Typisch! Folge 432: Nachhaltig wirtschaften für die Enkel
Folge 432
Nachhaltig wirtschaften für die Enkel
Folge 432 (30 Min.)
Eine kleine Gemeinde in der Nähe von Flensburg, ein altes Haus mit angrenzendem Land und ein junges Paar mit großen Ideen für nachhaltiges Wirtschaften: Unter diesen Bedingungen entwickelte sich im Dorf Wanderup in den letzten vier Jahren ein Gärtnerhof der solidarischen Landwirtschaft. Wer Judith Oeltze (31) und Hendrik Henk (35) und ihre einjährige Tochter Rosie auf ihrem Hof besucht, bemerkt schnell: Hier ackern zwei mit Leidenschaft: „Wir wollen hier unsere Zukunftsvision für einen nachhaltigen Agrarwandel vorleben. Insbesondere mit Blick auf die nächsten Generationen. Das ist uns besonders wichtig, gerade jetzt, wo wir Eltern geworden sind.“ Die Vermarktung des Gemüses folgt dem Prinzip der SoLaWi: Von Judith und Hendrik geworbene Mitglieder zahlen monatlich einen festen Beitrag und erhalten im Gegenzug dafür zweimal wöchentlich knackfrisches Gemüse. Das bringen die Junggärtner mit ihren schwer bepackten Elektrofahrrädern zur Ausgabestelle ins knapp 20 Kilometer entfernte Flensburg, die kleine Rosie ist immer dabei. Entweder auf dem Rad vor der Mama sitzend durch die Landschaft brausend oder später beim Ausladen des Gemüses auf Papas Rücken. Inzwischen hat Hendrik regelmäßig seine „Vatertage“, sodass Judith wieder mehr gärtnern kann. Gemeinsam mit drei Lehrlingen baut das Paar auf knapp zwei
Hektar Fläche über 50 unterschiedliche Gemüsekulturen an. Dabei werden die Böden schonend bearbeitet, statt schwerer Maschinen nur spezielle Handwerkzeuge eingesetzt. Diese Hofgemeinschaft lebt wie in einer WG zusammen. Es wird reihum gekocht, mittags zusammen gegessen und das große sommerliche Hoffest gemeinsam organisiert. Ein Highlight im Jahr. Manchmal ist es allen allerdings zu eng auf dem Hof. Ein Bauwagen und das gerade neu gebaute Nur-Dach-Haus für die Lehrlinge stehen mitten im Garten direkt vor dem kleinen Haus, in dem auch mal Praktikanten übernachten. Seit Rosie auf der Welt ist, möchte die kleine Familie wieder mehr Privatsphäre haben und denkt deshalb über Veränderungen nach. Eigentlich ist immer etwas in Bewegung bei Hendrik und Judith, wenn es um die weitere Lebensplanung geht: Sollen sie vielleicht anbauen oder eventuell Lohnkosten reduzieren? Und ganz entscheidend: Gibt es im nächsten Jahr genügend zahlende „Solawisten“? Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet Judith und Hendrik im Frühling, Sommer, Herbst und zeigt den Alltag von alternativ denkenden und lebenden Junggärtnern. Es erzählt die Geschichte einer kleinen Familie, die mit Blick auf die Klimakatastrophe versucht, Vorbild für andere zu sein und enkeltauglich zu wirtschaften. Mit all den dazu gehörenden Herausforderungen. (Text: NDR)