2024, Folge 30–49

  • Folge 30 (45 Min.)
    Verteidigungsminister Manfred Wörner entlässt 1983 den NATO-General Günter Kießling. Der sei angeblich schwul und deshalb ein Sicherheitsrisiko. Ein Ringen um Wahrheit und Gerechtigkeit beginnt. Es geht um schlampige Ermittlungen, fragwürdige Zeugen und einen Doppelgänger. Die Doku zeichnet die Ereignisse nach und zeigt, was der Skandal für Homosexuelle in der Bundeswehr bedeutet – bis heute. Ein Skandal erschüttert im Januar 1984 die Bundeswehr. Verteidigungsminister Manfred Wörner hatte Ende 1983 den ranghöchsten deutschen NATO-General entlassen. Günter Kießling sei angeblich schwul und deshalb ein Sicherheitsrisiko für die Bundesrepublik. Doch an der Geschichte kommen schnell Zweifel auf.
    Es beginnt ein Ringen um Wahrheit und Gerechtigkeit. Es geht um schlampige Ermittlungen, fragwürdige Zeugen und einen Doppelgänger. Schließlich muss Bundeskanzler Helmut Kohl eine Entscheidung treffen. In der Dokumentation von Simone Schillinger kommen Menschen zu Wort, die 40 Jahre zuvor in die teils bizarren Ereignisse involviert waren. Der Film geht jedoch noch einen Schritt weiter. Er spürt auf, welchen Einfluss die sogenannte „Affäre Kießling“ auf die Geschichte der Homosexuellen in der Bundeswehr hatte. Jahrzehntelang waren sie Vorurteilen und Schikanen ausgesetzt und lange war Homosexualität ein Ausmusterungsgrund. Bei vielen Betroffenen haben diese Erfahrungen Narben hinterlassen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 08.01.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Di. 02.01.2024 ARD Mediathek
  • Folge 31 (45 Min.)
    Der 21. Januar 2024 ist der 100. Todestag von Wladimir Iljitsch Lenin. Das Erinnern an den russischen Revolutionsführer ist seit dem Ende der Sowjetunion verblasst. Mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine rückt das politische Vermächtnis Lenins wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wer war dieser Mann, der die Weltgeschichte so maßgeblich beeinflusste? Der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine liegt inzwischen fast zwei Jahre zurück. Lenins Politik, in seiner Heimat fast vergessen, dient im Februar 2022 dem russischen Präsidenten plötzlich als Begründung seines Angriffskrieges. Er behauptet, erst Lenin und die Bolschewiki haben den ukrainischen Staat geschaffen.
    Die unabhängige Ukraine – für Putin ein Verrat Lenins. Wer war dieser Mann, der die Weltgeschichte so maßgeblich beeinflusste und offenbar eine Zündschnur bis in die Gegenwart gelegt hat? Die Dokumentation zeichnet den Weg Lenins vom Visionär bis zum Diktator nach und auch seine Haltung zu den Völkern des russischen Reiches. Um die Anhängerschaft für seine bolschewistische Revolution zu vergrößern, versprach Lenin den Nationalitäten des Zarenreiches die Aussicht auf Eigenständigkeit. Schon kurz nach der Oktoberrevolution wird das Selbstbestimmungsrecht der Völker in eines der erste Dekrete Lenins gegossen.
    Aber als die Ukraine davon Gebrauch macht, erklären die Bolschewiki der jungen Republik den Krieg. Denn nationale Eigenständigkeit akzeptiert Lenin nur unter Führung der bolschewistischen Partei. Seit er mit den Bolschewiki im Oktober 1917 die Macht in einem Handstreich erobert hat, steht für ihn eine Frage im Mittelpunkt: Wie kann man diese Macht sichern? Hier zeigt sich Lenin als geschickter Taktiker. Aber auch als autoritärer Parteiführer, der keine andere Meinung und keine politische Strömung neben der eigenen duldet.
    Ein Diktator, der nicht nur den roten Terror toleriert, sondern ihn einfordert, entgegen den viele Mythen, die bis heute um Lenin ranken. Für viele ist er noch immer der väterliche Staatslenker und immer galt auch: der gute Lenin und der verbrecherische Stalin. Auch mit diesem Mythos setzt sich die Dokumentation auseinander. Lenin verherrlichte den Terror nicht wie sein Nachfolger, aber er war für ihn Mittel zum Zweck. Er legte die Grundlage für den späteren großen Terror unter Stalin. Eine Dokumentation über einen widersprüchlichen Denker, Berufsrevolutionär und Politiker, der den Fortgang des 20. Jahrhunderts geprägt hat wie kaum ein anderer. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 15.01.2024 Das Erste
  • Folge 32 (60 Min.)
    Die beiden Männer wollten nur noch ihrer Vergangenheit entkommen. Doch als sich der NS-Kriegsverbrecher Gustav Wagner und der jüdische Goldschmied Shlomo Szmajzner im Jahr 1978 plötzlich in Brasilien gegenüberstehen, ist alles wieder da. Wagner gehört zu den brutalsten Kriegsverbrechern des 20. Jahrhunderts. Als Lagerspieß des Nazitodeslagers Sobibor war er unter den jüdischen Arbeitshäftlingen aufgrund seines Sadismus und seiner Unberechenbarkeit gefürchtet. Und Szmajzner, genannt Shlomo, hat das Lager nur überlebt, weil er eine makabre Aufgabe hatte: Er sollte dort Schmuck schmieden für die Nazis aus dem Gold ermordeter Juden.
    Sein Auftraggeber: Gustav Wagner. Rund 250.000 Menschen wurden in Sobibor ermordet, nur sehr wenigen gelang die Flucht. Shlomo ist einer von ihnen. Als er 36 Jahre später seinem Peiniger am anderen Ende der Welt wieder begegnet, stellt sich für ihn die Frage: Rache oder Sühne? Die Dokumentation von NDR und WDR beleuchtet das nahezu unglaubliche Leben des jüdischen Goldschmieds Stanislaw „Shlomo“ Szmajzner, eines unbekannten Helden des 20. Jahrhunderts. Die Reporter rekonstruieren, wie der NS-Kriegsverbrecher Gustav Wagner in Brasilien 1980 zu Tode kam.
    Was als vermeintlicher Kriminalfall beginnt, führt mitten hinein in die Geschichte des 20. Jahrhunderts und in das Brasilien der 1970er-Jahre, wo Kriegsverbrecher wie Holocaustüberlebende Zuflucht suchten und sich eine neue Existenz aufbauten. Die Dokumentation behandelt zeitlose Fragen der Rache, des Vergessens und der Sühne. Und sie geht einer Frage nach, die heute wieder brennend aktuell ist: Wie kann gigantisches Unrecht gesühnt werden? Und was, wenn diejenigen, die Gerechtigkeit herstellen müssten, darin versagen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 22.01.2024 Das Erste
  • Folge 33 (90 Min.)
    „Menschen der Zukunft!“ – mit diesem Zuruf einer Leningraderin beginnt der Film von Artem Demenok über eine der großen Untaten des Zweiten Weltkrieges: „Eroberer und Krieger künftiger Schlachten! Habt mehr Respekt und Zärtlichkeit für Städte! Denkt daran, dass Städte beim Untergang schreien. Denn ihr Tod ist unwiderruflich und kann von niemandem und niemals gerechtfertigt werden.“ 80 Jahre ist das her. Und heute? Wir selbst sind die Menschen der Zukunft – und könnten erschrecken über die Gegenwart dieser Vergangenheit. Die Blockade Leningrads hat in diesem Film ein Frauengesicht.
    Denn die meisten der Aufzeichnungen stammen von Frauen. Es sind Tagebücher des Sterbens – oder des Überlebens. Versuche, sich selbst zu bewahren, durchzustehen, nicht hinzustürzen und liegen zu bleiben wie so viele Entkräftete, Sterbende. Mühsam der alles lähmenden Schwäche abgerungene, schonungslose Zeilen. Die Schreiberinnen fürchten sich nicht vor dem Feind und nicht vor der Kommunistischen Partei, die sich als unfähig erwiesen hat. Die verantwortlich ist dafür, dass die einen zu essen haben, die anderen nicht: „Es hieß doch: „Wir sind auf den Krieg vorbereitet. Oh, Ihr Abenteurer, Ihr Schurken, Ihr rücksichtslosen Schurken!“ – „Manchmal bricht Weinen in die Stille.
    Das heißt: eine Brotkarte wurde gestohlen. Niemand fängt stürzende Menschen auf. Stumpf und gleichgültig gehen die Toten von morgen vorbei.“ – „Auf allen Fotos von Stalin eine unglaubliche Selbstgefälligkeit. Wie geht es jetzt dem armen Narren, der glaubte, er sei wirklich der große, allmächtige, allweiseste, göttliche Augustus?“ Kein Wunder, dass diese Stimmen nach dem Krieg ungehört verklangen, ja: unterdrückt wurden. Sie passten nicht zum Pathos des Leningrader Heldenlieds, das nun offiziell angestimmt wurde. Der Hungertod ist kein Heldentod. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.02.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Di. 30.01.2024 ARD Mediathek
  • Folge 34 (45 Min.)
    Erzählt wird die Geschichte eines der spektakulärsten Bauwerke in Nordeuropa: des Elbtunnels. Die Bauarbeiten dazu begannen im Juni 1968. Bis dahin floss der Verkehr auf der Nord-Süd-Achse Europas, von Lissabon in Portugal bis hoch nach Stockholm und sogar weiter nach Helsinki, über die Elbbrücken und mitten durch Hamburg. Stress für Anwohner, Straße und Stadt. Mit Fertigstellung der ersten drei Röhren unter der Elbe ist der Elbtunnel in den 1970er-Jahren der längste Unterwasserstraßentunnel der Welt.
    Doch schon bald muss eine vierte Röhre her. Das Verkehrsaufkommen in Deutschland nimmt rapide zu. Ab Mitte der 1990er-Jahre wühlt sich die damals größte Tunnelbohrmaschine der Welt (14,2 Meter Durchmesser), von den Hamburgern liebevoll „TRUDE“ genannt, tief unter der Elbe durch. Das aufwändige Dokudrama erzählt die Geschichte der beiden Phasen des XXL-Baus. Naturgewalten wurden überwunden, Gegner und Befürworter waren im Clinch, Menschen und Häuser wichen dem Bauprojekt und kamen nach Fertigstellung zurück.
    Genauso wie die Staus. Der Elbtunnel wurde zu einem Bauwerk, das nie die Chance hatte, alle in ihn gesteckten Erwartungen wirklich erfüllen zu können. Im Film werden Menschen und ihre Geschichten präsentiert, deren Leben der Tunnel verändert hat. Der Chef der Tunnelleitzentrale gibt seltene Einblicke in die Untertage-Welt des Tunnels. Und Mike Krüger verrät seine ganz besondere Beziehung zum Elbtunnel. Er hat in den 1960er-Jahren als Betonbauer und Architekturstudierender auf der Elbtunnelbaustelle gearbeitet und erzählt von seinen Erlebnissen und wie er überraschend zum erfolgreichen Entertainer wurde.
    Das Dokudrama arbeitet zum Teil mit bisher unveröffentlichten Foto- und Archivmaterialien. Ergänzt werden sie durch spektakuläre Aufnahmen der drei Bauphasen. Aufwändige Spielszenen führen zurück in die Welt der 1950er- und 1960er-Jahre. Sie erzählen von den Auseinandersetzungen rund um das Großprojekt und von Familien, die den Elbtunnelbau über Jahre ertragen mussten, Häuserräumungen inklusive.
    Die Schauspieler Peter Lohmeyer als Hamburger Oberbaudirektor Otto Sill und Nicolas König als Bürgermeister Max Brauer machen die damalige Zeit erlebbar. Alexander Klaws spielt den Vater einer Familie, die vor dem Tunnel weichen musste. Der Mix aus Spielszenen, seltenem Archivmaterial und spektakulären Bildern vom Tunnel ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die Entstehung des „Nadelöhrs im Norden“, durch das vermutlich jeder schon mal auf dem Weg nach Norden gefahren ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.03.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Do. 29.02.2024 ARD Mediathek
  • Folge 35 (45 Min.)
    Kinderhände nähen an der Nähmaschine.
    Obwohl Kinderarbeit offiziell schon längst verboten war, mussten viele Kinder noch bis in die 1980er-Jahre hart arbeiten. Die Dokumentation „Kein Kinderspiel – Kinderarbeit in Deutschland nach 1945“ erzählt von ihnen. Puppen – für die einen Kinder ein hübsches Spielzeug, für Erika Roth vor allem Arbeit. Schon mit sechs Jahren musste sie nach der Schule der Mutter beim Nähen von Puppenkleidern helfen. Heimarbeit von Kindern war bis in die späten 1970er-Jahre im fränkischen Mönchröden Normalität. Jeden Mittag gingen im Dorf die Fenster auf, die Mütter riefen ihre Kinder heim, zur Arbeit.
    Als ihre kleine Schwester geboren wurde, musste sich Erika zusätzlich um diese kümmern. „Ich hätte lieber gespielt“, sagt sie. Von täglicher Kinderarbeit kann auch August Meisinger aus dem Schwarzwald erzählen. Als neunjähriger Bub wurde er 1954 von der Mutter weggeschickt, von Neuenburg am Rhein auf einen Bauernhof im Münstertal. Dort musste der schmächtige Junge täglich 30 Kühe auf weit abgelegenen Weiden hüten. Ganz auf sich gestellt, war er dabei vielen Gefahren ausgesetzt, immer in der Angst, nicht alle Kühe wieder gesund zurück zum Hof zu bringen.
    Die Tiere waren seine einzigen Freunde in dieser Zeit voller Heimweh und harter Arbeit. Erst 1960 wurde Kinderarbeit im Westen Deutschlands offiziell verboten, die DDR dagegen sprach bereits mit ihrer Verfassung 1949 ein Verbot aus. Und doch kam es auch dort zu Kinderarbeit, zum Beispiel in den Kinderheimen. Alexander Müller aus Plauen in Sachsen musste schon als 13-Jähriger in einem sogenannten „Durchgangsheim“ in Karl-Marx-Stadt arbeiten, mit 14 Jahren wurde er „zwangsausgeschult“ und musste im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau als Maschinenarbeiter jeden Tag die Norm erfüllen.
    „Wir haben sogar für den ‚Klassenfeind‘ produziert, für den Westen“, meint Alexander Müller. Erst mit der Wiedervereinigung fand die Kinderarbeit in den Heimen der DDR ein Ende. Dabei sei Kinderarbeit nicht nur negativ zu bewerten, meint der Soziologe Jürgen Bönig. Wenn Kinder frei entscheiden dürften, wann und wie viel sie arbeiten möchten, könne das ihr Selbstwertgefühl stärken. „Kein Kinderspiel“ zeigt eindrücklich ein bislang noch unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte, das bis heute in vielen Familien nachwirkt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 29.04.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere So. 28.04.2024 ARD Mediathek
  • Folge 36 (90 Min.)
    Das Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“ lässt einen einzigartigen Arbeitskampf lebendig werden. Heute ist die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall selbstverständlich. Doch Arbeiter in den 1950er-Jahren bekommen, im Gegensatz zu den Angestellten, in den ersten drei Krankheitstagen gar keinen Lohn, danach nur wenig. Diese Ungleichbehandlung wollen sich die Arbeiter nicht mehr gefallen lassen. Anna Schimrigk (Emma) und David Bredin (Alfred) verkörpern das Leben der fiktiven Kieler Arbeiterfamilie Freese und machen die damaligen Herausforderungen in all ihrer Härte erlebbar.
    Emma ist eine typische Hausfrau und Mutter jener Zeit. Durch ihre Augen sehen wir diese entbehrungsreiche Zeit und begleiten den Kampf der Freeses für ein menschenwürdiges Leben. Der Krieg und dessen Entbehrungen haben diese Generation gezeichnet, aber jetzt geht es wieder aufwärts. Als ihr Mann Alfred krank auf der Kieler Howaldtswerft zusammenbricht, verzweifelt Emma. Er muss sich schonen, aber wie soll die Familie ohne den Arbeitslohn durchkommen? So kann es nicht weitergehen! Für den Kampf um Gerechtigkeit und Würde legen schließlich ab Oktober 1956 bis zu 34.000 Metallarbeiter in den Werften und Fabriken Schleswig-Holsteins die Arbeit nieder.
    Dieser Streik gilt bis heute als der härteste und längste Branchenstreik Deutschlands. Arbeitgeber und Politik stellen sich den Streikenden mit entschiedener Härte in den Weg. Die Arbeitgeberseite des damals boomenden Schiffsbaus wird u. a. von Max Herbrechter (Werftboss A. Westphal) und Peter Lohmeyer (Josef Schiml) verkörpert. Peter Sikorski (Julius Bredenbeck), David C. Bunners (Herbert Sührig) und Ronald Kukulies (Hein Wadle) spielen bis heute bekannte Gewerkschafter, die den Streik orchestriert und zum Erfolg geführt haben.
    Der Film entstand unter der Regie der Berliner Regisseurin Sabine Bernardi und des Hamburger Dokumentarfilmers und Historikers Ingo Helm unter anderem in Cuxhaven und Umgebung. Sie sind in die 1950er-Jahre getaucht, haben Quellen gesichtet und Zeitzeugen interviewt. Dazu gehört auch der damals 17-jährige Björn Engholm, den dieser Streik in die Politik geführt hat. Philipp Sichler zeichnet für die fiktionale Bildgestaltung verantwortlich. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.05.2024 Das Erste
  • Folge 37 (45 Min.)
    Als am 23. Mai 1949 das Grundgesetz in Bonn verabschiedet wird, ist in Bremen große Wäsche. Und in Petriroda wird am 7. Oktober 1949, dem Tag der Gründung der DDR, aus Strohsäcken eine Matratze gemacht. Mit Momentaufnahmen des Jahres 1949 aus dem Leben zweier Familien begleitet „1949 in Ost und West“ Maria Bastille und Jördis Krey bei ihrer persönlichen Spurensuche, wie es ihren Familien 1949 ergangen ist – einem Jahr, das für die Deutschen die wichtigste Zäsur für viele Jahrzehnte sein wird: die Teilung in zwei deutsche Staaten vor 75 Jahren.
    Bei der Großmutter von Jördis Krey, Ingrid Thiele, und deren Oma gibt es damals Wasser nur zu bestimmten Zeiten, das Schulgeld muss noch bezahlt werden und ein bisschen Schmuck wollen sie noch gegen Stoff eintauschen, um Ingrid ein passendes Kleid zur Konfirmation zu organisieren – vor allem Alltagssorgen bestimmen das Leben der Menschen vier Jahre nach dem Krieg in allen Besatzungszonen – im Westen wie im Osten. Auch Käte und Heinrich Krebs, die Großeltern von Maria Bastille, sind 1949 nicht mit der Politik befasst, sondern damit beschäftigt, zwei Strohsäcke zu bündeln und ein Bettgestell abzubauen.
    Die Flüchtlinge aus Schlesien sind erst vor wenigen Monaten im thüringischen 300-Seelen-Ort Petriroda gestrandet. Aber ihr Vermieter will das kleine Dachzimmer schon wieder anders vergeben. Dass Käte schwanger ist, hält sie vorerst geheim. Maria Bastille und Jördis Krey befragen ihre Oma, den Onkel, die Großcousinen, versuchen die vergilbten Briefe aus dem 49er Jahr zu entziffern, besuchen Heimatarchive, schauen Propaganda-Filme, stöbern in regionalen Zeitungen.
    Vor ihnen entfaltet sich dieses Jahr 1949, das so viel Veränderung bringen wird. Aus dem anfangs distanzierten Blick der Enkel erwächst im Laufe der Dokumentation mehr und mehr Verständnis für die Entscheidungen ihrer Vorfahren und Achtung vor deren Mut und Kraft zum Aufbau eines neuen Lebens, einer neuen Heimat. Endlich können sie die Fragen stellen, die sie schon lange umtreiben: Fürchteten sich die Großeltern damals schon wieder vor einem neuen Krieg? Wie kann man als Vollwaise wieder glücklich werden? Warum sind sie nicht auch in den Westen gegangen, was hat sie im Osten gehalten? Wie haben die Frauen es überhaupt geschafft, Geld, Essen und Wohnraum zu organisieren und in den dürftigen Notquartieren ein neues Zuhause zu schaffen? Und: Wovon haben sie eigentlich geträumt? „1949 in Ost und West“ unternimmt eine emotionale Reise in das Deutschland vor 75 Jahren und wirft einen persönlichen Blick in zwei Familiengeschichten des Jahres 1949, an deren Ende ein größeres Verständnis für die eigene, aber auch die deutsch-deutsche Geschichte steht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.05.2024 Das Erste
  • Folge 38 (45 Min.)
    US-Soldat an „Omaha Beach“ am 6. Juni 1944.
    Juni 1944, 6:30 Uhr: Eine riesige Armada der westlichen Alliierten erreicht die Normandie. Ein von langer Hand geplantes Inferno bricht los. Es ist das größte amphibische Landungsunternehmen der Kriegsgeschichte. 157.000 US-amerikanische, britische und kanadische See- und Luft-Soldaten rennen an einem Küstenabschnitt von 70 Kilometern Breite gegen deutsche Stellungen an, liefern sich erbitterte Gefechte und dringen am Nachmittag ins Landesinnere vor. Darunter sind auch alliierte Luftlandetruppen, die mit Waffen, Munition und schwerem Gerät hinter den feindlichen Linien abgesetzt werden.: Am D-Day waren auch Kameraleute beteiligt.
    Sie gehörten mit zu den ersten Truppen, die die Normandie erreichten. Was sie dort erlebten, drehten sie. Nur wenig von den Schwarz-Weiß-Originalaufnahmen ist erhalten und wurde nun aufwändig koloriert und aufgearbeitet. Diese Filme wurden hochauflösend abgetastet und in einem besonderen Verfahren, Einstellung für Einstellung, handkoloriert. So bekommen die seltenen Bilder eine nie gesehene Präzision und Schärfe, das dokumentarische Material erscheint in Spielfilmqualität.
    Parallel zu diesem kolorierten Schwarz-Weiß-Material existieren Farbfilme von den Ereignissen, die ebenfalls aufwändig restauriert wurden. Durch die Brillanz der entstehenden Bilder werden die Zuschauer*innen dicht an die Handlung geführt, erleben den D-Day in einer bewegenden optischen Qualität, die die Ereignisse beider Seiten erlebbar macht. Anlässlich des 80. Jahrestages schildert die Dokumentation von Michael Kloft den genauen Ablauf des schicksalhaften „längsten Tages“, der die Befreiung Westeuropas von der Naziherrschaft eingeleitet und schließlich auch dem westlichen Teil Deutschlands Freiheit und Demokratie gebracht hat.
    Da heute kaum noch Zeitzeugen befragt werden können, sind Interviews aus Archiven in Deutschland, Kanada und den USA die Grundlage dieser dramatischen Erzählung, die so ohne Kommentar auskommt. Die Aussagen der unmittelbar Beteiligten – alliierte und deutsche Soldaten – spiegeln die Gedanken und Ängste auf beiden Seiten wider.
    Bis an ihr Lebensende haben die damals so jungen Männer diesen Tag nicht vergessen können – mit allen grauenhaften Details des Leidens und des Sterbens. Speziell entwickelte 3D-Grafiken und spektakuläre Filmaufnahmen von den Originalschauplätzen machen die Gesamtszenerie auch für Zuschauer*innen spannungsgeladen und nachvollziehbar. Der D-Day beginnt eigentlich schon kurz nach Mitternacht. Das schlechte Wetter über dem Ärmelkanal hat sich etwas beruhigt. Der alliierte Oberbefehlshaber, US-General Dwight D. Eisenhower, hat in Südengland die Männer, die noch in der Nacht in der Normandie abspringen werden, verabschiedet.
    Sein Befehl lautet: „Eure Aufgabe wird nicht leicht sein. Der Feind ist gut ausgebildet, gut ausgerüstet und kampferprobt. Er wird mit aller Härte kämpfen. Ich habe volles Vertrauen in euren Mut, euer Pflichtgefühl und euer Geschick im Kampf. Wir werden nichts Geringeres als einen vollständigen Sieg akzeptieren!“ Ed Shames, ein damals 21 Jahre alter US-Fallschirmspringer, erinnert sich an den Absprung: „Die meisten dieser Typen hatten geschwärzte Gesichter.
    Kurzhaarschnitte. Skalpiert, wie bei den Indianern. Ich war daran interessiert, meinen Hintern zu retten. Man hatte nur im Sinn, auf dem Boden zu landen. Unser kommandierender Offizier landete in einem Baum. Die Nazis haben ihn ermordet.“ Wochenlang haben die alliierten Soldaten die Landung an den fünf Abschnitten „Utah“, „Omaha“, „Juno“, „Sword“ and „Gold“ trainiert. Unter den amerikanischen GIs befindet sich auch der damals 19 Jahre alte Infanterist Bob Slaughter aus Roanoke in Virginia: „D-Day.
    Das war ein Tag, den ich nie vergessen werde. Es ist ein Tag, der für immer in meiner Erinnerung bleiben wird.“ Noch weiß er nicht, dass er einem Himmelfahrtskommando zugeteilt wurde. Das wird ihm in seinem Landungsboot binnen weniger Minuten klar, als es sich Omaha Beach nähert: „Die Maschinengewehrkugeln trafen unser Boot. Chaos. Es machte mir eine Heidenangst. Also schrie ich: Männer, auf uns wartet hier die Hölle.
    Sie sind bereit für uns. Ich konnte sehen, wie Leute getroffen wurden. Ich konnte nicht mehr klar denken.“ Jeder Versuch einer Landung, so suggeriert es die Nazipropaganda, müsse am sogenannten „Atlantikwall“ scheitern. Doch in Wirklichkeit sind nur Teile der Kanalküste ausreichend befestigt. Die Invasion trifft trotzdem teilweise auf erbitterte Gegenwehr. Symbol des blutigen Gemetzels am Omaha Beach ist das „Widerstandsnest 62“. Der damals 18 Jahre alte Franz Gockel war dort stationiert: „Am Schluss hieß es: Sie kommen.
    Das kann sehr hart werden für uns. Ich habe geschossen, um zu überleben.“ Nur etwas über 20 Mann bringen den alliierten Angreifern mit Panzerabwehrkanonen, Geschützen und Maschinengewehren schwere Verluste bei, bevor sie sich der Übermacht beugen. Franz Gockel: „Nicht zu früh schießen. Den Gegner rankommen lassen. Die Ersten mussten ja 300 Meter über freie Fläche und das war für den Amerikaner eine sehr blutige Sache. Der Strand war einfach bedeckt mit Toten und Verwundeten.“ Experten gehen davon aus, dass die Amerikaner an Omaha Beach etwa 4000 tote, verwundete und vermisste Soldaten in Kauf nehmen mussten.
    Welle für Welle erreichen die Landungsboote die Strände. An Juno Beach erlebt der damals 21 Jahre alte Kanadier Alex Adair das Inferno: „Wir waren zuerst an Land. Wir haben so viele Verluste erlitten, dass wir nicht mehr in der Lage waren zu kämpfen. Darum haben sich dann die nachrückenden Kompanien gekümmert. Dann haben die Deutschen aufgegeben. Es ist traurig zu sagen, dass sie nicht im Kampf starben.
    Sie gaben auf.“ Wie der damals 19 Jahre alte Bruno Plota, der sich schließlich in der Nähe von Omaha Beach den Amerikanern ergibt: „Das war ja eine Übermacht. Und dann habe ich auch gesehen, wie viele Kameraden da schon lagen, die verwundet bzw. schon tot waren. Das Leben hing am seidenen Faden. Man wusste nie, was in der nächsten Minute los ist. Es ging also um Leben und Tod oder Sein oder Nichtsein.“ Am Ende des D-Day haben die Alliierten in der Normandie erfolgreich Brückenköpfe gebildet. Vor ihnen liegen allerdings noch Tage und Wochen erbitterter Kämpfe mit vielen Verwundeten und Toten auf beiden Seiten. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.05.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere So. 26.05.2024 ARD Mediathek
  • Folge 39 (45 Min.)
    An einem Frühsommer Wochenende 1988 – etwas mehr als ein Jahr vor dem überraschenden Zusammenbruch der DDR – reiste der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl für drei Tage zu einem Besuch nach Gotha, Erfurt, Weimar und Dresden. Der nahezu unbekannte Kurztrip war Teil eines ungewöhnlichen Deals, der beim einzigen Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker 1987 in Bonn vereinbart worden war. Als Honecker spontan zusagte, knüpfte Kohl sein Kommen jedoch an drei Bedingungen: Die Presse dürfe nichts erfahren. Zudem sollten ihm Begegnungen mit DDR-Offiziellen erspart bleiben.
    Vor allem aber wünschte er sich, nicht von der Staatsicherheit belagert zu werden. An einem Mai Wochenende 1988 reiste der Kanzler in die DDR ein. Beim Grenzübertritt waren die DDR-Grenzer zwar vorbereitet, doch mehr wusste die DDR-Administration nicht: Selbst die DDR-Staatssicherheit hatte kaum Informationen darüber, was Kohl in den drei Tagen unternehmen wollte. Um offiziell Kohls Sicherheit zu gewährleisten, hatte man ihm Honeckers eigene Leibwächter zur Seite gestellt. Kohls damaliger Berater, Wolfgang Bergsdorf, erinnert sich, wie Kohl durch die DDR-Fußgängerzonen flanierte.
    Dort löste dessen Anwesenheit Momente aus wie bei einer TV-Show mit versteckter Kamera. Kohl verteilte Autogramme und nahm zudem zahlreiche Ausreisewünsche entgegen. Da die Einsatzkräfte – mehr als 1000 MfS-Mitarbeiter – Befehl hatten, alles zu unterlassen, was die Stimmung Kohls und damit das innerdeutsche Verhältnis trüben konnte, konnten sie nur zusehen. Während vor der Weimarer Goethe-Gruft Geheimdienstler als Touristen getarnt mit Blumensträußchen vergeblich auf das Eintreffen des Kanzlers warteten, ließ sich Kohl mit DDR-Bürgern in der Fußgängerzone fotografieren.
    Die in der Doku gezeigten Stasi-Protokolle hinterlassen ein Bild der potemkinschen Wirklichkeit der DDR-Herrschaft nur etwas mehr als ein Jahr vor ihrem Untergang. Kohl müsse sich den Menschen geradezu aufdrängen, um mit ihnen überhaupt ins Gespräch zu kommen, wurde berichtet. Dass Honecker dies tatsächlich glaubte, enthüllt ein Dokument: Da die Menschen von Kohl kaum Notiz genommen hätten, sei die Reise für den Kanzler eine große Enttäuschung gewesen, frohlockte Honecker.
    Die Dokumentation „Geheimdiplomat Bundeskanzler“ blättert die zeitgeschichtlich nahezu unbekannte Reise Helmut Kohls mit all ihren absurden Momenten auf und zeigt den Zustand der DDR kurz vor ihrer Selbstauflösung. Kohls Mitreisende Friedhelm Ost sowie der kürzlich verstorbene Wolfgang Bergsdorf und auch sein langjähriger Fahrer Eckehard Seeber berichten, wie der Bundeskanzler im Stil eines Geheimdiplomaten die Chance nutzte, die sich ihm während seiner DDR-Reise 1988 bot und er mit großer Freude die Stasi narrte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 27.05.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Sa. 25.05.2024 ZDFmediathek
  • Folge 40 (90 Min.)
    Eine Frau zwischen Raute und Krise: Angela Merkel, die erste Bundeskanzlerin Deutschlands. 2021 endete die „Ära Merkel“ und mit ihr der Aufstieg von „Kohls Mädchen“ zur „mächtigsten Frau der Welt“. Wer ist die Politikerin? Zum ihrem 70. Geburtstag (17.7.2024) erzählt die Dokumentation von einer Kanzlerin, deren Erbe zweieinhalb Jahre nach ihrem Abschied aus dem Amt in einem neuen Licht erscheint. 2005 wird Angela Merkel Bundeskanzlerin: Die erste Frau in diesem Amt, die erste Ostdeutsche und mit 51 Jahren auch noch die jüngste. Frauenpower!? Merkels Regierungsstil: moderat, pragmatisch, bloß nicht polarisieren.
    Dem bleibt sie bis zum Ende ihrer Amtszeit treu. Die Raute als Zeichen der Ruhe. Heute steht ihre Kanzlerschaft im Schatten der aktuellen Entwicklungen und Probleme: Klimakrise, Russland, Flüchtlingsfrage. Gerade im Licht dieser Entwicklungen ist der Blick auf die Merkel-Jahre interessant: Warum handelte Angela Merkel so, wie sie es tat? Und wie kann das zum besseren Verständnis der gegenwärtigen Situation beitragen? Die Dokumentation „Angela Merkel – Schicksalsjahre einer Kanzlerin“ blickt auf Merkels Kanzlerschaft, eine Zeit, die bis heute prägend ist. Dabei geht es auch um Versagen und Schuld, um Verantwortung und Erfolg – und um Haltung.
    Zu Wort kommen unter anderem die Podcasterin und Kommunikationsexpertin Samira El Ouassil, der Erfinder der Interviewreihe „Jung und Naiv“ Tilo Jung, die Publizistin Marina Weisband, die Journalistin und Merkel-Biografin Evelyn Roll, der langjährige „Zeit“-Korrespondent Christoph Dieckmann, die irische Journalistin und Expertin für internationale Beziehungen Judy Dempsey, die deutsche Klimaschutzaktivistin Carla Reemtsma, der ehemalige CDU-Politiker Roland Koch sowie enge Wegbegleiter:innen wie Annegret Kramp-Karrenbauer und Thomas de Maizière. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 15.07.2024 Das Erste
  • Folge 41 (45 Min.)
    In den letzten 100 Jahren hat sich in der sexuellen Bildung in Deutschland viel getan. Die Dokumentation blickt zurück auf deren wechselvolle Geschichte. Wer wie aufgeklärt wird, von wem und über was genau – diese Fragen stehen immer wieder im Raum. Das wissen alle, die sich der Sexualaufklärung widmen. Der Film gleicht die Fragen der Vergangenheit mit den gegenwärtigen Herausforderungen ab. Denn: Über Sex sprechen will geübt sein. Ein Blick zurück auf 100 Jahre sexuelle Bildung in Deutschland: Schon um 1900 gab es Ansätze zur Sexualkunde an deutschen Schulen, denn Geschlechtskrankheiten verbreiteten sich.
    Im Ersten Weltkrieg warnte das Militär eindrücklich vor der Syphilis. Lange galt Sex als Gefahr. Heute gibt es viele Möglichkeiten sich zu informieren. Zum Beispiel die Sexualberaterin Birte Fulde vom Erotikversandhaus Orion, die Sprechstunden auf Instagram abhält. Im Vorgängerunternehmen hatte Beate Uhse seit den 60ern unter dem Stichwort „Ehehygiene“ beraten. Sie eröffnete damals auch den ersten Sexshop der Welt. Ohne Scham über Sex zu sprechen ist bis heute nicht selbstverständlich. So erlebt die Autorin Mirna Funk, dass viele staunen, wenn sie weibliche Bedürfnisse thematisiert.
    Und es dauert lange, bis die Aufklärung weibliche Sexualität losgelöst vom Kinderkriegen thematisiert. Hierauf lag noch der Fokus, als Ende der 1960er offiziell Sexualkunde an westdeutschen Schulen eingeführt wurde; in der DDR gab es sie schon zehn Jahre vorher. Heutzutage suchen Jugendliche im Internet Antworten auf ihre Fragen und bekommen früh viel zu sehen. Damit beschäftigt sich der Sexualpädagoge Jan Omland, der auf seinem YouTube-Kanal gegen Fehlannahmen kämpft, die in der Pornografie verbreitet werden. Sexualaufklärung ist ein Markt geworden, den sich Oswalt Kolle und die Bravo zunutze machten.
    Trotz des liberaler werdenden Klimas: Anfang der 70er kam eine Bravo-Ausgabe noch auf den Index, die sich mit Homosexualität beschäftigte. Heute helfen Online-Aufklärungsaccounts bei Problemen mit der individuellen Sexualität. Ein Ansatz, den sich Magnus Hirschfeld vor 100 Jahren gewünscht hätte. Der Pionier der Aufklärung forschte schon damals zu Geschlechtsidentitäten, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Norm bewegten. Viele Fortschritte wurden seither gemacht. Doch manche Themen sind nach wie vor schambesetzt – und es wird neue Herausforderungen geben. Also: Let’s talk about Sex! Bleiben wir im Gespräch. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.08.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Sa. 03.08.2024 ARD Mediathek
    • Alternativtitel: Karriere im KZ - Vom Bauernsohn zum NS-Verbrecher
    Folge 42 (45 Min.)
    Es ist mehr als 80 Jahre alt, zerschlissen, die Seiten locker. Ein Fotoalbum. „SS-Erinnerungen“ steht auf dem Einband. Darin finden sich 206 Fotos, fast ausschließlich mit Männern. Das Album war viele Jahrzehnte verschollen. Die Fotos wurden noch nie veröffentlicht. In diesem Film werden sie exklusiv gezeigt. Der Historiker Dr. Stefan Hördler hat es entdeckt. Er ist erfolgreicher Buchautor, analysiert seit mehr als 20 Jahren Fotos der NS-Zeit und tritt als Gutachter in Straf-Prozessen gegen Menschen auf, die im NS-System tätig waren.
    Was ihn auszeichnet: Er kennt die Gesichter und Biografien tausender SS-Leute, kann sie selbst Jahre später und in anderen Zusammenhängen auf Fotos wiedererkennen. Eine KI kann das nicht leisten, denn viele der Männer sind als Täter öffentlich nicht bekannt oder in Datenbanken erfasst. Etwa die Hälfte der Fotos ist im KZ Lichtenburg aufgenommen, das von 1933 bis 1937 als KZ für Männer diente. Die Bilder sind kaum beschriftet oder datiert, es gibt keine Ortsangaben. Wer sind die Männer darauf? Was ist ihre Geschichte? Dr. Stefan Hördler kann die scheinbar banalen Fotos dechiffrieren.
    Sie offenbaren erstaunliche Biografien von Männern. Zu sehen sind SS-Führer, die später hohe Posten im KZ-System bekommen – damit über Leben und Tod entscheiden. Sogar zwei Männer, die in Auschwitz Kommandant werden, sind zu finden. Alle stehen am Anfang der Karriere, sind mitten in der Ausbildung des mörderischen Handwerks. Die Männer bilden Seilschaften, die das Grauen in Europa verteilen, ein mitteldeutsches Netzwerk der SS, das das KZ-System prägt: 16 Männer, die einmal im KZ Lichtenburg tätig waren, sind später Kommandanten eines Konzentrationslagers.
    Stefan Hördlers Augenmerk fällt aber auch auf Männer, die keine hohen SS-Ränge hatten und doch unverzichtbar waren, in Positionen, die als „mittleres Management“ des KZ-Systems gelten: Wachmannschaften, Häftlingskompanieführer, Blockführer, Arbeitsdienstführer. Im Album sieht man sie lächelnd, Fußball spielend, stolz posierend. Einer von ihnen ist Kurt Erich Schreiber aus der Nähe von Leipzig.
    Ein Mann, der sich schon Mitte 1932 der SS anschließt. Er arbeitet bis Kriegsende in verschiedenen Konzentrationslagern. Die Fotos zeigen auf einzigartige Weise seinen Werdegang. Stefan Hördler recherchiert akribisch mehr als sechs Jahre, immer geleitet von der Frage, warum die Männer zu Mördern wurden. Der „ARD History“-Film „Das vergessene Fotoalbum der SS“ dokumentiert exklusiv diese Puzzle-Arbeit und zeigt erschreckend aktuell, wie scheinbar ganz normale junge Männer zu grausamen Mördern werden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 16.09.2024 Das Erste
  • Folge 43 (50 Min.)
    Der junge Revolutionär Mao Zedong erlebt ein China am Boden. Nach Ende des Kaiserreichs befindet sich das Land im Griff von Warlords und imperialistischen Mächten. In Mao wächst ein Traum heran von einem geeinten China und einer kommunistischen Gesellschaft, die dem Land zu alter Größe verhilft. Mao und seine Kommunisten werden Teil eines Bürgerkriegs, bis Mao 1949 die Tore von Peking erreicht. Als Mao Zedong 1893 zur Welt kommt, deutet nichts auf seinen Aufstieg zur prägenden Figur Chinas im 20. Jahrhundert hin.
    Der Bauernsohn erlebt in seiner Jugend politische Instabilität, soziale Umwälzungen und den Untergang des 2000 Jahre alten Kaiserreiches. Die Revolution von 1911, die zum Sturz der Monarchie und zur Gründung der Republik führt, weckt sein politisches Bewusstsein. Mit der russischen Oktoberrevolution kommt Mao in Kontakt mit marxistischen Ideen und wird kurz darauf Mitbegründer der kommunistischen Partei. Ab 1927 befinden sich die Kommunisten in einem bitteren Bürgerkrieg mit der Nationalen Volkspartei Chinas, der Kuomintang, die unter ihrem Führer Chiang Kai-shek große Teile des Landes unter ihre Kontrolle bringt.
    Um der kompletten Einkreisung und Vernichtung zu entgehen, fliehen Mao und seine Verbündeten 1934 über 12.000 Kilometer nach Yan’an im Norden Chinas. Von den ca. 85.000 Personen, die sich auf den „Langen Marsch“ begeben, kommen nur etwa 8.000 an. Dennoch wird der „lange Marsch“ zu einem Heldenmythos stilisiert. Er zementiert Maos Autorität innerhalb der Partei und gilt als Geburtsstunde des Mao-Kultes.
    1937 schließt Mao ein taktisches Bündnis mit Chiang Kai-shek, um das weitere Vordringen Japans in China aufzuhalten. Doch nach der Niederlage Japans und dem Ende des Zweiten Weltkriegs bricht der Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Kommunisten erneut aus. Maos Kommunisten gelingt es, die militärische Oberhand über Chiang Kai-sheks erschöpfte Truppen zu gewinnen. Anfang 1949 stehen sie vor den Toren Pekings. Maos Traum eines geeinten Chinas unter kommunistischer Führung ist zum Greifen nah. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 30.09.2024 Das Erste
  • Folge 44 (45 Min.)
    Fünf Bürgerrechtler berichten von ihrem Weg in die DDR-Opposition, über ihre revolutionäre Erweckung im Herbst ’89 und ihren politischen Werdegang in den vergangenen 35 Jahren.
    Fünf Bürgerrechtler berichten von ihrem Weg in die DDR-Opposition, über ihre revolutionäre Erweckung im Herbst ’89 und ihren politischen Werdegang in den vergangenen 35 Jahren. Was haben sie gewollt? Was haben sie gekonnt? Was haben sie geschafft? Welche Rolle spielten sie damals und welche spielen sie in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Gegenwart? Frank Richter, Petra Lux, Matthias Platzeck, Katrin Göring-Eckardt und Antje Hermenau gehörten nicht zu den führenden Oppositionellen, die gegen Machtverhältnisse in der DDR aufstanden. Doch die anschwellende Bürgerbewegung riss auch sie in den Strom der Geschichte.
    In der Friedlichen Revolution fanden sie ihre eigene Aufgabe zur Veränderung, schlossen sich Initiativen und Basisgruppen an und wurden zu Bürgerrechtlern. Ihr Ziel: eine andere, bessere DDR. Der Mauerfall änderte allerdings schlagartig die Perspektiven der Demokratiebewegung. Das Ziel einer reformierten DDR wurde vom Wunsch nach Wiedervereinigung verdrängt. Spätestens bei den ersten freien Volkskammerwahlen im März 1990 mussten die Bürgerrechtler bitter konstatieren, dass der Wille des Volkes in die deutsche Einheit führte.
    Mit der Wiedervereinigung endete für die meisten Bürgerrechtler das Abenteuer der Revolution. Sie kehrten in ihre Berufe zurück. Für andere war die Friedliche Revolution der Beginn ihrer politischen Aktivität, der sie bis heute treu geblieben sind, egal ob sie sich in der Regierung, in der Opposition oder in der Gegnerschaft zum politischen Mainstream befinden. Katrin Göring-Eckardt, Antje Hermenau und Matthias Platzeck brachte die Friedliche Revolution in das politische Tagesgeschäft der Bundesrepublik.
    Antje Hermenau saß für Bündnis90/​Die Grünen im Sächsischen Landtag und im Bundestag, Matthias Platzeck wurde Umweltminister und schließlich Ministerpräsident des Landes Brandenburg. Katrin Göring-Eckardt startete ihre politische Karriere im „Demokratischen Aufbruch“ und bei „Demokratie Jetzt“, die sie zu Bündnis90/​Die Grünen und 1998 in den Bundestag führte. Als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages ist sie heute fast die Einzige im Parlament, die aus den Erlebnissen und Erfahrungen der Bürgerrechtsbewegung von 1989 kommt.
    Antje Hermenau verließ 2015, nach 25 Jahren Mitgliedschaft, enttäuscht das Bündnis90/​Die Grünen. Heute arbeitet sie als Unternehmens- und Politik-Beraterin. 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR befindet sich Deutschland erneut in einer Umbruchsituation. Viele Ostdeutsche haben das Vertrauen in die parlamentarische Demokratie und in die traditionellen Parteien verloren. Beleg für ihre Abkehr ist ihre Zustimmung zur AfD. Gegen das zunehmende ostdeutsche Unbehagen an der Demokratie, findet Antje Hermenau, helfen keine Rechthabereien und Brandmauern der etablierten Parteien.
    Als Frank Richter in seiner Funktion als Direktor der sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung 2014 den Dialog mit PEGIDA-Anhängern suchte, wurde er als „PEGIDA-Versteher“ heftig kritisiert. Inzwischen führt er als SPD-Landtagsabgeordneter einen Sisyphus-Kampf gegen das Erstarken der AfD. „Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden“ – der Satz von Rosa Luxemburg wurde zum Leitmotiv der Bürgerrechtler gegen die Machtverhältnisse der DDR. Die Opposition in der DDR war nie homogen und geeint war sie 1989 nur in dem Wunsch nach Demokratie.
    Es gab linke und rechte Bürgerrechtler. Mit der Ankunft im Parteiensystem der Bundesrepublik teilten sich die Wege der Bürgerrechtler nach links und nach rechts. Und auch nach sehr rechts. Vera Lengsfeld, eine der prominenten Figuren der Bürgerrechtsbewegung, verließ 1996 Bündnis90/​Die Grünen aus Protest gegen deren „Schmusekurs“ mit der PDS. Sie trat der CDU bei, die sie 2023 wegen deren Migrationspolitik wieder verließ. Sie hält das Parteiensystem für überholt und erhebt ihre Stimme gegen einen für sie unglaubwürdigen politischen Mainstream. Andersdenken als Widerstand? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 21.10.2024 Das Erste
  • Folge 45 (50 Min.)
    Sommer 1939: Der junge Ingenieur Wernher von Braun träumt davon, dass Menschen in den Weltraum fliegen. Doch als Hitler das Nachbarland Polen überfällt, stürzt Europa in einen Krieg, der bald die ganze Welt mit in den Abgrund reißt. Um sein ambitioniertes Projekt nicht zu gefährden, stellt sich der Wissenschaftler in den Dienst der Nationalsozialisten. Er ist zu allem bereit, damit seine Forschung weitergehen kann. Statt Weltraumraketen soll er nun Marschflugkörper für den Krieg entwickeln. Zur selben Zeit beginnt Joan Hinton ihr Studium am US-amerikanischen Bennington College in Vermont. Begeistert stürzt sie sich in die Nuklear-Physik – als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit. Sie entdeckt das gewaltige Potenzial der Kernspaltung und erkennt, wie groß die Bedrohung durch Deutschland ist, die von diesen Forschungsergebnissen ausgeht – auch für die USA.
    Die Lage in Europa spitzt sich derweil immer mehr zu: Nach der Besetzung Polens rückt die Wehrmacht auch in Westeuropa siegreich vor. Der Strom von Flüchtlingen ist gewaltig. Vor allem jüdische Menschen fliehen – auch in das britische Mandatsgebiet Palästina. Dort setzt sich die politisch aktive Golda Meir mit allen Mitteln dafür ein, dass die vor den Nazis geflohenen Juden nach Palästina einwandern können. Doch die Briten, von der vorrückenden Wehrmacht immer weiter in Bedrängnis gebracht, weigern sich, ihr Mandatsgebiet für Flüchtlinge zu öffnen. Golda Meir und ihre Mitstreiter treffen daraufhin drastische Entscheidungen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 11.11.2024 Das Erste
  • Folge 46 (50 Min.)
    1. September 1939: der Zweite Weltkrieg bricht aus – die Welt steht am Abgrund. Sechs Menschen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichsten Lebenswelten müssen Entscheidungen treffen: Wofür wollen sie kämpfen? In der parallelen Erzählung wird immer klarer, dass sich ihre Handlungen aufeinander auswirken. Als der Krieg 1945 endet, liegt die Welt in Trümmern – doch der Kampf um die Herrschaft in der Nachkriegszeit hat damit gerade erst begonnen. Zwischen Liebe und Verrat, Hoffnung und Angst, Macht und Verzweiflung gehen die sechs Charaktere ihren Weg in eine neue Ära, im Schatten neuer Konflikte. 1941. Hedwig Höß und ihre Familie haben ein neues Zuhause: Auschwitz.
    Ihr Ehemann Rudolf ist Kommandant des Konzentrationslagers. Voller Stolz richtet sie die Dienstvilla mit Garten ein – ein Paradies im Schatten der Mauer zum Todeslager. In Tel Aviv liest Golda Meir erschüttert die aus Auschwitz herausgeschmuggelte Nachricht: Die Nationalsozialisten ermorden in den Konzentrationslagern systematisch Juden. Zugleich rücken deutsche Truppen in Nordafrika vor, unweit von Palästina. In Kiew wird Nikita Chruschtschow vom Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion überrascht. Getrieben von Stalin, versucht Nikita seine Familie zu retten und sein Land zu verteidigen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 11.11.2024 Das Erste
  • Folge 47 (45 Min.)
    Emilie und Oskar Schindler.
    Emilie Schindler ist eine von der Geschichte vergessene Heldin, die furchtlos und mutig Juden rettete. Die Dokumentation von Annette Baumeister holt sie aus dem Schatten ihres Mannes und porträtiert eine Frau, die ohne großes Aufsehen Menschen beschützte. Oskar Schindler wurde zum Synonym für Menschlichkeit im Nationalsozialismus. Doch welche Rolle spielte seine Frau Emilie Schindler? Emilie Schindler, die als betrogene Ehefrau von vielen belächelt wurde, ist eine von der Geschichte vergessene Heldin, die furchtlos und mutig Juden rettete. Die Regisseurin Annette Baumeister porträtiert eine Frau, die ohne großes Aufsehen Menschen beschützte.
    Nach dem Krieg wurde Emilie von ihrem Mann verlassen und von der Welt vergessen. Emilie Pelzl wird 1907 im Sudetenland geboren. Von klein auf arbeitet sie auf dem elterlichen Bauernhof und pflegt Angehörige. Mit 20 verliebt sie sich in den charmanten Oskar Schindler. Obwohl dieser als Herzensbrechers gilt, heiratet sie ihn. Oskar hat Affären und verjubelt die Mitgift, aber Emilie bleibt bei ihm. Gemeinsam werden sie durch die Nazis mit ihrer Fabrik erst reich und retten dann viele Juden vor dem sicheren Tod.
    In der Dokumentation beschreiben Historiker*innen sowie Emilie Schindlers argentinischer Pfleger, Leandro Coseforti und ihre Nichte Traude Ferrari eine vergessene Heldin. Die Regisseurin Annette Baumeister rekonstruiert einfühlsam das Leben von Emilie Schindler. Nachgesprochene Zitate vermitteln das Bild einer Frau, die sich aus der Rolle der passiven Ehefrau löst und aktiv Menschen hilft. Für „ihre Juden“ besorgt sie Lebensmittel, Medikamente und rettet Todgeweihte unter den Augen der SS. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 18.11.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Di. 12.11.2024 ARD Mediathek
  • Folge 48 (60 Min.)
    Wladimir Putin wird im Dezember 1999, vor 25 Jahren, zum Präsidenten. Seitdem ist er der starke Mann Russlands. Die Doku erzählt von den Stationen seiner Karriere, von seinem Weltbild. Das Psychogramm eines Mächtigen. Hier blicken nicht westliche Beobachter auf Putin, sondern Menschen aus Russland. Ein Blick aus der Distanz des Exils. Sie haben ihre Heimat verlassen, um Repressalien zu entgehen.
    Wladimir Putin wird im Dezember 1999, vor 25 Jahren, zum Präsidenten. Seitdem ist er der starke Mann Russlands. Die Doku erzählt von den Stationen seiner Karriere, von seinem Weltbild. Das Psychogramm eines Mächtigen. Hier blicken nicht westliche Beobachter auf Putin, sondern Menschen aus Russland. Ein Blick aus der Distanz des Exils. Sie haben ihre Heimat verlassen, um Repressalien zu entgehen. Am 31. Dezember 1999 erklärt Russlands Präsident Boris Jelzin seinen Rücktritt und begrüßt einen schmächtig und unscheinbar wirkenden Mann mit schütterem Haar und großen Augen. Wladimir Putin, seinen Nachfolger.
    25 Jahre ist es her. Mit dieser Inszenierung im Fernsehen beginnt der Aufstieg des politischen Neulings zum mächtigsten Mann Russlands. Zu einem Autokraten, der das Land nach seinen Vorstellungen und Phobien formt. Und letztlich zum Diktator, der Krieg in Europa vom Zaun bricht und die Welt ins Wanken bringt. Aber was hat ihn geprägt? Was hat ihn radikalisiert? Warum sucht er die Konfrontation mit dem Westen? Was treibt den Mann an, der versucht, das Schicksal Europas und sogar der Welt zu bestimmen? Der Film erzählt nicht Putins Biografie nach, sondern skizziert Putins Psychogramm, lässt die Zuschauer in sein Denken, in seine Welt eintauchen.
    Die „Putin-Versteher“ in diesem Film sind Menschen mit erlittener Erfahrung des Putin-Systems. Die Schriftsteller Michail Schischkin und Viktor Jerofejew, die Politologen Ekaterina Schulmann und Alexander Baunow, die Historikerin Irina Scherbakowa und die Politaktivistin Alla Gutnikowa blicken auf ihn – aus der scheinbar sicheren Distanz des Exils. Schulmann und Baunow gelten als „Auslandsagenten“. Gutnikowa stand ein Jahr lang unter Hausarrest, wurde zu zwei Jahren Strafarbeit verurteilt, konnte aber nach Deutschland fliehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 16.12.2024 Das Erste
  • Folge 49 (90 Min.)
    Anna Thalbach, Elisabeth Denz und Enrique Fiß (v. l. n. r.) als Familie Schröder auf dem Weg in den Campingurlaub.
    Sie ist in Deutschland „heilig“ und eine Attraktion für viele internationale Touristen: die Autobahn – das wahre „Netzwerk“ der Deutschen. 13.200 Kilometer lang, im Durchschnitt 60 Meter breit und mit einer Fahrbahnstärke von rund 80 Zentimetern. Damit ist die Autobahn streng genommen das größte Bauwerk im Land. Und es wird weiter geplant und gebaut, trotz wachsender Kritik und immer größer werdenden Widerstands. Die Autobahn ist Mythos, Ärgernis und Lustobjekt in einem, insbesondere, wenn es um das schnelle Fahren geht. Bis heute existiert kein generelles Tempolimit, die Argumentation dagegen ist genauso abenteuerlich wie die Fahrweise vieler, die die Funktion der Fahrbahnen regelmäßig missachten und sich selbst überschätzen.
    Die deutsche Autobahn ist ein Spiegelbild der Gesellschaft in West und Ost. Dieses Dokudrama erzählt die Geschichten rund um den Streit rechts und links der Fahrbahnen, von menschlichen Schicksalen, von einer zum Teil beeindruckenden Architektur sowie von vielen Propaganda-Lügen während der Nazizeit. Angefangen hat alles mit mehreren Projekten und Ideen in den 1920er-Jahren.
    Eine erste, damals noch als „Kraftwagenstraße“ bezeichnete Autobahn ließ tatsächlich schon der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) errichten. In seiner Amtszeit als Oberbürgermeister von Köln ließ er eine 18,5 Kilometer lange Strecke nach Bonn bauen. Die heutige A555 störte die Nazis gewaltig bei ihrer Behauptung, Hitler hätte die Autobahn erfunden und sei ihr Schöpfer. In Europa ist Deutschland das Transitland Nummer eins. Das Autobahnnetz ist längst unverzichtbar geworden für eine funktionierende Wirtschaft und Logistik.
    Über drei Millionen zugelassene Lkw allein in Deutschland beanspruchen die Strecken. Viele Brücken und Fahrbahnen sind längst Sanierungsfälle. Rund 1300 Baustellen behindern den Verkehr, Staus sind die logische Folge. Spannend, unterhaltsam und informativ: Hubertus Meyer-Burckhardt präsentiert Menschen und Geschichten, die alle etwas mit der Autobahn zu tun haben. Unter ihnen Rennfahrerin Sophia Flörsch, ESC-Ikone Peter Urban sowie der Komiker Atze Schröder. Er verbringt seine beste Arbeitszeit auf der Bühne, seine längste Zeit aber auf der Autobahn, wenn es zum nächsten Auftrittsort geht – mit Trucks und im Tourbus, so Atze.
    Das ist nur eine von vielen Episoden, die in dem Dokudrama über die Geschichte der Autobahn erzählt werden. Humorvolle Spielszenen bringen eine besondere Farbe in den Film, z. B. wenn zwei Familien sich auf den Weg in den Campingurlaub machen – über die Autobahn. Megastau inklusive. Hochkarätig besetzt mit u.a. Anna Thalbach und Enrique Fiß. Und Helmut Zierl in der Rolle als „ewiger“ Verkehrsminister erklärt, warum es bisher kein Tempolimit gibt … (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 22.12.2024 Das ErsteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 20.12.2024 ARD Mediathek

zurückweiter

Füge ARD History kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu ARD History und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ARD History online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…

Hol dir jetzt die fernsehserien.de App