„Ich komme aus Vietnam“, erzählt Minh An und lacht, weil sie ja eigentlich in einer sächsischen Kleinstadt aufwächst. „Ja, ich bin in Deutschland geboren aber ich habe viel mehr Vietnamesisches in mir als Deutsches.“Minh An ist 13, lebt mit ihren Eltern und dem jüngeren Bruder in Böhlen. Ein eigenes Zimmer hat Minh An nicht, sie teilt es sich mit ihrer Mutter. Der Vater schläft mit dem Bruder in einem Raum, der viel kleiner ist als der Gebetsraum der Familie. „Ich werde sehr vietnamesisch und streng erzogen. Das heißt, ich bin höflich und helfe meiner Mutter im Haushalt.“ erklärt Minh An, die viel über sich und die Unterschiede zu den anderen Kindern nachdenkt. Die
anderen Kinder sind für Minh An die Deutschen. „Die sind viel selbstbewusster als ich, dürfen in die Stadt, gehen Shoppen und unterhalten sich den ganzen Tag über Jungs.“ Minh An hilft ihren Eltern in den Ferien in ihrem Textilgeschäft. Sie besucht die Internationale Schule in Leipzig, in die sie ihr Vater jeden Tag bringt. Minh An lernt sehr viel, denn sie will ihre Eltern nicht enttäuschen. Sie spricht viel besser deutsch als ihre Eltern, übersetzt für sie die Briefe von der Bank und sogar beim Elternabend. Bald bereitet Minh An in der Pagode das Tet-Fest, das buddhistische Neujahrsfest, vor. Zusammen mit ihren Freundinnen faltet sie Vögel aus Papier – mit der asiatischen Origami-Technik. (Text: KiKA)