchleiden eine Entführung. Wolfgang Sielaff nennt diese Opfer „mittelbare Opfer“ und berichtet von seiner couragierten Arbeit im „Weissen Ring“ – Deutschlands größter Opferschutzeinrichtung.
    Auch Richard Oetker unterstützt heute die Arbeit des „Weissen Rings“, weiß er doch aus eigener Erfahrung, wie schwer die ersten Schritte zurück ins Leben sind: „Wenn man mir das vorher gesagt hätte, was ich da alles durchmachen muss. Ich hätte gesagt, das schaffe ich nicht. Doch wenn man überlebt, stellt man fest, dass wir Menschen viel mehr erleiden können, als wir uns jemals für vorstellbar gehalten hätten.“ (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.09.2010ZDFneo
  • Folge 4
    Die Bilder sind kaum zu ertragen – Menschen im Todeskampf, Folter und grauenhafte Qualen, festgehalten mit einer Kamera. Snuff-Videos werden solche Filme genannt. Es sind Aufnahmen aus Kriegen, aus Gefängnissen, von Gewaltexzessen auf der Straße. Sogar brutale Vergewaltigungen sind darunter. Dokumentierte Hinrichtungen sind unerträglich. Wurde ein Mord aber schon einmal für die Kamera inszeniert, um ihn kommerziell auszubeuten? Christoph Bauer macht diese Frage zum Ausgang seiner Recherchen über den Snuff-Mythos. Die Geschichte beginnt mit dem ersten großen Snuff-Film von 1976 „The Great Snuff“.
    Christoph Bauer trifft einen Kenner der Szene, den Splatter- und Horrorfilmer Jörg Buttgereit. Die beiden begegnen sich in einer verlassenen Lungenheilstätte bei Oranienburg. Sind die Vergewaltigung und der Mord, die im Film gezeigt werden, tatsächlich passiert? Was früher als extrem galt, ist bereits visueller Alltag geworden. So rücken immer brutaler werdende Pornofilme eine ganze Branche in den Kontext von Snuff-Filmen. Unser Moderator besucht die „Venus“, die weltweit größte Erotikmesse.
    Brauchen wir immer wieder den neuen Kick? Werden Pornos wirklich immer härter? Pornodarsteller Boris gehört zu den alten Hasen des Gewerbes. Der neueste Trend, den er bewirbt, sind Inquisitionsspiele. Allerdings geht es dabei wohl weniger um echte Gewalt, als eher um eine humoristische Note des Treibens in mittelalterlichen Gewändern. Pornoproduzent Nils Molitor kann den Trend „schneller, härter“ vollauf bestätigen. Snuff-Filme gehören für ihn allerdings in die Phantasiewelt. Dr. Andreas Hill vom Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie in Hamburg beschreibt die Usergewohnheiten in einer übergreifenden Studie: „Pornografie und sexuelle Gewalt im Internet“.
    Sein erschreckendes Fazit: Der permanente Konsum von Pornos erhöht die Aggressivität, vor allem bei vorbelasteten Charakteren. Menschen steigern sich in ihre Phantasien hinein, bis sie zur grausamen Wirklichkeit werden. So können Internetbekanntschaften sogar in Mordszenarien enden, wie im Fall des „Kannibalen von Rothenburg“. Wie konnte es überhaupt zur Omnipräsenz der Pornobilder kommen? Christoph Bauer trifft den Sexualwissenschaftler Dr. Jacob Pastötter in der Münchner Glypothek, wo antike Skulpturen vom Umgang der Griechen und Römer mit Sex und Erotik zeugen.
    Antike versus Internetzeitalter – ein spannender Vergleich. Und was denken die „Jungen Wilden“ unter den Feministinnen über Sex und Gewalt in der Pornografie? Svenja Flaßpöhler hat ihre Doktorarbeit über den „Willen zur Lust“ geschrieben und diskutiert mit Christoph Bauer ihre verblüffenden Ergebnisse. Neben dem Internet wird das Handy immer mehr zum Umschlagplatz von Gewalt und Sex.
    Ein beliebtes Hobby ist es, selbst Gewaltszenen mit dem Handy zu filmen. Ein paar Halbstarke bekennen sich als Täter. Wie kommen die Jugendlichen mit dem Bildersturm überhaupt zurecht? Die Medienwissenschaftlerin Prof. Petra Grimm hat die ersten Studien über das Konsumverhalten der Jugendlichen in Deutschland erstellt. Für uns beleuchtet sie das Phänomen Snuff-Video auf Handys. Thomas Middendorf von der Kriminalprävention des LKA in Stuttgart zeigt auf, wie gewalttätig die Handy-Videos bereits geworden sind und was man dagegen tun kann. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.09.2010ZDFneo
  • Folge 5
    mmer wieder schockieren uns Meldungen über die Eskalation jugendlicher Gewalt: Messerstechereien auf offener Straße, S-Bahn-Schläger, Prügeleien auf dem Schulhof. Glaubt man der Statistik, so ist die Zahl der Gewalttaten rückläufig, doch die „Qualität“ der Gewalt verändert sich hin zu immer mehr Brutalität. Wo rührt die Jugendgewalt her und wie kann man Ihr sinnvoll entgegen wirken? Das sind die Fragen, die Reporter Christoph Bauer in dieser Folge der ZDFneo-Reihe „Bauer ermittelt …“ beschäftigen. Seine Recherchen beginnen im berüchtigten Berliner Problemkiez Neukölln.
    In der Studiobühne des „Freihafen Neukölln“ inszeniert die Regisseurin Nicole Oder die Theaterübersetzung von Güner Balics Roman „Arrabboy“. Erzählt wird die Geschichte des Jungen Rashid, ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund, der schon als Kind die Gesetzte der Straße kennen lernt. Vom Mitläufer wird er zum Mittäter, mit brutaler Gewalt erkämpft er sich seinen Platz als Kiezgröße und wird zu dem, was die Polizeistatistik einen „Intensivtäter“ nennt. In einer Spirale aus Drogen, sexuellen Übergriffen und Gewalt schein Rashids Untergang unausweichlich.
    Dass die Realität dieser Fiktion in nichts nachsteht, bestätig auch die Gewaltkarriere des türkischstämmigen Challa B., den Christoph Bauer in einem Kreuzberger Jugendtreff kennen lernt. Bereits mit zehn Jahren beginnt er mit Drogen zu dealen und was er sich an jugendlichen Statussymbolen nicht leisten kann, das holt er sich mit Gewalt. „Abziehen“, das war seine Hauptbeschäftigung. Der „größte Gangsta“ Kreuzbergs zu werden, sein erklärtes Lebensziel.
    Erst nach fast drei Jahren Gefängnis und nachdem ihm ein Drogendealer mit einem Hammer den Schädel eingeschlagen hatte, kam Challa zur Besinnung. Heute arbeitet er als Honorarkraft in einer Jugendeinrichtung und versucht den Kids zu zeigen, dass sein Weg von damals der falsche war. 1996 gründete Professor Wilhelm Heitmeyer das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Im Gespräch mit Christoph Bauer erklärt er, welche Mitverantwortung unsere Gesellschaft am Schicksal junger Gewalttäter hat.
    Er fordert eine Kultur der Anerkennung und neue Integrationsstrategien, die jungen Menschen wie Challa eine Teilhabe am sozialen und wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes ermöglichen. Welche Folgen ein Ausschluss aus der Gesellschaft haben kann, zeigen die Gewalteskalationen in den Französischen Banlieues. Christoph Bauer reist nach Clichy-sous-Bois, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Er rekonstruiert zusammen mit einigen jungen Männern aus diesem Pariser Vorort, wie es 2005 zu den dramatischen Ausschreitungen kommen konnte.
    Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, jugendliche „Problemfälle“ zurück in die Mitte der Gesellschaft zu holen, beweist das Wuppertaler Projekt „Rückenwind“. Christoph Bauer trifft den Sportpädagogen Ismail Ibrahim, dem es mit seinem Konzept aus sportlicher Disziplinierung und praktischen Bildungsmaßnahmen gelingt, aus harten Ghettoboys und -Girls verantwortungsbewusste Mitmenschen zu machen. So lernt Christoph Bauer auch Eugen kennen. Früher dealte er und prügelte sich durch sein Leben. Dank „Rückenwind“ machte er sein Abitur nach und bereitet sich nun auf sein Studium der Rechtswissenschaften vor. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.09.2010ZDFneo
  • Folge 6
    Die WM in Südafrika hat es wieder gezeigt: Fußball ist das Spiel der großen Emotionen. Auf dem Platz, und besonders auf den Zuschauerrängen. Was geschieht aber, wenn die Stimmung bei den Fans eskaliert? Dann wird aus Freude oft Trauer und Wut und kann schnell in Gewalt umschlagen. Es ist der letzte Spieltag der Bundesligasaison 2009/​10. Der Tag der Entscheidungsspiele, über Sieg und Niederlage, Klassenerhalt oder Abstieg. Die Nerven der Fans sind zum Zerreißen angespannt. Eine dramatische Situation, in der die Gewalt im Stadion leicht entflammbar ist – Christoph Bauer ermittelt.
    Unser Moderator begleitet ein Einsatzkommando beim Spiel Werder Bremen gegen den HSV. Gelingt es der Polizei, Gewaltausschreitungen zu verhindern? Spätestens seit dem Platzsturm radikaler Herta-Anhänger im Berliner Olympiastadion sind die Fans wieder unter Beschuss. Wo liegen die Ursachen für die Gewaltspirale? Und wie kann die Entwicklung gestoppt werden? Auf einem verlassenen Bahngleis in Witten kommt es zu einem konspirativen Treffen zwischen Bauer und Kevin H. Der „Ultra“ hat das Ziel, seine Mannschaft immer und überall zu unterstützen.
    Die Schuld für seine zwei Jahre Stadionverbot gibt der fanatische Fan allein der Polizei, weil sie immer restriktiver mit den Fans umgehe. Was ist dran an dem Vorwurf? Christoph Bauer schlüpft in die Rolle eines Randale-Fans und spürt am eigenen Leib, wie es ist verhaftet zu werden. Ein Polizist einer Hundertschaft in Cottbus legt ihm Handfesseln an und steckt ihn in die Gummizelle, wo Kontaktverbot herrscht. Bauer wechselt die Seiten und bekommt die Polizeimontur angelegt, 20 Kilogramm schwer, mit Schild und Knüppel. Die Gewalt in Uniform wird vorstellbar.
    Dabei tut der Zweitligist FC Energie Cottbus so einiges, um seine Ultras in Schach zu halten: Direkte Ansprache, Überwachungsmonitore, Bombensuchtrupps – all das bekommt der Journalist im Spiel gegen den FC Aalen live mit. Dass Gewaltbereitschaft auch auf Seiten der Polizei nicht auszuschließen ist, lässt die packende Geschichte von Stefan Schubert erahnen. Christoph Bauer trifft den Mann, der acht Jahre lang ein Doppelleben führte, unter der Woche als Polizeiobermeister und am Wochenende als prügelnder Hooligan. Pikantes Detail seiner Biografie „Gewalt ist eine Lösung“: Polizeiintern waren seine Schlägereien lange bekannt, er wurde gedeckt.
    Schubert vermisst eine ernsthafte Deeskalationsstrategie bei Fußballspielen. Sind die Fans ohne richtige Lobby? Die Ultras stehen im Zentrum der Arbeit von Peter Schüngel. Der Psychologe vom Institut für Fußball und Gesellschaft plädiert für den „mündigen Fan“ und beklagt die fehlende Kommunikation zwischen Ordnungskräften, Vereinen und Ultras. Diese würden von den Medien oft ungerechtfertigt in die Ecke gedrängt. Für Bauer überraschend: Im Gegensatz zu den Hooligans seien die Ultras nicht auf Gewalt aus.
    Die Fans kämpften für ein aktives Vereinsleben und gegen die Kommerzialisierung des Fußballs. Fußballfans, die sich zum Prügeln bekennen, sind heute kaum mehr zu finden. Vor allem nicht auf Bundesligaebene. In den 70ern war das noch anders. Ex-Hooligan Hübi erinnert sich: unterwegs mit Herta BSC quer durch die Bundesrepublik, schwankte sein Leben zwischen Fußball, Knast und Alkohol. Er kann verstehen, wenn die Polizei gegen gewalttätige Fans aktiv wird. Bleibt die Frage, ob sich Fans gegen die Schikanen von Polizeibeamten genauso wehren können. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.09.2010ZDFneo
  • Folge 7
    Das Überwachen von Personen, im Fachjargon „Observation“ genannt, ist mittlerweile jedermann möglich. Statt des befürchteten Großen Bruders gibt es heute viele kleine. Christoph Bauer konzentriert sich deshalb auf die Frage, was Überwachung für den Observierten bedeutet. Eine erste Antwort gibt der Rechtspsychologe und Therapeut Dr. Steffen Dauer. Der Hallenser arbeitet seit Jahren mit Opfern von Verbrechen. Er bestätigt: Observation verändert das Leben tief greifend, indem sie Ängste, Misstrauen und Entfremdung schafft. Nie wurde dies wohl so systematisch betrieben wie zu Zeiten der DDR.
    Am Beispiel der Stasi versucht Christoph Bauer herauszufinden, wie es ist, wenn Überwachung zum Alltag wird. Im Stasi-Museum in der Berliner Normannenstraße trifft er Michael Brandler. Er wurde 1982 als Landesverräter angeklagt, eingesperrt und schließlich von der Bundesrepublik freigekauft. Der Referent liefert schockierende Zahlen: von 1950 bis 1989 gab es 280 000 Verhaftungen und 220 000 Verurteilungen. Der Moderator schaut sich im ehemaligen Büro des Stasi-Chefs Erich Mielke um. Die von ihm angeordneten Überwachungs-Operationen grenzten an Absurdität: so wurde der harmlose Spaziergang einer West-Touristin von einem männlichen Stasimitarbeiter im entsprechenden Kostüm nachgestellt.
    Einen Einblick in die Überwachungstrickkiste der Stasi gibt der Braunschweiger Dipl.Ing. Heinrich Peyers. Er war jahrelang Handlungsreisender in der DDR und wurde auf Schritt und Tritt überwacht. Nach dem Fall der Mauer wurde er zu einem kenntnisreichen Sammler der Observations- und Spionagetechnik. Christoph Bauer amüsiert sich unter anderem über eine in einem Büstenhalter versteckte Mini-Kamera. So skurril die Technik war, so brutal waren Gefängnishaft und Folter.
    Erste Station nach der Verhaftung war oft das Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, wo auch Vera Lengsfeld nach ihrer Verhaftung 1988 eingesperrt wurde. Die ehemalige Dissidentin erzählt Bauer auf bewegende Weise ihre persönliche Geschichte. Heute selbstverständlich: das Grundgesetz verspricht dem Bürger den Schutz seiner Privatsphäre. Doch kann der Staat sie ihm auch tatsächlich gewähren? Stichwort Datenschutz: Markus Beckedahl beschäftigt sich in seinem Blog Netopolitik.org schon lange mit dem Thema.
    Der Bürgerrechtler pocht auf das Recht auf digitale Selbstbestimmung. Das Observationsmonopol des Staates gibt er angesichts eines weltumspannenden Netzes allerdings verloren. So bleibt nur, seine eigene Datenspur zu minimieren. Welche Mittel bietet das Gesetz gegen Überwachung überhaupt? Jurist Hasso Suliak arbeitet als Strafrechtler in Berlin. Der Experte für Bürgerrechtsfragen bestätigt, wie schwierig eine konkrete Klage gegen digitale Bespitzelung ist. Christoph Bauer bleibt ernüchtert zurück und zieht ein fatalistisches Fazit, nachdem all die Überwacher doch am Informationsmüll ersticken mögen. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.10.2010ZDFneo
  • Folge 8
    März 2010. Im größten Terrorprozess seit deb Verfahren gegen die RAF werden die so genannten Sauerland-Terroristen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Konnte ihr Anschlag in Deutschland noch vereitelt werden, so stehen im Nahen Osten vor allem Selbstmordattentate auf der Tagesordnung. Triebfeder scheint da wie dort ein Zerrbild des islamischen Glaubens zu sein. Wie gut kennen wir aber die wahren Beweggründe der Täter? Zeit für Christoph Bauer, genau nachzufragen. Der Moderator und Journalist ermittelt Insiderinformationen von Geheimdienstoffizieren, Anschlagsopfern, es gelingt ihm sogar, sich auf die Seite derer zu begeben, die Attentate verhindern sollen, den Personenschützern.
    Galten die Anschläge früher zumeist hochrangigen Politikern, kann es heute genauso Künstler, Sportler und andere Stars treffen. Der Kulturwissenschaftler Manfred Schneider hat den Einfluss der Medien auf die Attentäter ins Zentrum seiner Arbeit gestellt. Beispiele sind die Fälle von JFK und John Lennon, Berühmtheiten, die der jeweilige Täter nur über die Medien kannte.
    Woraus folgt: Attentäter beseitigen das Bild des Mächtigen, um für eine kurze Zeit dessen Stelle einzunehmen – mit Bildern von ihrer Tat. Traurigstes Beispiel: der Anschlag auf das World Trade Center. In der Ausbildungsakademie für Personenschützer in Leverkusen wird Bauer direkt auf die Matte gelegt. Der Moderator kommt so richtig ins Schwitzen: asiatische Kampfkunst, Schießübungen, Rettungs- und Notfallaktionen. Gecoacht wird er unter anderen von Bernd Pokojewsky, einem ehemaligen SEK-Chefausbilder und -Einsatzleiter.
    Der Polizist erklärt, wie nach den Attentaten auf Schäuble, Lafontaine und die Tennisspielerin Monica Seles der Veranstaltungsschutz zur festen Größe im Bodyguard-Business wurde. Einen tiefen Einblick in die Taktik des Personenschutzes gibt Stefan Bisanz, der eines der wichtigsten deutschen Unternehmen der Branche führt. Was steckt hinter dem Klischee vom schießwütigen Personenschützer? Ein Bodyguard hätte auch ihm nicht geholfen: Michael Esper und seine Familie wurden Opfer des Selbstmordattentats von Djerba 2002. In letzter Sekunde konnte der Unternehmer seinen Sohn aus den Flammen der Synagoge retten.
    Die Hälfte seines Körpers war verbrannt. Seitdem kämpft das Ehepaar Esper im selbst gegründeten „Deutschen Opferschutzbund Djerba“ für Hilfe und Unterstützung. Ein Kampf, der wohl nie zu Ende geht. Werden die 2,3 Millionen Euro, die den deutschen Opfern und Hinterbliebenen gerichtlich versprochen wurden, tatsächlich ausgezahlt? Christoph Bauer ermittelt weiter in Sachen Selbstmordattentat.
    Am Frankfurter Flughafen trifft er den ehemaligen Geheimdienstoffizier Ephraim Lapid, einen der einflussreichsten Experten für israelische Sicherheitspolitik. Lapid koordinierte unter anderem die Vergeltungsmassnahmen für das Olympia-Attentat in München von 1972. Auch wenn er sein ganzes Leben der Terrorabwehr widmete, konnte Lapid nicht verhindern, dass nahe Verwandte von ihm Opfer eines Selbstmördersprengsatzes wurden.
    Bauer bekommt die seltene Gelegenheit, den Journalisten Christoph Reuter am Flughafen Tegel abzufangen. Der erfahrene Islam-Experte kennt Afghanistan und den Irak wie seine Westentasche. Reuters erstaunlichste These: Der Glaube wie auch die paradiesischen Versprechen zielen am eigentlichen Tatmotiv vorbei: der Verwandlung der Ohnmacht in ein Gefühl der Allmacht, das sich kurz vor dem Tod einstellt. Letztlich ein egoistisches Motiv, bar eines konkreten politischen Ziels, was den Tätertourismus im Irak aus aller Herren Länder zu erklären hilft. (Text: zdf_neo)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.10.2010ZDFneo

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