Vox Pop Folge 59: Für die Legalisierung der Prostitution?
Folge 59
Für die Legalisierung der Prostitution?
Folge 59 (28 Min.)
(1): Ermittlung der Woche: Für die Legalisierung der Prostitution? Die Ermittlung dieser Woche führt nach Deutschland, in die Welt der Prostitution. Mit fast 250.000 Prostituierten, 3.500 Bordellen und einem jährlichen Umsatz von 6 bis 15 Milliarden Euro boomt hier das Sex-Geschäft. Das als „Freudenhaus Europas“ bezeichnete Land hatte im Jahr 2002 ein permissives Gesetz verabschiedet, das den Sexarbeiterinnen erstmals einen Status zuerkannte: Sie dürfen einen Arbeitsvertrag unterzeichnen, haben Anspruch auf eine Krankenversicherung und bei Problemen mit ihren Freiern sogar die Möglichkeit, diese zu verklagen. Das Gesetz sollte die Kriminalisierung des Berufes eindämmen und die Prostituierten besser schützen. Vorrangiges Ziel war jedoch die Zerschlagung illegaler Prostitutionsringe. Etwa zehn Jahre später waren nur 44 Frauen tatsächlich als Sexarbeiterinnen registriert, und es wird deutlich, dass die deutsche Gesetzgebung vor allem Menschenhändlern zugutekommt. Im Zuge der Osterweiterung Europas reisen massenhaft junge Mädchen ein, und das Sex-Business floriert wie
nie zuvor. Die Arbeitsbedingungen der Prostituierten haben sich dagegen verschlechtert. Ein neuer Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht nun vor, die Kontrollen zu verschärfen und das Mindestalter für Prostitution anzuheben. Doch weder Prostituiertenverbände noch Bordellbetreiber begrüßen den Vorstoß – und ihre Lobby ist ein wichtiger Player der deutschen Wirtschaft. (2): Im Interview: Sònia Martínez Im Interview: Sònia Martínez, Bürgermeisterin von dem kleinen spanischen Ort La Jonquera, wo das größte Bordell Europas eröffnet wurde. (3): Vox Report: Ungarn Unsere Korrespondentin in Budapest erklärt, wie Ungarn alles daran setzt, kleine Städte vor der Verödung zu bewahren. Einige Gemeinden sind dabei ausgesprochen erfinderisch: So können Touristen zum Beispiel ein ganzes Dorf namens Megyer mieten, und die Einwohner von Tök haben die Produktion eines lokalen Weines wieder angekurbelt. Und wie immer begleiten ARTE-Korrespondenten die aktuellen EU-Themen der Woche in der Sendung und im Internet mit Stellungnahmen aus ihren jeweiligen Ländern. (Text: arte)