Vier Kriegsherren gegen Hitler Folge 3: Bernard L. Montgomery: Verloren im Triumph
Folge 3
3. Bernard L. Montgomery: Verloren im Triumph
Folge 3 (45 Min.)
Eitel, taktlos und egozentrisch sei er gewesen, behaupten seine Kritiker. Die große Zahl seiner Anhänger liebt und bewundert den kleinen resoluten Mann mit der Fistelstimme jedoch bis zum heutigen Tag: Bernard L. Montgomery. Großbritanniens berühmtester Feldmarschall hat wie kein Zweiter dem Zweiten Weltkrieg seinen Stempel aufgedrückt. Ein Anruf aus dem Kriegsministerium am 8. August 1942 war der Startschuss für eine der ungewöhnlichsten militärischen Karrieren im Zweiten Weltkrieg. Bernard L. Montgomery, ein Unbekannter aus der zweiten Reihe, übernahm das Oberkommando der 8. Armee in Nordafrika. Montgomery gelang das Unfassbare. Er trieb von jenem Tag an Hitlers Wehrmacht von Niederlage zu Niederlage. Er leitete bei El Alamein die Wende des Zweiten Weltkriegs ein. Die Deutschen lernten Montgomery zuerst als Rivalen ihres Kriegshelden Erwin Rommel kennen. Der „kleine General“ bediente sich im Kampf gegen Rommel in Nordafrika dessen taktischer Kriegsführung. Psychologische Betreuung der eigenen Männer, einfallsreiche Täuschungsmanöver und logistisches Organisationstalent gehörten stets zu seinem Repertoire. Den Rivalen Rommel sah Montgomery als ebenbürtigen Konkurrenten, den Krieg in Nordafrika als Wettkampf der Willenskraft zweier Protagonisten. Dass er bei El Alamein den „Vorzeigehelden“ Erwin Rommel bezwang, brachte ihm öffentliche Anerkennung und medienwirksame Popularität ein. Doch hinter der rauen Schale des „britischen Vorzeigehelden“ verbarg sich ein zerrissener und einsamer Mensch. Ein Kriegsherr, der es mit Hitlers berühmtesten Generälen aufnahm, der jedoch als Sohn nicht den Mut aufbrachte, die längst fällige emotionale Auseinandersetzung mit seiner ungeliebten Mutter zu suchen. „Soldatengeneral“, so nannten ihn bald die eigenen Soldaten. Er schien einer von ihnen zu sein – ein General zum
Anfassen. Zum Zeichen seiner Verbundenheit mit den eigenen Männern trug er das einfache Barett, die Mütze der Panzerfahrer, an das er sein Generalsabzeichen heftete. Der medienversessene General schuf sich damit selbst ein Image, das nicht nur bei seinen Männern, sondern auch bei der Presse gut ankam und ihn in der Heimat berühmt machte. Doch hinter der glatten Fassade „ … sehnte er sich nach der Liebe anderer Menschen, aber wenn er sie hatte, konnte er nicht damit umgehen“, erinnert sich Nigel Hamilton, Vertrauter und Biograf Montgomerys an den Privatmann. Wärme und Zärtlichkeit – er suchte und fand sie einzig im Krieg, in der Nähe seiner jungen Adjutanten, die ihn bewunderten, die zu ihm aufsahen. So blieb am Ende seines Lebens für ihn nur noch eine Rückkehr nach El Alamein, dem Ausgangspunkt seiner einzigartigen Karriere – und eine quälende Frage: ob alle Opfer, die er als Kriegsherr und Mensch gebracht hatte, wirklich nötig gewesen waren. Zum Ende seines Lebens hakte er in seinem Tagebuch nur noch die Tage ab. Dann war da gar nichts mehr. Am 24. März 1974 verstarb Bernard L. Montgomery. Die Autoren zeichnen das Porträt einer der umstrittensten und schillerndsten Persönlichkeiten des Zweiten Weltkrieges. Sie dokumentieren den Aufstieg Bernard L. Montgomerys vom eigenwilligen Einzelgänger zu einem der berühmtesten Generale Großbritanniens. Sie zeichnen das Bild eines unnachgiebigen Kriegsherrn, der jedoch vor der Begegnung und vor der Nähe mit denen zurückschreckte, die ihn liebten. Die Autoren rekonstruieren Siege, Triumphe, aber auch Niederlagen und menschliche Enttäuschungen eines ehrgeizigen Generals, der davon überzeugt war, dass die Geschichte einen Ehrenplatz für ihn vorgesehen hatte. Sie rekonstruieren das Bild des Privatmannes Montgomery, der im Militär seine Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung stillen wollte und doch stets einsam blieb. (Text: ARD)