Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1 (45 Min.)
    Moskau, das unbestrittene Machtzentrum Russlands, steht wie keine
    andere Stadt für die Größe und Wucht des Riesenreiches. Sie spielte immer eine besondere Rolle, auch zu den Zeiten, als sie nicht die offizielle Hauptstadt war.
    Wer Moskau erobert hat, beherrscht Russland – so sah das schon Napoleon, der mit seinen Truppen 1812 immer näher auf die Stadt vorrückte. Zeitzeuge der Schlacht von Borodino war unter anderen ein Deutscher: Anton Wilhelm Nordhof, ein Arzt aus Niedersachsen, der im Dienst des russischen Adels stand. Er erlebte auch mit, wie Moskau unmittelbar nach der verlorenen Schlacht in Flammen aufging, und aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, wer die wahren Urheber des Brandes waren.
    Im späteren 19. Jahrhundert wurde auch Russland von einer Welle der Modernisierung erfasst. Die riesenhaften Weiten des Landes sollten erschlossen werden; von Moskau aus begann der Bau der Transsibirischen Eisenbahn. Der erste deutsche Reisende, der die gut 9000 Kilometer lange Strecke erlebte und Sibirien per Eisenbahn durchqueren konnte, war 1903 der Reiseschriftsteller Eugen Zabel aus Königsberg.
    1918 wurde Moskau wieder Hauptstadt, und 1922 in Moskau die Sowjetunion gegründet. Schon bald danach transformierten Ehrgeiz und Wahn eines Herrschers ganz neuer Prägung Moskau und das ganze Land. Stalin, „der Stählerne“, betrieb Kollektivierung und Industrialisierung und errichtete ein Terrorregime. Der Film erzählt, wie die deutsche Familie Marsmann, die in die UdSSR gekommen war, um eine bessere Welt zu bauen, wie Millionen andere seiner Herrschaft zum Opfer fiel.
    In der Epoche nach Stalin milderte sich das Regime – und verfolgte doch seine Gegner mit unerbittlicher Härte. Von Moskau gingen entscheidende Schritte im Wettrüsten des Kalten Krieges aus, aber hier machten sich auch Andersdenkende bemerkbar. Das blieb den westlichen Medien, die nun auch in Moskau vertreten waren, nicht verborgen. Als der Wissenschaftler Andrej Sacharow vom Atomforscher zum Dissidenten wurde und man ihn zur Strafe verbannte, blieb sein Name in der westlichen Öffentlichkeit präsent. Und als der Reformer Gorbatschow ihn zurück nach Moskau holte, fand auch dies vor laufenden Kameras statt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.01.2013Das Erste
  • Folge 2 (45 Min.)
    Die zweite Station der Bilderreise durch die Geschichte Russlands ist Sankt Petersburg, die Stadt, die mehrfach ihren Namen geändert hat und die in immer neuen Facetten von der Suche der Russen nach ihrer Identität zwischen Ost und West erzählt. Als Russlands „Fenster zum Westen“ wurde sie 1703 von Zar Peter dem Großen im Sumpfland der Ostseeküste aus dem Nichts gegründet.
    Dass die Stadt mit ihren prachtvollen Palästen, goldenen Kuppeln und breiten Boulevards bis heute ein einzigartiges architektonisches Denkmal ist, hat viel mit einem Mann aus dem Tessin zu tun: Der Architekt Domenico Trezzini schuf den Masterplan für die neue Metropole, legte den Grundstein für das Straßen- und Kanalnetz, lieferte die Pläne für Garten und Paläste, für Brücken und Parkanlagen. Doch Sankt Petersburg ist auf Knochen gebaut: Zehntausende Arbeiter verloren bei den Bauarbeiten ihr Leben, durch Unfälle oder Krankheiten.
    Und auch Domenico Trezzini wurde nicht der Ruhm zuteil, den er verdient hätte. Während er rasch in Vergessenheit geriet, entwickelte sich „seine“ Stadt innerhalb weniger Jahrzehnte zum Zentrum der russischen Kunst und Wissenschaft.
    Einhundert Jahre später machte dort der junge Dichter Alexander Puschkin von sich reden. Revolutionär war schon, dass er auf Russisch schrieb, was bin dahin weder die Sprache des Adels noch der Literaten gewesen war. Doch das Enfant terrible Sankt Petersburgs lehnte sich in den literarischen Salons auch mit gewagten Gedichten gegen den Zaren auf – und wurde in die Verbannung geschickt. Nach seiner Rückkehr wurde ihm die Eifersucht wegen seiner Frau Natalja zum tödlichen Verhängnis: Im Januar 1837 starb er nach dem Duell mit einem französischen Baron. Doch sein Lebenswerk ist unsterblich, bis heute ist Puschkin einer der populärsten Dichter Russlands.
    Sankt Petersburg ist auch der Ort, an dem die Russische Revolution 1917 ihren Anfang nahm. Als Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, hier mit Duldung der deutschen Behörden und heimlich unterstützt mit deutschem Geld die Chance zum kommunistischen Umsturz ergriff, hieß die Stadt Petrograd, 1924 wurde sie in Leningrad umbenannt. Doch was der Aufbruch zu einer besseren Welt sein sollte, mündete in eine blutige Terrorherrschaft.
    Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Stadt ihr schlimmstes Drama: Leningrad wurde 900 Tage lang von deutschen Truppen belagert. Rund eine Million Menschen starben an Hunger und Entkräftung. Die elfjährige Tanja Sawitschewa wurde Zeugin und Opfer einer der größten Tragödien der russischen Geschichte. In ihrem Tagebuch notierte sie, wie ihre Familie langsam zugrunde ging – ihre Schwester, ihre Großmutter, ihr Bruder, dann ihre Mutter. Ihr Tagebuch ist die Chronik einer sterbenden Stadt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.01.2013Das Erste
  • Folge 3 (45 Min.)
    Zarizyn, Stalingrad, Wolgograd – drei Namen trug die bewegte Metropole an der Wolga in ihrer über 400-jährigen Geschichte. Knapp 90 Kilometer breitet sie sich an der Wolga aus, dem längsten Fluss Europas, der Lebensader Russlands.
    Hier, inmitten der südrussischen Steppe, tobte 1670 ein blutiger Aufstand. Kosakenführer Stepan, genannt „Stenka“, Rasin kämpfte
    gegen die reichen Bojaren, den landbesitzenden Adel. 7000 Mann war sein Heer stark, doch am Ende wurde er besiegt und vor den Toren des Moskauer Kreml gevierteilt. Noch heute erinnern sich die Russen in Volksliedern mit Schrecken und Ehrfurcht an den Kosakenführer, der es wagte, dem Zaren die Stirn zu bieten.
    Im 18. Jahrhundert wurden die südrussischen Steppengebiete
    Anziehungspunkt für Tausende deutscher Siedler. Sie folgten dem Manifest von Katharina der Großen, die ab 1763 Ausländer nach Russland einlud, um das Land zu besiedeln. Einer von ihnen war der 19-jährige Christian Gottlob Züge aus Thüringen. Von Lübeck aus fuhr er nach Sankt Petersburg, dann weiter bis an die südliche Wolga – eine Reise voller Abenteuer und Entbehrungen, die er akribisch dokumentierte.
    100 Jahre danach machte sich der Schwede Robert Nobel auf zum Kaspischen Meer. Eigentlich war er auf der Suche nach zuverlässigen Holzlieferanten, aber dann entdeckte er einen neuen, viel ergiebigeren Rohstoff: Öl. In Baku kaufte er eine Handvoll Quellen und legte so den Grundstein für das Nobel’sche Ölimperium. Zusammen mit seinem Bruder Ludvig baute er ein gigantisches Unternehmen auf. In Zarizyn, wie Wolgograd damals hieß, errichteten sie das „Nobelstädtchen“, eine große Ölverladestation, von der aus das schwarze Gold nach ganz Russland und ins westliche Europa transportiert wurde. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.01.2013Das Erste

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