Wer zahlt, schafft an

Vorgeschmack auf das TV-Programm von morgen

Jutta Zniva – 25.03.2006

Eine erfrischend anschauliche Kampagne gegen die geplante Freigabe von Product Placement und Themenplacement durch die EU-Kommission hat die Verbraucherzentrale Bundesverband gestartet: Die Broschüre „Fernsehprogramm von morgen“ (PDF) gibt einen bitteren Vorgeschmack, wie etwa „Die Supermamas“, „Großstadtrevier“ oder „Schmeckt nicht gibt’s nicht“ theoretisch mit bezahlten Inhalten aussehen könnten.

In vier bis fünf Jahren soll die neue Richtlinie von EU-Kommissarin Viviane Reding auch in Deutschland umgesetzt sein: Die strikte Trennung zwischen Werbung und redaktionellen Beiträgen wäre dann aufgehoben. Was der Verbraucher bekommt, wenn in Zukunft anschafft, wer zahlt? Desinformation statt Qualität. Denn jede Sendung, jede Handlung könnte bezahlte Werbung sein oder bestimmte Lobbyinteressen transportieren.

Schauspieler eines Fernsehfilms könnten sich dann etwa zwanglos darüber austauschen, dass die Lockerung des Kündigungsschutzes vielleicht doch gar nicht so schlecht sei. Dieser Dialog wäre, so warnen die Verbraucherschützer, dann eventuell finanziert von der „Neuen Marktinitiative für soziale Wirtschaft“.

In „Fernsehprogramm von morgen“ illustriert die Verbraucherzentrale Bundesverband das mögliche Szenario in Form einer kleinen Programmzeitschrift: Da gibt es die von der Zuckerindustrie geförderte Wissensshow, einen Krimi über Anschläge tschetschenischer Terroristen „mit freundlicher Unterstützung“ russischer Energiekonzerne oder Tipps der Supermamas zu billigen Handytarifen, finanziert von einer Telefongesellschaft.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Tja das is ma wieder Manipulation pur. Das kann man natuerlich auch auf politischer Ebene nutzen um gute Nachrichten zu verbreiten und zack sind wir wieder in den 30ern. Geschichte wiederholt sich eben.
    • am via tvforen.de

      Ui, das ist ein interessanter Vergleich... und ja, du hast recht. So etwas ähnliches hatten wir schonmal...
      Und in 50 Jahren werden die Historiker eine Tatort-Folge, die 2010 gesendet wird, als Propaganda-Sendung bezeichnen...
  • am via tvforen.de

    ... wenn es denn jemals glaubwürdig war. Volksverarschung rund um die Uhr.
    • am via tvforen.de

      gabs's das nciht schon bei "marienhof", das da Dialoge mit politisch relevantem Inhalt "gesponsort" worden sind? Ich glaube auch von der "initiative neue soziale marktwirtschaft"...
    • am via tvforen.de

      >gabs's das nciht schon bei "marienhof", das da Dialoge mit politisch relevantem >Inhalt "gesponsort" worden sind? Ich glaube auch von der "initiative neue >soziale marktwirtschaft"...

      Ja, die haben Dialoge gekauft : "Senkung der Lohnnebenkosten ist gut für alle ". :-)
    • am via tvforen.de

      Das ist richtig. Nur ist es jetzt noch VERBOTEN sowas zu machen. Deswegen hat die ARD auch jetzt Ärger deswegen. Wenn das erstmal erlaubt ist, ist der Manipulation ganz und gar die Tür geöffnet.
  • am via tvforen.de

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