Macho oder Softie, Karrierist oder Hausmann, Playboy oder Frauenversteher – welchen Spielraum und welches neue Rollenverständnis bietet die Gesellschaft dem Mann in Zukunft? Herkömmliche Männerrollen sind out, neue sind weder eindeutig definiert, noch allgemein akzeptiert. Männer kennen kaum konkrete positive Leitbilder vom „neuen Mann“, als „Schlüsselrolle“ gilt aber jene des „Vaterseins“. Hier geht es nicht nur darum, vordergründig dem gesellschaftlichen Gleichheitsanspruch Genüge zu tun. Aktive Vaterschaft wird zum Auslöser, das eigene Männlichkeitsbild zu hinterfragen. Sie ist verbunden mit einer kompletten Neujustierung männlicher Geschlechtsidentität. Die umjubelten „aktiven Väter“ gehen in Karenz, tummeln sich auf Spielplätzen und in Kindertanzkursen, und übernehmen Haushaltspflichten. Das emanzipatorische Frauenherz schlägt höher – der Rollenaustausch findet mehr und mehr statt. Doch das Korsett der gesellschaftlichen Do’s und Dont’s ist eng für den Mann: Schminke und Minikleid dienen höchstens als albernes Faschingskostüm, die Berufswahl zum „Hebammer“ oder Kindergartenpädagogen lassen hinter vorgehaltener Hand immer noch an der heterosexuellen Orientierung zweifeln. Die Werte der neoliberalen, marktwirtschaftlich
orientierten Gesellschaft drohen das traditionelle Männerbild weiter fortzuschreiben. Das so genannte „hegemoniale Männlichkeitsbild“, ein „Übermann“ – stets erfolgreich, stark und im Geiste ein Pionier – ist nach wie vor das unerreichbare Vorbild in der westlichen Welt. Mitte der 1950er Jahre verlieh ein neuer Begriff der Thematik eine zusätzliche Dimension: Gender – die Gleichstellung beider Geschlechter in allen gesellschaftlichen und individuellen Belangen. Es geht also neben dem biologischen um ein „soziales“ Geschlecht. Dieses wird je nach Kulturkreis verschieden interpretiert. Die Gesellschaft bestimmt, was „männlich“ und was „weiblich“ ist. Langsam ändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – politisch, in der Erziehung, auf dem Arbeitsmarkt. Der gesellschaftlich eingeforderte Rollentausch ist ein erster wichtiger Schritt, eingeübte Verhaltensmuster neu zu überdenken. Wir fragen politisch Verantwortliche, Sozialwissenschaftler, Feministinnen und natürlich die Männer selbst, welche Form der Gleichberechtigung der Geschlechter die Gesellschaft eigentlich anpeilen soll und kann, warum es dazu „neue“ Männer braucht und welche Vorstellungen davon bereits Gestalt annehmen. Die aktiven Väter sind dabei auch Pioniere auf der Suche nach künftigen Männlichkeitsbildern. (Text: 3sat)