„Destiny’s Child“ kann man getrost als die „Supremes“ der 90er Jahre bezeichnen: eine extrem erfolgreiche Girlsgroup, in deren Zentrum eine zukünftige Diva steht, und im Hintergrund ein ebenso visionäres wie unnachgiebiges Management. Beyoncé steht in einer langen Tradition stimmgewaltiger, afroamerikanischer Sängerinnen. Großes Gefühl transportieren kann sie, das hat sie zuletzt bewiesen, als sie bei Barack Obamas Amtseinführung „America the Beautiful“ und „At Last“ gesungen hat. Für ihre eigenen Shows hat sie sich das Alter Ego „Sasha Fierce“ zugelegt. Das ist nicht nur der Titel ihres dritten Studioalbums, sondern auch die Rolle, in der sie Songs für die
Tanzfläche performt – sexy und beatorientiert. Wie kein anderer Star ist Beyoncé das afroamerikanische Symbol der Obama-Ära. Sie ist die Diva von nebenan – ohne Starallüren, geerdet und ungeheuer pragmatisch. Mit noch nicht einmal 30 Jahren hat sie es geschafft, die gegenläufigen Interessen zwischen Arm und Reich, Mann und Frau, Schwarz und Weiß auszubalancieren. Ein künstlerisches Ausgleichprodukt, das einen gesamtgesellschaftlichen Konsens zu verkörpern vermag – statt Avantgarde setzt Mainstream die Impulse. Es gibt derzeit keine Künstlerin, die die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft so perfekt unter einen Hut bringt wie Beyoncé. (Text: arte)