Als „cool“ gilt man eigentlich, wenn man sich zu nichts verpflichtet fühlen will. Doch paradoxerweise verleihen solch gängige Aufforderungen wie „Be cool!“ oder „Keep cool!“ dem Lässigsein Pflichtcharakter. Und das ist der Grund dafür, dass sich so schwer beschreiben lässt, was „Coolness“ eigentlich ausmacht. Wer „cool“ ist, will Gesellschaftsregeln sprengen und versucht, antiquierte Umgangsformen zu durchbrechen – die Begleiterscheinung eines Trends zu
mehr Lockerheit in der Moderne. Zuvor gab es in Europa die großen gesellschaftlichen Traditionen, die höfische Epoche mit ihrer galanten Etikette, das ganze aristokratische Erbe des klassischen Zeitalters. Und dann kam die „Coolness“-Bewegung aus Amerika und krempelte alles um. Raphaël Enthoven erörtert im Gespräch mit Claude Habib, was hinter dieser Attitüde steckt und ob das „Coolness“-Diktat vielleicht nur eine der widersinnigsten Formen der Abhängigkeit ist. (Text: arte)