7 Folgen, Folge 1–7

  • Folge 1
    Der 40-jährige Takashi Murakami ist Japans erfolgreichster zeitgenössischer Künstler und zugleich die lukrativste Investition in der Kunstwelt – die Preise für seine Werke sind in weniger als zehn Jahren um das Zwanzigfache gestiegen. Zahlreiche Sammler auf der ganzen Welt, vor allem aber in den USA und in Japan, reißen sich um Murakamis Kunstwerke. Der Künstler hat sich der Konsum-Ästhetik verschrieben und sein Oeuvre zu einem Warenzeichen umfunktioniert – vom Mousepad bis zum Schokoriegel. Murakami gilt als Vertreter einer neuen Pop Art, als Nachfolger von Andy Warhol und Jeff Koons, der seine Kunst hemmungslos vermarktet. Er ist beispielsweise der Designer der meist kopierten Handtasche der Welt, die er für Louis Vuitton entworfen hat. Murakami schafft überdimensional große Spielzeuge und Mangafiguren, Charaktere aus japanischen Cartoons. Seine Kunst ist bunt, frech und (scheinbar) fröhlich, wirkt kindlich, oberflächlich und kommerziell, ist in ihrer Kitschigkeit jedoch wieder raffiniert und originell.
    Ben Lewis begibt sich auf seiner Art safari nach Tokio, um den Meister des Dekorativen zu treffen, und entdeckt, dass hinter der Fassade eine Theorie über die Nachkriegsgeschichte Japans und die spirituelle Entfremdung einer ganzen Nation schlummert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.04.2006arte
  • Folge 2
    Von der internationalen Kunstszene gefeiert, jedoch in kaum einem Museum vertreten, ist der 46-jährige italienische Künstler Maurizio Cattelan dem kunstinteressierten Publikum insbesondere wegen seiner fotorealistischen Wachsskulptur des Papstes, der von einem Meteoriten getroffen wurde, bekannt. Bei ihrer Versteigerung hat sie einen Verkaufserlös von rund einer Million US-Dollar erbracht. Maurizio Cattelan hält sich selbst und der Kunstwelt den närrischen Spiegel vor, karikiert die Kunstströmung des Konzeptualismus. Er ist vielleicht der witzigste lebende Künstler, und doch hat jedes seiner Werke auch eine hässliche und grausame Seite. So befestigte er seinen Galeristen mit Klebeband an der Wand von dessen Galerie und bescherte ihm damit einen Krankenhausaufenthalt. Einen anderen Galeristen steckte der Künstler für sechs Wochen in ein überdimensionales, pinkfarbenes Peniskostüm. Die Hände eines wächsernen Schülers nagelte er mit zwei Bleistiften auf das Schulpult.
    Ben Lewis erhält zwar zunächst keine Erlaubnis, den Künstler zu treffen und zu interviewen, er erweckt jedoch die Skulpturen von Maurizio Cattelan zum Leben und schickt sie auf gefährliche Missionen, um den Künstler und dessen Doubles zu einem Interview zu bewegen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.04.2006arte
  • Folge 3
    Der belgische Künstler Wim Delvoye ist einer der wildesten Künstler, den die Welt gesehen hat. Neben einem Ornament aus Salamischeiben, einem Fußballtor aus Buntglas und einem gotischen Lastwagen hat er das berüchtigtste Werk zeitgenössischer Kunst geschaffen: „Cloaca“.
    „Cloaca“- eine Maschine, die das menschliche Verdauungssystem simuliert – man füttert sie mit Lebensmitteln, diese werden verdaut, und schließlich „produziert“ der Apparat möglichst lebensechte Fäkalien. Die weltweite Nachfrage nach diesen künstlichen und doch realistischen Exkrementen ist riesig; Delvoye führt mittlerweile schon eine Warteliste für Interessenten. Delvoyes Werke machen sich über unser Wertesystem lustig, der Künstler nimmt ganze Kunstepochen aufs Korn. Seine Kunst ist zynisch und realistisch zugleich.
    Ben Lewis setzt alles daran, den Realismus von Delvoyes Werk auf alle möglichen Arten zu überprüfen. Seine Abenteuer führen ihn nach China, wo der Künstler eine Farm besitzt und Schweine tätowiert: Inspiration für Ben Lewis, sich zu einem Kunstwerk zu machen: Er lässt sich von Delvoye den Rücken tätowieren und bei Sotheby’s auf seinen Marktwert schätzen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.04.2006arte
  • Folge 4
    Sophie Calle ist die Grande Dame der zeitgenössischen Kunst in Frankreich. Ihre berühmten Kunstwerke folgen für gewöhnlich einem Regelkatalog oder einem Prozess – indem sie einem Fremden nach Venedig folgt, Anweisungen und Spielregeln von Paul Auster nachgeht und als Zimmermädchen im Hotel arbeitet. Ihre Kunst verbindet romantische Autobiographie mit konzeptualistischen Ansätzen. Sophie Calle gewährt Ben Lewis die Möglichkeit, über sie einen Film zu drehen, aber unter einer Bedingung: Er soll sich ein Ritual oder Regeln ausdenken, die den Regeln ähneln, die ihr künstlerisches Werk bestimmen und anleiten und denen sie dann folgen wird.
    Ben Lewis besucht Galeristen und Theoretiker, um sich für die von Sophie Calle gestellte Aufgabe Rat zu holen. Er geht jeder Idee nach. Sophie Calle lehnt jedoch eine nach der anderen ab. Schließlich wird Ben Lewis in einer letzten Begegnung mit der Künstlerin bewusst, dass das Ritual der Ablehnung das Regelwerk darstellt, dem Sophie folgen soll. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.04.2006arte
  • Folge 5
    Matthew Barney, der mit der isländischen Künstlerin Björk zusammenlebt, ist zur Zeit einer der meist gefeierten Künstler in den USA. Sein „Cremaster Cycle“, benannt nach dem Cremaster-Muskel, der für das Heben und Senken der Hoden verantwortlich ist, verursacht immer noch lange Warteschlangen sowohl vor dem Guggenheim Museum in New York als auch vor deutschen Kinos. Beim Betrachten von Barneys Werk stellt sich immer wieder die Frage, was die bizarren Kompositionen aus Videos, Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen und Performances zu bedeuten haben. Doch scheint sich die Botschaft dieser Kunst nur Eingeweihten zu erschließen, selbst das 40-köpfige Produktionsteam, mit dessen Hilfe Barney seinen „Cremaster Cycle“ verwirklichte, wagt keinerlei Interpretation. Biologie, Sexualität und menschliche Kreativität vermischen sich in Barneys symbolträchtigem Werk und werden austauschbar. Der Künstler ist ebenso geheimnisvoll wie sein Werk.
    Ben Lewis trifft Matthew Barney in New York und erfährt, dass all seine Kunstwerke eine Allegorie auf die Potenz des menschlichen Körpers darstellen und dass der Ursprung des „Cremaster“ in einem Football-Stadion liegt … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.05.2006arte
  • Folge 6
    Der 37-jährige spanische Künstler Santiago Sierra ist einer der radikalsten lebenden Künstler. Er hasst das System und die Arbeit, die für ihn Ausbeutung und Prostitution bedeuten; er liebt die Konfrontation und die Provokation. Seine Kunst kritisiert den Kapitalismus und das Kunstgeschäft. Sierra reproduziert die Ausbeutung der globalisierten Wirtschaft in einer Kunstgalerie – indem er Junkies einen Trip bezahlt, damit sich diese eine Linie über ihren Rücken tätowieren lassen oder indem er einige schwarze Immigranten anheuert, Land als Kunstskulptur zu bearbeiten. Er provoziert, wo er nur kann. Erst Mitte März löste er mit seiner jüngsten Aktion „245 Kubikmeter“ in Pulheim bei Köln eine Welle der Kritik aus. Der Spanier hatte die Abgase von sechs Autos in das frühere jüdische Bethaus im Pulheimer Stadtteil Stommeln geleitet, um damit auf die nach seiner Meinung herrschende „Banalisierung der Erinnerung an den Holocaust“ aufmerksam zu machen.
    Auf eigene Gefahr konnten Besucher mit Gasmaske den Betraum betreten und einige Minuten in dem giftigen Gas ausharren. Geplant war, diese Aktion jeden Sonntag – mit Ausnahme des Ostersonntags – bis Ende April zu wiederholen Ben Lewis folgt Sierra rund um die Welt, von Hannover über Seoul nach Dubai, um herauszufinden, wie es ihm gelingt, mit solch kontroversen Kunstwerken weltweit als allgemein anerkannter Künstler gehandelt zu werden. Es liegt nicht nur an seinem rigorosen Minimalismus oder an der Popularität des Anti-Kapitalismus unter den Kuratoren: Es gibt noch ein anderes Geheimnis …Santiago Sierra. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.05.2006arte
  • Folge 7
    Gregor Schneider gewann den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig, als er sein gesamtes Haus im Deutschen Pavillon ausstellte. Aber bei diesem Haus handelte es sich nicht um ein gewöhnliches Haus, wie man es häufig in Kleinstädten oder Vororten sieht: Seit zwanzig Jahren – seit Gregor Schneiders sechzehntem Lebensjahr – ist der Künstler damit beschäftigt, das dreistöckige Haus, das einst seinem Vater gehörte, von allen Wohlstandsgegenständen zu befreien und in ein Haus des Schreckens zu verwandeln: in eine Serie von Räumen ohne Türen, Türen ohne Räume, akustisch mit Blei isolierte Räume, die mit Zwischenwänden versehen sind, hinter denen nichts ist und die Verwirrung stiften. Um es in seinen eigenen Worten zu sagen: „ein Liebesnest“ und „gewichste Ecken“ sollen sein Haus darstellen.
    Bei diesem Anblick ist Ben Lewis davon überzeugt, dass diese Art von Kunst Ausdruck eines schrecklichen Kindheitstraumas sein muss. So versucht der Regisseur mehr über Schneiders Vergangenheit zu finden. Aber Schneider wehrt kategorisch alle Versuche ab, etwas von seiner Persönlichkeit preiszugeben … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.05.2006arte

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