bisher 98 Folgen, Folge 1–25

  • Folge 1
    Bis heute gilt die Einschaltquote als ultimative Währung im Fernsehgeschäft. Mit neuen Messmethoden soll sie an die geänderte Mediennutzung im Digitalzeitalter angepasst werden. Seit der klassische Fernsehabend um die „Bewegtbildnutzung“ auf Handy, Tablet oder PC ergänzt wurde, hat die Zuschauerforschung massiv aufgerüstet. Mediatheken sind gut zu erfassen, aber Streaming-Anbieter wie Netflix oder Amazon legen ihre Abrufzahlen nur ungern vor. 35 Millionen Euro gibt die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) pro Jahr zur Quotenmessung aus. 5400 Haushalte liefern minutengenaue Daten über den bundesweiten Fernsehkonsum.
    Seit 2015 erfasst das Online-Panel die digitalen Abrufe der Sender-Programme von 15 000 PCs sowie 5000 Smartphones/​Tablets. Wie reagieren die öffentlich-rechtlichen Sender auf die Verschiebung der Zuschauergunst weg vom herkömmlichen Programmgenuss hinzu non-linearem Medienkonsum? Anders als bei Fernsehprogrammen können die Anbieter von Online-Inhalten ihren Erfolg künstlich pushen, indem sie Abrufe kaufen. Wie funktioniert das? Und wie ist die Publikumsgunst im digitalen Zeitalter zu bewerten? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.03.20203sat
  • Folge 2
    Einige Wissenschaftler glauben, dass wir radikale, vielleicht gefährliche Technologien erforschen müssen, um in naher Zukunft die Temperatur der Erde per Geoengineering absenken zu können. Die Einsparung von CO2 geht wohl nicht schnell genug, um die Kipppunkte des Klimas zu vermeiden. Ingenieure und Forscher entwickeln Projekte, um in die geochemischen Kreisläufe der Erde einzugreifen. Ist Geoengineering menschliche Hybris oder die Rettung des Klimas? Ingolf Baur diskutiert Machbarkeit und Risiken der wichtigsten Geoengineering-Projekte. Seine Reise führt ihn zu Forschern in der Schweiz, in Island, den USA und Peru. Und damit zu zwei ganz unterschiedlichen Strategien: Die einen wollen das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre fischen und im Untergrund oder der Tiefsee versenken.
    Die anderen, und das ist die weitaus umstrittenere Strategie, wollen Techniken entwickeln, um das Sonnenlicht zu dimmen. Prominentester Vertreter ist David Keith von der Harvard University, USA. Er will die Möglichkeiten von „Solar-Geoengineering“ in ersten Experimenten ausloten. Seine Idee: Flugzeugflotten kippen alljährlich Millionen Tonnen Schwefel in die Stratosphäre, der dort einen Teil des einfallenden Sonnenlichts zurück ins All reflektieren soll. So verwegen diese Methode erscheint, tatsächlich passiert bei Vulkanausbrüchen nichts anderes.
    Oder kann es doch noch gelingen, die Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre zu holen? Auf Island filtert eine Forschergruppe Kohlendioxid mit einem besonderen Verfahren aus der Luft und pumpt es 2000 Meter tief ins Basaltgestein. Die Überraschung: Nach wenigen Monaten reagiert das CO2 bereits chemisch und verwandelt sich in Stein. Der Klimakiller ist dauerhaft unschädlich gemacht. Noch sind die Mengen viel zu gering, aber es zeigt: So streitbar und riskant manche Geoengineering-Methoden sein mögen, am Ende brauchen wir möglicherweise Technologie, um den Klimakollaps abzuwenden. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.03.20203sat
  • Folge 3
    Fasten wirkt sich positiv auf die Gesundheit und die Lebenserwartung aus. Forscher weltweit sind überzeugt, dass vorübergehender Verzicht auf Nahrung vielen Krankheiten vorbeugen kann. In der Naturheilkunde schwört man schon lange auf die Selbstheilungskräfte, die durch das Fasten in jeder einzelnen Zelle mobilisiert werden. Der Stoffwechsel des Körpers stellt sich um: Blutdruck und Insulinspiegel sinken, Entzündungswerte verbessern sich. Egal, ob Intervallfasten oder tagelange Fastenkuren – es geht nicht in erster Linie um Gewichtsabnahme. Zahlreiche Krankheitssymptome werden gemildert, und trotz ausbleibender Nahrungszufuhr fühlt sich der Fastende fitter und frischer.
    Forscher untersuchen weltweit, wie das Fasten auf die einzelnen Organe wirkt und dabei Herz, Leber, Darm, Gehirn, Fettgewebe positiv beeinflusst. So schaffen es zum Beispiel Diabetes-Typ-2-Patienten, durch das Fasten den Teufelskreis der Insulinresistenz zu durchbrechen. Erste Studien an der Charité Berlin zeigen, dass Krebspatienten eine Chemotherapie besser vertragen, wenn sie drei Tage vorher fasten. Außerdem hat Fasten einen positiven Einfluss auf chronische Erkrankungen wie Rheuma oder Multiple Sklerose. Professor Andreas Prokesch von der Universität Graz entdeckte, dass durch Fasten ein Protein in der Leber aktiviert wird, das selbst die Krebsentstehung unterdrücken kann.
    Sogar als Anti-Aging ist Fasten ein probates Mittel, denn es fördert die Autophagie, die Beseitigung von Zellabfall. Wissenschaftler erforschen mit Hochdruck, welche Prozesse in den Zellen ablaufen und ob man Fasten auch medikamentös oder mit besonderen Nahrungsmitteln imitieren kann. Viele Fragen sind wissenschaftlich noch offen: Welches ist die optimale Form und Länge des Fastens, und benötigt jeder Mensch einen individuell auf ihn abgestimmten Fastenplan? Generell bestätigen die Studien die jahrhundertealten positiven Erfahrungen der Fastenärzte und Forscher. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.03.20203sat
  • Folge 4
    Weltweit nehmen Augenkrankheiten explosionsartig zu, ältere Menschen leiden oft am Grauen oder Grünen Star. Aber auch Jüngere verlieren an Sehkraft – sie werden immer häufiger kurzsichtig. Die 3sat-Dokumentation „Gesunde Augen – klarer Blick“ zeigt den weltweiten Einsatz der Ärzte gegen den Verfall des Augenlichts, stellt neue Heilverfahren und Techniken vor und zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der modernen Augenheilkunde. In Deutschland erblinden jährlich 20 000 Menschen. Mit moderner Lasertechnik und Kunstlinsen verzeichnen Augenärzte erstaunliche Erfolge.
    Neueste Operationen wie Hornhaut-Transplantationen oder Stammzellentherapien sollen helfen, die Sehkraft wiederzuerlangen. Auch mit moderner Lasertechnik und neuen Kunstlinsen erzielen Ophthalmologen mittlerweile erstaunliche Erfolge. Die Eingriffe werden oft minimalinvasiv durchgeführt und immer schonender für den Patienten. Die 3sat-Dokumentation zeigt den aktuellen Stand der Augenheilkunde. In der Augsburger Klinik „Am Forsterpark“ beispielsweise wird der Graue Star mit einem Femtosekundenlaser behandelt. Meist wird der Eingriff ambulant durchgeführt und dauert nur wenige Minuten.
    Nach der Betäubung schneidet der Arzt die Linsenkapsel über eine Länge von etwa drei Millimetern auf. Durch die Öffnung wird die trübe Linse mit dem Laser zertrümmert und abgesaugt. Anschließend wird eine Kunstlinse mit zwei winzigen Haken im Auge platziert. Von einer solchen Hightech-Versorgung sind viele Menschen in den ärmeren Teilen der Welt abgeschnitten. 89 Prozent der Menschen mit Sehbehinderungen leben in Entwicklungsländern. Dort ist das Risiko zu erblinden zehnmal so hoch wie bei uns.
    Viele Patienten können sich nicht einmal die Fahrt in die Klinik leisten. Augenärzte wie Dr. Sylvain El-Khoury fahren deshalb in Ruanda, Afrika, mehrmals im Jahr aufs Land und operieren in „Eye Camps“ unter einfachsten Bedingungen bis zu 500 Patienten pro Woche. Die Dokumentation zeigt ein solches Katarakt-Camp in Afrika und begleitet Dr. El-Khoury bei seiner Arbeit. Auch bei der Behandlung der Kurzsichtigkeit kommen die Ärzte ein Stück weiter. Die exzessive Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern hat immer größere medizinische Folgen.
    Einer Studie der Universität Mainz zufolge leidet bereits mehr als die Hälfte der Abiturienten und Hochschulabsolventen unter Kurzsichtigkeit, der Myopie. Kurzsichtigkeit lässt sich zwar durch eine Brille ausgleichen und mit einer Tropfentherapie behandeln. Aber häufig nimmt die Sehschwäche über die Jahre zu, und die Kurzsichtigkeit wird zum Einfallstor für andere Augenkrankheiten. Dabei haben die Forscher der Universität Mainz festgestellt: Kurzsichtigkeit ist vielfach nicht genetisch bedingt, sondern unserer Lebensweise geschuldet.
    Die Ärzte fordern deshalb einen neuen Umgang mit Handys und Laptops. Eine neue Stammzellentherapie könnte in wenigen Jahren zum Rettungsanker für viele Patienten mit altersabhängiger Makuladegeneration werden, die zu erblinden drohen. An der Augenklinik Sulzbach im Saarland laufen derzeit erste Vorstudien. Die Mediziner wollen künftig die körpereigenen Stammzellen der Patienten „umprogrammieren“, die gesunden Zellen dann in einem minimalinvasiven Eingriff in die Netzhaut des Patienten implantieren. Noch handelt es sich um erste Gehversuche.
    Doch die Hoffnung auf einen Durchbruch ist groß. Die neuen Erfolge in der Augenheilkunde könnten richtungsweisend für die Behandlung anderer erkrankter Organe sein. Prof. Ursula Schmidt-Erfurt von der Universitätsklinik für Augenheilkunde Wien will mit einem digitalen Blick ins Auge auch Krankheiten wie Bluthochdruck oder Alzheimer erkennen. Ein Netzhaut-Scanner ermöglicht 40 000 Bilder in 1,2 Sekunden. Das Auge öffnet damit ein Fenster zum Organismus. Mithilfe künstlicher Intelligenz werten Computeralgorithmen 3-D-Daten aus und entdecken Krankheiten somit viel früher als bisher der Augenarzt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.04.20203sat
  • Folge 5
    Gesundheits-Apps, Telemedizin, vernetzte Praxen: Das Gesundheitswesen wird digital. Bislang wurden mehr Risiken als Nutzen betont, die Corona-Pandemie verändert die Einschätzung der Lage. Wissen um Vorerkrankungen schnell abrufen können, doppelte Laborbefunde oder Röntgenbilder vermeiden – die Gesundheitsversorgung soll effizienter werden. Ab 2021 kommt die elektronische Patientenakte. Die Patienten entscheiden, wer Zugriff auf welche Daten hat. Dänemark ist Vorreiter im Bereich E-Health – hier hat jeder eine eigene elektronische Patientenakte. Über das Online-Portal „sundhed.dk“ haben Mediziner und Patienten digitalen Zugriff auf Arztbriefe, Röntgenbilder, Laborbefunde und E-Rezepte.
    Die Patienten können ihre gesamte Krankengeschichte einsehen und Daten, die sie nicht teilen möchten, blockieren. Die Akzeptanz in der dänischen Bevölkerung ist groß. Ist dieses System auch auf Deutschland übertragbar? Derzeit arbeitet das Bundesministerium für Gesundheit an dem Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG), das die Nutzung der elektronischen Patientenakte regeln soll. Viele Smartphone-Besitzer profitieren von Gesundheits-Apps. So nutzen beispielsweise Diabetiker diese im Alltag, um ihre Insulinwerte zu kontrollieren.
    Ein Sensorchip im Arm überprüft die Glukosewerte alle fünf Minuten und überträgt sie auf eine App auf dem Handy. Die App schlägt Alarm, wenn die Werte von den Soll-Werten abweichen. Wie sicher sind jedoch die Daten, die wir per Smartphone in Gesundheits-Apps eingeben? Ein Forschungsteam an der Ruhr-Universität in Bochum untersuchte 20 Gesundheits-Apps. Das Ergebnis: Es gibt beträchtliche Sicherheitsmängel. Was bedeuten die Sicherheitslücken für die elektronische Gesundheitsakte, die 2021 kommen soll? Seit dem 1. März 2020 müssen Ärzte, die sich nicht an die Telematik-Infrastruktur anschließen lassen wollen, einen Honorarabzug von 2,5 Prozent in Kauf nehmen.
    Die Proteste gegen die elektronische Gesundheitsakte – kurz eGA – und die zentrale Speicherung der Daten reißen jedoch nicht ab: Der Münchner Psychiater Dr. Meißner und seine Kollegen verzeichnen im Januar 2020 einen ersten Erfolg mit ihrer Petition an den Bundestag „Gesundheitsdaten in Gefahr“. Das Ziel der 50 000 Unterschriften ist erreicht, der nächste Schritt wäre eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss. Die Dokumentation „Gesundheit digital“ hinterfragt, welche Vor- und Nachteile die rasante Digitalisierung im Gesundheitswesen auf Patienten und Ärzte hat. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.04.20203sat
  • Folge 6
    Verspannungen ertasten, sanft Blockaden lösen und dabei die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren: Das will die Osteopathie – eine Medizin, die nur mit Händen heilt. In Deutschland ist der Beruf des Osteopathen nicht staatlich anerkannt, doch lassen sich jährlich etwa fünf Millionen Patienten osteopathisch behandeln. Die Wissenschaft belegt eine positive Wirkung auf den menschlichen Organismus, allen voran die Faszienforschung. Die noch relativ junge Behandlungsmethode Osteopathie wurde in den letzten 20 Jahren in vielen europäischen Ländern – unter anderen in Großbritannien, Frankreich und Belgien – staatlich anerkannt, ebenso der Beruf des Osteopathen.
    In den USA, dem Geburtsland der Osteopathie, ist die manuelle Heilmethode sogar der Schulmedizin gleichgestellt. Marina Fuhrmann ist die einzige Professorin für Osteopathie in Deutschland und Vorsitzende des Bundesverbands der Osteopathen. An der Hochschule in Idstein arbeitet sie an Studien, die die Wirkung von Osteopathie wissenschaftlich belegen. Dagegen sieht Christian Weymayr vom Bund der Krankenkassen den Nutzen von osteopathischen Behandlungen kritisch. Anhand von zehn Einzelstudien ordnet er sie als „Wellness-Behandlung“ ein. Osteopathen betrachten den gesamten Bewegungsapparat sowie die inneren Organe des Menschen als ein zusammenhängendes System.
    Es ist durch feine Gewebenetze, die Faszien, verbunden. Ist die Beweglichkeit dieses Systems eingeschränkt, entstehen zunächst Gewebespannungen, dann Funktionsstörungen und am Ende Schmerzen. Für Osteopathen ist der Schmerz nur ein Symptom, dessen Auslöser es aufzuspüren gilt. So finden Osteopathen die Ursache für Schmerzen oft weit ab vom Symptom. Nicht selten behandeln sie daher bei Knieproblemen Hüfte oder Rücken oder bei Migräne den Blutfluss in der Leber. Von der ganzheitlichen Betrachtung des Körpers profitieren auch Leistungssportler wie der Beachvolleyballer Julius Brink.
    Er gewann 2012 in London bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille. Einen Teil seines Erfolgs verdankt er dem Osteopathen David Wenkel, der das Olympiateam betreute und dafür sorgte, dass Julius Brink in den Wettkampfpausen durch die passende Behandlung schnell wieder fit wurde. Die Dokumentation „Unterschätze Ostheopathie – Mit Händen heilen“ trägt wissenschaftliche Erkenntnisse dieser alternativen Behandlungsmethode zusammen, beschreibt die Unterschiede zwischen Physiotherapie und Osteopathie und zeigt, wann osteopathische Behandlungen helfen können und wann nicht. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.04.20203sat
  • Folge 7
    Die Corona-Krise hat unser Leben grundlegend verändert. Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen an Methoden, mit denen sich die Pandemie eindämmen lässt. Welcher Weg führt aus der Krise? Entscheidend ist der Sieg über das Virus. Waren Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und „social distancing“ effektiv? Welche Relevanz haben die neuen Antikörpertests? Noch gibt es mehr Fragen als Antworten. Große Hoffnung setzt man auf die Anwendung der neuen Antikörpertests. Der Test weist nicht das Virus selbst nach, sondern die Antikörper, die unser Immunsystem als Waffe gegen das Virus entwickelt hat.
    In Deutschland laufen dazu jetzt erste Studien. Erstmals würden sie so Einblick geben, wie viele Menschen schon immun sind und die Krankheit nicht mehr weiter übertragen können. Ein wichtiger Meilenstein, um die Entwicklung der Pandemie einschätzen und weiter eindämmen zu können. Doch wie verlässlich sind diese Tests tatsächlich? Ein zentrales Problem ist die Unsicherheit der Datenlage. Das beginnt schon bei der Bestimmung der Anzahl der Infizierten, da nur Menschen getestet werden, die auch Symptome haben.
    Harald Lesch geht der Frage nach, wie es angesichts dieser Situation überhaupt möglich ist, geeignete Strategien zu entwickeln. Es gilt sowohl nach vorne als auch zurück zu schauen. Mit dem Blick auf die vergangenen Wochen sollen die Erfolge der bisherigen Maßnahmen bewertet werden. Gleichzeitig will man aus dem internationalen Vergleich lernen. Selbst in der europäischen Union gibt es unterschiedliche Strategien. Welche waren am erfolgreichsten, und welche sind für die kommenden Monate am besten geeignet? An breiter Front wird an einem Heilmittel geforscht.
    Aber ein Virus ist nicht leicht zu besiegen. Das lehrt die Geschichte. Gegen die wenigsten Viren gibt es effektive Medikamente. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel sondern nutzen unsere Zellen als Wirte und programmieren sie für ihre Vermehrung um. Das macht den Einsatz von gezielt wirkenden Medikamenten so schwierig. Aber die Geschichte lehrt auch, dass es Wege gibt, Viren Herr zu werden. Eine Impfung wäre der Königsweg. Doch hier sind sich die Experten in ihrer Einschätzung weitestgehend einig: Einen Impfstoff wird es frühestens in einem Jahr geben.
    Deshalb konzentrieren sich einige auf eine Methode, die schon vor 125 Jahren entwickelt wurde. Die Idee: Im Blut der Menschen, die die Krankheit schon überstanden haben, existieren Antikörper, die das Virus im Körper zerstört haben. Wenn es gelänge, diese Antikörper in kranke Patienten zu übertragen, würde das viele Menschen vielleicht jetzt schon schützen können. Kein Thema sorgt zur Zeit für so viele Nachrichten wie die Corona-Krise. Doch welche Meldungen sind wichtig und welche sind vertrauenswürdig? Immer noch geistern dubiose Verschwörungstheorien durch Nachrichten und das Internet.
    So etwa die These, dass das Virus gar nicht auf natürliche Weise entstanden sei. Manche vermuten, dass das Virus in einem chinesischen Forschungslabor von Menschen erschaffen wurde. Was ist dran an solchen Theorien? Und was kann aus ihnen für den Kampf gegen SARS-CoV-2 dennoch gelernt werden? Harald Lesch zeigt die neuesten Entwicklungen und diskutiert mit renommierten Experten, welche Wege aus der Krise und welche in eine Sackgasse führen könnten. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.05.20203sat
  • Folge 8
    Die weiblichen Genitalien waren lange unerforscht und mit großer Scham behaftet. Im Unterschied zum Penis können die wenigsten eine anatomisch korrekte Vulva oder Vagina zeichnen. Schon die Benennung ist meist falsch: Vulva, das äußerlich sichtbare Genital, umfasst Venushügel, Schamlippen und den äußeren Teil der Klitoris. Die Vagina verbindet die Vulva mit dem Muttermund und der Gebärmutter. Feministinnen verwenden heute vermehrt den Begriff „Vulvalippen“ anstelle von „Schamlippen“, um den Begriff „Scham“ zu vermeiden. Unbehagen und Unkenntnis wirken sich auch auf die Sexualität aus.
    Dabei ist der komplexe anatomische Aufbau der weiblichen Genitalien ein besonderes Privileg: In der Spitze der Klitoris laufen genau wie in der Eichel des Penis etwa 8000 sensorische Nervenendigungen zusammen. Die Dichte dieser Rezeptoren ist bei der Frau 50 mal höher, so dass die Klitoris weitaus empfindsamer ist als der Penis. Wo genau entsteht das Vergnügen der Frau? Ist der Bereich innerhalb der Vagina oder außerhalb an der Klitoris das eigentliche orgastische Zentrum? Ohne die Klitoris geht jedenfalls gar nichts.
    Denn dieses Organ samt seiner Schwellkörper ragt so weit in den Unterleib hinein, dass es sowohl von außen als auch von innen stimuliert werden kann. Für beide Regionen werden neue Spielzeuge entwickelt, die die weibliche Lust fördern. Im Kantonsspital Luzern ist die bisher größte Vulva-Studie der Welt durchgeführt worden. Ein Team von fünf Ärzten hat die Genitalien von 657 Frauen vermessen. Die Unterschiede waren enorm. Das Interesse an den äußeren weiblichen Genitalien wächst nicht nur in Medizin und Wissenschaft.
    Frauen und Mädchen setzen sich verstärkt mit ihren Vulven auseinander. Das kann zu mehr Selbstbewusstsein und einer befriedigenderen Sexualität führen – oder zu Verunsicherung und einem übersteigerten Schönheitsideal. Eine Vulva gilt heute als schön, wenn sie unbehaart und straff ist, wenn die inneren Vulvalippen nicht herausragen. Die Nachfrage nach operativen Schamlippenverkleinerungen oder Liftings nimmt zu. Die Dokumentation „Vulva und Vagina“ klärt darüber auf, was jeder Mann und jede Frau über die primären weiblichen Genitalien wissen sollte. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.05.20203sat
  • Folge 9
    Wenn Kinder schwere Straftaten begehen, gehören sie dann in den Strafvollzug? Ab welchem Alter kann ein Mensch verantwortlich gemacht werden für das, was er tut? Die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen durch fünf Kinder und Jugendliche in Mülheim an der Ruhr 2019 hat diese Debatte neu angefacht. Die Polizei darf nicht gegen zwei zwölfjährige mögliche Mittäter ermitteln. Als Kinder genießen sie besonderen Schutz. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, fordert deshalb, die Strafmündigkeit in Deutschland auf ein Alter von zwölf Jahren herabzusetzen.
    Ihm geht es dabei aber nicht vorrangig um Bestrafung. Er plädiert für eine Senkung des Strafmündigkeitsalters, die es ermöglicht, früher und effektiver einzugreifen. In Deutschland und Österreich sind Jugendliche im Alter von 14 Jahren strafmündig. In der Schweiz, in Australien und Großbritannien hingegen sind schon Kinder ab ihrem zehnten Geburtstag strafmündig. Welches Modell ist das richtige? Und wie können Wissenschaftler herausfinden, ob ein Kind oder ein Jugendlicher überhaupt schuldfähig ist? Der Deutsche Richterbund hat sich gegen eine Absenkung des Alters für Strafmündigkeit bei Kindern ausgesprochen.
    Die Gleichung „Mehr Strafrecht gleich weniger Kriminalität“ gehe nicht auf, erklärte der Vorsitzende des Richterbundes Jens Gnisa. Neuropsychologen wie Prof. Dr. Kerstin Konrad von der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule (RWTH) Aachen sind gegen starre Altersgrenzen: „In den letzten Jahren haben wir gemerkt, dass während der Adoleszenz nicht nur ein Feintuning im Gehirn abläuft, sondern dass sich das gesamte Gehirn noch einmal sehr stark verändert.
    Diese Entwicklungen erreichen ihr Plateau erst zu Beginn der dritten Lebensdekade – erst dann hat das Gehirn die Reife eines erwachsenen Gehirns erreicht.“ Außerdem zeigen neue Forschungsergebnisse, dass die Hirnentwicklung unterschiedlich schnell verläuft. Einige Neuropsychologen fordern deshalb, dass junge Straftäter unabhängig von der Strafmündigkeit individuell betrachtet und jedes Gerichtsurteil mit Rücksicht auf ihren Entwicklungsstand gefällt werden muss. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 28.05.20203sat
  • Folge 10
    Hunde sind Partner, Vertraute, Beschützer des Menschen und häufig Familienmitglieder. Urvertrauen ist die Basis dieser Mensch-Hund-Beziehung, die schon über 15 000 Jahre anhält. Hunde haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie können schnell Rückschlüsse aus Körpersprache und Gestik jedes einzelnen Menschen ziehen und Stimmungen erfühlen. Die Dokumentation entschlüsselt, woher diese einzigartige Beziehung zwischen Mensch und Hund rührt. Wissenschaftler der Michigan State University haben in einer Studie an 1681 Hunden und deren Besitzern Persönlichkeitsmerkmale untersucht. Sie fanden bei den Mensch-Hund-Teams Ähnlichkeiten wie Erregung, Aggression und Angst.
    Mit zunehmendem Alter veränderten sich diese Eigenschaften bei beiden ähnlich. Den Forschern zufolge hat dieses Zusammenspiel der Charaktereigenschaften zwischen Mensch und Hund großen Einfluss auf die Qualität ihrer Beziehung zueinander. Als Arbeitshunde werden Hunde in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Dazu benötigen sie eine spezielle Ausbildung – beispielsweise zum Rettungs- oder Drogenspürhund. Auch als Therapie- oder Blindenführhund können sie den Menschen unterstützen und ihm assistieren. Die 3sat-Dokumentation stellt besondere Mensch-Hund-Beziehungen vor: Blindenführhund Bruno ist nervenstark, intelligent und belastbar.
    Sein Frauchen braucht großes Vertrauen in Brunos Fähigkeiten, ihr Leben kann davon abhängen, dass Bruno sie sicher über die Straße und an Hindernissen vorbeileitet. Schon bei Welpen ist die Zeit entscheidend, die der menschliche Begleiter mit ihm verbringt. Welpe Page ist ein Australian Shepherd, der im Alter von acht Wochen bei seiner neuen Familie einzieht. Spielen ist sein Lebenselixier. Je intensiver sich seine neuen Besitzer um den kleinen Welpen kümmern, umso enger wird das Band zwischen ihm und seiner Familie werden.
    Bei Mischlingshund Monty muss das Vertrauen zu seinem neuen menschlichen Begleiter erst wieder wachsen. Monty stammt ursprünglich aus Spanien und wurde dort von Mitarbeitern des Tierschutzes gerettet. Als er nach Deutschland kam, war er verängstigt und reagierte panisch, wenn er alleine zu Hause bleiben sollte. Er bellte und zerfetzte in seiner Not Gegenstände. Ganz langsam nur baut er das Vertrauen zu seinem neuen Frauchen auf. Mit Unterstützung eines Trainers lernt Monty, sich zu entspannen – auch in Phasen, in denen er sein Frauchen nicht im Blick hat. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.06.20203sat
  • Folge 11
    Nur 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands ist Wildnis. Um zu erreichen, was sich die Bundesregierung mit ihrer Biodiversitätsstrategie für 2020 vorgenommen hat, fehlen rund 5000 Quadratkilometer. Deutschland ist eine mächtige Industrienation. Nahezu jeder Quadratmeter des Landes wurde umgegraben oder bebaut. Kann es hier überhaupt neue Wildnis geben? Für ursprüngliche Natur ist kaum noch Platz zwischen Infrastruktur-, Siedlungs- und Agrarflächen. Die häufigste natürliche Vegetationsform Mitteleuropas ist Wald. Und noch immer ist rund ein Drittel Deutschlands von Wald bedeckt.
    Ökologisch wertvoll sind jedoch nur kleine Bereiche. Meist stehen Bäume derselben Art und gleichen Alters in Reih und Glied, ohne Unterwuchs oder natürliche Dynamik. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten können solche Wirtschaftswälder als Lebensraum nutzen. In einem Wald wildes Wachstum zuzulassen – das ist ein gewaltiger Schritt, den die Deutschen erst wieder lernen müssen. Kann man tatsächlich Wildnis neu erschaffen? Wie geht das, und ab wann gilt eine Fläche tatsächlich als Wildnis? Besondere Chancen dafür bieten sich auf ehemaligen militärischen Sperrgebieten, wie sie sich etwa im Osten Deutschlands auf den Flächen der Stiftung „Naturlandschaften Brandenburg“ finden.
    Hier vollzieht sich ein erstaunlicher Wandel. Die Gebiete sind wirtschaftlich kaum interessant, schwer zugänglich und groß – ideale Freilandlabore und zukünftige Wildnisgebiete. Stürme und Feuer gestalten hier die Landschaft, nicht der Mensch. Die Bestände von bedrohten Tierarten wie Seeadlern erholen sich spürbar. Wölfe kehren zurück, und sogar Elche wandern wieder aus Polen nach Deutschland ein. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 13.08.20203sat
  • Folge 12
    Alle brauchen mobile elektrische Energie: Smartphone, Mähroboter, Küchenwaage und E-Bike. Nicht von ungefähr ging der Nobelpreis für Chemie 2019 an die Erfinder der Lithium-Ionen-Batterie. Das unscheinbare Massenprodukt „wiederaufladbare Batterie“ ist der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende – und ganz besonders zum Erfolg der Elektromobilität. Der größte Anteil an der Wertschöpfung eines Elektroautos steckt in der Batterie. Bislang ist Deutschland hier jedoch von Konzernen aus Fernost abhängig. Denn die Batteriezellen, das Herzstück der Akkus, kommen meist aus China, Japan oder Südkorea.
    Hat Deutschland noch eine Chance, im großen Wettrennen um den Batteriemarkt mitzumischen? Immerhin stellt die Bundesregierung 500 Millionen Euro für eine Musterfabrik zur Fertigung von Batteriezellen bereit. Kritiker fordern, die Forschung eher im Bereich neuer Batteriekonzepte und dem Recycling ausgedienter Akkus zu verstärken. Das Arbeitsleben einer Autobatterie ist zu Ende, wenn sie auf unter 80 Prozent ihres ursprünglichen Ladezustands abfällt. Dann ist sie zum Recycling aber noch zu wertvoll. Es gibt immer mehr Anwendungen für ein „Second Life“ – beispielsweise als Energiespeicher für Solar- und Windstrom.
    In der Batterieforschung ist Deutschland tatsächlich Weltspitze, etwa an den technischen Universitäten in Braunschweig und Dresden. Die nächste Generation von Autobatterien zeichnet sich dort bereits ab: Wissenschaftler wie Professor Stefan Kaskel verfolgen Ansätze für besseren Brandschutz bei höherer Energiedichte. Intensivdiagnostik von Batterien findet an der RWTH Aachen statt. Die Ergebnisse sind entscheidend für die Batteriekonstrukteure. Denn die wollen alles: hohe Sicherheit und Energiedichte, viele Ladezyklen, lange Lebensdauer. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 20.08.20203sat
  • Folge 13
    Die Corona-Pandemie zeigt die Missstände im Bildungssystem deutlich auf: Nur wenige Schulen waren aufgrund ihrer digitalen Infrastruktur in der Lage, Homeschooling vernünftig anzubieten. Alte Kreidetafeln, langsame Computer, kein WLAN und Lehrkräfte mit mangelnder Medienkompetenz – der „DigitalPakt Schule“ soll mit fünf Milliarden Euro bis 2024 die Wende bringen. Sogar das Grundgesetz wurde geändert, um die Digitalisierung der Schulen zu fördern. Doch an den Schulen ist von den Fördergeldern noch kaum etwas zu sehen. Erst 40 Millionen Euro wurden abgerufen – die Bundesländer sind ganz unterschiedlich aktiv: In Sachsen wurden bereits im Juni 2019 Anträge eingereicht und inzwischen mehr als 20 Projekte umgesetzt.
    Andere Bundesländer hinken weit hinterher. Dabei wollen Bund und Länder die Voraussetzungen dafür schaffen, dass das Bildungssystem in Zeiten des digitalen Wandels Teilhabe und Mündigkeit für alle Heranwachsenden sowie Chancengerechtigkeit für jedes einzelne Kind ermöglicht. Lehrende warnen, dass die Bildungsungerechtigkeit zunimmt, die Kluft zwischen Schülern und Schülerinnen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen in der gegenwärtigen Krise noch größer wird.
    Sie berichten, dass teilweise ganze Klassen während der Schulschließungen abtauchen. Soziale Herkunft und Bildungserfolg hängen unmittelbar zusammen. „Es gibt Schulen, da läuft es ganz hervorragend, und es gibt Schulen, da läuft leider gar nichts. Das ist aus unserer Sicht eine sehr ungünstige Situation“, kritisiert Stephan Wassmuth, Vorsitzender des Bundeselternrates. Der Bundeselternrat fordert Verlässlichkeit und einheitlichere Regeln für alle Schulen und Bundesländer.
    Technische Chancengerechtigkeit ist die Mindestvoraussetzung, damit die Bildungsschere nicht noch weiter auseinanderklafft. Bei den Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren hat ein Drittel keinen eigenen Computer oder Laptop, mit dem sie digitale Angebote ihrer Schule wahrnehmen können. Doch mit der Anschaffung und Verteilung von Laptops allein ist es nicht getan, die Geräte müssen gewartet werden, Lehrkräfte für die neue Technik geschult, Lehrpläne geändert werden – nur so besteht Aussicht auf mehr Bildungsgerechtigkeit. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.09.20203sat
  • Folge 14
    Weltweit gilt jeder Dritte als zu dick, in Deutschland sogar jeder Zweite. Fettleibigkeit führt häufig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, auch das Krebsrisiko erhöht sich. Konservativ abnehmen – mit Bewegung und einer Ernährungsumstellung – ist langwierig und erfordert viel Disziplin. Große und schnellere Erfolge zur Gewichtsreduktion erzielt die bariatrische Chirurgie, bei der in einer Operation der Magen verkleinert wird. Chirurgische Magenverkleinerungen sind mit vielen Nebenwirkungen verbunden – die Patienten müssen oft ein Leben lang Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen.
    Die medizinische Forschung läuft auf Hochtouren, um den Prozess des konservativen Abnehmens mit wirksamen Medikamenten zu unterstützen: Am Adipositaszentrum am Klinikum St. Georg in Leipzig setzen Wissenschaftler um den Endokrinologen Professor Dr. Matthias Blüher in Studien neue Medikamente ein, die das Hungergefühl dämmen und als Hormontherapie eine wirksame Alternative zu chirurgischen Eingriffen sein können. Professor Dr. med. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke untersucht die molekularen Mechanismen des Stoffwechsels und erklärt, warum Frauen schwerer abnehmen als Männer.
    Der Film begleitet die 14-jährige Nele, die sich einem Kids-Programm angeschlossen hat und mit konservativen Mitteln rund zehn Kilo abnimmt. Dennis ist Anfang 40 und wog über 160 Kilo. Er stellte ebenfalls seine Ernährung um und treibt inzwischen viel Sport – in nur zwei Jahren nahm er 86 Kilo ab. Amira ist Mitte 20 und entscheidet sich für einen chirurgischen Eingriff. Durch eine Schlauchmagen-Operation verliert sie in neun Monaten 48 Kilo. Ärzte und Ernährungswissenschaftler berichten über die neuesten Erkenntnisse und Therapien in der Adipositas-Forschung. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.09.20203sat
  • Folge 15
    Mathematik ist überall: Sie ist sowohl Teil des Universums als auch unseres Alltags. Doch was genau ist die Mathematik? Hat der Mensch sie erfunden oder sie als Teil des Kosmos entdeckt? Seit Jahrhunderten trägt Mathematik zu wissenschaftlichen Errungenschaften und technologischen Fortschritten der Menschheit bei. Sogar in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens ist sie zu finden. So auch in der Natur, der Musik, der Kunst und der Architektur. Immer wieder gelingt es der Wissenschaft, die Welt mit mathematischen Formeln zu erklären, Zusammenhänge zu beleuchten und zukünftige Entwicklungen präzise vorauszusagen. Doch was ist das Geheimnis dieser mathematischen Genauigkeit? Gemeinsam mit Physikern, Ingenieuren und Mathematikern, darunter die Mathematikerin Ysette Weiss von der Universität Mainz sowie Günter M. Ziegler vom Institut für Mathematik an der FU Berlin, untersucht der Astrophysiker Mario Livio nun die Geheimnisse, die der Macht der Mathematik zugrunde liegen.
    Dabei stellen sich die Experten die Frage, ob Mathematik die natürliche Sprache des Kosmos oder bloß ein vom Mensch entwickeltes Werkzeug ist, um diese zu begreifen. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Welt der Zahlen und Formeln wird so dem Mythos der Mathematik auf den Grund gegangen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.09.20203sat
  • Folge 16
    Für Produkte und Dienstleistungen wird ein grünes Image immer wichtiger. Firmen preisen ihre Waren als ökologisch und fair an. Dient es wirklich der Umwelt, oder ist es bloße Augenwischerei? Siegel sollen belegen, dass Produkte nachhaltig produziert werden, indem für ihre Herstellung besondere Umweltstandards gelten. Grüne Werbung spricht den Urinstinkt „Natur“ an. Botschaften wie „ökologisch“ und „regional“ gelangen direkt ins Unterbewusstsein. Das Ziel der Unternehmen: mit dem Umweltbewusstsein der Verbraucher den Umsatz steigern. Aber was steckt hinter dem grünen Versprechen? Ein echter Bewusstseinswandel hin zur Nachhaltigkeit – oder nur Marketing? Eines der bekanntesten Beispiele: die Regenwaldkampagne einer der größten Brauereien Deutschlands zu Beginn des Jahrtausends.
    Das Versprechen: Mit dem Kauf jedes Kastens Bier werde der Verbraucher einen Quadratmeter Regenwald schützen. Die Umsätze stiegen um 8,1 Prozent. Aber hat dies auch dem Regenwald genutzt? Die Grenzen zwischen grünem Marketing und Greenwashing sind fließend. Beispiele aus den fünf Branchen Textilien, Lebensmittel, Reisen, Logistik und Finanzen zeigen: Greenwashing ist weit verbreitet.
    Auch die Produktsiegel selbst stellen ein Problem dar. Rund 260 sind international gelistet. In Deutschland kommen noch regionale und industrieeigene Siegel hinzu. Und nur wenige von ihnen sind glaubwürdig oder haben nachvollziehbare Kriterien. In der Dokumentation „Greenwashing: Konsum gegen den Klimawandel?“ kommen Neurowissenschaftler, Nachhaltigkeitsforscher, Wirtschaftsethiker und Vertreter verschiedener Verbraucherorganisationen zu Wort. Es werden zahlreiche Beispiele für Greenwashing gezeigt, aber auch Unternehmen, die wirklich ökologisch handeln. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.09.20203sat
  • Folge 17
    Zittern, Herzrasen, Schweißausbrüche, Stress pur – Angst ist überlebenswichtig, aber sie kann auch krank machen. Warum sind Angststörungen auf dem Vormarsch? Gibt es eine Pille gegen Angst? Bei Angstreaktionen übernimmt im Gehirn die Amygdala die Kontrolle über Körper und Geist. In den letzten Jahren ist es Wissenschaftlern auf der ganzen Welt gelungen, die menschliche Angst weiter zu entschlüsseln und völlig neue Ansätze für Therapien zu entwickeln. Die niederländische Forscherin Merel Kindt zum Beispiel behauptet, eine Pille gegen die Angst entdeckt zu haben. Eine dreiminütige Konfrontation mit der angstauslösenden Situation, danach eine Nacht Schlaf und ein Betablocker – und schon sollen Menschen mit Klaustrophobie, Angst vor Spinnen, Mäusen oder gar Hühnern völlig angstfrei sein.
    Unser Angstgedächtnis sorgt dafür, dass wir bedrohliche Erlebnisse nicht vergessen. Das kann hilfreich sein, doch manchmal verselbständigen sich solche Erinnerungen. Am Universitätsklinikum Freiburg untersucht das Team um die Psychiaterin Katharina Domschke die Ursache von Panikattacken. Überaschende Erkenntnis für Betroffene: Viele Angstanfälle werden unbewusst von den Patienten selbst ausgelöst oder provoziert. Wie genau, zeigen die Experten im Laborversuch.
    Wie beeinflusst die Corona-Pandemie unser Angstempfinden? Kann man Höhenangst mithilfe von Virtual Reality besiegen? Weshalb gruseln sich viele Menschen so schrecklich gern, und welche positiven Effekte hat das? Es gibt auch Menschen, die scheinbar vor nichts Angst haben. Motocross-Champion Kyle Demelo etwa ist bereits unzählige Male gestürzt – und setzt sich trotzdem immer wieder auf sein Motorrad, um damit durch die Halfpipe zu fliegen. Der Neuropsychologe David Zald untersucht, warum Kyles Angstzentrum nicht so funktioniert wie das von Menschen, die Angst empfinden. Ist Kyle wirklich furchtlos – oder hat er einfach keine Angst vor der Angst? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.10.20203sat
  • Folge 18
    Weltweit wird mehr als die Hälfte aller Todesfälle durch chronisch entzündliche Krankheiten verursacht. Wissenschaftler beginnen gerade erst, die Mechanismen unseres Immunsystems zu verstehen. Entzündungen sind natürliche Reaktionen des Immunsystems, um Krankheitserreger zu beseitigen. Wenn dieser Schutzmechanismus außer Kontrolle gerät oder nicht mehr zwischen eigenen und fremden Zellen unterscheidet, können gefährliche Krankheiten entstehen. Diabetes Typ 2 kommt insbesondere bei jungen Menschen immer häufiger vor. Dass aus Übergewicht eine Insulinresistenz entsteht, kann eine Folge von chronischen niedrigschwelligen Entzündungen im Fettgewebe sein.
    Der Diabetologe Prof. Dr. Matthias Laudes vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein konnte bei Studien eine weitere interessante Beobachtung machen: Einige seiner adipösen Patienten tragen eine chronische Entzündung im Gehirn mit sich – dort, wo das Appetitzentrum sitzt. Kann eine Entzündung für Adipositas und Diabetes Typ 2 verantwortlich gemacht werden? Wie schnell unkontrollierte Entzündungen dem Körper schaden können, zeigt auch COVID-19. Das Virus kann Gefäße im ganzen Körper angreifen.
    Bei schweren Verläufen der Krankheit reagiert das Immunsystem über – im schlimmsten Fall führt das zu Organversagen. Depression, Krebs, Diabetes, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – neueste Forschungen führen immer mehr schwere Erkrankungen auf Entzündungsprozesse im Körper zurück. Erst allmählich entschlüsseln Wissenschaftler die Mechanismen unseres Immunsystems und finden heraus, wie man chronische Entzündungen behandeln oder im besten Fall verhindern kann. Können bestimmte Lebensmittel wie Gemüse, Fisch und Nüsse Entzündungsprozessen im Körper schon vor der Entstehung entgegenwirken? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.10.20203sat
  • Folge 19
    Biologen sind sich einig darin, dass Tiere miteinander kommunizieren. Doch welche Bedeutung haben die typischen Laute und akustischen Signale der Wale – ähneln sie der menschlichen Sprache? Schwertwale leben in kleinen Familien. Innerhalb dieser Gruppen verständigen sie sich über eigene Laut-Dialekte. Mithilfe von künstlicher Intelligenz suchen Wissenschaftler nach wiederkehrenden Mustern, die auf ein Sprachmodell der Orcas schließen lassen. Ein Forscherteam der Universität Erlangen um Professor Dr. Elmar Noeth und Rachael Cheng sammelt im kanadischen Pazifik drei Jahre lang Bewegungs- und Schalldaten verschiedener Schwertwalfamilien, um einen möglichen Zusammenhang zwischen Rufmustern und ihrem Verhalten zu untersuchen.
    Mit speziellen Mikrofonen nehmen sie den Unterwasserschall auf und beobachten das Verhalten der Meeressäuger. Sie versuchen, deren Position zu bestimmen und die Walrufe zu klassifizieren – ein erster Schritt, um kleinste Bedeutung gebende Einheiten zu entschlüsseln. Der Einsatz von KI an unbekannten Kommunikationssystemen bleibt nicht ohne Schwierigkeiten, zeigt jedoch bereits auf, dass sich unser Verständnis hochkommunikativer Tierarten in den nächsten Jahren wandeln wird. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.10.20203sat
  • Folge 20
    Strukturelle Ungerechtigkeit gefährdet den sozialen Frieden und führt zur Spaltung. Wann gilt eine Gesellschaftsordnung als gerecht? Eine Forderung ist die Chance auf sozialen Aufstieg. Gerechtigkeit ist eine zentrale moralische Instanz unseres Lebens. Experimente zeigen, dass schon Zweijährige äußerst kooperativ sind und Fünfjährige ungehalten reagieren, wenn sie sich benachteiligt fühlen. Ist uns der Gerechtigkeitssinn in die Wiege gelegt? „Gerechtigkeit ist sowohl anerzogen als auch angeboren“, sagt Dr. Hanna Beißert vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt.
    „Durch Erziehung, Entwicklung und Umwelt wird dieser rudimentär vorhandene Gerechtigkeitssinn weitergeprägt.“ Subjektiv empfinden knapp zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, dass die soziale Gerechtigkeit in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Ein Aufstieg aus dem Arbeitermilieu in die gut verdienende, Ton angebende Elite – das gelingt nur in den seltensten Fällen. Je mehr eine Gesellschaft von struktureller Ungleichheit geprägt ist, desto eher kann sie aus der Balance geraten. Weltweit nimmt die ungleiche Chancen- und Ressourcenverteilung zu – und somit die Spaltung der Gesellschaften.
    Der „Internationale Gerechtigkeitsindex“ versucht, Gerechtigkeit objektiv zu messen. An der Spitze liegen dort Norwegen, Schweden und Dänemark, Österreich auf Platz fünf, die Schweiz auf Platz sechs, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland, die sich den siebten Platz teilen. Die USA liegen auf Platz 24, schlechter schneiden in diesem Ranking nur Italien, Griechenland, Rumänien und die Türkei ab. Laut dem Soziologen Michael Hartmann ist der Blick in Deutschlands Zukunft düster.
    „Die gesellschaftliche Spaltung, die Deutschland gerade durchläuft, ist sehr ähnlich vor etwa 20 Jahren in Großbritannien und den USA abgelaufen. Vereinfacht kann man sagen, dass wir in unserer Entwicklung immer etwa 20 Jahre hinter diesen Ländern liegen und uns momentan auf deren Spaltung zubewegen.“ Der Film zeichnet die evolutionsbiologischen Spuren unseres Gerechtigkeitsempfindens nach und zeigt in sozialpsychologischen Experimenten, welche Formen von Gerechtigkeit – Bedarfs-, Leistungs- und Verteilungsgerechtigkeit- für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtig sind. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.11.20203sat
  • Folge 21
    Mehr als 100 000 Medikamente gibt es in Deutschland, knapp die Hälfte davon ist verschreibungspflichtig. Die Vielfalt lässt vermuten, dass Beschwerden individuell behandelt werden. Stimmt das? Alter, Gewicht, Geschlecht und sogar der Zeitpunkt der Einnahme eines Mittels können Einfluss auf die Wirksamkeit haben. Das wird bislang nur wenig berücksichtigt. Die Medizin versucht, für immer kleinere Patientengruppen eine passgenaue Therapie zu finden. In der Onkologie identifizieren Ärzte bereits die Mutationsform eines Tumors und bekämpfen ihn zielgenau. Sie sammeln Patientendaten in riesigen Datenbanken und kommen durch Querverbindungen zu neuen Therapien.
    Und es gelingt immer besser, seltene Erkrankungen einzelner Patienten mithilfe von millionenteuren Spezialpräparaten zu behandeln. „Personalisierte oder individualisierte Medizin“ steht für einen wachsenden Trend in der Medizin. Andererseits wird noch viel zu häufig nach „Schema F“ behandelt. Frauen brauchen beispielsweise meist eine andere Dosierung von Medikamenten als Männer. Prof. Oliver Werz von der Universität Jena ist einer von wenigen deutschen Forschern, die Geschlechterunterschiede berücksichtigen.
    „Männer und Frauen sind unterschiedlich krank“, sagt er. „Wir wissen beispielsweise, dass die Symptome eines Herzinfarktes bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich sein können.“ Doch diese Erkenntnis ist noch nicht weit verbreitet. Viele Wirkstoffe, die auf dem Markt sind, wurden ausschließlich an jungen Männern getestet. Diese gelten in den teuren Arzneimittelstudien als die zuverlässigeren Probanden, denn sie können nicht schwanger werden und ausfallen. Folglich ist die Dosierung vieler Medikamente für Männer bestimmt – und für Frauen zu hoch.
    Denn Frauen haben weniger Muskelmasse, ein geringeres Gewicht, einen anderen Wasser- und Körperfettanteil. „Wir sind in der modernen Medizin an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr langt, jeden Patienten gleich zu behandeln. Wir müssen individualisiert auf den Einzelnen eingehen“, sagt Prof. Michael Becker vom Zentrum für Frauenherzen in Würselen bei Aachen. Die 3sat-Dokumentation „Medizin nach Maß“ zeigt, wie die Forschung Erkenntnisse der Onkologie auf Volksleiden wie kardiovaskuläre Erkrankungen oder Diabetes überträgt und versucht, eine große Zahl an Erkrankten möglichst zielgenau zu therapieren. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.11.20203sat
  • Folge 22
    Eine Uterus-Transplantation kann Frauen ohne gesunde Gebärmutter den Wunsch nach einem eigenen Kind erfüllen. Was darf die Medizin, und wo liegen ethische und auch wirtschaftliche Grenzen? 2019 kamen zum ersten Mal in Deutschland zwei Kinder zur Welt, die in einer transplantierten Gebärmutter herangewachsen waren. Weltweit gab es bisher 73 Transplantationen dieser Art. Insgesamt 21 Kinder sind nach einem solchen Eingriff zur Welt gekommen. Mädchen mit dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, kurz MRKHS, werden mit einer seltenen Fehlbildung der weiblichen Geschlechtsorgane geboren.
    Ihre Vagina und ihr Uterus sind verkümmert oder überhaupt nicht vorhanden. Eierstöcke hingegen, die Eizellen und Sexualhormone produzieren, schon. Dadurch sind diese Frauen in der Lage, ihr genetisch eigenes Kind auszutragen, wenn ihnen eine Gebärmutter implantiert wird.Prof. Dr. med. Sara Brucker ist Gynäkologin und Ärztliche Direktorin am Forschungsinstitut für Frauengesundheit in Tübingen. Mithilfe des schwedischen Experten Prof. Mats Brännström von der Uniklinik Göteborg nahm sie 2016 die erste Uterus-Transplantation in Deutschland vor.
    In Schweden hat Brännström bereits elf Kindern auf diese Weise ins Leben geholfen. Eines der ersten war der inzwischen fünfjährige Sohn von Lolita Carlerup, die ihren langen, beschwerlichen Weg zum Kind anhand von Tagebucheinträgen schildert. Ihre Schwester Linda Wästerlund spendete ihren Uterus, nachdem sie selbst schon vier Kinder ausgetragen hatte.Eine Gebärmuttertransplantation ist ethisch umstritten, denn sie dient nicht dazu, das Leben der Empfängerin zu retten, sondern nur dazu, ihren Herzenswunsch nach einem biologisch eigenen Kind zu erfüllen.
    Darüber hinaus ist es die komplizierteste Transplantation, die medizinisch möglich ist – noch komplizierter als eine Leber- oder Herztransplantation, so Brännström. Im Rahmen von „WissenHoch2“ beleuchtet die Dokumentation „Extremer Kinderwunsch – Gebärmuttertransplantation“ die ethischen, finanziellen und medizinischen Fragen, die mit dem Thema einhergehen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.11.20203sat
  • Folge 23
    Wie hoch werden die Ozeane infolge des Klimawandels ansteigen? Die Prognosen über den Meeresspiegelanstieg sind umstritten. Einige Wissenschaftler korrigieren sie derzeit stark nach oben. Die entscheidende Frage lautet: Wie entwickeln sich Grönland und die Antarktis? Die Forschung beginnt gerade erst, die komplexe Dynamik in ihre Prognosen einzurechnen. Über die Konsequenzen für ihre Bevölkerung werden sich die Küstenstaaten allmählich klar. Schätzungen, die noch vor wenigen Jahren als Panikmache galten, liegen nun im Bereich des Möglichen.
    Bereits im Jahr 2100 könnten die Küsten unseres Planeten anders aussehen. Die Ergebnisse entscheiden darüber, wie sich die Küstenanrainer auf die bevorstehende Bedrohung vorbereiten. Bis zu welchem Anstieg können sie sich schützen? Ab wann werden sie darüber nachdenken müssen, Gebiete aufzugeben, weil die Kosten des Schutzes nicht mehr im Verhältnis zu dem stehen, was geschützt werden soll? Schon jetzt haben Staaten wie Großbritannien beschlossen, ganze Regionen aufzugeben. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.12.20203sat
  • Folge 24
    In der aktuellen Corona-Pandemie tötet das SARS-CoV-2-Virus sehr viele Menschen und schränkt das Leben auf dem ganzen Globus ein. Doch Viren haben auch gute Seiten, die wir nutzen können. Viren zählen nach der gängigen Definition nicht zu den Lebewesen. Trotzdem haben sie einen großen Einfluss auf die Evolution und sind sogar ein Teil von uns Menschen. Einige Viren-Bausteine haben sich in unserem Genom verankert und pflanzen sich mit uns fort. Sie helfen uns zu überleben. Im menschlichen Genom eingebaute Viren – sogenannte endogene Retroviren – tragen beispielsweise dazu bei, dass sich die Plazenta bildet.
    Andere Viren greifen Bakterien an, verhindern so deren Ausbreitung und schaffen damit Raum für weiteres Leben. So auch in den Tiefen des Meeres. Dort sorgen Viren für das ökologische Gleichgewicht. Sie dämmen etwa das Wachstum von Algen ein, indem sie diese befallen. Oder sie infizieren krankmachende Bakterien, die es auf Meerestiere abgesehen haben. So könnten bald schon statt Antibiotika gezielt Viren in der Fischzucht eingesetzt werden.
    Im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg werden Viren untersucht, katalogisiert und archiviert. Vogelgrippe, Zika, Ebola – insgesamt sind mehrere Tausend Viren vollständig sequenziert, die tatsächliche Zahl dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Das Ebola-Virus ist mit einer Sterberate von bis zu 90 Prozent eines der gefährlichsten Viren weltweit. Der Leiter der Virologie, Stephan Günther, sieht die Gefahr für den Menschen aber eher bei harmloseren Erregern: „Eigentlich muss man sagen, die erfolgreicheren Viren sind Influenza, die spanische Grippe oder jetzt COVID – die gut übertragbaren Viren.“ Durch ihre weitaus geringere Sterberate verbreiten sie sich viel weiter und töten somit am Ende mehr Menschen als diejenigen Viren, die bei Infektion beinahe jeden Infizierten umbringen.
    Doch Viren können auch helfen, uns zu heilen: In der Nähe von Rom entwickeln 40 Wissenschaftler einen Impfstoff gegen SARS-Cov-2. Die Forscher benutzen die Hülle eines Virus, das sie im Kot von Gorillas gefunden haben, als Transportkapsel für den Impfstoff.
    Sie verwandeln so einen Erreger in ein wirksames Medikament. Auch Impfungen gegen zum Beispiel schwarzen Hautkrebs werden schon durchgeführt – basierend auf Viren, die Krebszellen angreifen. Die Wissenschaftsdokumentation „Gute Viren, schlechte Viren“ zeigt, dass Viren viel mehr sind als krankmachende Erreger. Sie bestimmen unsere Existenz, und wir können uns ihre Eigenschaften zunutze machen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.02.20213sat
  • Folge 25
    Die Palliativmedizin stellt die Lebensqualität an erste Stelle, nicht die Verlängerung des Lebens um jeden Preis. Oft steht sie jedoch in Konflikt mit lebenserhaltenden Maßnahmen. Mediziner kämpfen mit allen Mitteln gegen Krankheit und Tod – nicht selten auch auf Kosten des Patientenwohls. Das Lebensende ist ein Milliardengeschäft mit Hightech-Medizin, die bei Sterbenden manchmal mehr Leiden verursachen kann als Linderung. Wann ist überhaupt der richtige Zeitpunkt, um sich gegen eine lebensverlängernde und für eine palliative Behandlung zu entscheiden? Und was muss man über den Sterbeprozess wissen, um diese Entscheidung treffen zu können?Um diese Frage zu beantworten, begleitet die Wissenschaftsdokumentation „Hoffnung Palliativmedizin – selbstbestimmt sterben“ Betroffene wie den 47-jährigen Frank Desens, der an Blasenkrebs erkrankt ist und bei dem keine Therapien mehr anschlagen, besucht eine Palliativstation in Offenbach und befragt einen der führenden Palliativmediziner Europas, Gian Domenico Borasio.
    Er hat den Ausdruck des „liebevollen Unterlassens“ geprägt: „Nicht alles, was die Hochleistungsmedizin kann, muss auch gemacht werden,“ so Borasio.
    Erst seit 2014 gehört die Palliativmedizin als fester Bestandteil zum Medizinstudium. Schmerzen, Übelkeit und Angst sollen minimiert und auf individuelle Wünsche soll eingegangen werden. Der Neurologe und Palliativmediziner Raymond Voltz war Ende der 1980er-Jahre einer der ersten in Deutschland, die sich für den Fachbereich interessierten. In seiner aktuellen „Last Year Of Life Study“ untersucht er, was Menschen am Lebensende wichtig ist und wo sie sterben wollen, wenn sie die Wahl haben. Unsere Gesellschaft wird immer älter. Erkrankungen wie Demenz und Krebs nehmen zu und so auch die Zahl schwerkranker, nicht heilbarer Patienten. Die Frage, wie Menschen ihr Lebensende unter diesen Voraussetzungen human gestalten können, ist dringlicher denn je. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.02.20213sat

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