„Was ist der Gegenstand der Kunst?“, fragte der französische Philosoph Henri-Louis Bergson in seiner Abhandlung über das Lachen. Würde die Wirklichkeit die Sinne und das Bewusstsein unmittelbar berühren, könnten die Menschen einwandfrei untereinander und mit den Dingen kommunizieren. Die Kunst, als vermittelndes Element, wäre überflüssig. Doch paradoxerweise entfernen Wissenschaft und Philosophie den Menschen von dem, was sie ihm zu erklären versuchen. Bergson kritisierte die Philosophie dafür, dass sie den Menschen seiner Umgebung
entfremde. Gemeinsam mit der Bergson-Spezialistin Ioulia Podoroga versucht Raphaël Enthoven dem Phänomen der Kunst auf die Spur zu kommen: Wie überbrückt sie die Kluft zwischen gegenständlicher Wirklichkeit und abstrakter Wissenschaft, die den Menschen spaltet? Welcher Aufgabe verpflichtet sich der Künstler? Ioulia Podoroga erklärt Bergsons Philosophie anhand eines Werks von Alberto Giacometti sowie Paul Cézannes „unessbaren“ Äpfeln. Die Bergson’sche Bewegung entdeckt sie in den Skulpturen von Auguste Rodin, dem es gelang, fließende Dynamik in Stein zu hauen. (Text: arte)