2018, Folge 357–378
Vom Straßenkind in Afrika zum Lehrer in Hamburg
Folge 357 (30 Min.)Die Geschichte von Philip Spenner macht Mut. Und zwar nicht nur denen, die ihn kennenlernen, sondern vor allem seinen Schülern. Mit neun Jahren wurde Philip Spenner von seiner Tante auf den Straßen Nairobis ausgesetzt. Er erlebte eine Kindheit als Straßenkind im Kampf um das tägliche Überleben. Gewalt, Hunger, Obdachlosigkeit und Angst waren ständige Begleiter. Mehrfach stand er kurz vor dem Suizid. Doch Philip Spenner bekam eine Chance und nutzte sie. Als Jugendlicher kam er in ein Waisenhaus. Ein Hamburger finanzierte ihm den Schulbesuch in Kenia und holte ihn schließlich mit 19 Jahren nach Deutschland.
Heute ist er „Mr. Spenner“ an der Stadtteilschule in Langenhorn. Für die Schüler ist er nicht nur Lehrer, sondern auch Freund. Er kümmert sich besonders um Joel. Er hat ebenfalls eine leicht dunkle Hautfarbe. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Afrikaner. Joel war lange Zeit aggressiv, orientierungslos. Mr. Spenner wurde für ihn eine Art Ersatzvater, ein Vorbild. Philips Botschaft: Auch du kannst es schaffen! Einmal im Jahr fliegt Philip nach Nairobi und geht in die Slums.
Er hat einen Verein gegründet, der armen Kindern aus den Dörfern den Schulbesuch ermöglicht. Die meisten leben in sehr ärmlichen Verhältnissen. Immer wenn er da ist, besucht er einige seiner Schüler in den Lehmhütten. Der Hamburger ist ein Vorbild für sie. Er hat es geschafft. Das Waisenhaus, in dem Philip einmal gelebt hat, unterstützt er so gut er kann. In diesem Jahr gibt es ein großes Fest mit allen Kindern, die er aktuell fördert und die er bereits gefördert hat.
Diese Reise nach Kenia ist auch eine Erinnerungsreise. Gemeinsam besuchen sie seine Schule, die er erst mit 15 Jahren besuchen durfte. Sie war für ihn sein Mekka. Philip Spenner schreibt nun ein Buch über seine Erfahrungen in Kenia und seine leidenschaftliche Arbeit als Lehrer. Sein Ziel ist es, auch all den Hamburger Kindern an seiner Schule, die im Abseits stehen, eine Chance zu geben. Der Hamburger Philip Spenner hat eine Botschaft an seine Schüler in Langenhorn und die Kinder in Nairobi: Gebt nicht auf! (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.01.2018 NDR Der Rosenkoch
Folge 358 (30 Min.)Zwischen Deichen und plattem Land liegt versteckt in Nordstrand ein Kleinod: Sven Jacobsens Rosengarten. Es ist der ehemalige Bauernhof, den er vom Großvater übernommen hat. Früher suhlte sich hier das Borstenvieh. Heute verdient der gelernte Landwirt seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Marmelade, sortenrein gekocht aus den Blüten seiner 850 Rosenstöcke. Der Weg zum Rosenkoch war steinig und bewegt: Getreideanbau und Schweinezucht, Erdbeeren für Selbstpflücker, Zimmervermietung und Hofladen, ein Schaurosengarten für Touristen: Sven Jacobsen und seine Frau Kerstin haben auf ihrem Hof vieles ausprobiert.
Angst vor dem Scheitern hatten sie nie, die nächste Idee lag immer schon parat. Dass der leidenschaftliche Hobbygärtner nun mit seinem Rosenaufstrich endlich Erfolg hat, das kann er manchmal selbst nicht glauben. Nur eines macht den 54-Jährigen fuchsig: Ausgerechnet von der wild wachsenden Sylter Rose, Grundlage für seine schmackhafteste Konfitüre, gibt es nie genug. Die Rosa rugosa, im Volksmund Kartoffelrose oder Sylter Rose genannt, verschmäht den guten Nordstrander Marschboden und wächst am liebsten auf sandigem Grund.
Zudem ist die Ausbeute sehr gering bei gerade einmal fünf Blütenblättern und nur knapp zwei Wochen ergiebiger Blütezeit: Die Ernte auf Sylt ist für Sven Jacobsen als Einmannbetrieb eine logistische Herausforderung. Der Film aus der Reihe „Typisch!“ begleitet Sven Jacobsen durch sein Jahr: bei der sehnlichen Erwartung auf die ersten Blütenblätter, bei der Rosa-rugosa-Ernte auf Sylt, beim Fachsimpeln mit Sternekoch Alexandro Pape, beim Marmeladekochen und bei der Suche nach einem Anbaugebiet für die Sylter Rose. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 11.01.2018 NDR Der Dampflokführer von Borkum
Folge 359 (30 Min.)Thomas Krüll ist Dampflokführer und steuert schon seit Jahren die fast 80 Jahre alte „Emma“ über Borkum. Jede Hauptsaison ist immer noch eine besondere Herausforderung für ihn. Die „Insel-Emma“ ist Baujahr 1940 und muss von ihm gut gepflegt und häufig repariert werden. Er ist immer unter Zeitdruck, denn „Emma“ ist der Publikumsmagnet der Borkumer Kleinbahn. Vor allem in der Sommersaison kommen viele Touristen extra für eine Dampflokfahrt. Außerdem ist er auch noch der Werkstattleiter der Kleinbahn. Zusammen mit seinen Kollegen muss er dafür sorgen, dass die Menschen auf der Insel mobil bleiben.
Thomas Krüll und seine Frau Elke stammen aus dem Rheinland. Ihre Tochter Eva litt als Baby unter Asthma und Neurodermitis. Da das Borkumer Hochseeklima die Beschwerden linderte, bewarb sich Thomas Krüll vor zehn Jahren bei der Borkumer Kleinbahn als Werkstattleiter und wurde angenommen. Die Krülls setzten alles auf eine Karte: Innerhalb von vier Wochen gab Thomas seine Lkw-Werkstatt in der Nähe von Neuss auf, verkaufte das Haus und zog mit seiner Familie auf die Insel. Der Posten als Werkstattleiter erfordert Vielseitigkeit und Flexibilität.
Denn zur Borkumer Kleinbahn gehört ein bunter Fuhrpark: Neben „Emma“ auch mehrere Dieselloks, ein historischer Schienenbus und ein hochmoderner Elektrobus. Thomas Krüll muss alles reparieren und im Zweifelsfall auch fahren können. Außerdem ist er in der Hochsaison an den Hauptanreisetagen oft für die Aufsicht am Hafen zuständig. Wenn Tausende Touristen per Fähre anreisen und dann in die Schmalspurbahn Richtung Stadt Borkum umsteigen, kommt es immer wieder zu Turbulenzen. „Den Umgang mit den Gästen musste ich natürlich auch erst lernen“, sagt Thomas Krüll, „da ist eine andere Tonart gefragt, als bei den Lkw-Fahrern, mit denen ich früher zu tun hatte!“ Seine Frau Elke arbeitet ebenfalls bei der Kleinbahn.
Sie betreut während der Dampflokfahrten den Bistrowagen und versorgt die Gäste mit Kaffee und Kuchen. „Ich bin stolz auf meine Familie“, sagt Thomas Krüll. „Wir haben uns auf Borkum etwas aufgebaut!“ Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet einen Dampflokführer, der für die Gesundheit seiner Tochter alles auf eine Karte setzte und auch mit 52 Jahren noch Lust hat, jeden Tag etwas Neues zu lernen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.01.2018 NDR Der Boxtrainer: Karsten Röwer zurück in der Heimat
Folge 360 (30 Min.)Karsten Röwer hat über 30 Jahre lang als Boxtrainer gearbeitet. Er hat junge Sportler zu Weltmeistern gemacht. Seit 2008 war er beim Berliner Boxstall Sauerland angestellt. Jetzt ist diese Zeit vorbei: Er verlässt seinen Arbeitgeber, seine Boxer, seine Fußballmannschaft und seine Wohnung und zieht zurück in seine Heimat Schwerin. Auch beruflich will Karsten Röwer einen Schritt zurück zu seinen Anfängen machen. Er hat vor der Wende sein Diplom als Sportlehrer abgeschlossen und will als Quereinsteiger zurück an die Schule. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 25.01.2018 NDR Neuanfang am Deich: Marco und sein Fährhaus
Folge 361 (30 Min.)Marco Sternberg ist Koch und auf der Suche nach einem Ort, an dem er dauerhaft bleiben möchte. Nachdem er in den letzten Jahren viel herum kam, ist er nun in seiner alten Heimat an der Ems gelandet. Als Marco im alten Fährhaus am Deich in Mitling-Mark einen Kaffee trank, verliebte er sich prompt in das kleine Gasthaus mit Restaurant und Hotelzimmern. Wie der Zufall es so wollte, wurde gerade ein neuer Pächter gesucht. Marco entschied sich, den Betrieb zu übernehmen und zog in das kleine Dörfchen. Das war im letzten Herbst und in der kalten Jahreszeit blieb alles noch überschaubar. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommen immer mehr Touristen, die den Emsradwanderweg entlangfahren. Dass Marco ein hervorragender Koch ist, zieht immer weitere Kreise.
Es ist viel los im Fährhaus. Um den Andrang zu bewältigen, braucht Marco dringend Personal. Personalmangel ist jedoch in der regionalen Gastronomie-Szene ein häufiges Problem, das in Mitling-Mark aufgrund der abgeschiedenen Lage noch verstärkt wird. Neben den zwei Dorfbewohnern, dem Wahl-Ostfriese von Siggi und Sandra; springt zudem Marcos komplette Familie im Gasthaus ein. Schafft Marco es auf diese Weise durch seine erste Sommersaison und wird das 160-Seelendorf wirklich sein neues Zuhause? Einen Sommer lang begleitet „Typisch!“ den jungen Gastronomen, der mit viel Engagement und Leidenschaft seiner Arbeit nachgeht und sich mit nichts weniger zufrieden gibt, als einen Platz, an dem er wirklich glücklich ist. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.02.2018 NDR Die Pferdeflüsterin von Schmedeswurth
Folge 362 (30 Min.)Sophie Graf hat ihr Leben den Pferden verschrieben. Ihr großes Vorbild ist der legendäre Pferdeflüsterer Monty Roberts in den USA, bei dem sie ausgebildet wurde. Nun möchte sie ihr Wissen in Dithmarschen in Schleswig-Holstein anwenden. Auf ihrem Hof sind die Pferdeboxen von „Pflegefällen“ oft ausgebucht. Die meisten Pferdebesitzer wenden sich an die Tiertherapeutin, weil sie mit ihrem Pferd im Alltag nicht klar kommen. Mal weigert sich ein Pferd, in den Hänger zu gehen, mal lässt es sich, zum Beispiel nach einem Unfall, nicht mehr reiten oder gar anfassen. Aber Sophie Graf weiß Rat. Oft sieht die 28-Jährige auf den ersten Blick, woran es hapert. Mit viel Fachwissen und Geduld macht sie sich daran, das Vertrauen ihrer vierbeinigen Patienten zu gewinnen. Manchmal dauert es nur zwei Stunden, manchmal sind Monate nötig, bis die Therapie erfolgreich ist. Am Ende aber verlassen fast immer gesunde Pferde und glückliche Besitzer den Therapiehof von Sophie Graf. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 08.02.2018 NDR Wenn Reisen zum Job wird: Anne und Bunki unterwegs auf Borneo
Folge 363 (30 Min.)Anne und Bunki sind passionierte Backpacker (Rucksacktouristen). Seit knapp 20 Jahren reisen sie durch die Welt. Immer mit kleinem Budget, immer mit möglichst viel Kontakt zu Einheimischen, immer nur für sich selber verantwortlich. Auf Borneo stellen sich die beiden nun einer neuen Herausforderung: Statt selber Touristen zu sein, probieren sie sich zum ersten Mal als Touristenführer. 19 Tage ist das Reisen ihr Job: Budgets einhalten, die Gruppe animieren, reibungslose Reisetransfers ermöglichen. Mit ihrer vierköpfigen Reisegruppe entdecken sie den Dschungel, trotzen einem Taifun am nördlichsten Punkt Borneos und stürzen sich in die Megametropole Kuala Lumpur. Und das alles in ihrer eigenen Art: weit weg vom Massentourismus, nah an der Lebenswirklichkeit, die das Land bietet. Ob sie der Herausforderung „Reiseleiter“ gewachsen sind und was die beiden dazu treibt, ihr geordnetes Leben in Wismar für dieses Abenteuer einzutauschen, das zeigt diese Reportage aus der Reihe „Typisch!“. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 15.02.2018 NDR Stall statt Stöckelschuhe
Folge 364 (30 Min.)Patricia Nastoll, genannt Pat, wagte mit 50 Jahren einen beruflichen Neuanfang: Nach einem Burn-out tauschte sie ihre Stöckelschuhe gegen grobe Arbeitsschuhe und reist seitdem als mobile Hufpflegerin durch die Pferdeställe in Niedersachsen. Vorher war sie Heilpraktikerin. Doch es belastete sie zu sehr, todkranken Patienten sagen zu müssen, dass sie ihnen nicht helfen kann. Jetzt bei ihrer Arbeit mit den Pferden ist das anders. Besonders zu chronisch kranken Pferden und Problemfällen wird die 56-Jährige gerufen. Wo andere aufgegeben haben, sucht Pat hartnäckig nach Heilungsansätzen. Und findet sie. Mit viel Geduld und medizinischem Hintergrundwissen untersucht und behandelt sie die Tiere ganzheitlich, weit über die normale Hufpflege hinaus.
Der Erfolg gibt ihr Recht, sie konnte schon so manches Pferd vor dem Schlachthof bewahren. Sogar die Pferde des international erfolgreichen Vielseitigkeitsreiters und Reitlehrers Peer Ahnert werden regelmäßig von Pat behandelt. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet Pat in ihrem neuen Leben nach dem Burn-out und zeigt, wie sie mit Liebe und Hingabe für Pferde und Besitzer da ist, aber auch für sich selber sorgen muss, damit sich ihre Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 22.02.2018 NDR Der Bauer der Zukunft?
Folge 365 (30 Min.)Conny Derboven lebt für seine Kühe. Sein Hof in der niedersächsischen Grafschaft Hoya war einst völlig verfallen. Mit seiner Frau und seinem Schwiegervater baute er ihn wieder auf. Alles hat damals mit 20 Kühen begonnen, inzwischen sind es 500. Zusammen mit seinen drei Töchtern, alle sind in den elterlichen Hof eingestiegen, setzte er schon früh auf Wachstum. Und auf Hochleistungskühe, die viel Milch geben. Gleichzeitig hat seine Milchwirtschaft aber auch Vorbildcharakter. Die Kühe sind gesund, sauber und jede Kuh hat ihren eigenen Namen.
Doch Conny Derboven will noch mehr, er möchte seinen Bestand auf 2.000 Kühe aufstocken und die größte Milchproduktion im Landkreis Nienburg aufbauen. Aber funktioniert das? Und ist das Ganze umweltverträglich? Eine Bürgerinitiative ist strikt gegen die Erweiterung. Und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft befürchtet, dass Derboven andere Bauern verdrängen wird. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ zeigt einen außergewöhnlichen Landwirt, der für die Zukunft von sich und seiner Familie auf Wachstum setzt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.03.2018 NDR Der Querdenker – Herr Lehmann und die Behörden
Folge 366 (30 Min.)Wenn Herr Lehmann auf der Dachterrasse vor seinem Büro in Hamburg-Harburg steht, dann steigt jedes Mal die Wut in ihm auf. Von dort hat er freie Sicht auf das Kraftwerk in Moorburg und den Qualm, der dort in die Luft geblasen wird. „Das muss alles nicht sein, das kann man anders lösen.“ Dirk Lehmann ist Schiffsbauer und arbeitet damit in einer Branche, die in Bezug auf Emissionen nicht den besten Ruf hat. Er aber ist „Elektro-Fetischist“. Vom Baustellenbagger über seinen Porsche bis zur eigenen Nordseefähre. Überall baut Lehmann seine Elektroantriebe ein und stößt damit immer wieder auf behördliche Widerstände, oft genug, weil er komplettes Neuland betritt.
Wenn Herr Lehmann etwas braucht, dann baut er es. Und wenn er einen Zeitraum ankündigt, bis wann er fertig ist, dann dauert es mindestens doppelt so lange. Denn meistens hält er selbst nicht einmal mit seinem eigenen Tempo mit. Nur bei ihm zu Hause auf dem Dorf geht es ruhiger zu. Wenn der traditionelle Festumzug mit geschmückten Wagen durch die Straßen zieht, führt Dirk Lehmann den Tross in gemächlichem Tempo an: mit seinem auf Elektrotechnik umgerüsteten Trecker natürlich. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 08.03.2018 NDR Die Retterin des Dorfgasthofs
Folge 367 (30 Min.)Eine kleine Gemeinde im strukturschwachen Wendland, eine leer stehende Gaststätte und eine Frau, deren erste Station in Deutschland das Grenzdurchgangslager Friedland war. Seit 17 Jahren betreibt Hanna Brillowski in der kleinen Gemeinde Nienwalde mit 300 Einwohnern das Restaurant Eichenkrug und entwickelte es mit polnischer Küche zu einer kulinarischen Institution. Bei ihr treffen sich Dörfler und Vereine zum Essen und Klönen. Ihre Spezialitäten kommen aus ihrer polnischen Heimat: Pierogi, gefüllt mit Kraut und Pilzen, dazu dicke Bohnen oder ihre überaus beliebten Kohlrouladen.
Im Winter lädt sie zum polnischen Buffet. Dann kommen sogar Gäste aus der Großstadt. Anfangs waren es nur 30, inzwischen sind es bis zu 100 Gäste. Ohne Hilfskraft kocht Hanna in den Tagen davor über Stunden in der kleinen Küche. Zum Glück ist Hannas Ehemann Roman nicht auf Montage und kann zusammen mit dem Schwiegersohn den großen Saal vorbereiten. Tochter Katharina hilft wie immer beim Servieren, aber bald wird die jüngste Tochter ausfallen, denn sie ist schwanger.
Deshalb sucht Hanna händeringend nach einer Servicekraft. Aber auf dem Land ohne gute Verkehrsanbindungen jemanden zu finden, der am Wochenende in der Gastronomie arbeiten will, ist so gut wie unmöglich. Aber Hanna gibt auch hier nicht auf. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet Hanna Brillowski bis zum Tag ihres großen polnischen Buffets und erzählt die Geschichte einer Frau, die etwas geschaffen hat, was in vielen anderen Orten nicht mehr funktioniert: einen Dorfgasthof am Leben zu halten. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 15.03.2018 NDR Mario, der Holzzauberer – Krumme Möbel aus Ahorn, Eiche und Abrissholz
Folge 368 (30 Min.)Mario Brüning veredelt altes Holz zu Gebrauchskunst. Ausgediente Bahnschwellen verwandeln sich unter seinen Händen zu Hollywoodschaukeln, hölzerne Türen, die er aus Abrisshäusern holt, werden zu massiven Esstischen. Und manchmal kommt auch ein expressionistisch anmutender Kaninchenstall dabei heraus. „Bei meinem Großvater im Keller hat alles angefangen“, erzählt Mario Brüning. Schon als Zehnjähriger begeisterte sich der gelernte Zimmermann für den Werkstoff Holz. Mittlerweile stellt er seine Gebrauchskunst aus und verkauft sie auch: rustikale Bänke, massive Esstische und extravagante Liegen aus Mooreiche, deren Stämme der zweifache Familienvater nach Feierabend aus dem Sumpf gezerrt hat.
Krumme Wippen, riesige Geschicklichkeitsspiele, Bilder- und Spiegelrahmen aus Holzresten, die er im Forst eingesammelt oder in Abbruchhäusern gefunden hat. Sogar Grabsteine fertigt Mario Brüning aus Holz. Je verwachsener das Holz, desto besser. Astlöcher oder Spuren von Blitzeinschlägen sind ausdrücklich erwünscht. Aus dem einstigen Hobby ist längst ein Nebenberuf geworden, der die Freizeit knapp werden lässt.
Zum Glück hat die Familie des 35-Jährigen Verständnis für seine Leidenschaft. Denn auch das Zuhause der vierköpfigen Familie bleibt nicht von Mario Brünings Holzzauberei verschont: Wer das eher unscheinbare Haus betritt, staunt zumeist über die Höhe der Räume, die von außen nicht zu erahnen ist. Der Garten wird von der einzigartigen Gebrauchskunst Brünings beherrscht. Und zu tun ist auch immer etwas: Das Baumhaus im Garten muss größer werden, schließlich wachsen die beiden Töchter ja auch. Und ein Esstisch muss her, ein eigener, der mal nicht ausgestellt oder verkauft wird. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 22.03.2018 NDR Jennifers Hundeleben
Folge 369 (30 Min.)Jennifer Lehwald betreibt die Hundeschule Le Waldi in Norderstedt. Sie selbst hat zwei Hunde: Leyla, eine furchteinflößende Riesendogge, und Barney, ein 30-Zentimeter-Winzling. Aber das ungleiche Paar versteht sich. Liegt das an Jennifers Erziehung? Jennifer bietet in ihrer Hundeschule unterschiedliche Kurse an. Von der „Krabbelgruppe“ der Welpen über pubertierende „Tennie-Klassen“ bis zur „Chill-Out-Gruppe“. Außerdem bereitet sie Herrchen oder Frauchen, deren Tiere auffällig geworden sind, auf die Prüfungen zum Hundeführerschein vor. Das ist Pflicht in Schleswig-Holstein. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 05.04.2018 NDR Wenn ich groß bin, werde ich Bäuerin: Melken, Ackern, Käse pinseln
Folge 370 (30 Min.)Ve Anissa Spindler wollte immer schon Bäuerin werden. Obwohl ihre Eltern nichts mit Landwirtschaft zu tun hatten. Jetzt ist sie stolze Besitzerin eines Demeter-Hofes bei Parchim.Bild: NDRDie Biobäuerin mit dem ungewöhnlichen Vornamen Ve-Annissa (Ve für Genoveva) Spindler kommt aus Lübeck. Ihre Eltern sind keine Bauern, aber Ve wusste schon als Kind in der Grundschule, dass sie Bäuerin werden wollte. Vor vier Jahren hat die 28-Jährige dann auch tatsächlich einen Demeter-Biobauernhof übernommen, den Siebengiebelhof in Drenkow bei Parchim, einen Milchviehbetrieb mit über 20 Kühen und 110 Hektar Land. Und das ganz allein, ohne Familie. Ihre landwirtschaftliche Ausbildung zur Biobäuerin hat Ve schon mit 16 Jahren in Kleve am Niederrhein begonnen. Danach ist sie losgezogen und wollte einen kleinen Hof übernehmen, egal wo.
Ihre Vorgänger in Mecklenburg wollten den Siebengiebelhof schon länger verkaufen. Da hat Ve-Annissa nicht lange gezögert. Die Milch ihrer Kühe vermarktet sie als Käse, Joghurt und Quark auf einem Wochenmarkt im brandenburgischen Wittenberge, etwa eine Autostunde von Drenkow entfernt. Hier warten keine Biofreaks auf Demeter-Käse, sondern vornehmlich ältere Herrschaften, die Qualität zu schätzen wissen. Zweimal die Woche ist sie hier mit ihrem Wagen, weil sie schon so viele Stammkunden hat. Im Frühjahr hat sie auch noch ihren eigenen Hofladen eröffnet, denn auch die Leute in der Region sind inzwischen auf den Geschmack gekommen und wollen bei ihr einkaufen.
Angelockt wurden sie durch die regelmäßigen Hoffeste. Die festigen nicht nur die Dorfgemeinschaft und die Akzeptanz ihrer Biolandwirtschaft bei Nachbarn und Besuchern. Sie sind auch immer ein Familientreffen. Unbedingt mit dabei: ihre Eltern. Ihre Mutter ist Siebdruckerin, ihr Vater Metallbauer. Sie haben von Anfang den Entschluss ihrer Tochter, Biobäuerin zu werden, unterstützt. Denn nur mit einer Handvoll Praktikanten allein und einem Angestellten ist die Arbeit oft kaum zu schaffen. Aber was sich Ve einmal in den Kopf gesetzt hat, das zieht sie auch durch. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 19.04.2018 NDR Vom Zimmermädchen zum eigenen Inselhotel
Folge 371 (30 Min.)Kristina Rose eröffnete im Frühjahr 2017 auf Juist ihr eigenes Inselhotel. Bis es so weit war, war es ein langer Weg. Kristina wurde in Georgien geboren und ist in Dresden aufgewachsen. „Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Mir war immer klar, dass ich da raus will und dafür hart arbeiten muss“, sagt die 35-Jährige. Mit 16 Jahren ging Kristina nach Juist und machte eine Ausbildung im renommierten Viersternehotel Pabst. „Ich habe als Zimmermädchen angefangen und viel geputzt. Ich glaube, das ist auch wichtig, um den richtigen Blick für die Hotellerie zu bekommen“, sagt sie.
Doch Kristina wollte mehr, sie machte Abitur und dann ein BWL-Studium. In den Semesterferien jobbte sie weiter auf Juist und verliebte sich schließlich in Derk Rose. Ihr heutiger Ehemann stammt aus einer Juister Gastronomenfamilie. Erst führten sie gemeinsam das Restaurant Kompass. Aber weil Kristina auch ihr eigenes Ding machen möchte, kauften sie das kleine frühere Hotel Westend. Über den Winter sanierten sie es und bauten es nach eigenen Vorstellungen um. Ihr Zeitplan war eng gesteckt: Kurz vor Ostern sollte es unter dem neuen Namen Deichhotel Rose wiedereröffnet werden.
Vorher kamen Freunde und Familie zum „Probewohnen“. Und parallel müssen sich Kristina und Derk auch noch um ihre beiden Kinder kümmern. Ihr fünfjähriger Sohn Henry leidet unter einer seltenen Lungenkrankheit. Seine Versorgung auf der autofreien Insel zu gewährleisten, kostet Zeit und Energie. Der Film aus der Reihe „Typisch!“ begleitet eine Frau, die sich mit viel Mut und Fleiß auf der Nordseeinsel eine Existenz aufgebaut hat und nun zeigen muss, dass sie ihr eigenes Hotel erfolgreich führen kann. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 26.04.2018 NDR Zimmerleute unterwegs mit zwei PS
Folge 372 (30 Min.)Désirée Grebe und ihr Partner Nikola Otz sind fahrende Zimmerleute. Gemeinsam mit ihren Pferden und ihren Hunden sind sie in Niedersachsen unterwegs und bieten in Dörfern und Gemeinden ihre Handwerksdienste an. Seit 2015 machen sie das. Es ist ein Leben auf engstem Raum und mit viel Ungewissheit. Aber es ist auch ihr Traum. Dabei wissen sie nie, wie die Menschen reagieren, wenn sie mit ihrem Gespann auf den Hof fahren. „Die meisten sind sehr freundlich“, sagt Désirée. So auch die Familie Gerlich in der niedersächsischen Gemeinde Tangendorf.
Ihre Baustelle ist für das Handwerkerpaar ein Glücksfall. Hier gibt es Platz für die Pferde und ein wärmendes Lagerfeuer am Abend. Doch manchmal läuft es auch nicht so rund. „Wenn wir irgendwo auf einen Hof kommen, kann es schon sein, dass die Leute die Vorhänge schnell zuziehen“, sagt Désirée. Vor jedem neuen Ziel ist den Zimmerleuten deshalb ein bisschen mulmig. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet die Zimmermeisterin und ihren Partner ein Stück auf ihrer abenteuerlichen Reise. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 03.05.2018 NDR Die Köhns und ihre Börteboote
Folge 373 (30 Min.)Sven und Klaus Köhn sind Helgoländer Urgesteine. Sohn und Vater haben eigene Börteboote und sind stolz darauf. Seit rund 200 Jahren, als der Tourismus auf der Hochseeinsel anfing, werden kleine Boote gebraucht, damit die Passagiere von den großen Schiffen ausgebootet, das heißt, an Land gebracht werden können. Früher konnten größere Schiffe nicht in den kleinen Hafen einlaufen, die Gäste wurden daher mehr oder wenig wackelig und umständlich mit den kleinen Booten abgeholt. Ein stabiles Geschäftsmodell unter anderem von Vater und Sohn Köhn. Doch diese Tradition kommt ins Wanken, Helgoland will es den Touristen einfacher machen, auf die Insel zu kommen. Den Börtebooten droht das Aus. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 17.05.2018 NDR Die Neuen am Maschsee
Folge 374 (30 Min.)Vincent Weidig und Stefan Herzlieb starten ihre erste eigene Gastronnomie. Sie sind die Neuen am Maschsee in Hannover, die den alten Kiosk am Nordufer übernommen haben. Die beiden Männer sind echte Macher. Vor ein paar Jahren hatten sie die Idee, ihren eigenen Gin herzustellen. Nur so zum Spaß. Inzwischen sind die beiden Hannoveraner mit ihrem regionalen Getränk so bekannt, dass sie ihre Bürojobs aufgegeben haben und inzwischen in Vollzeit Gin-Destillateure und Barkeeper sind. Ihr Erfolgsrezept: regionale Zutaten, viel bio und viel Liebe zum Detail. „Man muss eben den Mut haben, seine Ideen auch umzusetzen und nicht immer nur davon zu träumen“, sagt Vincent Weidig.
Der Erfolg gibt ihnen recht. Ihren Rossgoschen-Gin haben viele Restaurants, ausgewählte Supermärkte und Weinläden im Programm. Dann hörten Vincent Weidig und Stefan Herzlieb, dass ein neuer Betreiber für den Kiosk am Maschsee-Ufer gesucht wurde. Der alte Pächter wollte nach 30 Jahren aufhören. 50 Bewerber wollten den begehrten Kiosk in bester Lage übernehmen. Am Ende überzeugte das Konzept von Vincent Weidig und Stefan Herzlieb die Stadt. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet die Gastronomen auf ihrem Weg vom Gin zum Maschsee-Kiosk, vom Endspurt bis zur Eröffnung. Das erste warme Frühlingswochenende wird zur großen Bewährungsprobe. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 24.05.2018 NDR Konrad, der Fliesenkönig
Folge 375 (30 Min.)Konrad Schittek ist in einem der historischen Kapitänshäuser in Oevelgönne geboren. Vor 40 Jahren hat er das Elbufer gewechselt und lebt seither in Moorende im Alten Land. Privat ist er passionierter Wassersportler und Naturkundler. Aus Spaß hat er mal ein wenig Elbschlick vom Grund geholt, getrocknet, glasiert und Fliesen daraus gebrannt. Es hat funktioniert. Und das ist nun Konrad Schitteks Beruf: Ursprünglich wollte er in die Fußstapfen der Eltern treten und Maler werden. Nach dem Studium dann die bittere Erkenntnis, dass man damit keine Familie ernähren kann.
Freunde freuen sich zwar über selbst gemalte Grußkarten, aber das trägt auch nichts zum Lebensunterhalt bei. Bis Konrad Schittek eines Tages die Anfrage bekam, ob er nicht für eine alte Wohnküche in Hamburg-Eppendorf ein paar brüchige Fliesen ersetzen könnte, neu gebrannt und mit den alten Motiven bemalt. Das war anfangs nicht ganz einfach, aber das war die Geburtsstunde des Fliesenhandels Schittek in Hamburg-Sinstorf. Bis heute ist die Firma auf die Wiederherstellung alter Fliesen spezialisiert, egal ob für einen einzelnen Kachelofen, Bad, Küche oder ein ganzes Friesenhaus.
Die großen Aufträge kommen von der Freien und Hansestadt, wenn zum Beispiel Schulgebäude oder Behörden saniert werden, die unter Denkmalschutz stehen. Auch Krankenhäuser brauchen hin und wieder große Mengen neuer „alter“ Fliesen. Schon dreimal musste das Unternehmen umziehen. Und auch der jetzige Firmensitz ist eigentlich schon wieder zu klein. Bundesweit gibt es keine vergleichbare Firma. Daher gehen täglich mehr als 100 Pakete voller „alter“ Fliesen auf die Reise, sei es für ein Friesenhaus auf Sylt oder eine Bauernstube auf der Alm.
Fliesenhersteller veranstalten Kundenevents bei Schittek. Und ständig stehen Gruppen vor der Tür, die eine Führung durchs Museum wollen. Bei jedem neuen Auftrag ist es Sisyphusarbeit, Farben und Glasuren exakt nach Vorbild zu treffen. Vor dem Brand bei 1.000 Grad sieht eine Fliese grundsätzlich ganz anders aus als hinterher. Jedes Motiv muss exakt von Hand gemalt werden. Korrekturen wie bei einem Bild sind unmöglich. Seine Mitarbeiterinnen sind so perfekt, dass sie ebenso gut Meissner Porzellan bemalen könnten.
An seinem Firmensitz unterhält Konrad Schittek auch ein Fliesenmuseum. Dort begibt man sich unter anderem auf Zeitreise durch die Bäderkultur vom 19. Jahrhundert bis heute. Amüsiert kann man dort emaillierte Kloschüsseln, alte Zinkwannen und monströse Badeöfen betrachten. Je nach Generation finden sich viele vertraute Dinge, sei es das himmelbau gekachelte Bad aus den 1950er-Jahren oder die Variante in grün-orange mit Blumendekor aus den 1970er-Jahren. Für sein Museum ist Konrad Schittek Jäger und Sammler. Wo immer in Hamburg ein Altbau den Besitzer wechselt und saniert werden soll, ist er zur Stelle und versucht, ganze Bäder und Küchen vor dem Bauschuttcontainer zu retten.
Hinweise dazu bekommt er von seinen zahlreichen Kunden. Als Dankeschön lädt er sie gern zu Events in seine Firmenräume ein. Da darf sich dann jeder selbst am Bemalen, Glasieren und Brennen von Fliesen versuchen. Konrad Schitteks Wunsch für die Zukunft: echte Hamburger Fliesen und Ziegel, gebrannt aus dem Hafenschlick, der jedes Jahr tonnenweise aus der Elbe gebaggert wird. Entsprechende Ziegeleien gab es bis vor 25 Jahren.
Konrad Schittek ist verheiratet und hat drei Kinder. 2018 wird ein besonderes Jahr für die Familie. Ein Generationenwechsel steht an. Konrads Söhne Jan (35) und Felix (36) sollen das Geschäft übernehmen. Sie sind mit dem Unternehmen groß geworden und kennen sich auch ganz gut mit den 50.000 verschiedenen historischen Fliesen aus, die sie auf Lager haben. Aber wenn es darum geht, alte Fliesen, die nicht mehr lieferbar sind, nachzubrennen, brauchen sie ihren Vater. Bis Juli will Konrad all sein Wissen um Grundmassen, Farben, Glasuren, Muster und Brenngeheimnisse weitergeben.
Anlass ist die Hochzeit von Jan. Parallel dazu will Konrad Schittek seinen Söhnen auch endlich den Schlüssel für die Werkstatt überreichen. Er will sich dann ganz den Reisen mit seiner Frau und dem Wassersport widmen. Bis dahin wird er sich aber mehrfach in seiner Werkstatt einschließen. Als Hochzeitsgeschenk plant er ein großes Fliesenbild mit dem Porträt von Jan und seiner künftigen Frau Sandra. Keine leichte Aufgabe, es soll ihnen möglichst ähnlich sehen, und wer auf Fliesen malt, hat keine Chance, einen Fehler zu korrigieren. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 31.05.2018 NDR Mit Schinken-Henning durch die Spargel-Zeit
Folge 376 (30 Min.)Im Juni steht Henning Basedahl unter Volldampf. Seit 30 Jahren steckt er sein ganzes Können in ein einziges Produkt: den ultimativen Schinken zum Spargel. Kein Wunder, dass die Spargelsaison die stressigste Zeit des Jahres ist, denn in den vier Monaten von März bis Juni machen die Basedahls 50 Prozent ihres Jahresumsatzes. Tausende Schinken müssen verarbeitet und pünktlich zu den Kunden geliefert werden. Henning lässt es sich nicht nehmen, höchstpersönlich von einem Supermarkt zum nächsten Feinkostladen zu fahren, um seinen Schinken zu verkosten und den Verkäuferinnen zu zeigen, wie hauchdünn sein Produkt geschnitten und wie es idealerweise präsentiert werden muss.
In dieser Zeit packt der Chef überall mit an, hilft in der Produktion, kocht seinen Mitarbeitern morgens Kaffee, verkauft im eigenen Hofladen, schmiert auf diversen Events Schinkenstullen oder besucht die Spargelbauern. Häufig schafft er es nicht einmal mehr bis nach Hause und übernachtet im Bulli direkt vor der Firma. In der stressigen Spargelzeit ist Henning froh, dass er ein so gutes Team hat.
Auch seine Schwester Kirsten gehört dazu, die für den eigenen Hofladen und das Marketing zuständig ist. Und Vater Hans-Hinrich mischt mit seinen 83 Jahren noch kräftig mit und kümmert sich regelmäßig um die Räucherei. Auch Hennings Mutter (78) kommt beinahe täglich in den Laden, um nach dem Rechten zu sehen. Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet einen außergewöhnlichen Schinkenproduzenten in einer kulinarisch ganz besonderen Jahreszeit. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 07.06.2018 NDR Der Hausmeister der Kulthochhäuser
Folge 377 (30 Min.)Eigentlich konnte sich Hyseyin Göncü, Anfang 30, nie vorstellen, in einem Hochhaus zu wohnen. Viel zu groß und anonym, dachte er früher. Und Einsamkeit, findet er, ist das Schlimmste für Menschen in der Großstadt. Aber jetzt sind die Grindelhochhäuser nicht nur sein Wohnort, sondern auch sein Arbeitsplatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese Hochhäuser ein Mammutprojekt, die ersten riesigen Wohnblöcke in ganz Deutschland. Zwölf Betongiganten sind neben schmucken Altbauten in bester Lage in den 1950er-Jahren entstanden, in einer Zeit, als Hamburg noch in Schutt und Asche lag.
Ursprünglich sollten dort einmal britische Offiziere wohnen. Doch es kam anders: Die Briten zogen nach Frankfurt, und die Freie und Hansestadt Hamburg beschloss, stattdessen 2.100 neue, moderne Wohnungen zu schaffen. Viele Kritiker bezeichneten die Grindelhochhäuser damals als seelenlos. Aber die Menschen, die in den geschichtsträchtigen Häusern leben und arbeiten, sehen das anders. Hyseyin Göncü ist Hauswart in den Kulthochhäusern.
Er und zwei Kollegen betreuen die Wohnungen, in denen rund 3.000 Menschen leben. Tropfende Wasserhähne, klemmende Fenster, defekte Beleuchtung in den unzähligen Fluren. Hyseyin Göncü weiß nie, was der Tag für ihn bereithält. Und an manchen Tagen ist die Arbeit kaum zu schaffen. Aber dafür ist er auch einer der wenigen, der schon hinter fast jede Tür in den Betonriesen geblickt hat. Er kennt die Künstler in den hellen Atelierwohnungen mit Blick über die Stadt und die Erstmieter, die seit mehr als 60 Jahren die Entwicklung der Hochhäuser erlebt haben.
Dazu gehört auch Gundula Schmitt-Brunn. Sie ist 92, fühlt sich wie 70 und war eine der ersten Mieter, die hier eingezogen sind. Obwohl die Mieter aus allen Nationen und sozialen Schichten kommen, gibt es einen großen Zusammenhalt, sagt Hyseyin Göncü. Und er muss es wissen, denn er wohnt schließlich auch selbst in einer der Wohnungen in den Hochhäusern. Und er kümmert sich auch über den Job hinaus um die Bewohner. Besonders für ältere Menschen hat er ein Herz, denn sie sind auch hier oft einsam und brauchen nicht nur Hilfe bei defekten Fenstergriffen, sondern einfach ein offenes Ohr und ein bisschen Gesellschaft.
Seine Empathie für Menschen hat er von seiner Mutter, sagt er. Sie hat ältere Menschen gepflegt und ihn und seine Schwester quasi allein großgezogen. In den Grindelhochhäusern hat Hyseyin Göncü eine Heimat gefunden. Er ist in Eimsbüttel geboren. Auch wenn er einige Jahre in der Türkei gelebt hat, möchte er in diesem Hamburger Stadtteil alt werden. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 28.06.2018 NDR Hofgeschichten (1)
Folge 378 (30 Min.)Im Norden gibt es über 50.000 Bauernhöfe und mindestens genauso viele Geschichten. Die neue Reportagereihe „Hofgeschichten“ begleitet in vier Folgen ganz verschiedene Landwirtinnen und Landwirte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg in ihrem spannenden Alltag, von der Apfelbäuerin im Alten Land bis zum Kuhzüchter auf der idyllischen Ostseeinsel Öhe. Durch die Produktion von Nahrungsmitteln betreffen die Bereiche der Landwirtschaft unmittelbar das Leben der Menschen im Norden und sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung, auch wenn sich die Landwirtschaft in einem Veränderungsprozess befindet.
Jetzt im Sommer ist auf den Bauernhöfen besonders viel los. Aufregung in Seevetal! In Niedersachsen stehen für Günter Garbers die nervenaufreibenden Arbeiten des Sommers an. Unter anderem muss seine Schafherde der Gemeinde Maschen auf die Weide an der Seeve. Das Problem: Die Route kreuzt viel befahrene Landstraßen. In Stolpe in Schleswig-Holstein wandelt sich ein Milchbauer regelmäßig zum Poeten. Matthias Stührwoldt betreibt zusammen mit seiner Frau und den fünf Kindern einen Biomilchviehbetrieb mit etwa 100 überwiegend Schwarzbunten Kühen.
Seine zweite große Leidenschaft ist das Schreiben von Büchern. Ganz schön viel Trubel, vor allem, wenn eine Lesung ansteht. Eine Frage treibt ihn dabei besonders um: Wie kommen seine Texte beim Publikum an? In Hamburg ist Apfelbäuerin Birgit Mählmann nervös. Schafft sie es, ihre Investition von 500.000 Euro für das Jahr am Ende auch wieder mit der Ernte einzufahren? Die Bäuerin im Hamburger Teil des Alten Landes bewirtschaftet 18 Hektar Land nach Demeterstandard, setzt hauptsächlich auf Äpfel, aber auch auf Süßkirschen, Pflaumen, Rhabarber, Erdbeeren und Johannisbeeren.
Auf ihrem Hof mit reetgedecktem Fachwerkhaus muss wieder viel Gutes zusammenkommen, damit sie ihr Ziel erreicht. Mathias Schilling ist Rinderzüchter auf der idyllischen Privatinsel Öhe in Mecklenburg-Vorpommern. Von seinen 200 Rindern, die Gourmetfleisch liefern, kann Mathias Schilling als Landwirt aber nicht leben. Also betreibt er auch noch ein Restaurant und vermietet Ferienwohnungen in Schaprode als zweites Standbein. Und weil das so gut läuft, setzt er nun alles daran, der Insel Hiddensee mit neuen Restaurants, Hofläden und Cafés ein neues Flair zu verleihen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.07.2018 NDR
zurückweiter
Füge Typisch! kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu Typisch! und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.
TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Typisch! online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.Erinnerungs-Service per
E-Mail