Dokumentation in 6 Teilen, Folge 1–6

  • Folge 1 (45 Min.)
    Deutschland 1960. Der Krieg ist erst seit 15 Jahren vorbei. Barbara Kreuzinger haben Kriegswirren und Flucht in ein Dorf in Baden-Württemberg verschlagen. 1960 ist sie am Ziel ihrer Träume. Eine junge Liebe und bald schon ist das erste Kind unterwegs. Weil der Säugling schlecht schläft, verschreibt der Arzt das beliebte Schlafmittel Contergan. Als Barbara den Saft trinkt, weiß sie nicht, dass sie bereits wieder schwanger ist. In Ketzin im Havelland hat der 16-jährige Jürgen Werner seine Mutter seit Jahren nicht gesehen.
    Er wächst bei Pflegeeltern auf, die ihren leiblichen Sohn in einem Konzentrationslager verloren haben. Die strammen Kommunisten planen eine sozialistische Zukunft für ihren neuen Sohn. Doch der geht eigene Wege. Solche sucht auch Dirk Kuhl in Remscheid. Erst seit kurzem weiß er die Wahrheit über seinen Vater, der als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Dirk ist entsetzt über den Vater, wütend auf die Mutter, die jahrelang schwieg und leugnete. Auch zwischen Bernadino Di Croce und seiner Mutter gibt es Ärger.
    Als der 17-jährige Italiener ankündigt, nach Deutschland zu fahren, weil es dort Arbeit und Geld gebe, antwortet die Mutter:“Ich habe keine Kinder geboren, dass sie in der Welt Knechte werden!“ Hans Jakob Heger aus der Pfalz fährt im Auftrag des Vaters nach Italien, er soll für den Familienbetrieb in Verona Gastarbeiter anwerben. Keine leichte Aufgabe für den erst 22- jährigen Junior, der später einmal die Firma übernehmen soll. Die Mutter warnt ihn vor der Reise besonders vor dem scharfen Olivenöl. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.11.2007Das Erste
  • Folge 2 (45 Min.)
    Vor dem Mauerbau 1961 verlassen jeden Monat Tausende Menschen ihre Heimat DDR in Richtung Bundesrepublik. Der 16-jährige Jürgen Werner lässt Pflegeeltern, Freunde und den Job als Traktorist in der LPG zurück, um im Westen erst seine leibliche Mutter und dann sein Glück zu suchen. Er ist jung, er will arbeiten, und er will etwas von der Welt sehen. Auch Ruth Kage aus Leipzig fährt nach Westberlin, allerdings im Dienstauftrag. Für ihren Betrieb, den VEB Geophysik, kauft sie im Westen Bauelemente, die im Osten knapp sind. Einfach in Westberlin zu bleiben, kommt Ruth Kage nicht in den Sinn. In ihrer Heimat Leipzig hat sie Familie und eine berufliche Zukunft als Wissenschaftlerin.
    Die Familie von Gisela Jacobi betreibt seit drei Generationen einen Bauernhof mit Mühle, Sägewerk, Viehzucht und Ackerbau. Ihr Hof liegt im fünf Kilometer breiten Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze in Thüringen. Für die letzten freien Bauern wie die Jacobis wächst täglich der Druck, in die LPG einzutreten. Vater Jacobi wehrt sich, will sein eigener Herr bleiben. Auf der Schwäbischen Alb in Geislingen an der Steige versucht zur gleichen Zeit der 17-jährige italienische Gastarbeiter Bernadino Di Croce, Fuß zu fassen. Der Stahlarbeiter Friedhelm Meier in Dortmund kennt solche Probleme nicht; sein Zuhause sind seit jeher die Zeche, der Borsigplatz und die Eckkneipe. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.11.2007Das Erste
  • Folge 3 (45 Min.)
    Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 besiegelt das deutsch-deutsche Schicksal für das gesamte Jahrzehnt und darüber hinaus. Im Grenzgebiet in Thüringen kommt eines Oktobermorgens 1961 Gisela Jacobi gerade aus dem Stall, als der elterliche Bauernhof samt Sägewerk und Mühle von „Kampfgruppen“ umstellt wird. Das ganze Dorf ist abgeriegelt, Lastwagen stehen bereit. Die Familie wird enteignet und zwangsumgesiedelt. Nach endloser Fahrt mit unbekanntem Ziel landet Familie Jacobi schließlich am Rande einer Abraumhalde in Trages, im Braunkohlegebiet südlich von Leipzig.
    Jacobis sind Opfer der „Aktion Kornblume“, bei der im Zuge der Mauerbefestigung im Herbst 1961 über 3.000 Personen aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere der DDR verschleppt werden. Auch im Leben des zehnjährigen Wolfgang Weidner aus der Lausitz markiert der Mauerbau einen Wendepunkt. Eingemauert sein in der DDR, damit will sich sein Vater nicht abfinden und plant eine abenteuerliche Flucht. Mit einem umgebauten Omnibus will er mit der Familie und Freunden einen Grenzdurchbruch wagen.
    Der Sohn ahnt nichts von den Fluchtplänen des Vaters. Hubert Kesternich ist zwar ein Anhänger der kommunistischen Idee, aber im Saarland, weit weg von der innerdeutschen Grenze. Er ist seit Jahren Bergarbeiter in der Zeche Luisenthal in Völklingen. Am 2. Juni 1962 kommt es auf Sohle 4 zu einer Schlagwetterexplosion: 299 Bergmänner sterben, Hubert muss zahlreiche Tote identifizieren, viele Freunde sind darunter. Noch im selben Jahr verlässt Kesternich die Grube und wechselt in die Stahlindustrie. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.11.2007Das Erste
  • Folge 4 (45 Min.)
    Mitte der 60er Jahre greift das weltweite Beatfieber auf die Deutschen in Ost und West über. Die 13-jährige Rena Sander- Lahr aus Westberlin lauscht abends aus ihrem kleinen Kofferradio unter der Bettdecke dem Freiheitssender 904. Die Rhythmen aus dem Radio schreien nach Freiheit. Rena will raus aus den engen Verhältnissen. Ihre alleinerziehende Mutter verdient mit der Pflege einer alten, unfreundlichen Tante den Lebensunterhalt. Als Rena beginnt, die Schule zu schwänzen, und ein Lehrer sie bei den „Gammlern“ an der Gedächtniskirche sieht, schaltet er das Jugendamt ein.
    Von einem Tag auf den anderen wird Rena in ein Heim gesteckt, das mit hohen Mauern und Stacheldraht einem Gefängnis gleicht. Auch in Leipzig schwärmen viele Jugendliche für Beatmusik und ecken damit an. Der 14-jährige Gerhard Pötzsch ist ein guter Schüler, aber als er sich die Haare lang wachsen lässt und einen Parka trägt, spucken ihn Leute auf der Straße an. Der Staat greift gegen diese so genannten Rowdys und Bummelanten durch und verbietet im Oktober 1965 allein in Leipzig über 40 Beatbands. Gerhard ist dabei, als sich auf dem Leuschnerplatz mehrere 1.000 Jugendliche versammeln, um zu protestieren.
    Es ist die erste Demonstration seit 1953 gegen die Partei, die immer Recht haben will. Im Rheinland ist der 16-jährige Herbert Moitzisch gerade vom Gymnasium geflogen. Als einziges Arbeiterkind hat er in seiner Klasse von Anfang an einen schweren Stand gehabt. Herbert ist ein begeisterter Gitarrist, und eines Tages steht der Chef der lokalen Beatgruppe Thunderbirds vor seiner Tür, um Herbert für die Band zu gewinnen. Herbert stürmt mit seinen Freunden die Bühnen der Region und lässt sich vom Publikum feiern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.12.2007Das Erste
  • Folge 5 (45 Min.)
    hr-fernsehen UNSERE 60ER JAHRE (5), Wie wir wurden, was wir sind, Rebellion, Sechsteilige Dokumentation von Michael Wulfes, Eine Koproduktion von HR, BR, MDR, NDR, RBB, SR, SWR, WDR, Phoenix und zero one film, am Dienstag (22.04.14) um 22:45 Uhr. Bild kann für alle sechs Folgen eingesetzt werden: Dr. Hella Giovannini bei ihrer Hochzeit.
    Mitte der 60er Jahre scheint der Krieg aus dem deutschen Gedächtnis verschwunden. In Frankfurt am Main betreut der Soziologie-Student Peter Kalb Zeugen, die in den Auschwitz- Prozessen aussagen. Von den Begegnungen mit den Überlebenden ist er tief bewegt. Eine ganze Generation stellt nun immer mehr Fragen nach der Vergangenheit: Wo waren die Eltern? Und warum schweigen sie – immer noch? Die Nachkriegskinder warten auf Antworten. Vincent von Wroblewsky studiert und arbeitet als Übersetzer in Ostberlin. Nach der Emigration seiner jüdischen Familie ging Vincents Mutter nach dem Krieg bewusst in die DDR, die sie für den besseren deutschen Staat hielt.
    Doch Vincent merkt bei seiner Arbeit, dass das Schlagwort vom Antifaschismus dort oftmals nicht mehr als leere Propaganda ist. Hella Giovannini aus Westberlin beginnt gegen den Willen der Eltern ihr Politikstudium an der Freien Universität, dem Zentrum der Studentenbewegung. Hella ist mitten drin, engagiert sich, diskutiert Tage und Nächte über den amerikanischen Krieg in Vietnam, die Vergangenheit, die Notstandsgesetze. Auch Rena Sander-Lahr aus Westberlin möchte rebellieren. Sie ist damals 15 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren in einem christlichen Heim für schwer erziehbare Mädchen, das nicht nur wie ein Gefängnis aussieht.
    Die Nonnen führen ein strenges Regiment: Es herrscht Zucht und Ordnung, nie erlebt Rena eine zärtliche Geste oder ein herzliches Wort. Sie und zwei Freundinnen planen die Flucht. Im pfälzischen Enkenbach lebt der junge Unternehmer Hans Jakob Heger mit seiner frisch gebackenen Ehefrau und seinen Eltern gemeinsam in der Familienvilla. Das Zusammenleben von Jung und Alt führt zu Konflikten, doch eine Rebellion fiele dem 28-jährigen Firmenerben nicht im Traum ein. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.12.2007Das Erste
  • Folge 6 (45 Min.)
    Deutschland 1968. Während die Studenten auf den Straßen demonstrieren, sitzt die 22-jährige Adelheid Burkhard in einer kleinen Wohnung in Wiesbaden und sorgt für ihre zwei Kinder. Sie würde am liebsten mit auf die Straße gehen. Doch ihr Ehemann Conny arbeitet, und sie fühlt sich zum Hausfrauendasein verdammt. Die Politik-Studentin Hella Giovannini in Westberlin ist mitten im Sog der Revolte. Sit-ins, Demonstrationen, Verbrüderung mit der Arbeiterklasse, die bestehende Gesellschaft soll verändert werden. Als Hella nach dem Attentat auf Rudi Dutschke mit Freunden zum Axel-Springer-Haus fährt, eskaliert die Situation, die Studenten setzen einen Lieferwagen in Brand.
    Der Jungunternehmer Hans Jakob Heger aus der Pfalz will alles in seiner Macht Stehende tun, um den gesellschaftlichen Umsturz zu verhindern. Auch er engagiert sich politisch als Vorsitzender des Juniorenkreises der Wirtschaft. Zusammen mit Gleichgesinnten sprengt Hans Jakob schon mal linke Veranstaltungen. In Dortmund geht der Stahlarbeiter Friedhelm Meier mit seinem Sohn zu einer Demonstration gegen den Vietnam-Krieg.
    Aber die Diskussion mit den Studenten findet er unproduktiv, das sind nicht seine Leute. In Leipzig hat Gerhard Pötzsch genug von der engen und spießigen DDR. Mit Freunden will er über die Tschechoslowakei in den Westen fliehen. Im Grenzgebiet werden sie von russischen Soldaten verhaftet. Es ist die Nacht zum 21.August 1968, die Warschauer-Pakt-Staaten beenden gerade gewaltsam den Prager Frühling. Der 17-jährige Gerhard bezahlt seinen Traum von der weiten Welt mit 15 Monaten Jugendknast. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.12.2007Das Erste

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