Schau in meine Welt! Folge 118: Liiban und die Flucht nach Deutschland
Folge 118
Liiban und die Flucht nach Deutschland
Folge 118 (25 Min.)
„In Deutschland gibt es nur gute Menschen,“ sagt Liiban, „hier beschützt die Polizei alle Menschen und vor allem die Kinder. Bei mir zuhause in Somalia ist das nicht so. Wenn dich Soldaten oder die Polizei erwischen, dann geht es dir schlecht. Hier in Deutschland ist es toll. Es ist das tollste Land der Welt.“ Liiban ist 13 Jahre alt und kommt aus Somalia, einem Land im Westen Afrikas. Jetzt lebt er in Deutschland. Alleine ohne seine Familie in einem Kinderheim. Mit 12 Jahren hat er sich aus seinem Dorf in der Nähe der somalischen Hauptstadt Mogadischu auf den Weg nach Deutschland gemacht. Er kannte Deutschland nur aus Erzählungen und aus dem Fernsehen. Er ist Fussballfan und Bayern München ist einer seiner Lieblingsvereine. In Somalia wollte er nicht bleiben, denn dort wollten ihn die Soldaten in die Armee stecken, als Kindersoldat. Auf der Flucht vor den Soldaten verletzte er sich schwer am Bein. Da war für Liiban und seine Mutter klar: Er muss weg. In ein Land, in dem er etwas lernen kann und sein Bein behandelt werden kann. Nach Deutschland. Liiban hat Schreckliches erlebt auf der Flucht. „Es gibt viele schlechte Menschen, erzählt er, Menschen, die Kinder schlagen und sie ins Gefängnis stecken, bis die Angehörigen sie mit einem Lösegeld freikaufen.“ Auch Liiban landete zweimal als
Geisel in einem Gefängnis in Libyen. Seine Familie hatte kein Geld, ihn frei zu kaufen. Deshalb musste er mehrere Monate dort bleiben, bis ihm die Flucht gelang. Über das Mittelmeer kam Liiban dann nach Italien und dort stieg er als blinder Passagier in einen Zug mit der Aufschrift „München“. „Ich konnte kein Deutsch, aber das Wort München konnte ich lesen, klar,“ sagt Liiban und lacht, „und auf der ganzen Fahrt habe ich mich im Klo versteckt. Bis über die Grenze in Rosenheim.“ Dort wurde er von der Grenzpolizei ins Aufnahmelager gebracht. Er hatte es geschafft. Liiban war in Deutschland. Jetzt geht Liiban in die Schule. Erst in eine Eingewöhnungsklasse, denn er muss Deutsch lernen und sich an das deutsche Schulsystem gewöhnen. Später darf er auf die Mittelschule. Zuhause in Somalia hat er in der Schule nur Lesen, Schreiben und die Grundrechenarten gelernt. Aber Liiban ist ein cleverer Junge. Er kommt super in Mathe zurecht und will später einmal Bauingenieur werden. Brücken bauen und Straßen. „Das braucht mein Land,“ sagt er. „Ich will helfen. Ich will den Menschen helfen und vor allem den Kindern. Meine Mutter sagt mir immer am Telefon, ich solle nicht faul sein und viel lernen. Das mache ich. Manchmal muss ich weinen, wenn ich mit ihr telefoniere. Aber ich weiss, ich werde es schaffen!“ (Text: KiKA)