plan b (2017) Folge 102: Wie wir Lebensmittel retten können
Folge 102
Wie wir Lebensmittel retten können
Folge 102
In Deutschland landen über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll. In der Corona-Krise dürfte diese Zahl noch steigen. Gegen diese sinnlose Verschwendung kämpfen immer mehr Menschen. Kaum hatte die Pandemie Deutschland erreicht, wurden drei Mal so viele Lebensmittel wie sonst gekauft. Vorräte lagern zu Hause, in geschlossenen Kantinen und Restaurants. Jetzt ist Kreativität gefragt, um diese Nahrungsmittel vor der Tonne zu bewahren. Nicole Klaski ist eine Pionierin der Lebensmittelrettung. In ihrem Laden „The Good Food“ in Köln bietet die gelernte Juristin krummes oder zu klein geratenes Obst und Gemüse, Überschüsse aus der Gastronomie und Molkereiprodukte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum an – vieles davon in Bio-Qualität. Die Kunden entscheiden selbst, wieviel ihnen die einzelnen Produkte wert sind. Die Folgen der Corona-Krise spürt Nicole Klaski in ihrem Laden: Viele Stammkunden haben jetzt ein geringeres Einkommen und können weniger zahlen als sonst. Umso wichtiger ist es, nichts zu verschwenden. Trinke ich diese Milch noch – oder kann sie weg? Bei dieser Entscheidung vertrauen mehr und mehr Menschen der eigenen Nase. In Norwegen überzeugt Mette Nygård Havre Molkereien davon, das Mindesthaltbarkeitsdatum quasi außer Kraft zu
setzen: „Mindestens haltbar bis, aber nicht schlecht vor …“ steht jetzt auf vielen Milchtüten. Den Umsatz schmälert das nicht, denn das Unternehmen gewinnt so neue Kunden – bewusste Verbraucher, denen ein ethisches Verhalten am Herzen liegt. Frankreich war das erste Land weltweit, das Lebensmittelverschwendung per Gesetz verboten hat. Supermärkten ab 400 Quadratmetern Ladenfläche drohen Strafen, wenn sie Lebensmittel wegschmeißen. Das bringt neue, kreative Ideen hervor. Tüftler Franck Wallet entwickelt ein Gerät, das übrig gebliebenes Brot zu einem neuen Rohstoff häckselt. Aus altem Brot entstehen neue Schokokekse und andere Backwaren. Essensretter in der Gastronomie trifft die Pandemie besonders hart. Sie müssen nicht nur Umsatzeinbrüche verkraften, sondern auch zusehen, wie ihr Lagerbestand verdirbt. Die Berliner Anna Wohlrab und Mauritz Schröder haben bereits vor knapp zwei Jahren ein Konzept entwickelt, das Abfälle minimiert: Sie verarbeiten überschüssige Lebensmittel aus Großmärkten zu Teigtaschen, die sie tiefgekühlt lagern und im eigenen Restaurant und auf Veranstaltungen verkaufen. Jetzt wollen sie Kollegen einen Krisenservice anbieten: Sie verarbeiten deren Vorräte unentgeltlich zu Teigtaschen, bis die Restaurants wieder öffnen dürfen. (Text: ZDF)