ARTE Reportage Folge 30: Frankreich: Calais, im Herzen der Afghanen / Libanon: Der Krieg ums tägliche Benzin / Griechenland: Die Insel mit nur einem Schüler
Folge 30
Frankreich: Calais, im Herzen der Afghanen / Libanon: Der Krieg ums tägliche Benzin / Griechenland: Die Insel mit nur einem Schüler
Folge 30 (52 Min.)
(1): Frankreich: Calais, im Herzen der Afghanen Abdul floh nach Frankreich, seine Mutter schickte ihn fort, wegen der Taliban, um sein Leben zu retten. Abdul hatte damals vor fünf Jahren schon zwei Brüder verloren, ein weiterer Bruder und eine Schwester waren mit Säure verätzt worden, auf ihn selbst wurde geschossen. Er floh aus Afghanistan, ohne zu wissen, wohin er gehen sollte. Zwei Jahre brauchte er, um ein Dutzend Länder zu durchqueren, allein, ohne Papiere, ohne Unterkunft. Auf dem Weg nach Frankreich begann er zu fotografieren. Heute stellt sich Abdul, der in Frankreich politisches Asyl erhalten hat, in den Dienst der Migranten, die nach Calais kommen. Zum ersten Mal in seinem Leben wird der Ex-Migrant mit seiner Kamera Zeuge des Aufbruchs verzweifelter Flüchtlinge, die sich auf behelfsmäßigen Booten drängen, um den Ärmelkanal zu überqueren. (2): Libanon: Der Krieg ums tägliche Benzin Seit Wochen ist der Libanon wie gelähmt. Es fehlen dort Benzin, Gas und Heizöl, auch für die Stromerzeugung. Joe Daou ist Friseur, aber während der stundenlangen Stromausfälle kann er keine Kunden annehmen: Er hat dann keinen Föhn, kein Wasser, keinen Lockenstab … Und das gilt für alle Wirtschaftszweige: Großhandel, Gesundheitswesen, Handwerker … Das Leben der Libanesen ist geprägt von einem täglichen Wettlauf um Treibstoff, Benzin oder
Gas, schon ab dem Morgengrauen. Vor den Tankstellen des Landes stehen Autos kilometerlang Schlange, schon Stunden, bevor sie öffnen. Das führt zu Unfällen, etwa im Norden des Landes, als der Tank eines Treibstoffschmugglers explodierte, 30 Menschen wurden getötet und 60 verletzt. Der von Korruption zersetzte Staat scheint nicht in der Lage zu sein, das Problem zu lösen. Trotz großer Demonstrationen vor zwei Jahren wurden dort bislang keine Reformen beschlossen. (3): Griechenland: Die Insel mit nur einem Schüler Arki ist eine kleine Insel im Osten Griechenlands, mit nur einer Schule und einem allerletzten Schüler. Christos, 12, das einzige Kind auf der Insel, ist der letzte Schüler der einzigen Grundschule auf der Insel mit kaum 40 Einwohnern. In den letzten vier Jahren war die Schule nur für ihn geöffnet. Er beendet gerade sein fünftes Schuljahr, seine Lehrerin Maria Tsialera stammt von einer Nachbarinsel und kommt jeden Montag mit dem Boot für eine Woche nach Arki. Sie ist fest davon überzeugt, dass Bildung für die Entwicklung von Christos wichtig ist. Christos stammt aus einer Bauernfamilie, er ist der jüngste von fünf Jungen. Nur der älteste Bruder ging über die fünfte Klasse hinaus. Griechenland hat eine Schulpflicht bis zum Alter von 15 Jahren, aber auf Arki gibt es keine Sekundarschule, kein Gymnasium und vor allem kein Geld für Bildung. (Text: arte)