Schau in meine Welt! Folge 199: Fatema, das Surfergirl von Cox’s Bazar
Folge 199
Fatema, das Surfergirl von Cox’s Bazar
Folge 199 (25 Min.)
Fatema, das Surfergirl von Cox’s Bazar: „Ich bin ein Surfergirl und die Leute haben gesagt ich soll das nicht machen, weil es Mädchen verdirbt. Ich habe trotzdem weitergemacht.“ Fatema ist zehn und verbringt viele Stunden am Tag am Strand von Cox’ Bazar, im Süden von Bangladesch. Cox’ s Bazar ist der berühmteste Badeort des Landes, doch was bei uns am Strand normal ist, ist hier noch eine Sensation: Fatema ist eine Surferin. Denn Bangladesch ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, es ist auch konservativ, weil zu fast neunzig Prozent muslimisch geprägt. „Anständige Mädchen gehen nicht ins Wasser“ das bekommen Mädchen hier zu hören. Sie werden oft schon mit 15 verheiratet oder müssen arbeiten, um die Familie finanziell zu unterstützen. Fatema hat es geschafft, ihre Eltern zu überreden, dass sie etwas anderes werden kann . Seit sie surft, hat sich ihr Leben verändert: „Seit ich surfe, kennen mich die Leute hier!“ Jeden Tag nach der Schule geht sie zum „Wavefighter Surfclub“ . Sechs Mädchen und zwanzig Jungs zwischen 8 und 15 trainieren hier. Fatema lebt mit ihren drei Geschwistern und ihren Eltern in einem kleinen, einfachen Haus direkt neben der Surfschule. Sie sind extrem arm , trotzdem wollen die Eltern nicht , dass sie wie viele andere Kinder in ihrem Alter- arbeitet. „Meine Mutter wollte
zuerst nicht, dass ich surfe. Dann hat sie erlebt wie meine Freundin, die auch zum Surfen ging, von ihrer Mutter geschlagen wurde, weil sie mit nassen Klamotten nach Hause gekommen ist. Meine Mutter macht so was nicht, sie läßt mich gehen.“ Fatemas Vater besitzt im Ort ein kleines Kiosk, verkauft Tee, Kekse und Chips. Ihre Mutter durfte nicht zur Schule, sie blieb zu Hause. Fatema sagt: „Ich will in zehn Jahren eine Rettungsschwimmerin sein, die anderen Leuten das Leben rettet.“ So wie ihr Surflehrer, der 26jährige Sefat. Er wirbt bei vielen Eltern in Cox’s Bazar darum , ihre Töchter surfen zu lassen. Im Gepäck hat er dann immer die Fotos der berühmtesten muslimischen Sportlerinnen der Welt: zum Beispiel Fussballerinnen aus Pakistan. Fatema will das auch machen. Ihre Vorbilder sind die Frauen , die in muslimischen Ländern sogar in Nationalmannschaften Sport machen, wie zum Beispiel die Cricketspielerinnen von Bangladesch. Die sind ja auch nicht verdorben! „Wir wollen unserem Land Ehre machen“. „Und einen Mann , der uns surfen verbietet, will ich gar nicht heiraten.“ Doch das lässt sich leicht sagen. Nasima, die erste Surferin in Cox’s Bazar, war eine kleine Berühmtheit. Dann wurde sie verheiratet, mit 17 Jahren. Jetzt , mit 22, hat sie ein Kind, und ihr Ehemann, ein Rikscha-Fahrer, verbietet ihr, das zu tun, was sie am besten kann: Surfen. (Text: KiKA)