Schau in meine Welt! Folge 263: Panyuan – ein Langhaarmädchen in China
Folge 263
Panyuan – ein Langhaarmädchen in China
Folge 263 (25 Min.)
Im Süden Chinas prägen die weltberühmten Reisterrassen die Landschaft in der Provinz Guangxi. Frühmorgens, wenn der Nebel noch tief in den Tälern hängt, beginnt der Tag für die Bewohner dieser einst unzugänglichen Region. Sie ist für ihre häufigen Regenfälle bekannt und auch gefürchtet – vor allem bei Touristen, die sie erst seit kurzem für sich entdeckt haben. Aber nicht nur das Wetter war schuld, auch die Straßen fehlten. Das hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten geändert. Besonders das Heimatdorf der 12-jährigen Panyuan, Huangluo, ist heute bei Touristen beliebt. Denn hier wohnen die Frauen mit den längsten Haaren der Welt. Auch Panyuan muss sich die Haare bis zu ihrem 18. Geburtstag wachsen lassen. Dann werden sie ihr von ihrer Mutter zu einem Zopf gebunden und abgeschnitten. Es wird der erste und auch letzte Haarschnitt in ihrem Leben sein. Allerdings nur, wenn sie so lebt, wie es die Frauen ihres Volkes schon seit Jahrhunderten und zum Teil heute noch machen. Denn Panyuan gehört zu den Yao, einer chinesischen Minderheit, die ihre eigenen Bräuche hat. Ihre Lieblingstante Xiujiao und ihre Großmutter halten die Tradition ihres Volkes hoch und tragen immer noch die althergebrachte
Frisur und Tracht. Sie arbeiten im Festsaal von Huangluo, in dem täglich die sogenannte „Haarkämmshow“ die Bräuche der Yao-Frauen darstellt. Panyuans Tante und ihre Oma bereiten Öltee und Reiskuchen zu, die sie während der Vorstellung Touristen anbieten. Manchmal sind es so viele, dass die Frauen Hilfe brauchen. Dieses Wochenende soll Panyuan sie zum ersten Mal unterstützen und die Touristen bedienen. Panyuan ist sich nicht sicher, ob sie das schaffen wird – nicht nur, weil sie sehr schüchtern ist, sondern auch, weil sie dafür die Yao-Tracht anziehen muss. Das heißt: Kopftuch, Wickelbluse, mehrere Gürtel, einen Rock und Schuhe mit Absatz. Panyuan fällt das schwer, denn am liebsten läuft sie in Sneakers, Jeans und Hoodie herum. Und in der traditionellen Tracht muss sie sich dann auch noch vor den Augen von über 1.000 Besuchern zeigen. Dazu hat Panyuan Angst, dass ihr das Tablett aus der Hand rutscht und das wäre ihr wirklich sehr peinlich. Außerdem sieht sie sich sowieso als modernes Mädchen. Aber die Tradition ist ihr auch wichtig und sie möchte eine gute Enkeltochter und Nichte sein. Es sind also ganz schön viele widersprüchliche Gefühle, mit denen Panyuan klarkommen muss. (Text: KiKA)