Ist zeitgenössische Kunst überhaupt noch Kunst, wenn sie zwar auf dem Grab der schönen Künste das Ende des Akademismus feiert, aber keinerlei Schönheitsideal mehr kennt, gegen das sie kämpfen könnte? Muss die Kunst nicht zugrunde gehen, wenn es keine Tabus mehr gibt, die sie brechen könnte? Der Begriff der Ästhetik im modernen Sinne verfestigte sich im 18. Jahrhundert und diente dazu, ein Kunstwerk aus philosophischer Perspektive einschätzen zu können. Raphaël Enthoven diskutiert mit seinem heutigen Gast Marc Jimenez, einem Fachmann auf dem Gebiet der Ästhetik, über den Grad der Ästhetik der zeitgenössischen Kunst. Inwiefern sind Kunstwerke
heutzutage noch auf das Kriterium der Ästhetik angewiesen? Und lässt sich überhaupt noch von Kunstwerken reden, wenn es gar nicht mehr um den Gegenstand sondern die Geste des Künstlers geht? Die Innovativität der zeitgenössischen Kunst, die wie eine weiße Leinwand womöglich auf nichts mehr verweist und sich selbst abwertet, steckt längst nicht mehr im Handwerk, sondern in dessen Konzeptualisierung. Kunstwerke, wie ein „nicht-gemaltes Bild“ von Didier Guyard und Begriffe, wie den der „weißen Scheiße“ in Yasmina Rezas Theaterstück „Kunst“, verbinden die beiden Philosophen mit den Theorien von Plotin, Marcel Duchamp und André Breton. (Text: arte)