Yourope Folge 224: Selbstausbeutung frisst uns auf – Trendwende in Sicht?
Folge 224
Selbstausbeutung frisst uns auf – Trendwende in Sicht?
Folge 224 (26 Min.)
Ständige Erreichbarkeit, Überstunden, die erwartet werden, kaum Zeit für sich: Das Verhältnis von Arbeit und Freizeit hat sich fast überall in Europa verschlechtert. Immer noch wird es in vielen Ländern als Selbstverständlichkeit angesehen, nicht nur in modernen Industriestaaten, sondern vor allem in den wirtschaftlich aufstrebenden jungen EU-Ländern, wie in der Slowakei. Die Arbeitnehmer beklagen sich nicht, sie beuten sich selbst aus. Das Privatleben leidet, die Gesundheit ist gefährdet, in Deutschland denkt die Regierung jetzt sogar schon an eine Anti-Stress-Verordnung, um die Selbstausbeutung der Beschäftigten zu verhindern. In westeuropäischen Ländern gibt es inzwischen bereits einen gegenläufigen Trend: Manche Firmen wie VW
blockieren die Diensthandys am Abend, Bosch erprobt Teilzeit-Modelle, auch mit Führungskräften. Insbesondere die sogenannte Generation Y der 20- bis 30-Jährigen fordert das Umdenken. Beim britischen Start-up „Let’s Go Holding“ kann jeder Mitarbeiter selbst bestimmen, wo und wie viel er arbeitet. Von einer solchen Work-Life-Balance können viele junge Griechen nur träumen. Ihnen bleibt nur massive Selbstausbeutung, um ihre Existenz zu sichern – mit zeitraubenden Formen von Selbständigkeit und Kombination mehrerer Jobs. Viele junge Europäer beuten sich selbst aus bei der Verfolgung ideeller Ziele: als schlecht bezahlte Journalisten oder engagierte Helfer im Gesundheitswesen europäischer Krisenländer. (Text: arte)