2022/2023, Folge 1–18

  • Folge 1 (30 Min.)
    Festival der Vielfalt: Ruhrtriennale 2022:
    Westart ist zurück aus der Sommerpause und zu Gast bei der Ruhrtriennale 2022. Bis zum 18. September lädt das Festival zu mehr als 100 hochkarätigen Veranstaltungen an acht Orten im Revier ein. Zentrale Spielstätte und Festivalzentrum ist die Jahrhunderthalle in Bochum. Die luftige Stahlkonstruktion mit ihren schlichten Backsteinmauern gilt als Kathedrale der Industriekultur. 1902 errichtet, versorgte sie über 60 Jahre das Bochumer Stahlwerk und die Umgebung mit Energie. Anfang des 21. Jahrhunderts wandelte sich die Industriehalle in einen Musentempel mit Ausstrahlungskraft weit über die Region hinaus.
    In der Jahrhunderthalle finden auch zwei Highlights der diesjährigen Ruhrtriennale statt. Das Musiktheaterstück „Ich gehe unter lauter Schatten“ wagt eine Grenzüberschreitung ins Jenseits. Und ab dem 9. September stellt der Regisseur, Videokünstler und Raver Łukasz Twarkowski seine experimentelle Produktion „Respublika“ vor. Die Ruhrtriennale feiert die Freiheit des Denkens, der Kunst und des Seins. Wie das in Zeiten von Krieg und Katastrophen möglich ist, darüber spricht Westart-Moderator Thilo Jahn mit der Festival-Intendantin Barbara Frey.
    Welt ohne Barrieren: das inklusive Theater „Transmitter“ auf dem RoboLAB-Festival:
    In diesem Jahr findet das RoboLAB-Festival zum dritten Mal statt. Das „Labor für inklusive Kunst und Kultur“ zeigt Performances, Bildende Kunst, Musik und Filme von und für Menschen mit und ohne Behinderung. Mit dabei ist das mixed abled Ensemble von „Transmitter“. Die Performance von Nikolaus Jürgens widmet sich dem Thema Sprache und lädt die Zuschauer ein, dem Ensemble mitten hinein in die identitätspolitischen Grabenkämpfe zu folgen. Wer darf was wie sagen? Wer hört wem zu? Und können Worte unsere Realitätswahrnehmung verändern? Das RoboLAB findet bis zum 23. August auf dem Kölner Kulturgelände Odonien statt.
    Kunst in der Krise? Westart fragt nach:
    Krisen und Katastrophen allerorten: Corona, Krieg, Klimawandel, Energieknappheit und Inflation. Wie gehen die Kulturveranstalter damit um? Wie sehr sind sie selbst davon betroffen? Was vermitteln sie ihrem Publikum und wie schauen sie in die Zukunft? Westart hat sich umgehört: Wir besuchen das Schauspielhaus Bochum, das gerade in einer Kritikerumfrage zum besten Theater der Saison gekürt wurde. Anschließend geht es zum Zeltfestival Ruhr. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause findet es wieder am Ufer des Kemnader Sees in Bochum statt und präsentiert Stars wie die Fantastischen Vier, Revolverheld und Kasalla. Und wir fragen nach bei den Betreibern des Dortmunder Programmkinos „Sweet Sixteen“, die das Traditionskino „Roxy“ vor der Schließung gerettet haben.
    „Freizeit“: Debütroman der Twitter-Autorin Carla Kaspari:
    Sie ist eine Twitter-Ikone: Carla Kaspari, in Dortmund geboren und in Köln zu Hause. Jetzt hat sie ihren ersten Roman veröffentlicht. „Freizeit“ erzählt die Geschichte der 29-jährigen Franziska, die nach zwei Jahren aus Paris nach Deutschland zurückgekehrt ist. Doch so richtig kommt sie in ihrem alten Leben nicht an. „Wachstumsschmerzen“ nennt es die Autorin. Mit lakonischem Witz beschreibt sie, wie ihre Protagonistin versucht, in der fremdgewordenen Gegenwart zurechtzukommen, ihren Platz zu finden in einer medial gespiegelten Welt, in der (fast) alles möglich und nichts verbindlich ist. Westart hat Carla Kaspari in Köln getroffen.
    100 Jahre Folkwang: Die Ausstellung „Expressionisten am Folkwang“:
    In diesem Jahr feiert das Museum Folkwang seinen 100. Geburtstag. Jetzt eröffnet die zweite große Jubiläumsschau: „Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“. Im Mittelpunkt steht ein Sammlungsschwerpunkt des Hauses, den der Kunstmäzen und Bankierssohn Karl Ernst Osthaus begründet hat. Anhand von rund 250 Meisterwerken des Expressionismus – darunter Arbeiten von Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde, Gabriele Münter, Oskar Kokoschka, Franz Marc und Egon Schiele – zeichnet die Ausstellung die wechselvolle Geschichte des Expressionismus und die vielfältigen Verbindungen der Künstlerinnen und Künstler nach. Zu sehen ist sie bis zum 8. Januar 2023 in Essen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.08.2022WDR
  • Folge 2 (30 Min.)
    Eldorado für Kreative: der Medienhafen Düsseldorf
    Stylish, bunt und top gelegen: das ist der Medienhafen in Düsseldorf. Hochkarätige Architektur, Industriedenkmäler und Hafenflair machen ihn zum Touristenmagnet und begehrten Standort für die Werbe-, Mode- und Medienwelt. Kunst und Kultur hat es hier schon früher gegeben, auch vor der Umwandlung des einstigen Rheinhafens zur Kreativmeile. In den 70er Jahren fanden aufstrebende Künstler wie Gerhard Richter, Markus Lüpertz, Günther Uecker und Ulrich Erben in den Lagerhäusern günstige Ateliers. Heute stehen nur noch wenige der alten Speicher. In einem ist das Kai 10 untergebracht, ein unabhängiger Raum für junge internationale Kunst.
    Gerade ist dort die Ausstellung „Labours of Landscape“ zu sehen, die die globalisierte Arbeitswelt in den Blick nimmt. An die Vergangenheit des Hafens und die Nähe zum Rhein erinnert der „Uecker-Platz“. Lange Zeit verwaist, ist er mit dem Projekt „HafenKunstKino“ zu neuem Leben erwacht. Allabendlich sind unter freiem Himmel Kunst- und Kurzfilme zu sehen. Wie sich die Kunst heute im Medienhafen behauptet, das erkundet Westart-Moderatorin Siham El-Maimouni auf ihrem Rundgang.
    Klimakollaps, Energiekrise und rechte Narrative
    Extremwetter, Waldbrände, Dürre, wochenlange Hitze, der Rhein ein trauriges Rinnsal: Der Klimawandel ist unübersehbar. Und noch immer reagiert die Politik zögerlich – trotz Warnungen der Wissenschaftler, internationaler „Fridays-for-Future“-Protesten und der Verpflichtung zu den Zielen des Pariser Weltklimaabkommens. Jetzt droht auch noch eine Energiekrise. Doch anstatt den Umstieg auf Wind- und Sonnenenergie zu befördern, stellt die Regierung die Energiewende in Frage. Zwei neue Bücher gehen der Frage nach, wer eine effektive Klimaschutzpolitik blockiert und wie die Rechte versucht, von sozialen Verwerfungen zu profitieren. Westart hat mit der Journalistin Susanne Götze und dem Soziologen Matthias Quent gesprochen.
    „Die Zeit, die wir teilen“: Filmdrama mit Isabelle Huppert und Lars Eidinger
    Joan Verra (Isabelle Huppert) ist Ende 50 und erfolgreiche Verlegerin in Paris. Nach Jahrzehnten trifft sie ihre erste große Liebe wieder. Aufgewühlt zieht sie sich in ihr Landhaus zurück und beginnt, ihr Leben Revue passieren zu lassen. Es wird eine emotionale Reise zwischen Fiktion und Wirklichkeit, in der sie sich an das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter, an Romanzen und Enttäuschungen, an Trauer, Verlust und Abschied erinnert. Begleitet wird sie von ihrem jüngeren Geliebten, dem exzentrischen Schriftsteller Tim Ardenne (Lars Eidinger. Aus Anlass der NRW-Premiere trifft Westart den Ausnahme-Schauspieler in dieser Woche in Köln. Am 31. August kommt der Film dann bundesweit in die Kinos.
    „Beifang“: Martin Simons’ neuer Familienroman aus dem Ruhrgebiet
    Beifang – so heißt eine ehemalige Zechensiedlung in Selm, einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiets. Hier ist der Schriftsteller Martin Simons aufgewachsen. Und hier spielt auch sein neuer Roman, eine Geschichte über die Fesseln der Herkunft. Sein Held Frank Zimmermann, ein desillusionierter Werbetexter, kehrt aus der Großstadt nach Beifang zurück, um auf Spurensuche zu gehen. Weil der Vater schweigt, sucht Frank den Kontakt zu seinen Tanten und Onkeln. Mehr und mehr erfährt er über seinen Großvater, der in der Nachkriegszeit als Hilfsarbeiter und zwölffacher Vater zwischen Überforderung und Anarchie lebte. Es ist eine Welt, die geprägt ist von Armut, Gewalt und Stolz. Umso mehr Frank erfährt, umso klarer erkennt er, wie sehr die Vergangenheit seine Gegenwart prägt. Westart hat Martin Simons in Beifang getroffen.
    „Das Gutachten“: Graphic Novel von Jennifer Daniel über Terror und Tod in der Bundesrepublik der 70er Jahre
    Bonn im Sommer 1977: Es sind zwei Welten, die in Jennifer Daniels Politkrimi aufeinanderstoßen. Da ist Herr Martin, ein biederer Angestellter aus der Rechtsmedizin, der von den traumatischen Erinnerungen an seine Kriegserlebnisse verfolgt wird. Und da ist die Studentin Miriam Becker, RAF-Sympathisantin und Mutter eines kleinen Sohnes. Ihre Geschichten kreuzen sich, als Miriam bei einem Autounfall stirbt und ihre Leiche auf dem Labortisch von Herrn Martin landet. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein Geflecht von Geheimnissen und Machtmissbrauch, erkennt aber auch seine eigene mühsam verdrängte Verantwortung. In ausdrucksstarken Farben zeichnet die aus Bonn stammende Jennifer Daniel das beklemmende Porträt einer Zeit, die vom RAF-Terror überschattet war. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.08.2022WDR
  • Folge 3 (30 Min.)
    Statement in Pink – Zum 25- jährigen Jubiläum der Ludwig Stiftung:
    Sie zählten zu den bedeutendsten Kunstsammlern der Bundesrepublik: Irene und Peter Ludwig. Mehr als 14.000 Werke von der Antike bis in die Moderne trugen sie im Laufe ihres Lebens zusammen. Dank ihrer Schenkung verfügt das Museum Ludwig in Köln über die umfangreichste Pop-Art-Kollektion Europas und die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt. 1997 gründete Irene Ludwig kurz nach dem Tod ihres Mannes die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die seit 2010 das Erbe verwaltet. Ihren Sitz hat die Stiftung im ehemaligen Wohnhaus des Ehepaares, einer Villa im Aachener Süden. Zum 25-jährigen Jubiläum hat der Bildhauer Andreas Schmitten sie zu einem poppigen Gesamtkunstwerk gestaltet: mit einer in Pink leuchtenden Fassade und ausladenden gelb-weißen Markisen. Normalerweise ist das Haus nicht öffentlich zugänglich. Für Westart-Moderatorin Siham El-Maimouni hat die Stiftung eine Ausnahme gemacht.
    „Über Menschen“: Juli Zehs Roman auf der Bühne des Schlosstheaters Moers:
    Wie fühlt es sich an, aus der Metropole in die Provinz zu ziehen? Juli Zehs Roman-Heldin Dora, eine 36-jährige Werbetexterin, hat im Frühjahr 2020 genug von ihrer Berliner Bubble. Vor der Corona-Enge und den „Besser-Menschen“, die wie ihr Freund Robert immer genau wissen, was moralisch korrekt und was falsch ist, flieht sie aufs Land. Dort erlebt sie einen Kulturschock, als sie entdeckt, dass der „Dorfnazi“ direkt neben ihr wohnt. Ulrich Greb, Intendant des Schlosstheaters Moers, bringt Juli Zehs Bestseller „Über Menschen“ auf die Bühne. Gemeinsam mit seinem Ensemble leuchtet er aus, was über alle ideologischen Gräben und Vorurteile hinweg machbar und sagbar ist. Premiere ist am 31. August, weitere Vorstellungen am 2., 3., 9., 11. und 14. September.
    Ökologische Visionen: Julian Charrières Werke in der Langen Foundation Neuss:
    „Controlled Burn“ – so heißt die neue Ausstellung von Julian Charrière, die ab dem 4. September in der Langen Foundation in Neuss zu sehen ist. Der Künstler hat Vulkane und Gletscher, Ölpalmplantagen und radioaktiv verstrahltes Gelände besucht. An all diesen Orten fand er Inspirationen für seine Fotografien, in denen er sich mit der Klima- und Energiekrise auseinandersetzt. Sonnenlicht, Feuer, Kohle, Erdöl, Atomkraft – Charrières Arbeiten führen weit zurück in die Vergangenheit der Menschheit und schlagen einen Bogen in eine ungewisse Zukunft. Im Zentrum steht das Verbrennen: ein exzessiver Prozess, der Energie freisetzt und zerstört. Die Ausstellung ist bis zum 6. August 2023 zu sehen.
    „Bei aller Liebe“ – Angry Pop der Münsteraner Band Muff Potter:
    Gestartet ist sie Anfang der 90er Jahre als Geheimtipp im Münsterland und hat dann eine steile Karriere gemacht: die Band Muff Potter. Nach zahlreichen Tourneen und neun Alben haben sich die Musiker 2009 getrennt. Jetzt feiern sie ihr Comeback. Vor wenigen Tagen erschien nach mehr als zwölf Jahren Pause ihr neues gemeinsames Album „Bei aller Liebe“, das sie im westfälischen Kulturgut Haus Nottbeck aufgenommen haben. Zum Auftakt ihrer Tournee sind sie am 5. Oktober im „Gloria“ in Köln zu Gast.
    Generation Grass, Walser, Enzensberger: dem Kölner Schriftsteller Jürgen Becker zum 90. Geburtstag:
    Jürgen Becker ist Lyriker, Schriftsteller, Hörspielautor und Büchner-Preisträger. 1960 schloss er sich der „Gruppe 47“ an, jener legendären Autorenvereinigung, die in der jungen Bundesrepublik nicht nur die Literatur, sondern auch die gesellschaftspolitischen Debatten prägte. Becker hat zeitlebens mit der Sprache experimentiert und auf eindringliche Art Begebenheiten, Landschaften und das eigene Leben beschrieben. Im Sommer hat er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass sind gleich zwei neue Bücher erschienen: ein Band mit neuen Gedichten und eine Werkausgabe seiner Gedichte seit 1971. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.09.2022WDR
  • Folge 4 (30 Min.)
    Musterzeche und Prestigeobjekt: zu Gast auf der Zeche Zollern in Dortmund:
    Sie gilt als eine der schönsten und außergewöhnlichsten: die Zeche Zollern in Dortmund. Mit ihren prunkvollen Backsteinfassaden und dem buntverglasten Jugendstilportal wirkt sie fast wie eine Kathedrale. Der schlossartige Gebäudekomplex entstand kurz vor 1900 als Musterzeche und Prestigeobjekt der damals größten Bergbaugesellschaft im Pott. 1966 wurde sie stillgelegt. Heute ist sie eines von acht Westfälischen Landesmuseen für Industriekultur. Die glamouröse Architektur war nicht nur Ausdruck wirtschaftlicher Macht. Sie kaschierte auch den lebensgefährlichen Alltag der Kumpel. Die Zechenchefs setzten auf Schönheit – auch um ihre Arbeiter von revolutionären Umtrieben abzuhalten.
    Eine Dauerausstellung dokumentiert die Geschichte der Zeche, die zum Wirtschaftsmotor der Region wurde und immer mehr Menschen – viele aus Polen und den Niederlanden – anzog. Eine Sonderausstellung widmet sich dem Dortmunder Fotografen Erich Grisar, der zwischen 1928 und 1932 durch Europa reiste. Ergänzt wird sie durch eine Schau mit 36 aktuellen Arbeiten. Menschen unterschiedlichster Herkunft, die im Dortmunder Norden zu Hause sind, zeigen ihren Blick auf Europa und ihre neue Heimat in Dortmund. Paris. New York.
    Grenzenlos: Ausstellung über das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude in Düsseldorf:
    Unvergessen die spektakuläre Reichstagsverhüllung im Sommer 1995 – sie ist das wohl einprägsamste Bild, das wir mit Jeanne-Claude und Christo verbinden. Weniger bekannt ist der Weg des Künstlerpaares seit den 1950er Jahren. Wer weiß schon, dass die erste Einzelausstellung Christos 1961 in Köln war? Der Kunstpalast Düsseldorf zeichnet jetzt mit der Schau „Christo und Jeanne-Claude – Paris. New York. Grenzenlos“ ihren Werdegang über mehr als sechs Jahrzehnte nach und zeigt, wie eng das Duo mit dem Rheinland verbunden war. Extra für die Ausstellung wurde der „Wrapped Beetle“ neu aufgelegt, ein verhüllter VW-Käfer, den Christo und Jeanne-Claude bereits 1963 in der Düsseldorfer Galerie Schmela präsentierten. Zu sehen ist die Ausstellung vom 7. September 2022 bis zum 22. Januar 2023.
    Literatur als ganz großes Kino: das LITFILMS-Festival in Münster:
    Sie sind für viele Literatur- und Filmfans ein Highlight: Buchverfilmungen wie Steven Spielbergs „The Shining“, Balzacs „Verlorene Illusionen“ oder ganz aktuell „Der Gesang der Flusskrebse“. Als deutschlandweit einziges Festival widmet sich LITFILMS dem Spannungsfeld von Literatur und Film. Zu sehen sind internationale Literaturadaptionen und Dokumentarfilme über große Schriftsteller:innen und ihre Arbeit. Ergänzt wird das Programm durch Lesungen, Podiumsdiskussionen und Performances. LITFILMS findet vom 10. bis zum 25. September in und um Münster statt.
    Erich Grisar – Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa:
    Er war ein Arbeiterkind aus der Dortmunder Nordstadt, bekannt als Schriftsteller, Journalist und Poet. Erich Grisar hat den Alltag in den 20er und 30er Jahren porträtiert, Arbeiterchöre geschrieben und für soziale Gleichheit gekämpft. Dass er auch fotografiert hat, war lange vergessen – bis seine Tochter dem Stadtarchiv mehr als 4000 Negative überließ. Jetzt widmet ihm die Zeche Zollern eine große Ausstellung. Zu sehen sind rund 200 zum großen Teil unveröffentlichte Aufnahmen, die zwischen 1928 und 1932 entstanden sind. Auf seinen Reisen durch Spanien, England, Holland und Polen hielt er seine Beobachtungen als Autor und Fotograf fest. Ihn interessierten weniger die großen Sehenswürdigkeiten als das Leben der Menschen. Seine Bilder zeigen Arbeit, Mühe und Not und lenken den Blick auf die kleinen Szenen des Alltags. Die Ausstellung „Erich Grisar – Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa“ ist noch bis zum 16. Oktober zu sehen.
    Dokumentarfilm „Dancing Pina“: Wie eine junge Generation Pina Bausch neu entdeckt:
    Pina Bausch war die Grande Dame des zeitgenössischen Tanzes und Gründerin des legendären Tanztheaters Wuppertal. Der Dokumentarfilm „Dancing Pina“ feiert die unvergessene Choreografin und die Menschen, die sich heute ihrem Werk annähern. Im Mittelpunkt stehen zwei Stücke, zwei Kontinente, zwei Tanzwelten: die altehrwürdige Semperoper in Dresden und die École des Sables in einem senegalesischen Fischerdorf in der Nähe von Dakar. Unter Anleitung ehemaliger Mitglieder aus Pina Bauschs Company entdecken Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt die Stücke „Iphigenie auf Tauris“ und „Le Sacre du Printemps“ neu. Wie sich Pina Bauschs Choreographien und die Tänzer:innen selbst dabei verändern, das zeigt Florian Heinzen-Ziobs Film mit elementarer Wucht und Leidenschaft. Am 15. September startet er in den deutschen Kinos.
    „AlpenMusik“ im WDR-Kultursommer:
    „Musik fürs Dorf, die Welt und das Herz“ – das ist das Motto der mehr als 200 Sänger:innen und Musiker:innen, die in Alpen am Niederrhein gemeinsam Musik machen. Die Sängerin Judy Bailey hat sie in einem Kulturprojekt zusammengebracht: Menschen von sechs bis 88 Jahren aus 15 Nationen, darunter Geflüchtete und Menschen mit Behinderung, ein Orchester, ein Akkordeon-Ensemble und eine Band. Die „AlpenMusik“ ist einer der Top-Acts in der Langen Nacht des WDR-Kultursommers, die am 16. September ab 23:30 Uhr zu sehen ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.09.2022WDR
  • Folge 5 (30 Min.)
    Hightech vor 100 Jahren: Zu Gast am Schiffshebewerk Henrichenburg:
    Es war ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: das Schiffshebewerk Henrichenburg. Die Menschen waren begeistert, als es Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 einweihte. Der gigantische Aufzug machte es möglich, den neu angelegten Dortmund-Ems-Kanal bis zum Dortmunder Hafen zu befahren. Bis zu 40 Schiffe konnten täglich einen Höhenunterschied von 14 Metern überwinden. Nun konnten Kohle, Erze und Baustoffe auf dem Wasserweg von den Nordseehäfen ins Ruhrgebiet und umgekehrt transportiert werden. Eine wichtige Schlagader des Reviers begann zu pulsieren. 70 Jahre lang tat die Technik ihren Dienst. 1969 wurde das alte Schiffshebewerk stillgelegt. Unter Denkmalschutz gestellt und aufwändig restauriert, ist es heute Teil des Westfälischen Industriemuseums und noch immer das spektakulärste Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal. Mit Museumsleiter Arnulf Siebeneicker blickt Westart-Moderatorin Siham El-Maimouni in die Vergangenheit und die Zukunft der Binnenschifffahrt.
    „Hidden Costs“: Ausstellung des Fotografen J Henry Fair im LWL-Museum:
    Leuchtende Farben, bizarre Formen: Die Fotos sind wunderschön. Was sie zeigen, ist katastrophal. Der amerikanische Fotograf J Henry Fair hat weltweit aus der Luft die Folgen der Umweltzerstörung und des Klimawandels dokumentiert. Zu sehen sind verseuchte Gewässer, verbrannte Böden, geplünderte Landschaften, darunter 15 Aufnahmen aus Deutschland, überwiegend aus Bergbauregionen. Es sind die Spuren der Ausbeutung und die Schäden, die die industrielle Produktion hinterlässt. „Ewigkeitslasten“ nennt sie Henry Fair. Wir alle haben die Kosten zu zahlen, während einige wenige von der Ausbeutung profitieren. Die Sonderausstellung „Hidden Costs“ ist noch bis zum 15. Januar 2023 im LWL-Museum in Henrichenburg zu sehen.
    „Into the Ice“: Auf der Spur der Gletscherschmelze:
    „Into the Ice“ führt uns in die weißen Weiten Grönlands, eine der extremsten Landschaften der Erde. Der dänische Dokumentarfilmer Lars Ostenfeld hat drei Wissenschaftler begleitet, die im arktischen Eis Daten sammeln, um den Klimawandel besser zu verstehen. Wie schnell schmilzt die grönländische Eisdecke? Was erwartet uns, wenn die Ozeane steigen? Und was können wir dagegen tun? Mit atemberaubenden Bildern dokumentiert Lars Ostenfeld die Arbeit der Forscher, die in über 150 Meter tiefe Abgründe aus blankem Eis hinabsteigen und durch Eiskernbohrungen 100.000 Jahre zurück in die Vergangenheit schauen. „Into the Ice“ kommt am 15. September in die Kinos.
    Ludwig goes green: die Ausstellung „Grüne Moderne“ in Köln:
    Mensch und Pflanze – was ist das eigentlich für eine Beziehung? Dieser Frage geht das Museum Ludwig mit der Ausstellung „Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen“ nach. Sie führt zurück ins frühe 20. Jahrhundert und zeigt, wie Pflanzen in der Kunst und der Botanik dargestellt wurden, welche Bedeutung sie als Schmuck und Dekoration hatten, wie wir Menschen sie als „das Fremde“ auf Distanz hielten oder sie uns als „Mitlebewesen“ aneigneten. Die Ausstellung ist auch ein Pilotprojekt, mit dem das Museum neue Wege geht, um nachhaltig zu arbeiten und Ressourcen zu schonen. So werden zum Beispiel Transportwege minimiert und Verpackungskisten als Hochbeete recycelt. „Grüne Moderne“ ist vom 17. September 2022 bis zum 22. Januar 2023 zu sehen.
    Skurril und anarchisch: Dirk Stermanns Roman „Maksym“:
    Dirk Stermann, Bestsellerautor, Kabarettist und Moderator, ist einer der populärsten Deutschen in Österreich. Seit 35 Jahren lebt der gebürtige Duisburger in Wien. In diesem Sommer ist sein neuer Roman „Maksym“ erschienen – mit einem Helden namens Dirk Stermann, der zwar viel Ähnlichkeiten mit seinem Erfinder hat, dessen Erlebnisse aber überwiegend frei erfunden sind. Weil die Freundin des Romanhelden für einige Monate nach New York geht, braucht er dringend einen Babysitter für den vierjährigen Sohn Hermann. Die Wahl fällt auf den Ukrainer Maksym. Zu Anfang läuft alles bestens. Doch dann erlebt Stermann so manche Überraschung. Westart hat mit dem Donau-Deutschen aus dem Ruhrgebiet über seine Liebe zu Österreich und sein Faible für das Anarchische gesprochen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.09.2022WDR
  • Folge 6 (30 Min.)
    Technik, Mode, Design: Zu Besuch im Textilwerk Bocholt:
    Aus Westfalen in die Welt: In Bocholt werden bis heute Textilien für den deutschen und den internationalen Markt produziert. Die Anfänge der Bekleidungsindustrie reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Spannende Einblicke in Geschichte und Gegenwart der Stoffproduktion bietet das Textilwerk Bocholt, eines der acht Industriemuseen in Westfalen-Lippe. Am kleinen Fluss Aa gelegen, besteht das Museum aus zwei Teilen: dem Nachbau einer Weberei und der historischen Spinnerei Herding. Beide sind ein typisches Beispiel aus der Boom-Zeit der Textilindustrie. Das Besondere: Die Besucher*innen können nachempfinden und an den alten Maschinen ausprobieren, wie hier früher gearbeitet wurde. Aktuelles Highlight ist die Sonderausstellung „Coolness“. Mit einer Vielzahl von Kleidungsstücken, Fotografien, Filmen und Musik spürt sie dem Gefühl von lässiger Distanziertheit im 20. Jahrhundert nach. Zu sehen ist sie bis zum 30. Oktober 2022.
    „Female View“: Modefotografie von Frauen im Museum Schloss Moyland:
    Was wüssten wir von Styles, Trends und „Must haves“ ohne die Modefotografie? Berühmt geworden sind viele männliche Fotografen. Dabei haben gerade Frauen die Modefotografie über Jahrzehnte geprägt. Welchen Blick sie auf die Mode, auf den weiblichen Körper, auf Schönheit und Identität haben, das zeigt die Ausstellung „Female View“ im Museum Schloss Moyland. Sie schlägt einen weiten Bogen von der Modefotografie der 1920er Jahre bis ins digitale Zeitalter und verdeutlicht, wie sich gesellschaftliche Rollenbilder und die Inszenierung von Mode gegenseitig bedingen. Zu sehen ist sie vom 24. September 2022 bis zum 15. Januar 2023.
    Überforderung und großes Glück: Film mit Anke Engelke über das Muttersein:
    Freude und Zweifel, Macht und Ohnmacht, Liebe und Wut: Es sind höchst ambivalente Erfahrungen, die Mütter machen. Die Kölner Regisseurin Carolin Schmitz hat acht Frauen zwischen 30 und 75 zu ihrem Leben als Mutter interviewt. Ihr Film ist eine Gratwanderung zwischen Fiktion und Dokumentation. Die Originalstimmen der acht Frauen sind im Off zu hören. Dazu bewegt Anke Engelke synchron ihre Lippen und erzählt ihre Geschichten in ganz unterschiedlichen Alltagsszenen. „Mutter“ kommt am 29. September in die Kinos. Westart hat Carolin Schmitz und Anke Engelke getroffen.
    Der Sound der Straße: Behzad Karim Khani Romandebüt „Hund, Wolf, Schakal“:
    Der Journalist Behzad Karim Khani stammt aus dem Iran, wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte an der Ruhr-Uni Bochum Kunstgeschichte und Medienwissenschaft. Heute lebt er in Berlin und betreibt in Kreuzberg eine Bar. Jetzt ist sein Debütroman „Hund, Wolf, Schakal“ erschienen. Es ist die Geschichte zweier Brüder, die während der iranischen Revolution mit ihrem Vater nach Deutschland fliehen. Saam, der ältere, schlägt sich im arabisch dominierten Neukölln durch und erkämpft sich Respekt unter den Straßengangs, um seinen kleinen Bruder zu beschützen. Behzad Karim Khanis Sprache ist rau und brutal, und doch erzählt er mit einer Zartheit von seinen Figuren, die ihnen Tiefe und Würde verleiht.
    „Freitagnacht Jews“: Schabbat mit Daniel Donskoy: „Freitagnacht Jews“ mit Daniel Donskoy ist zurück. Die mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Late-Night-Show wird in Staffel 2 international: Daniel Donskoy und sein Team haben sich in den vergangenen Monaten auf die Reise gemacht, um herauszufinden, wie es außerhalb Deutschlands um die Jüdinnen und Juden bestellt ist. In London, Buenos Aires, Tel Aviv und Istanbul lädt Donskoy internationale Gäste zum Streiten, Lachen und Essen ein. Zu sehen sind die vier Folgen ab dem 23. September freitags in der ARD Mediathek. Am 21. Oktober laufen alle Folgen auch im WDR Fernsehen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.09.2022WDR
  • Folge 7 (30 Min.)
    Pop trifft Street Art: „Wonderwalls“ im NRW-Forum Düsseldorf:
    Bart Simpson trifft auf Barack Obama und Wonder Woman chattet mit Astro Boy: die Ausstellung „Wonderwalls“ ist eine spektakuläre Inszenierung. 2000 Werke – Fotos, Grafikdesign, Graffitis, Skulpturen und Designer Toys – verschmelzen zu einem bunten Gesamtkunstwerk. Zum ersten Mal kommen im NRW-Forum Düsseldorf internationale Künstlerinnen und Künstler aus der Urban-Art-Szene zusammen. Mit dabei sind Stars wie Banksy, Shepard Fairey, KAWS, Swoon und JR. Die Arbeiten stammen aus der Kollektion des Düsseldorfer Unternehmers Selim Varol, der seit über 30 Jahren urbane Kunst und Designer Toys sammelt.
    Das NRW-Forum ist Teil des denkmalgeschützten Ehrenhof-Ensembles aus den 1920er Jahren. In Nordrhein-Westfalen ist es ein Eldorado für zeitgenössische Formate und junge Kunst. Westart-Moderatorin Siham El-Maimouni trifft auf ihrem Rundgang den Düsseldorfer Street-Artisten Steffen Mumm alias „Hoker One“, der in den letzten Jahren eine steile Karriere gemacht hat. Und mit Museumschef Alain Bieber spricht sie darüber, warum die Verbindung von politischen Statements der Streetart mit dem Spielerischen der Design Toys so faszinierend ist. Die Ausstellung „Wonderwalls“ ist bis zum 5. Februar 2023 zu sehen.
    „Ich singe, weil ich ein Lied hab’“: Konstantin Weckers Jubiläumstour zum 75. Geburtstag:
    Er singt, komponiert, schreibt, schauspielert und kämpft seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus, für Frieden und eine bessere Welt. Konstantin Wecker, in diesem Sommer 75 geworden, ist sich trotz aller Höhen und Tiefen treu geblieben. Widerstand und Poesie – für ihn gehören sie untrennbar zusammen. „Empört euch, gehört euch und liebt euch und widersteht“, heißt es in einem seiner populärsten Songs. Radikal und poetisch ist auch sein aktuelles Album „Utopia“. Jetzt ist er auf großer Jubiläumstour und am 05.10. in Dortmund, am 06.10. in Düsseldorf, am 07.10. in Essen und am 08.10. in Köln zu Gast.
    „Tausend Zeilen“: Michael Bully Herbig hat den Relotius-Skandal verfilmt:
    Mit seinen erfundenen Reportagen hat Claas Relotius 2018 nicht nur den „Spiegel“ in seine bisher schwerste Krise gestürzt, sondern die ganze Medienbranche erschüttert. Michael Bully Herbig hat aus diesem eigentlich unglaublichen Fall einen Spielfilm gemacht. Die Tragikomödie erzählt vom preisgekrönten Journalisten Lars Bogenius (Jonas Nay), der wegen seiner vermeintlich lebensnahen Geschichten gefeiert wird, und seinem Kollegen Juan Romero (Elyas M’Barek), der dem Lügner auf die Schliche kommt und mit seinen Enthüllungen einen Presseskandal auslöst. Grundlage für den Film ist das Buch „Tausend Zeilen Lüge“ des echten „Spiegel“-Journalisten Juan Moreno. Der Film ist gerade in den deutschen Kinos angelaufen.
    „Mit anderen Augen“: ein sinnlicher Theaterabend für Sehende und Nichtsehende:
    Kann man mit den Ohren sehen? Wie nehmen Blinde und Sehbehinderte den Raum wahr? Mit welchen Sinnen machen sie sich „ein Bild“ von der Welt? Regisseurin Selen Kara und ihr Ensemble haben sich mit diesen Fragen beschäftigt und einen Theaterabend kreiert, den Sehende und Nichtsehende ähnlich erleben. Ihr Stück „Mit anderen Augen“ ist eine Collage aus Songs, Texten und Klängen, die die Wahrnehmung vom Visuellen auf andere Sinneseindrücke lenkt. Zu erleben ist der Abend am Schauspielhaus Bochum, das unlängst zum Theater des Jahres gekürt wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.10.2022WDR
  • Folge 8 (30 Min.)
    Die Magie des Hier und Jetzt: Zu Besuch im „Kolumba“
    Das „Kolumba“, Kunstmuseum der Erzbistums Köln, ist eines der schönsten und ungewöhnlichsten Kunstmuseen Nordrhein-Westfalens. Der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor hat den Neubau entworfen. Gebaut wurde er vor 15 Jahren im Herzen Kölns – dort, wo jahrzehntelang die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche Sankt Kolumba stand. Nicht nur die Architektur, auch das Konzept des Museums ist außergewöhnlich. Aus den Kunstschätzen des Erzbistums Köln wird jedes Jahr eine neue Ausstellung zusammengestellt.
    Alt und neu kommen zusammen: Werke von der Spätantike bis zur Gegenwart, von der Reliquie bis zur Rauminstallation. Die aktuelle Ausstellung heißt „making being here enough. Ort & Subjekt“. Der Titel geht zurück auf eine Arbeit der amerikanischen Künstlerin Roni Horn „Dafür sorgen, dass hier zu sein genügt“. Wie nehmen wir uns an Orten wahr und was machen Orte aus uns? Mit der Sehnsucht nach dem Hier und Jetzt, mit Erinnerung und Phantasie beschäftigt sich die Ausstellung, die bis zum 14. August 2023 zu sehen ist.
    „Der Passfälscher“: Überleben in Nazi-Deutschland
    Berlin 1942. Der junge Jude Cioma Schönhaus ist ein Überlebenskünstler, der sich dem Nazi-Terror widersetzt. Begleitet von seinem Freund Det mischt er sich regelmäßig mit einer Tarnbiografie unter die Menschen, denn seiner Ansicht nach ist die Öffentlichkeit das beste Versteck. Sein Talent, Pässe zu fälschen, rettet vielen Verfolgten das Leben, bringt ihn jedoch selbst zunehmend in Gefahr. Regisseurin Maggie Peren hat die wahre Geschichte des Berliner Juden Cioma Schönhaus verfilmt. Die Hauptrolle spielt der in Köln aufgewachsene 25-jährige Louis Hofmann, ein Shooting-Star des deutschen Kinos. Am 13. Oktober kommt „Der Passfälscher“ in die Kinos.
    „?0??“: Das neue Album der Band „Fehlfarben“
    Sie steht seit 43 Jahren auf der Bühne: die Düsseldorfer Rock-Band „Fehlfarben“ um den Sänger und Texter Peter Hein. In den 1970ern war er einer der ersten Punks Deutschlands und ist – mit Unterbrechung – bis heute in der Band aktiv. Das Debütalbum „Monarchie und Alltag“ aus dem Jahr 1980 war ein Meilenstein in der Geschichte des deutschsprachigen Punkrocks. Am 14. Oktober erscheint die neue Platte „?00??“. Die zwölf Songs sind in schwierigen Zeiten entstanden, so Peter Hein, und drücken die zunehmende Verunsicherung aus. Auf ihrer Tournee ist die Band am 22. Oktober in Bochum und am 23. Oktober in Köln zu Gast.
    Max Ernst und die Natur als Erfindung: Ausstellung im Kunstmuseum Bonn
    Natur als Inspiration, als Ursprung und Modell für die Kunst: Max Ernst, 1891 im rheinischen Brühl geboren und Wegbereiter des Surrealismus, sah in der Natur einen phantastischen Kosmos. Er selbst hat eine verführerische Bildwelt erschaffen – ein Universum aus seltsamen Blumen, Blättern und Baumwesen, aus schlangenköpfigen Figuren, die zu Nashörnern oder Pferden werden. Das Kunstmuseum Bonn widmet Max Ernst vom 13. Oktober 2022 bis zum 22. Januar 2023 eine große Ausstellung. Zu sehen sind auch Werke von 25 weiteren Künstlerinnen und Künstlern, die ähnlich wie Max Ernst die Natur auf ihre Weise neu erfunden haben.
    Den Sprung wagen: „Through and Over“ am Theater Hagen
    „Through and Over“ heißt das neue Tanzstück am Theater Hagen. Erstmals arbeitet die renommierte Choreografin Anna Konjetzky mit dem Hagener Ballett zusammen. Es geht um Veränderung, genauer: um den Moment, in dem wir eine andere Richtung, ein anderes Tempo einschlagen und den „Sprung“ wagen. Die Uraufführung ist am 08. Oktober, weitere Vorstellungen folgen am 13. und 23. Oktober. Im Oktober, November und Dezember bietet das Theater Hagen jeweils ein 9-Euro-Ticket, mit dem einen ganzen Monat lang beliebig viele Stücke aus den drei Sparten Schauspiel, Oper und Tanz besucht werden können. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.10.2022WDR
  • Folge 9 (30 Min.)
    Mut zur Moderne: Zu Besuch im Von der Heydt-Museum Wuppertal:
    Mitten in der Einkaufsmeile von Wuppertal-Elberfeld liegt das Von der Heydt-Museum, das eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Deutschlands beherbergt. In diesem Jahr feiert es seinen 120. Geburtstag. Zum Jubiläum gibt es gleich drei große Ausstellungen. Sie bringen die Schätze der eigenen Sammlung in Dialog mit den Werken aus anderen Häusern. Ein fulminantes Cross-Over der Stile und Genres! 1902 wurde es als Städtisches Museum im ehemaligen Rathaus von Elberfeld eröffnet. Einer der wichtigsten Förderer war der Bankier und Kunstmäzen August von der Heydt. Das Museum bewies von Anfang an Mut zur Moderne und schrieb damit Kunstgeschichte.
    Zu den Highlights der Sammlung zählen die Werke der Expressionisten und Impressionisten – darunter Kandinsky, Marc und Macke sowie Monet, Manet, van Gogh und Renoir. Die erste der drei aktuellen Ausstellungen mit dem Titel „ZERO, Pop und Minimal“ zeigt provokative Kunst der 60er und 70er Jahre. Die zweite Ausstellung „Fremd sind wir uns selbst“ visualisiert anhand von Porträts aus über 100 Jahren die Spannung zwischen Außen- und Selbstwahrnehmung. Und die gerade eröffnete Ausstellung „Eine neue Kunst“ stellt Fotografie und impressionistische Malerei nebeneinander – zwei Genres, die sich nah und doch erstaunlich fremd sind.
    „Mutter Mutter Kind“: Doku über eine Regenbogenfamilie:
    Pedi und Anny sind ein glückliches Paar. Einen Wunsch aber wollen sie sich noch erfüllen: Sie träumen davon, eine richtige Familie zu sein. 2009 suchen sie über eine Annonce einen Samenspender und finden Eike. Mit seiner Hilfe bekommen sie drei Söhne. Als sich später ein Mädchen meldet, das ihre Brüder kennenlernen will, wächst die Familie weiter. Annette Ernst hat die Regenbogenfamilie 13 Jahre lang begleitet. Ihre Dokumentation ist ein einfühlsames Plädoyer für Toleranz und den Mut, eigene Wege zu gehen. „Mutter Mutter Kind – Let’s do this differently“ kommt am 20. Oktober ins Kino.
    Dorfpunks in Bünde: Hamed Eshrats Graphic Novel „Coming of H“:
    Hamed Eshrat, 1979 in Teheran geboren, war sechs Jahre alt, als er mit seiner Familie aus dem Iran ins nordrhein-westfälische Bünde floh. Nach seinem Studium in Berlin-Weißensee und Neuseeland arbeitet er heute als Zeichner und hat sich in der Comicszene weltweit einen Namen gemacht. In seiner neuen Graphic Novel erzählt er mit furiosem Strich und feinem Humor von seiner Kindheit und Jugend in der deutschen Provinz, dem Erwachsenwerden zwischen Skaten, Sprayen und Kiffen. „Coming of H“ ist im avant-verlag erschienen.
    „Love me more“: Saar Magals Tanzperfomance in Köln:
    Tanz und Schauspiel als Crossover-Projekt – „Love me more“ heißt das neue Stück, das die israelische Choreografin und Regisseurin Saar Magal für das Schauspiel Köln inszeniert hat. Angelehnt an Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ geht es um den Wunsch nach ewiger Jugend und die Verheißungen der Werbeindustrie. Saar Magal und ihr Ensemble nehmen unsere Konsumkultur, die Selbstoptimierung als Lifestyle und den Hyper-Narzissmus von Insta & Co kritisch in den Blick. Die Uraufführung ist am 15. Oktober.
    Fotoband „Memento“: vom Zauber der Vergänglichkeit:
    Er ist ein Meister der „Lost Places“. Der Krefelder Fotograf Sven Fennema reist durch Europa auf der Suche nach verwunschenen Orten, überwucherten Ruinen, verfallenen Industriestätten, verlassenen Dörfer. Für seinen neuen Bildband hat er traumhaft melancholische Friedhöfe fotografiert. Von den pompösen Statuen auf italienischen Grabstätten über geheimnisvolle Gräber in Prag bis zu romantischen Anlagen in Stahnsdorf, Düsseldorf oder Köln – jeder Ort atmet den Zauber der Vergänglichkeit und strahlt eine unvergleichliche Ruhe aus. „Memento“ ist bei Frederking & Thaler erschienen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.2022WDR
  • Folge 10 (30 Min.)
    Leidenschaft für Form und Farbe: Zu Besuch im Museumszentrum Quadrat in Bottrop
    Umgeben von alten Bäumen liegt das Museumszentrum Quadrat mitten im historischen Stadtpark von Bottrop. Ursprünglich war es ein Heimatmuseum. Anfang der 80er Jahre kam die Sammlung von Josef Albers in einem Erweiterungsbau hinzu. Der quadratische Grundriss ist eine Hommage an den Bottroper Künstler, der mit Quadraten weltberühmt wurde. Jetzt hat das Museum einen schicken und großzügigen Neubau erhalten, der sich harmonisch in das Ensemble einfügt. Entworfen hat ihn die Architektin Annette Gigon aus dem Schweizer Büro Gigon und Guyer.
    Ab sofort sind dort Wechselausstellungen zu sehen – zur Eröffnung „Josef Albers. Huldigung an das Quadrat“. Mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen Museen feiert die große Sonderschau den 1888 in Bottrop geborenen Künstler. In seinem Werkzyklus „Homage to the Square“, an dem er bis zu seinem Tod im Jahre 1976 arbeitete, komponierte er die simple Form des Quadrats zu immer neuen Farb- und Raumerfahrungen. Westart-Moderator Thilo Jahn lädt zu einem Rundgang durch das frisch erweiterte Museum ein.
    „Die Vierte Gewalt“: Harald Welzers und Richard David Prechts Medienkritik
    Wie entsteht die öffentliche Meinung? Welche Rolle spielen die Medien? Und deckt sich die „veröffentlichte Meinung“ tatsächlich mit der Meinung der Öffentlichkeit? Darüber haben der Sozialpsychologe Harald Welzer und der Philosoph Richard David Precht ein heftig diskutiertes Buch geschrieben. Die beiden Bestsellerautoren gehen mit den sogenannten Leitmedien hart ins Gericht. Am Beispiel des Ukraine-Kriegs zeigen sie, wie einseitig die Meinungsmacher berichten. Für ihre Ausführungen haben sie viel Kritik, aber auch Zustimmung bekommen. Westart über eine Debatte, die das Herz der Demokratie berührt.
    „Der Illusionist“: Doku über Aufstieg und Fall des Kunstberaters Helge Achenbach
    Er war der bekannteste Kunstberater Deutschlands und eine schillernde Figur im Kulturbetrieb: der Düsseldorfer Helge Achenbach. Jahrelang half er Privatkunden und Unternehmen beim Aufbau hochkarätiger Sammlungen, bis er sich wegen Betrugs in Millionenhöhe vor Gericht verantworten musste. Nach einer mehrjährigen Haftstrafe kam er im Sommer 2018 frei. Seither lebt er auf einem Bauernhof am Niederrhein und engagiert sich im Verein „Culture without Borders“. Die Regisseurin Birgit Schulz hat Achenbach zum Helden eines Dokumentarfilms gemacht. „Der Illusionist“ ist nicht nur eine Biografie, sondern auch eine Groteske über den Kunstmarkt, in dem es vor allem um Geld, Gier und Eitelkeit geht. Weltpremiere ist am 25. Oktober auf dem Film Festival Cologne.
    „Street & Urban Art“: Dreiteilige Dokureihe in der ARD-Mediathek
    Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht sie fast überall: Sprüh- und Klebebilder an Hausfassaden, Mauern und Pfeilern. Streetart ist allgegenwärtig, regt an, regt auf und lädt dazu ein, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Wer aber steckt dahinter? Wie ticken die, die den öffentlichen Raum – meist ungefragt – zu ihrer Leinwand machen? Die dreiteilige Doku-Reihe „Street & Urban Art“ lässt Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen, die sonst selten vor der Kamera stehen. Westart stellt zwei von ihnen vor: Adultremix und Sweetsnini. Sie sind privat ein Paar, arbeiten aber sehr unterschiedlich. Die Reihe ist ab dem 21. Oktober in der ARD-Mediathek zu sehen und am 17. November im WDR-Fernsehen (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.10.2022WDR
  • Folge 11 (30 Min.)
    Sonne, Mond und Sterne: Zu Besuch im Planetarium und in der Sternwarte Bochum:
    In den unendlichen Weiten des Weltalls schwelgen – und das mitten im Ruhrgebiet: Das Planetarium Bochum macht’s möglich. Mit bis zu 300.000 Besuchern jährlich zählt es zu den beliebtesten Sternentheatern in Europa. Dank modernster Technik kann man die Sterne am Firmament bewundern, aber auch ferne Galaxien entdecken. Die Idee zum Bau des Planetariums stammt vom Bochumer Weltraumpionier Heinz Kaminski. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er die Sternwarte Bochum gegründet. Berühmt wurde diese, als sie 1957 als einzige in Europa die Signale des sowjetischen Erdsatelliten Sputnik empfing. Unvergessen auch die erste bemannte Mondlandung am 20. Juli 1969. Damals konnten Heinz Kaminski und sein Team den Funkverkehr der Apollo 11 live verfolgen und aufzeichnen. Bis heute empfängt die spektakuläre Parabolantenne Signale aus dem All. Die Sternwarte hat Bochum zu einer Weltraumstadt gemacht, das Planetarium öffnet ein Tor zur Unendlichkeit.
    „Der Russe ist einer, der Birken liebt“: Film über das Suchen und Finden von Identität:
    Mascha ist jung, wild und kompromisslos. Sie stammt aus Aserbaidschan, ist Jüdin und in Deutschland aufgewachsen. Die angehende Dolmetscherin träumt von einer Karriere bei der UNO und spricht fließend fünf Sprachen. Über ihre eigene Fluchtgeschichte aber spricht sie nie. Als ihr Freund Elias nach einer Sportverletzung schwer erkrankt, gerät ihr Leben aus den Fugen. Hals über Kopf reist sie nach Israel – auf der Suche nach Identität, Herkunft und Heimat. Pola Beck hat den gleichnamigen Bestseller von Olga Grjasnowa verfilmt. Die Hauptrolle spielt Aylin Tezel, die bis 2019 zum Dortmunder Tatort-Team gehörte. „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ kommt am 3. November in die Kinos.
    Der Ruf nach Freiheit im Iran und die Reaktionen in Kunst und Kultur:
    Seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September hören die Proteste im Iran nicht auf. Mittlerweile hat die Bewegung das ganze Land erfasst. Frauen verbrennen ihre Schleier, Jugendliche fordern das Ende des Regimes, Studierende schließen sich an. Hierzulande hat es lange gedauert, bis sich die Unterstützung zu formieren begann. Jetzt hat Carolin Kebekus den iranischen Frauen eine ganze Sendung gewidmet. Mit dabei war auch die Journalistin Gilda Sahebi. Sie setzt sich für mehr Solidarität unter Kunst- und Kulturschaffenden ein. „Was im Iran passiert, ist feministische Weltgeschichte“, sagt sie.
    Missbrauch vom Mittelalter bis MeToo: die Ausstellung „Susanna“ in Köln:
    Es ist eine alte biblische Erzählung, die erschreckend aktuell wirkt: Zwei alte Richter bedrängen eine junge Frau und versuchen, sie durch Erpressung gefügig zu machen. Als sie sich weigert, klagen sie sie als Ehebrecherin an. Sie wird zum Tode verurteilt und erst durch das Eingreifen des Propheten Daniel gerettet. Das Motiv der „Susanna im Bade“ ist seit dem Mittelalter in der Kunst präsent. Wie sich der Blick auf Macht, Gewalt und sexuellen Missbrauch über die Jahrhunderte verändert hat, zeigt eine große Sonderausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Das „Susanna“-Sujet ist in über 90 verschiedenen Darstellungen vertreten: von Rembrandt, Delacroix und Manet bis zu zeitgenössischen Künstlerinnen wie Kathleen Gilje, Heike Gallmeier und Zoe Leonard. „Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ ist vom 28. Oktober 2022 bis zum 26. Februar 2023 zu sehen.
    Schwarz. Rot. Wir: Pierrot Raschdorffs Plädoyer für gelebte Vielfalt in Deutschland:
    Pierrot Raschdorff wurde 1981 in Ruanda geboren und wuchs im ostfriesischen 800-Einwohner-Dorf Timmel auf. Allein unter Weißen, wie er in seinem Buch „Schwarz. Rot. Wir“ schreibt. Er schildert nicht nur seine Erfahrungen mit Alltagsrassismus, sondern zeigt auch Wege, wie wir Vorurteilen begegnen können. Zum Beispiel durch „Role Models“, die bewusst mit Stereotypen brechen, wie Florence Kasumba als schwarze „Tatort“-Kommissarin. Sein Buch ist ein Beitrag zur Diversity-Debatte und wirbt dafür, die Spaltung der Gesellschaft im Dialog zu überwinden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.10.2022WDR
  • Folge 12 (30 Min.)
    Faszination Papier und mehr: Zu Besuch im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm:
    Vom Backenzahn eines Mammuts über einen altägyptischen Ring bis zu modernem Design – das Museum Hamm ist so vielfältig und überraschend wie eine Wundertüte. Gründervater war der Kunstliebhaber und Antiquitätensammler Gustav Lübcke, der 1917 seine umfangreiche Kollektion der Stadt Hamm überließ. Heute zählt das Museum mit seinen Schätzen aus der Pharaonenzeit sowie den Abteilungen für Archäologie, Stadtgeschichte, Angewandte und Bildende Kunst zu den kulturhistorischen Highlights im Ruhrgebiet. Faszination Papier – so heißt die aktuelle Sonderausstellung, die bis zum 15. Januar 2023 geöffnet ist. Über 30 internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen, wie wandelbar und facettenreich Kunst aus Papier sein kann. Zu sehen sind stabile Skulpturen, filigrane Collagen und zarteste Phantasiekleider aus nichts als Papier.
    „Der Mann, der vom Sirius kam“: Karlheinz Stockhausens Biografie als Graphic Novel:
    Er war einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: der Rheinländer Karlheinz Stockhausen. Als Wegbereiter der elektronischen Musik schuf er Klänge wie von einer anderen Welt und wirkte mit seinen radikalen Neuerungen bis in die Popkultur. Jetzt ist er, 15 Jahre nach seinem Tod, zum Helden eines Comics geworden. Thomas von Steinaecker hat den Text geschrieben – eine autobiografisch geprägte Annäherung an den Altmeister der Avantgarde. Die Illustrationen stammen von David von Bassewitz, der den Kosmos des Musikers virtuos in Bilder übertragen hat. „Der Mann, der vom Sirius kam“ ist im Carlsen Verlag erschienen.
    „Meinen Hass bekommt ihr nicht“: Spielfilm über den Terroranschlag in Paris im November 2015:
    Am 13. November 2015 verabschiedet sich der Journalist Antoine Leiris von seiner Frau Hélène. Während er mit dem kleinen Sohn zu Hause bleibt, geht sie mit einem Freund zu einem Konzert. Auf ihre Rückkehr wartet Antoine vergeblich. Hélène wird zum Opfer des Terroranschlags auf das Bataclan in Paris. Drei Tage später schreibt er in einem Facebook-Post, der um die Welt geht und Millionen Menschen berührt: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“. In dem gleichnamigen Spielfilm erzählt der Filmemacher Kilian Riedhof die Geschichte des Attentats aus Antoines Perspektive – nachdenklich, ruhig und mit großer Empathie. Am 10. November kommt der Film in die Kinos.
    Lebensweisheiten im Philosophie-Check: der neue Podcast Carpe What:
    „Carpe diem.“ „Der Weg ist das Ziel.“ „Liebe dich selbst.“ Kalendersprüche und Lebensweisheiten, wie sie jeder kennt und die zu unserer Alltagskultur gehören. Früher auf Geschirrtücher gestickt, heute als Insta-Kacheln millionenfach geteilt. Aber haben sie uns wirklich was zu sagen? Und wenn ja, was genau? Das Duo Laura Cazés und Dennis Peterzelka, sie Publizistin und Psychologin, er Philosoph und Ökonom, nehmen diese Weisheiten auseinander und prüfen sie auf Herz und Nieren. Unter dem Titel „Carpe What“ stellen sie die großen Fragen des Lebens, zu hören in der ARD-Mediathek und überall da, wo es Podcasts gibt.
    Revival eines Musicals: Andrew Lloyd Webbers „Aspects of Love“ in Münster:
    Auch wenn der Song „Love changes everything“ ein Hit geworden ist, gehört „Aspects of Love“ zu den weniger bekannten Musicals von Andrew Lloyd Webber. Dabei ist das Stück ein echter Geheimtipp. Es geht um Liebe und Leidenschaft, um Treue und Verlust und um ein spannungsreiches Beziehungsgeflecht zwischen den Generationen. In Deutschland wurde „Aspects of Love“ eher selten gespielt. Nun bringt es Regisseur und Musicalstar Carsten Lepper in Münster auf die Bühne. Für ihn eine besondere Erfahrung, denn er selbst hat vor über 20 Jahren die Hauptrolle in der Schweizer Erstaufführung gespielt. Westart war bei der Premiere in Münster dabei und hat mit ihm hinter den Kulissen gesprochen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.11.2022WDR
  • Folge 13 (30 Min.)
    Recht auf Jugend – zu Besuch im Theater Bonn /​ Es werde Licht: Die Ausstellung „Hypersculptures“ in Unna /​ Umbauen fürs Klima: Recycling in der Baubranche /​ Abgesagte Touren, halbleere Hallen: Krise in der Konzertbranche? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.11.2022WDR
  • Folge 14 (30 Min.)
    Willkommen im Mittelalter – zu Besuch im LWL-Museum Münster
    Westfalen feiert Geburtstag: Vor 900 Jahren kam der spätere römisch-deutsche Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, auf die Welt. Aus diesem Anlass gibt es eine große Doppelausstellung, im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster und im Museum Schloss Cappenberg. Im Zentrum steht die schillernde Figur des Staufer-Kaisers „Rotbart“. Wer war dieser Mann, der das politische Gefüge Europas im Mittelalter bestimmte? Friedensstifter? Tyrann? Ein Herrscher von Gottes Gnaden? Diesen Fragen geht man in Münster nach. Was der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mit Westfalen zu tun hat, erzählt die Ausstellung auf Schloss Cappenberg. Sie hinterfragt auch den „Mythos Barbarossa“, der im 19. Jahrhundert die Sehnsucht nach einem deutschen Nationalstaat befeuerte. Beide Ausstellungen sind bis zum 05. Februar 2023 zu sehen.
    Die Kunstwelt zu Gast in Köln: Art Cologne 2022
    Sie ist ein Publikumsmagnet und weltweit die älteste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst: die Art Cologne. Seit 1967 (damals gegründet unter dem Namen „Kunstmarkt Köln“) treffen sich am Rhein Galeristen und Kuratorinnen, Sammlerinnen und Kunstinteressierte aus aller Welt. Heute ist die Art Cologne ein Gradmesser für die Stimmung auf dem internationalen Kunstmarkt. In diesem Jahr findet sie vom 16. bis zum 20. November statt. Rund 200 Galerien präsentieren Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Westart fragt nach den Auswirkungen der aktuellen Krisen auf die Kunst und erkundet Trends und Positionen.
    Radikale Grenzgängerin: Marina Abramović ist Pina-Bausch-Gastprofessorin in Essen
    Sie ist eine der bekanntesten Performance-Künstlerinnen der Welt: Marina Abramović. Seit fast 50 Jahren sprengt sie mit ihren extremen Aktionen die Grenzen der Kunst. Sie hat sich gepeitscht, mit einer Glasscherbe ein Pentagramm in den Bauch geritzt, ein Messer in die Finger gerammt und im Feuer fast das Bewusstsein verloren. Zum internationalen Star wurde sie 2010 mit einer großen Retrospektive im MoMA in New York. 79 Tage lang saß sie auf einem Stuhl und blickte stumm in die Augen wildfremder Menschen. Jetzt ist Marina Abramović die erste Inhaberin der Pina-Bausch-Gastprofessur, die mit Mitteln der NRW-Landesregierung an der Folkwang Universität der Künste in Essen eingerichtet wurde. Ein Jahr lang wird sie eng mit den Studierenden zusammenarbeiten und neue Kunstformen entwickeln. Für den Sommer 2023 ist eine öffentliche Performance geplant.
    „Für euch“: Iris Sayrams Buch über ihre Kindheit in Armut
    Iris Sayram ist preisgekrönte Journalistin und promovierte Juristin, eine Bilderbuchkarriere, könnte man sagen. In ihrem Buch „Für euch“ erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend. Aufgewachsen ist sie im Kölner Friesenviertel der 80er Jahr zwischen Puffs und Diskotheken. Der Vater war spielsüchtig, die Mutter sorgte als Putzfrau und Prostituierte für den Lebensunterhalt der Familie. Trotz aller Widrigkeiten beschreibt Iris Sayram ihre Kindheit als eine glückliche Zeit voller Geborgenheit und Zuwendung. In ihrem Buch bricht sie mit den Klischees über die Armut, ohne die prekären Verhältnisse zu beschönigen. Westart hat die Autorin in Köln getroffen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.11.2022WDR
  • Folge 15 (30 Min.)
    - Drunter und drüber: „Museum Unter Tage“ in Bochum
    Es ist ein außergewöhnliches Gebäudeensemble im Park von Haus Weitmar in Bochum: Unter dem Namen „Situation Kunst“ bringt es Gegenwartskunst, Architektur und Natur zusammen. Zu sehen sind Werke u.a. von Maria Nordman, Richard Serra, David Rabinowitch, Gotthard Graubner, Norbert Kricke und Arnulf Rainer. 2015 kam das Museum Unter Tage (MuT) hinzu. Unter der Erde erbaut, zeigt es Landschaftskunst aus sieben Jahrhunderten: Ölbilder, Fotografien und Videoinstallationen laden die Besucher ein, unterschiedliche Perspektiven auf die Welt zu vergleichen und den eigenen Standpunkt zu hinterfragen.
    Eine Sonderausstellung ist dem Krefelder Künstler Adolf Luther (1912–1990) gewidmet. Der Jurist gab mit 45 Jahren den Richterberuf auf und konzentrierte sich ganz auf die Frage: Wie kann man unsichtbare Energie wie Licht in der Kunst darstellen? Mit seinen phantastischen Werken war er ein Wegbereiter der Op Art und der Zero-Bewegung. Die Wechselausstellung ist bis zum 10. April zu sehen.
    - „Das Hamlet-Syndrom“: Dokumentarfilm über die ukrainische „Generation Maidan“
    Fünf junge Menschen aus der Ukraine sprechen wenige Monate vor der russischen Invasion über ihr Leben nach der Maidan-Revolution im Jahr 2014. Sie haben ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Krieg und Gewalt gemacht. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Zukunftspläne zerstört sind. Bei einem Theaterprojekt rund um Shakespeares Hamlet-Figur sehen sie sich mit den existenziellen Fragen des Lebens konfrontiert. Der Zwiespalt „Sein oder Nichtsein“ rückt ganz nah an sie heran und wird zu einer persönlichen Herausforderung. In ihrem Dokumentarfilm porträtieren Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski eine zerrissene und zugleich kraftvolle Generation, die nach einem Ausweg aus dem Dilemma sucht. „Das Hamlet-Syndrom“ kommt am 19. Januar in die Kinos.
    - Melancholische Liebeserklärung an Istanbul: Aslı Erdoğans „Requiem für eine verlorene Stadt“
    Sie wurde in Istanbul geboren und lebt in Deutschland im Exil: die preisgekrönte Autorin und Journalistin Aslı Erdoğan. In der Türkei ist sie eine Symbolfigur des Widerstands gegen die Willkürherrschaft. Jetzt ist ihr Buch „Requiem für eine verlorene Stadt“ auf Deutsch erschienen. Es sind poetische Gedanken, Erinnerungen und Träume, in denen Istanbul zum Sinnbild für ein Leben voller Sehnsucht, Schmerz und Auflehnung wird. Am 16. Januar liest Aslı Erdoğan aus ihrem „Requiem“ im Literaturhaus in Köln.
    - Shockheaded Peter: Anarchische Oper nach Motiven aus dem „Struwwelpeter“
    Zappelphilipp, der Daumen lutschende Konrad und das brennende Paulinchen – der „Struwwelpeter“ ist eines der erfolgreichsten Kinderbücher. Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und immer wieder neu interpretiert. Besonders schräg ist die Version „Shockheaded Peter“ der britischen Underground-Band „The Tiger Lillies“. Mit tiefschwarzem Humor hat sie die Schockpädagogik in ein Plädoyer für junge Systemsprenger und Chaos-Kids verwandelt. Das Theater Aachen bringt die anarchische Oper auf die Bühne. Am 14. Januar ist Premiere. Westart ist bei den Proben dabei.
    - „Visions of Light and Color“: Ruth Baumgarte in der Albertina
    Sie war fasziniert von Afrika, von den Menschen und den Landschaften, vom Licht und den Farben: die Bielefelder Malerin Ruth Baumgarte. Ab den 1950er Jahren reiste sie über vierzig Mal nach Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Sudan, Südafrika, Ägypten und Simbabwe. Besonders interessiert war sie an der Rolle der Frau in einer patriarchalen Gesellschaft. Sie beobachtete genau und mit großem Einfühlungsvermögen. Ihre Bilder zeigen keine exotischen Paradiese, sondern erzählen vom wirklichen Leben. Unter dem Titel „Visions of Light and Color“ zeigt die Wiener Albertina Werke aus dem Afrika-Zyklus der 2013 verstorbenen Künstlerin. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 5. März 2023. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.01.2023WDR
  • Folge 16 (30 Min.)
    - Zu Besuch in der Kunsthalle Bielefeld
    Am Rande einer vielbefahrenen Straße steht ein Quader, wie aus einem Block herausgehauen. Der amerikanische Pritzker-Preisträger Philip Johnson (1906–2005) hat die Kunsthalle Bielefeld von 1966 bis 1968 aus rotem Mainsandstein gebaut. Es ist der einzige europäische Museumsbau des Harvard-Absolventen und ehemaligen Mitarbeiters Mies van der Rohes.
    Auch wenn das Gebäude auf den ersten Blick monumental wirkt, besticht es durch seine Transparenz. Der offene Grundriss mit ineinanderfließenden Räumen ermöglicht vielfältige Ausstellungskonzepte. Die Sammlung umfasst Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Ein wahres Kleinod ist der Skulpturenpark hinter der Kunsthalle. Er wurde nach den Originalplänen von Philip Johnson errichtet und 2008 zum 40. Geburtstag des Museums eingeweiht. Hier sind Werke von Thomas Schütte, Henry Moore und Olafur Eliasson zu sehen.
    In der aktuellen Ausstellung „Dark Matter“ treten die beiden weltberühmten Fotokünstler Thomas Ruff und James Welling in einen Dialog. Auf sehr unterschiedliche Art und Weise zeigen ihre Arbeiten, dass die Fotografie kein Abbild der Wirklichkeit ist, unsere Wahrnehmung aber entscheidend prägt. „Dark Matter“ ist bis zum 05. März zu sehen.
    - Der aus der Höhle kam: die Filmkomödie „Caveman“
    Der erfolglose Autoverkäufer Rob Becker (Moritz Bleibtreu) träumt davon, als Comedian Karriere zu machen. Jetzt bietet sich ihm endlich die Chance zu seinem ersten großen Auftritt. Ein Programm hat er auch schon: Mit seinem imaginären Freund aus der Steinzeit, dem „Höhlenmenschen“, tauscht er sich über den ewigen Unterschied zwischen Männern und Frauen aus. An seinen Erkenntnissen soll das Publikum teilhaben. Doch es gibt ein Problem: seine Frau Claudia. Kurz vor der Aufführung bringt sie nicht nur ihn, sondern sein ganzes Konzept durcheinander. „Caveman“, die Verfilmung des gleichnamigen Broadway-Hits, glänzt mit Starbesetzung. Neben Moritz Bleibtreu sind u.a. Laura Tonke, Wotan Wilke Möhring, Martina Hill und Jürgen Vogel dabei. Am 26. Januar kommt der Film in die Kinos.
    - Illusion und Wirklichkeit: die Oper „Nixon in China“ an der Dortmunder Oper
    Es war ein diplomatisches Großereignis: Im Februar 1972 besuchte der amerikanische Präsident Richard Nixon mit seiner Frau die Volksrepublik China. Empfangen wurden sie von Mao Tse-tung und dem chinesischen Präsidenten Chou En-lai. Zu den Highlights der Staatsvisite gehörte auch der Besuch einer revolutionären Oper, die Maos Frau geschrieben hat. Der amerikanische Komponist John Adams hat die Oper „Nixon in China“ in den 80er Jahren nach einem Libretto von Alice Goodman geschrieben. Martin G. Berger bringt die satirisch-komische Interpretation der Heldenverehrung auf die Bühne der Oper Dortmund. Sie wurde gerade als bestes Opernhaus des Jahres 2022 ausgezeichnet – auch weil sie immer mit besonderen Projekten hervorsticht. So ist „Nixon in China“ eine Kooperation mit dem Seniorentanztheater des Balletts Dortmund. Premiere ist am 23. Februar 2023.
    - Galerie wird Suppenküche: Soziale-Kunst-Aktion in Bonn
    „Helfen ist keine Kunst – aber Kunst kann helfen!“ Unter diesem Motto geben der Künstler Dennis Josef Meseg und sein Team im Rahmen einer Kunst-Aktion in der UPdate Gallery in Bonn täglich zwischen 17:00 und 20:00 Uhr 100 warme Mahlzeiten aus. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich an bedürftige Menschen, die sich satt essen und willkommen fühlen wollen. „Meine Kunst ermöglicht es mir, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sie zu erreichen und ihren Blick auf Themen zu lenken, die uns alle betreffen“, sagt der Performance-Künstler. Die Aktion in der Update Gallery dauert noch bis zum 9. Februar. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2023WDR
  • Folge 17 (30 Min.)
    - Zu Besuch im Emil Schumacher Museum Hagen
    Eine Kunstoase im Revier – das ist das Museumsquartier in Hagen. Neben dem Osthaus-Museum gehört das Emil Schumacher Museum dazu. Gewidmet ist es einem international berühmten Künstler, der seiner Heimatstadt Hagen ein Leben lang treu blieb. Emil Schumacher (1912–1999) war Mitbegründer der Abstrakten Kunst in Deutschland und einer der wichtigsten Vertreter des „Informel“ – einer Kunstrichtung, die das Gegenständliche als Bildmotiv aufgab und sich stattdessen Farbe, Form und Textur zuwandte. 1912 in Hagen geboren, studierte er an der Kunstgewerbeschule in Dortmund. 1947 gründete er mit einigen Malerfreunden die Künstlervereinigung „junger westen“. Trotz Weltruhm, vieler Kunstpreise und Lehraufträge im In- und Ausland blieb sein Hagener Atelier die Keimzelle seiner Kreativität.
    Neben Schumachers Kunst präsentiert das Museum bis zum 12. März das Werk eines weiteren berühmten Hageners: Hanns Friedrichs war einer der wichtigsten Modemacher Deutschlands und kleidete fünf Jahrzehnte lang die Damen der Hautevolee an Rhein und Ruhr standesgemäß ein.
    Bis zum 9. April ist im Foyer des Museumsquartiers die Installation „Flüstern des Raums – Forming Divinity“ des Künstlers Aljoscha zu sehen. Der Sohn einer Ukrainerin und eines Russen lebt seit 20 Jahren in Düsseldorf. Vor einem Jahr hat er in Kiew mit einer Kunstaktion gegen Krieg und Gewalt protestiert.
    - Der Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“
    Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs finden derzeit die wahrscheinlich letzten Gerichtsverfahren gegen NS-Verbrecher statt. Wie kam es dazu, dass ehemalige SS-Wachleute, KZ-Sekretärinnen und -Buchhalter so viele Jahre unbehelligt blieben? Lange hatte die deutsche Justiz den sogenannten „Einzeltatnachweis“ verlangt, der gerade bei den Tausenden Mittätern schwer zu erbringen ist. Dabei hatte Generalstaatsanwalt Fritz Bauer schon im Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 gezeigt, dass es möglich ist, auch die kleineren Rädchen im Getriebe der Mordmaschinerie vor Gericht zu bringen.
    Der Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“ zeigt anhand der jüngsten Prozesse zum „KZ Stutthof“, wie sich diese Rechtsauffassung in den letzten Jahren etablieren konnte. Bewegende Zeitzeugenberichte von Überlebenden verdeutlichen, dass die Gerichtsverfahren nicht nur eine späte Genugtuung für die Opfer, sondern auch eine Mahnung für die Zukunft sind. „Fritz Bauers Erbe“ ist im Rahmen des „Stranger than Fiction“-Festivals zu sehen und kommt am 2. Februar ins Kino.
    - Schwarz-weiß ist Farbe genug: Barbara Klemms faszinierende Zeitpanoramen in Oberhausen
    Sie fotografiert grundsätzlich nur in schwarz-weiß: die gebürtige Münsteranerin Barbara Klemm. Viele ihrer Fotos sind zu Ikonen geworden, darunter der Bruderkuss zwischen Honecker und Breschnew oder Joschka Fischer in Turnschuhen bei seiner Vereidigung zum ersten grünen Umweltminister in Hessen. Bis 2005 hat die Grande Dame des Fotojournalismus für die FAZ die großen Momente der Zeitgeschichte mit ihrer Leica festgehalten. Sie machte aber auch große Reisereportagen, in denen sie mit viel Empathie den Alltag der „kleinen Leute“ porträtierte. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt bis zum 07. Mai einen Querschnitt ihrer Arbeiten aus den Jahren 1967 bis 2019.
    - Arbeit an der Vergangenheit: Sabrina Janeschs Roman „Sibir“
    In ihrem Roman „Sibir“ erzählt die deutsch-polnische Schriftstellerin Sabrina Janesch die Geschichte zweier Kindheiten: Da ist einmal der junge Josef Ambacher, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wie Hunderttausende andere deutsche Zivilisten nach Kasachstan verschleppt wird und dort eine harte, aber auch wundersame Welt vorfindet. 1990 holt ihn die Vergangenheit ein, als eine Woge von Spätaussiedlern seine norddeutsche Heimat erreicht. Tochter Leila beginnt zu vermitteln. „Arbeit an der Vergangenheit“ nennt Sabrina Janesch ihr Schreiben. In „Sibir“ lässt sie auch die Lebensgeschichte ihres Vaters einfließen und blättert zugleich mit poetischer Kraft ein unerzähltes Kapitel deutsch-russischer Geschichte auf.
    - Zwischen Pop und Avantgarde: Die Essener Band Festland mit neuem Album auf Galerien-Tour
    Fabian Weinecke war Maler, Zeichner, Songtexter und Mitglied der Essener Pop-Band „Festland“. Auch elf Jahre nach seinem Tod ist er unvergessen. Für das Trio „Festland“ bleibt er der vierte Mann. Die drei Musiker haben für ihr brandneues Album „Hippies“ Fabian Weineckes poetischen Texte vertont und seine Bilder für die Covergestaltung genutzt. Jetzt stellen sie „Hippies“ auf einer Tour durch Galerien und Museen vor, in denen Fabian Weineckes Werke zu sehen sein werden. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.01.2023WDR
  • Folge 18 (30 Min.)
    - Eintauchen in die Kunst: Phoenix des Lumières in Dortmund
    Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser: zwei Stars der Wiener Kunstgeschichte zu Gast in Dortmund. Seit Ende Januar lädt „Phoenix des Lumières“ zu einem bildgewaltigen Kunstspektakel ein. Dank modernster Technik werden die Meisterwerke auf riesige Bilderwände, Böden und Decken projiziert – und die Zuschauer sind mittendrin.
    Das neue Zentrum für immersive Kunst hat in einer ehemaligen Gasgebläsehalle direkt neben dem alten Hochofenwerk Phoenix-West einen außergewöhnlichen Veranstaltungsort gefunden. Westart-Moderator Thilo Jahn taucht ein in die Welt der Wiener Künstler und spricht mit Renaud Derbin, Direktor von Phoenix des Lumières, über Faszination und Zukunft der immersiven Kunstausstellung.
    - „Die schmutzige Frau“: Annette Pehnts neuer Roman
    Es ist ein trügerischer Roman über eine Ehe, subtile Gewalt und ihre Konsequenzen. Ein Mann kauft seiner Frau ein luxuriöses Appartement über den Dächern von Dortmund. Sie soll zur Ruhe kommen und sich Zeit nehmen zum Schreiben, ihrer großen Leidenschaft. Doch schon bald stellt sich die Frage: Ist die Wohnung ein Rückzugsort oder ein Gefängnis? Jedenfalls kann die Frau das Penthouse nicht mehr verlassen. Völlig auf sich gestellt sieht sie sich mit ihren Wünschen, Ängsten und Phantasien konfrontiert. Westart hat die gebürtige Kölnerin Annette Pehnt getroffen und mit ihr über toxische Beziehungen und die befreiende Kraft des Schreibens gesprochen.
    - „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ im Düsseldorfer Kunstpalast
    Wolken, Wellen, Licht und Schatten – im 19. Jahrhundert haben die Maler begonnen, das Flüchtige der Natur mit einer neuen Technik abzubilden: der Ölstudie. Die schnell trocknenden Farben ermöglichten es ihnen, das Naturerlebnis im Augenblick der Wahrnehmung festzuhalten. Die Skizzen wurden zu einer Inspirationsquelle für die spätere Arbeit im Atelier. Erstmals widmet sich in Deutschland eine ganze Ausstellung der Ölstudie, die den Blick auf die Natur von Grund auf veränderte. Gezeigt werden Werke von rund 75 Künstlern, darunter Caspar David Friedrich und Vertreter der Düsseldorfer Malerschule. Kurator der Ausstellung ist der Kunsthistoriker und Schriftsteller Florian Illies. Die Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ ist vom 8. Februar bis zum 7. Mai im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen.
    - „An den Alptraum“: Das neue Album von Charlotte Brandi
    Charlotte Brandi ist bekannt für ihre poetisch-feministischen Texte. In ihrer Musik finden sich Dream-Pop, Folk, Chanson und Alternative Rock ebenso wie Referenzen an die klassische Musik. In Dortmund groß geworden, hat sie das Video zu ihrem ersten Solosong „My days in the cell“ an den Orten ihrer Jugend gedreht. Jetzt bringt sie ihr zweites Studioalbum unter dem Titel „An den Alptraum“ heraus. In experimentellen Musik-Arrangements beschäftigt sie sich mit Männern, Frauen, Angst, Geld und Tod – mit dem Wahnsinn unserer Zeit. An der Produktion waren ausschließlich Menschen beteiligt, die im deutschen Musikgeschäft kaum präsent sind. Ausgeschlossen waren weiße heterosexuelle Männer. Das Album erscheint am 10. Februar.
    - „Luanas Schwur“: Filmepos über eine uralte albanische Tradition
    „Luanas Schwur“ erzählt eine außergewöhnliche Geschichte über Geschlechteridentität im Albanien der 1950er und 60er Jahre. Eine arrangierte Ehe zwingt die junge Luana dazu, ihre Liebe zu ihrem Freund aus Kindertagen zu opfern. So verlangen es die archaischen Regeln, denen sie sich nicht widersetzen will. Doch es gibt einen Weg, wie sie in der streng patriarchalen Welt selbst über ihr Schicksal entscheiden kann. Luana legt einen Schwur ab und schlüpft in die Rolle eines Mannes. Der Preis ist allerdings hoch: Sie muss auf Ehe und Kinder verzichten. Der mehrfach ausgezeichnete Film kommt am 9. Februar ins Kino. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.02.2023WDR

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