2023, Folge 1191–1208
Charterflug für kranke Kinder
Folge 1191 (30 Min.)Der Transport von schwerkranken Kindern aus Rumänien in die rettende Klinik im Ausland wird weder vom Staat noch von Versicherungen übernommen. Mit großem persönlichen Engagement, finanziert mit Spendengeldern, organisiert die 45-jährige Adelina Toncean OP-Termine, Reiseunterlagen und chartert ganze Urlaubsflieger, die die Kinder ans Ziel bringen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 01.12.2023 arte Das Ende der irischen Fischer
Folge 1192 (32 Min.)3171 km Küste und Gewässer, die zu den fischreichsten in Europa gehören – Irland ist eine Nation von Fischern. Doch der Brexit und die von den Briten geforderten neuen Vereinbarungen über die europäischen Fangquoten bedeuten das Aus für viele irische Fischer. Irlands Quoten wurden um 15% gekürzt, die der Franzosen nur um 9% und die der Spanier um 4%. Irland ist das große Opfer der Brexit-Vereinbarungen. Die irische Regierung hat im letzten Sommer in Absprache mit Brüssel einen Plan im Wert von 80 Millionen Euro verabschiedet, der darauf abzielt, ein Drittel der größten Schiffe der irischen Flotte abzuwracken. Das erschüttert die ganze Fischereibranche in Irland. Die Reportage erzählt die Geschichte der Fischer im Hafen von Castletownbere im äußersten Südwesten Irlands: 16 Boote sollen dort verschrottet werden – eine Tragödie für die Stadt, die seit Generationen vor allem von der Fischerei lebt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 04.12.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 03.12.2023 arte.tv Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 30.10.2023Freiwillige Feuerwehr am Limit
Folge 1193 (29 Min.)Seit seiner Jugend ist Tilo Timplan bei der Freiwilligen Feuerwehr. Immer wieder ist der Stadtwehrleiter von Bernburg im Bereitschaftsdienst, 24 Stunden am Tag. Ein Vollzeitjob und eine Familie mit zwei Kindern kommen hinzu. Auch in Bernburg fehlt es wie in vielen Orten an Freiwilligen. Vor allem tagsüber, wenn alle bei der Arbeit sind, wird das spürbar – und das bei rund 400 Einsätzen im Jahr. Rund eine Million Menschen engagieren sich in Deutschland freiwillig und unbezahlt bei der Feuerwehr. Während das Interesse im Kinder- und Jugendalter groß ist, lässt es im Erwachsenenalter oft nach. Das wird zunehmend zum Problem. In kleineren Orten sind Feuerwachen tagsüber kaum noch besetzt. Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Frankreich ist die Lage ähnlich problematisch.
Hinzu kommt: Immer häufiger müssen die Ehrenamtlichen medizinische Notrufe übernehmen, weil es gerade auf dem Land an Rettungskräften und Arztpraxen fehlt. Eine steigende Zahl an verheerenden Waldbränden vor allem im Süden Frankreichs bringt neue Herausforderungen mit sich. Marine Oliva von der Freiwilligen Feuerwehr in Pignan opfert deshalb sogar ihren Sommerurlaub und schiebt gemeinsam mit ihrem Mann Yvan Bereitschaftsdienst in einer Kaserne. Als Eltern eines 12-jährigen Sohnes ist das nicht immer leicht. Nach einem anstrengenden Sommer mit vielen Einsätzen hoffen die Feuerwehrleute von Pignan mit einem Tag der offenen Tür wieder mehr Freiwillige zu finden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 05.12.2023 arte Nachhaltiger Schmuck: Gold und faire Edelsteine
Folge 1194 (30 Min.)Schmuckschaffende legen zunehmend Wert auf Rohstoffe, die aus Minen mit menschlichen Arbeitsbedingungen und ökologisch unbedenklichen Abbaumethoden stammen – für nachhaltige Schmuckstücke, die den Schätzen aus der Natur einen zusätzlichen Glanz verleihen. Goldschmied Jan Spille ist ein echter Fairtrade-Pionier. Seit 20 Jahren bereits verarbeitet er nur Edelmetalle aus zertifizierten Quellen. Im Einsatz für einen fairen und ökologischen Goldabbau hat der 48-Jährige schon viel erreicht. Doch jetzt geht sein Kampf für nachhaltigen Schmuck in die nächste Runde, denn es gibt weiter dringenden Handlungsbedarf: bei Edelsteinen.
Eine Saphirmine in Sri Lanka soll zum Vorreiterprojekt werden. Dort haben die deutschen Edelstein-Produzenten Leander Schorr und Peter Janowski mit lokalen Partnern im September 2023 eine Öko-Mine eröffnet und die weltweit erste, die umweltfreundlich Saphire produziert sowie auf sichere und gerechte Arbeitsbedingungen achtet. Auch Claudia und Malte Schindler gehören mit ihrem Label „Noën“ zu den Wegbereitern für nachhaltigen und fairen Schmuck.
Seit 2015 hat ihre Manufaktur das Fairtrade-Siegel. Bisher musste sich das Paar ihr Öko-Gold mühsam selbst beschaffen und konnte in ihrer Manufaktur Ringe, Halsketten, Armbänder und Ohrringe nur in überschaubarer Stückzahl anfertigen. Doch ein neuer Geschäftspartner könnte sie aus der Öko-Nische holen: Eine der größten Schmuckgießereien Europas, Kalman Hafner aus Pforzheim, führt die Verarbeitung von zertifiziertem Gold ein – fair abgebaut und gehandelt – und ebnet damit den Weg für eine Serienproduktion. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 06.12.2023 arte Kein Schweigen mehr über Endometriose
Folge 1195 (30 Min.)Mit 14 musste Theresia Crone zum ersten Mal wegen extremer Unterleibsschmerzen ins Krankenhaus. Die Schmerzen kamen immer wieder, denn sie hat Endometriose. Jetzt kämpft sie für mehr Aufklärung und Anerkennung. Auch Priscilla Herbil fühlt sich nicht ernst genommen. 20 Jahre lang war für sie die Periode immer mit Medikamenten verbunden … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 07.12.2023 arte Georgiens letzte Pferdemänner
Folge 1196 (30 Min.)Am letzten Zipfel Europas, direkt an der russischen Grenze liegt Tuschetien. Diese Region tief im georgischen Kaukasus wirkt abgeschieden von der Welt. Wer nach Tuschetien möchte, muss über einen steilen Pass. Die Straße zählt zu den gefährlichsten der Welt und ist nur fünf Monate im Jahr befahrbar. Hier inmitten der Berge lebt Giorgi im Sommer mit seinen Pferden. Jobs gibt es kaum, viele junge Leute sind weggegangen. Auch Girogi hat sein Glück im Ausland versucht. Doch die Sehnsucht nach seiner Heimat war zu groß. Jetzt will er neues Leben in die alten Bergdörfer seiner Kindheit bringen und auch andere junge Tuschen überzeugen, zurück nach Tuschetien zu kommen.
Die einzige Chance dafür sieht Giorgi im Tourismus. Hunderte Abenteurer zieht es mittlerweile in die abgelegene Gegend. Giorgi zeigt ihnen als Pferdeführer seine Heimat. Das Transportmittel Pferd hat hier eine lange Tradition. Früher haben die Pferdeführer Kuh- und Schafshirten mit ihren Tieren in das schwer zugängliche Hochgebirge begleitet. Heute sind es Gäste aus georgischen Städten oder dem Ausland.
Doch Giorgi weiß: Pferdetouren allein retten seine Heimat nicht. Es braucht noch mehr Angebote für Touristen. Seine Tante Lia bewirtschaftet bereits ein Gästehaus. Gemeinsam mit einer Freundin plant Giorgi nun ein Café. Allerdings gibt es bis jetzt weder Wasser noch Strom. Die Herausforderungen sind groß. Fehlende Infrastruktur, schlechtes Wetter und unzuverlässige Reisende machen Giorgi und Lia das Leben schwer. Doch Aufgeben ist keine Option. Giorgi will das Erbe seiner Vorfahren retten und eine Zukunft für Tuschetien ermöglichen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.12.2023 arte Hausbesetzungen – Der Kampf um Wohnraum in Katalonien
Folge 1197 (29 Min.)Seit der Finanzkrise von 2008, als 350.000 spanische Familien ihre Hypothek nicht mehr abzahlen konnten und ihre Wohnung verloren, verschlechtert sich die Wohnungssituation in Spanien zunehmend. Das Land hat viel zu wenig Sozialwohnungen, während angeblich insgesamt fast vier Millionen Wohnungen – d.h. 15 % des Immobilienbestandes – leer stehen. Ergebnis: Das Phänomen der Hausbesetzungen hat um sich gegriffen, vor allem in Katalonien. Allein in Barcelona soll es 20.000 illegale Besetzungen geben, durch die viele krisengeschädigte Bürger Zuflucht fanden. Die 55-jährige Gärtnerin Llum Oliver musste ihre Wohnung 2012 der Bank überlassen.
Nachdem sie von einem Tag auf den anderen obdachlos geworden war, wandte sich die Barcelonerin an einen Wohnrechtsverein. Überall in ihrer Gegend entstehen Gruppen, die sich Zugang zu leerstehenden Wohnungen verschaffen wollten. Ihr Ziel sind meistens Gebäude im Besitz von großen Immobilienunternehmen oder Banken, die während der Krise verpfändete Gebäude beschlagnahmten. Eine „gerechte Rückkehr“, so meinen diese Opfer der Spekulationskrise. Llum zog in ein Gebäude im Stadtzentrum von Barcelona.
Seitdem ist sie in Sicherheit, wohnt allerdings illegal. Eloi Cortès Serra ist Sachbearbeiter für Wohnungswirtschaft im Rathaus von Sabadell, einer Stadt mit 200.000 Einwohnern am Rand von Barcelona. Seit drei Jahren bearbeitet er immer mehr Projekte im Bereich des Neubaus und der Umwandlung von Gebäuden zu Sozialwohnungen – ein Wettlauf gegen die Zeit, denn gleichzeitig warten Hunderte Bürger auf Lösungen. Das Phänomen der Hausbesetzungen hat solche Kreise gezogen, dass er in Sabadell selbst davon betroffen ist: Mehrere seiner laufenden Projekte wurden illegal besetzt, wodurch sich die Arbeiten um mehrere Monate verzögerten.
Solche Hausbesetzungen ziehen sich manchmal über zwei bis drei Jahre hin, bevor die – überforderten – Behörden das Problem lösen. Daher wenden sich immer mehr kleine Eigentümer an eine der in Spanien seit fünf Jahren florierenden Räumungsfirmen, wie die von Jorge de Masso, einem ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Meister. Gegen Vergütung tritt er mit seinem „robusten“ Team an unerwünschte Besetzer heran und tut alles, um sie zum Verlassen der Wohnung zu bewegen. Eine Lösung an der Grenze zur Legalität. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 11.12.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.11.2022 arte.tv Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 17.04.2023Ausgebeutet für Champagner
Folge 1198 (30 Min.)Bild: ArteSeit Monaten recherchieren die Investigativjournalisten Robert Schmidt, Stéphanie Wenger und Ishaq Anis zur Schattenseite der Champagner-Industrie, unterstützt von der europäischen Recherche-NGO Journalismfund. Gewerkschafter José Blanco kritisiert seit Jahren „die Ausbeutung der ausländischen Erntehelfer*innen“, warnt vor „skrupellosen Leiharbeitsfirmen“. Schon mehrfach wurden Unternehmer wegen Menschenhandel und sklavenähnliche Arbeitsbedingungen zu Gefängnisstrafen verurteilt. Passiert ist trotzdem wenig. Zu lukrativ sind offenbar die billigen Verträge mit den Arbeitskräften aus Osteuropa, Asien und Afrika. Für manche polnische Erntehelfer*innen scheinen Schmerztabletten normal, ein junger Bulgare berichtet von geprellten Löhnen und ein Afghane packt aus über seinen Alltag als Arbeitssklave.
Anwalt Benjamin Chauveaux hat mehrere Opfer im bisher größten Gerichtsverfahren wegen Menschenhandels in der Champagne vertreten. Er hat Einblicke in ein komplexes System aus Subunternehmen gewonnen, an dessen Ende auch die großen Champagner-Marken von der Sklavenarbeit profitierten. Der Anwalt kritisiert, dass die Rolle der großen Hersteller bis heute kaum beleuchtet wurde: „Es scheint so, als interessiert man sich immer nur für die, die die Peitsche in der Hand halten, aber nie für diejenigen, die die Befehle erteilen.“ Wir begleiten das internationale Journalist*innen-Kollektiv, wie sie diese wenig luxuriöse Seite der Champagner-Produktion Schicht für Schicht entblättern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 12.12.2023 arte Kloster statt Knast – Resozialisierung junger StraftäterInnen
Folge 1199 (32 Min.)Die 27-jährige Iris (Name geändert) sitzt ihre anderthalbjährige Haft wegen Betrugs in der Frauenabteilung der JVA Würzburg ab. Sie hat im Internet viele Bestellungen getätigt, ohne zu bezahlen. Grund dafür ist ihre Depression, die zu einer Kaufsucht geführt hat. Der Alltag im Gefängnis belastet die junge Mutter sehr. Sie vermisst ihre Tochter und fühlt sich von den Mitgefangenen so gemobbt, dass sie nicht am täglichen Hofgang teilnimmt und lieber in ihrer Zelle bleibt. Immerhin: nach vier Monaten im geschlossenen Vollzug wird Iris in den offenen Vollzug verlegt.
Die Lockerungen bereiten sie auf die vorzeitige Entlassung aus der Haft vor. Iris kann es kaum erwarten, nach 9 Monaten Trennung wieder für ihre Tochter da zu sein. Pavlo ist 20 Jahre alt und hat schwere Straftaten begangen, mehrfach. Er wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt. Statt im Gefängnis, verbüßt er seine Strafe jedoch seit einiger Zeit in einem ehemaligen Kloster. Verschlossene Zellen und Gitter gibt es hier nicht.
Aber der Tagesablauf ist streng: Sport, Arbeit, Haushaltsdienste. Pavlos Ziel ist es, sich zu verändern, keine Straftaten mehr zu begehen. Und: er möchte im Herbst eine Ausbildung als Hotelfachmann beginnen. Dazu müsste er vorzeitig entlassen werden. Im „Projekt Chance“ arbeitet er – gemeinsam mit den Trainern – hart daran, seine Ziele zu erreichen. Denn an eine vorzeitige Entlassung ist nur zu denken, wenn seine Entwicklung erkennbare Fortschritte macht und er lernt, seine Impulse unter Kontrolle zu halten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 13.12.2023 arte Kindheit auf dem Feld
Folge 1200 (29 Min.)Den ganzen Sommer über schneidet die zehnjährige Amar Tomaten in der glühenden Sommerhitze, von morgens um 5 Uhr bis zum Sonnenuntergang. Als Kinderarbeiterin zieht sie mit ihrer Familie in der Erntezeit durch die Türkei von Feld zu Feld. Wenn die Kinder nicht mithelfen, können die Familien nicht überleben. Monatelang hausen sie in einfachen Zelten und gehen nur unregelmäßig zur Schule. Viele von ihnen sind wie Amar syrische Flüchtlinge und zählen zu den Ärmsten der Gesellschaft. Viele der in der Türkei geernteten Produkte landen in europäischen Läden – etwa als getrocknete Tomaten an der deutschen Antipasti-Theke oder als teures Rosenöl in französischen Luxusparfums. Mit neuen Lieferkettengesetzten will Europa die Kinderarbeit bekämpfen.
Europäische Firmen sollen so auch für Menschenrechtsverletzungen bei ihren Zulieferern im Ausland zur Verantwortung gezogen werden. Das führt in der Türkei in diesem Jahr zum ersten Mal zu strengeren Kontrollen auf den Feldern. Aber reicht das? Ertan Karabiyik kämpft mit seiner Kooperative „Development Workshop“ seit über 20 Jahren gegen Kinderarbeit in der Türkei. Er begrüßt die neuen Gesetze und hofft, dass internationale Firmen und der Staat nun endlich handeln. Doch bei seinen Recherchen auf den Feldern zeigt sich: vieles ist nur Augenwischerei. Für Kinder wie Amar hat sich aufgrund der türkischen Wirtschaftskrise die Lage sogar noch verschärft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 14.12.2023 arte Das gefährliche Geschäft der Trüffeljäger
Folge 1201 (32 Min.)Der weiße Trüffel von Alba ist der wohl größte Schatz in den Wäldern des Piemont. Doch die explodierenden Preise und die anhaltende Dürre in Norditalien haben die Konkurrenz unter den Trüffelsuchern verschärft. Der Kampf um den edlen Pilz ist unappetitlich geworden. Immer wieder werden Trüffelhunde vergiftet. Diese schmutzigen Methoden bedrohen die jahrhundertealte Tradition der Trüffelsuche. (Text: hr-fernsehen)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.12.2023 arte Das gefährliche Ende der Bundeswehr-Mission in Mali
Folge 1202 (30 Min.)Seit zehn Jahren sollen deutsche Soldatinnen und Soldaten als Teil der UN-Mission Minusma den Frieden in Mali sichern. Doch das Land steht am Abgrund. Die regierende Militärjunta führt gleichzeitig Krieg gegen Tuareg-Rebellen und Islamisten – mit Unterstützung russischer Wagner-Söldner, die nicht erst seit dem Ukraine-Krieg für ihre Brutalität berüchtigt sind. In dieser gefährlichen Gemengelage fordert die malische Militärjunta das sofortige Ende der UN-Stabilisierungsmission Minusma,. Für den bereits beschlossenen Abzug der Bundeswehr, der eigentlich Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein sollte, bedeutet das eine immense Herausforderung.
Denn in den vergangenen zehn Jahren ist das Bundeswehr-Camp „Castor“ in der Nähe von Gao zu einer kleinen Stadt angewachsen. Und diese Kleinstadt muss zurückgebaut und nach Deutschland gebracht werden. Doch die Beziehungen zur malischen Regierung haben sich in den vergangenen Monaten drastisch verschlechtert, Fluggenehmigungen werden wochenlang nicht erteilt. Gleichzeitig erschwert die Lage im benachbarten Niger den Abzug, wo die Bundeswehr ein Logistikdrehkreuz betreibt und im Sommer das Militär geputscht hat.
Unter diesen Umständen wird es für die Bundeswehr immer schwieriger, den Abzug sicher und pünktlich abzuschließen. Doch die Zeit läuft: Ende Dezember 2023 müssen alle deutschen Kräfte das Land verlassen haben. Und unter dem Eindruck der Ereignisse stellt sich für die Soldatinnen und Soldaten und die malische Bevölkerung immer mehr die Frage, was die rund vier Milliarden Euro teure Mission am Ende eigentlich gebracht hat. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 19.12.2023 arte Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 08.12.2023Mutti macht jetzt Punkrock
Folge 1203 (32 Min.)Die Hauptstadt der Frauenpunk-Bands: Diesen Titel trägt Leicester seitdem und ist stolz darauf. Ruth ist für alle die Punk-Mama. Jetzt will sie ein großes Konzert organisieren, bei dem alle 16 Frauenbands der Stadt auftreten sollen. Ein beeindruckendes Line-Up mit Mental Load, Virginia’s Wolves, Venus Ataxx, Velvet Crisis und wie sie alle heißen. Dina ist Gitarristin und Sängerin bei Virginia’s Wolves. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat nie zuvor in einer Band gespielt. „Das erste Mal auf der Bühne hat mein Leben verändert.
Es hat mir endlich wieder eine Identität gegeben.“ Denn als Mutter von kleinen Kindern rücke die eigene Persönlichkeit in den Hintergrund. „Du hast nicht mal mehr einen Namen, du bist die Mama von den Zwillingen oder von Liam oder wem auch immer.“ Jetzt hat sie mindestens einmal im Monat einen Auftritt. Auch wenn ihr Ex nicht immer begeistert davon ist. „Musst du das wirklich machen?“, fragte er kürzlich, als Dina ihn darum bat, auf die Kinder aufzupassen, während sie ein Konzert hatte.
Und das, obwohl er selbst Musiker ist. Das zeigt, wie viel es noch zu tun gibt in Sachen Gleichberechtigung. Auch – oder gerade – im Punkrock. Das Unglamorous Music Collective ist mittlerweile zu einer Bewegung geworden. Auch in anderen Städten in und außerhalb Großbritanniens schließen sich Frauen zusammen, um Musik zu machen. Ganz im Sinne von Ruth Miller. Get on the stage! Am 16.Oktober 2023 verstarb Ruth Miller nur wenige Wochen nach den Dreharbeiten für diesen Film. Ihr Projekt lebt weiter. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 20.12.2023 arte Lebensretter in Gaza und Israel
Folge 1204 (30 Min.)Der palästinensische Rettungssanitäter Fadi Afana ist während der israelischen Bombardements in Gaza rund um die Uhr im Einsatz. Doch die Krankenhäuser, in die er die Verwundeten bringt, sind hoffnungslos überlastet. Patienten werden auf Parkplätzen oder in angrenzenden Schulen untergebracht und nur notdürftig versorgt. Die Sanitäter leben in der doppelten Furcht, selbst Opfer von Bomben oder von den Israelis verhaftet zu werden. Die gehen davon aus, dass die Hamas Krankenwagen zur Tarnung verwendet und inhaftieren deshalb immer wieder medizinisches Personal. Ein normales Familienleben hat Fadi Afana derzeit auch nicht. Seit Kriegsausbruch mussten seine Angehörigen den Norden verlassen und leben nun im Süden bei Verwandten. Auch der israelische Sanitäter Moishe Paskesz leidet unter dem Krieg. Ihn verfolgen vor allem die traumatischen Erinnerungen an den 7. Oktober. Beim blutigen Überfall der Hamas kamen die Rettungskräfte an ihre Grenzen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 21.12.2023 arte Rettet die Baumriesen: Wie Waldgiganten das Klima schützen
Folge 1205 (32 Min.)Große Bäume sind das Lebenselixier der Erde. Sie reinigen die Luft, sichern die Artenvielfalt und sind wichtige Klimaschützer. Doch die Giganten werden seltener. Höchste Zeit, sie zu retten. Kahlschlag, Trockenheit und Schädlingsbefall setzen den Baumriesen zu und zerstören ihre Ökosysteme. Doch unkonventionelle Ideen hoch oben in den Baumwipfeln und ein Umdenken bei der Nutzung von Waldflächen können Bäume schützen. „Wir sollten die großen Bäume wie Gold behandeln“, sagt die US-amerikanische Forscherin Meg Lowman.
Sie war die erste Wissenschaftlerin, die in den 1970er-Jahren mithilfe von selbst gebauten Seilzügen die Kronendächer erforschte. Als Höhepunkt ihrer Karriere hat sie sich nun ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: die Rettung der zehn artenreichsten Wälder der Welt. Dafür errichten Meg Lowman und ihr Team Baumwipfelpfade in den Kronen von Urwaldriesen. Die Hochwanderwege werden von Einheimischen betrieben, die vor Ort als Guides, Köchinnen und Lodgebesitzer arbeiten und so einen echten Anreiz haben, den Wald zu schützen.
„Wenn es mir gelingt, diese Wälder zu retten, kann ich mit einem gewissen Stolz ins Grab gehen“, sagt Lowman. Mit einer Gruppe von Ökotouristinnen und -touristen bricht Meg Lowman auf eine Expedition in den peruanischen Amazonas auf, wo sie einen ihrer ersten Hochwanderwege besucht. Klassische Urwälder gibt es in Deutschland nicht mehr, aber auch naturnahe Wälder sind selten. Das Bonner Start-up woodify will das ändern, indem es den deutschen Wald großflächig sich selbst überlässt.
Ziel des Unternehmens ist es, 50 Prozent der Wälder aus der wirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. Das Prinzip: Das Start-up pachtet Waldflächen in Deutschland und regelt vertraglich, dass dort 30 Jahre lang kein Holz geschlagen wird. Umgefallene Bäume bleiben liegen, kein Mensch greift ein. Ein naturnaher Wald entsteht und speichert CO2. Über die zusätzlich gebundene Menge an CO2 stellt woodify Zertifikate aus und verkauft sie an Unternehmen. Diese können mit ihrem Engagement werben, eigene Firmenwälder aufbauen und so positiv auf das Klima einwirken.
Das Modell ist wissenschaftlich fundiert, es fußt auf den Berechnungen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. In einer Zeit, in der Wirtschaftsforste mit Monokulturen großflächig absterben, ist das Modell zunehmend interessant. „Wir brauchen deutsche Unternehmen, die das Klima schützen wollen und das direkt vor der eigenen Haustür“, sagt Gründer Anselm Schneider. „Wenn unsere Idee aufgeht, werden wir viel Wildnis erzeugen und den Wald von morgen schaffen.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.12.2023 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 21.12.2023 arte.tv Stopfleber als Delikatesse?
Folge 1206 (30 Min.)Olivier Audran ist Gänsehalter in der französischen Dordogne. Auf seinem kleinen Hof hält, stopft und verarbeitet er jedes Jahr 400 Gänse. Nach vier bis fünf Monaten Aufzucht beginnt das dreiwöchige Stopfen, drei Mal täglich pumpt er den Tieren mit einem Stahlrohr Mais in den Kropf. Die Dosis steigert er bis zur Schlachtung kontinuierlich. Durch die extreme Mast bilden die Gänse am Ende eine Fettleber aus, die bis zu zehnmal größer als eine gesunde Leber ist. Aus ihr wird dann die berühmte Foie Gras hergestellt. Das Stopfen ist in der EU seit 1999 eigentlich verboten, da einem Tier durch die Art des Fütterns „keine unnötigen Schäden oder Leiden“ zugefügt werden dürfen.
Dennoch produzieren neben Frankreich auch Spanien, Ungarn, Bulgarien und Teile Belgiens weiter Foie Gras unter Berufung auf ihr regionales Erbe. Die Praxis ruft nicht nur zahlreiche Tierschützerinnen und Tierschützer auf den Plan, sondern auch immer mehr Akteure, die sich damit beschäftigen, wie die Delikatesse auch ohne Tierqualen hergestellt werden kann. Der Koch Marcel Metzler aus dem Elsass ist überzeugt, dass sich Gänse von allein vollfressen, wenn es ihnen schmeckt.
Seit einigen Monaten arbeitet er mit einer Gänsezüchterin zusammen, die die Haltung ihrer Tiere umstellen will. Statt Zwangsernährung erhalten die Gänse ein abwechslungsreiches Menü – mit Spätzle, Gugelhupf und Brot. Auch in Deutschland hat sich Koch und Unternehmer Tobias Sudhoff Gedanken zur Foie Gras gemacht. Er geht einen anderen Weg – die Lebern von Enten und Gänsen post mortem aufzufetten. Auch er findet, Tierwohl gehe vor Tradition. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 27.12.2023 arte Iberico-Schinken – Spaniens Nationalheiligtum
Folge 1207 (30 Min.)Bild: Spiegel TV/Ignacio MarínIberischer Schinken gilt international als Produkt der Spitzenklasse und hat dazu beigetragen, dass Spanien einer der größten Schweinefleischproduzenten Europas geworden ist. „Sein einzigartiges Aroma überflutet den Gaumen!“, sagt Florencio Sanchidrián, der die Spezialität als professioneller Schinken-Aufschneider schon im Weißen Haus präsentiert hat. Bereits am Glanz der luftgetrockneten Keule kann Sanchidrián erkennen, ob das Schwein mit Eicheln gefüttert wurde. Doch längst nicht alle Schweine wachsen in idyllischen Eichenhainen auf. Denn die Aufzucht dort ist schwierig geworden. Durch die steigenden Temperaturen der letzten Jahre tragen die Bäume deutlich weniger Eicheln. Das bedeutet für Schweinebauern wie Rafael Muñoz weniger Schweine und weniger Umsatz.
Trotzdem möchte der junge Bauer aus Andalusien die traditionelle Aufzucht der schwarzen Schweine, die schon römische Legionäre vor rund 2.000 Jahren in der Extremadura praktizierten, so lange wie möglich fortführen. Doch viele Züchter von Iberico-Schweinen sind auf Massentierhaltung umgestiegen. Die intensive Schweinezucht in Spanien hat mittlerweile massive Auswirkungen auf die Umwelt. Besonders deutlich ist das in Murcia zu beobachten, am Mar Menor, der größten Salzwasserlagune Europas. Schweinezucht und Landwirtschaft in der Region haben der Lagune zugesetzt. Das zeigen hohe Nitratwerte im Wasser. Selbst die Europäische Union hat Spanien deshalb bereits verklagt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 28.12.2023 arte Freunde und Genießer in den baskischen Kochclubs
Folge 1208 (30 Min.)Bild: arte.tvDie Basken sind stolz auf ihren Ruf als Feinschmecker – und besonders stolz ist das kleine Zwei-Millionen-Volk an der spanischen Nordküste auf seine Kochclubs. Mehr als 1.500 dieser „Sociedades Gastronómicas“ – Gastronomischen Gesellschaften – gibt es in der Region. Eine 150 Jahre alte, vielgeliebte Tradition, bei der es nicht nur ums gemeinsame Kochen und ums Essen geht. Die Kochclubs sind auch ein Stück gelebte Demokratie. Ob Tankwart, Chefärztin, Rentner oder Angestellte – die Mitglieder müssen sich an ein ungeschriebenes Gesetz halten: Am Herd sind alle gleich! Wer an den Herd darf – das ist allerdings immer noch eine heikle Frage. Auch wenn viele Kochclubs mittlerweile Frauen aufnehmen, in den konservativeren Sociedades sind sie höchstens Gäste.
Gerngesehene Gäste zwar – aber eben keine vollwertigen Mitglieder. Das ist auch in Gaztelubide so, einem der traditionsreichsten Kochclubs. Dort werden die begehrten Plätze fast ausschließlich vererbt, von den Vätern an die Söhne. Frauen bleiben außen vor. Joserra Mendizabal ist Gaztelubides Präsident und er liebt seinen Kochclub. „Hier gehöre ich hin“, sagt er, „und die Traditionen geben mir Sicherheit.“ Sein Sohn soll eines Tages auch Mitglied werden – für den ist es jedoch unvorstellbar, dass Menschen wegen ihres Geschlechts von irgendetwas ausgeschlossen werden. Und beide wissen, dass sich etwas ändern muss, wenn Gaztelubide eine Zukunft haben will. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.12.2023 arte
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