Weltreisen Frauenaufstand im Macholand: Die neue Revolution in Lateinamerika
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Frauenaufstand im Macholand: Die neue Revolution in Lateinamerika
15 Mal hatte Karina ihren Mann angezeigt. Er hatte sie geprügelt, vergewaltigt. Die Polizei in Buenos Aires kümmerte sich nicht. Am Ende der Gewaltspirale zündete ihr Mann Karina an. 55 Prozent der Haut verbrannte, aber sie überlebte. Jetzt steht sie unter Polizeischutz, weil die Familie des Mannes sie immer noch nicht in Ruhe lässt und ihr die gemeinsamen Kinder entziehen will. Ein Fall von vielen, denn statistisch stirbt alle 36 Stunden eine Frau in Argentinien durch häusliche Gewalt. Im Macholand Argentinien ist jeder, der diese Gewalt ansprechen wollte, bis vor Kurzem auf eine Mauer des Schweigens gestoßen. Doch jetzt schreien es Frauenorganisation heraus. Mit Massendemonstrationen gegen den Femizid (Frauenmorde) stehen sie auf. Zehntausende waren im November 2016 gekommen, um zu demonstrieren. Im März darauf zum Internationalen Frauentag waren es noch mehr. Die Kampagne „Ni una menos“, was so viel wie „Keine mehr“ bedeutet, formierte sich als neue lautstarke Bewegung. Ausgehend von Argentinien, greift sie auf andere Teile Lateinamerikas über. Diese Reportage folgt den starken Frauen
bei ihrer Arbeit in einer Machowelt, die in den Städten, aber vor allem auf dem Land ungebrochen scheint. Auch in Peru. Wie selbstverständlich Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika ist, zeigt ein noch immer nicht ganz aufgearbeiteter Fall von staatlicher Gewalt. Über Jahre hatte die Regierung von Peru indigene Frauen sterilisieren lassen, ohne ihr Wissen. Esperanza, eine Bäuerin aus dem Norden Perus, wurden 1996 Nahrungsmittel und Vitamine angeboten. Tatsächlich aber wurde sie unter Narkose gesetzt. Als sie aufwachte, litt sie unter extremsten Schmerzen im Unterleib. Man hatte sie sterilisiert. Zwangssterilisationen hatte sich der peruanische Staat einfach als Mittel gegen Bevölkerungswachstum herausgenommen. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde Peru in einem Bericht von 2013 auf Platz drei der Länder mit der höchsten Zahl von weiblichen Opfern durch Gewalt der Partner geführt. Michael Stocks besucht mit seinem Team die neuen Revolutionärinnen, bringt in dieser Reportage deren Welt nahe und begleitet den Kampf der Frauen gegen die Unterdrückung im Macholand. (Text: NDR)