Weltspiegel-Reportage Folge 105: Südtirol – Ein Modell für Europa?
Folge 105
105. Südtirol – Ein Modell für Europa?
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Vor 60 Jahren beherrschte Südtirol die Schlagzeilen als verarmte Unruheprovinz, in der nach Sprengstoffattentaten Tote zu beklagen waren. Südtirol war eine Region, die immer wieder zum Spielball von Mächtigen wurde, zu Zeiten der Habsburger, bei Faschisten und Nationalsozialisten. Betagte Zeitzeugen erinnern sich noch an erzwungene Umsiedlungen, Italienisierung und Sprachverbote. Der anhaltende Konflikt zwischen deutscher und italienischer Volksgruppe und das Streben nach Autonomie gegen den Widerstand der Regierung in Rom beschäftigten auch jahrelang die UNO. Erst 1992 galt die „Südtirol-Frage“ offiziell als gelöst. Heute ist Südtirol mit seinen 530.000 Einwohnern die reichste Region Italiens und gilt europa- und sogar weltweit als Vorzeigemodell für ein friedliches
Zusammenleben von Ethnien. Garant dafür ist ein umfangreiches Autonomiestatut mit festgeschriebenen Minderheitenrechten. Wie funktioniert das im Alltag? Gibt es keine Barrieren mehr zwischen Sprach- und Volksgruppen? Schlagzeilen macht Südtirol aber noch immer. Erst im Frühjahr 2020 wieder, als die Provinz ihren eigenen autonomen Weg in der Corona-Pandemie einschlug, entgegen der Line, die von der Zentralregierung in Rom für Italien verfolgt wurde. Nach massiven Corona-bedingten Einbrüchen bei den Touristenzahlen wirbt Südtirol intensiv um Besucher aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland. Denn etwa 40.000 Arbeitsplätze in der autonomen Provinz hängen direkt oder mittelbar vom Tourismus ab, auch Winzer und Obstbauern, die Hotels und Restaurants beliefern. (Text: ARD)