Der Bürgermeister von Datong will die Altstadt neu aufbauen und die monumentale Stadtmauer wieder errichten. Das erfordert von den Bewohnern der Stadt beträchtliche Opfer: Für das Mega-Städtebauprojekt sollen 500 000 Menschen umgesiedelt werden, das heisst fast ein Drittel der Bewohner. Der Filmemacher Zhou Hao begleitet Geng Yanbo auf Baustellen, an Sitzungen und filmt auch die Konfrontationen mit protestierenden Bewohnern. Geng Yanbo gibt sich als bürgernahen Bürgermeister, der für die Probleme der Bewohner Verständnis zeigt. Aber auch als dynamischen Macher, der mit eiserner Faust regiert. Denn für ihn ist klar: Das Wohl der gesamten Stadt steht über jenem der einzelnen Bewohner. In Datong treffen Welten aufeinander: Hier Geng Yanbo, der die einzige Chance für die Zukunft der Stadt im monumentalen Neubau des Alten sieht. Und da die Bewohner, die für ihre einfachen, alten Häuser im
Stadtzentrum kämpfen. Im Dokumentarfilm geht es denn auch um die Frage: Welchen Preis sollen die Menschen heute für das Wirtschaftswachstum von morgen zahlen? Wo liegt das Gleichgewicht zwischen der Entwicklung und dem Schutz einer Stadt? In China geht die Veränderung und Gentrifizierung in den Städten noch schneller und in noch grösserem Ausmass voran als in Europa: Hier werden einem die Folgen dieser Entwicklung mit aller Härte vor Augen geführt. Im Dokumentarfilm wird auch die Struktur des chinesischen politischen Systems sichtbar: Geng Yanbo wird noch vor Fertigstellung seines gigantischen Projekts in eine andere Stadt versetzt. Der Bürgermeister hinterlässt Datong Schulden in Höhe von umgerechnet drei Milliarden Dollar. Viele Bewohner bleiben ohne Wohnung. Der Dokumentarfilm hat zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem den Special Jury Prize am Sundance Film Festival. (Text: SRF)