Folge 59

  • 59. Rüdersdorf

    Folge 59 (45 Min.)
    Viele Berliner kennen diesen Ort nur als Autobahnausfahrt auf dem östlichen Berliner Ring. Aber ohne den Rüdersdorfer Kalk hätte Berlin ein anderes Gesicht. Der erste große Bauboom in der Zeit der Industrialisierung bekommt sein „Futter“ aus der kleinen märkischen Gemeinde. „Berlin wurde aus dem Kahn gebaut“, sagt man, und in diesen Kähnen sind Kalksteine und gebrannter Kalk aus Rüdersdorf, der für die Herstellung von Mörtel wichtig ist. Viele Innovationen in Kalkabbau und -verarbeitung machen Rüdersdorf zu einem herausragenden Ort der deutschen Industriegeschichte.
    Die „Hauptstadt des Kalk“ nennen die Rüdersdorfer ihren Ort. Die jeweils Herrschenden haben dies immer wieder zu nutzen versucht. Beim forcierten Autobahnbau in der Zeit des Nationalsozialismus spielen die Rüdersdorfer eine wichtige Rolle. Die sowjetischen Besatzer demontieren nach dem Krieg das modernste Zementwerk Europas. Rüdersdorfer Zement hilft beim Bau der Berliner Mauer. Die Anlagen werden durch Honeckers ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm über das Limit gefahren.
    Aus dem einst modernsten Zementwerk wird die „Dreckschleuder der Republik“. Der Ort leidet unter einer der größten Umweltbelastungen in der DDR. Die Dächer der Häuser, die Blätter der Bäume sind grau
    vom Staub der Produktion. Die schweren Arbeitsbedingungen haben in Rüdersdorf schon früh zu Zwangsarbeit geführt. Die preußischen Könige lockten mit falschen Versprechungen auswärtige Arbeitskräfte in den Kalktagebau. Die Nationalsozialisten brachten Zwangsarbeiter nach Rüdersdorf.
    Nach dem Krieg arbeiteten dort Kriegsgefangene und zu Zeiten der DDR waren Strafgefangene eine wichtige ökonomische Größe, auch Jugendliche aus dem berüchtigten Jugendarbeitslager. Selten wohl hat ein Ort so viele Schnittpunkte zwischen der Industrie- und der Zeitgeschichte. Die Dokumentation von Lutz Rentner und Frank Otto Sperlich berichtet davon vor allem durch die Erinnerungen von Zeitzeugen. Einige von ihnen haben Rüdersdorf schon in den 30er Jahren erlebt.
    Damals war der Ort mit seinen sauberen Gewässern und grünen Parkanlagen beliebtes Ausflugsziel der Berliner, angezogen vor allem durch den Heinitzsee – einem gefluteten Tagebau, der als schönster See Brandenburgs galt. In den 70er Jahren wurde er für den Tagebau trocken gelegt. Seltene Amateurfilmaufnahmen zeigen den verschwundenen See, die Härte der Arbeit und mißglückte Sprengungen. Und manch ein Geheimnis überrascht selbst die Einheimischen, etwa der versteckte erste „Führungsbunker“ der DDR in einem Kanal am Tagebau. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.12.2013rbb

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