TV-Kritik: „Glücksrad“ – Wenn der Hahn am Rad dreht

Schwachstellen in der Moderation verderben die Rätselfreude

Dennis Braun
Rezension von Dennis Braun – 16.10.2016, 13:00 Uhr

„Glücksrad“: Buchstabenfee Isabel Edvardsson und Moderator Jan Hahn – Bild: RTLplus/Frank W. Hempel
„Glücksrad“: Buchstabenfee Isabel Edvardsson und Moderator Jan Hahn

Halbzeit bei den Gameshow-Neuauflagen bei RTLplus. Sowohl von „Jeopardy!“ als auch vom „familien duell“ wurden alle bisher produzierten 60 Folgen ausgestrahlt, sodass ab dem kommenden Montag nun die anderen beiden Klassiker ihr Comeback feiern: „Ruck Zuck“ und das „Glücksrad“. Während sich Kollege Glenn Riedmeier dem temporeichen Begrifferaten mit Oliver Geissen widmet (fernsehserien.de berichtete), wird in dieser TV-Kritik am Rad gedreht – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei den ersten beiden Aufzeichnungen, denen wunschliste.de beiwohnen durfte, knirschte es noch an allen Ecken und Enden.

Am Spielprinzip hat sich im Vergleich zur Originalversion in Sat.1 (1988–1998) nichts verändert: Wie bei einem Kreuzworträtsel müssen auch in der Neuauflage des „Glücksrads“ Begriffe oder Redewendungen erraten werden. Den drei Kandidaten wird zu Beginn der Spielrunde eine Kategorie als Hilfe gegeben. Danach dürfen sie am Glücksrad drehen. Bleibt es auf einem Geldbetrag stehen, darf der Kandidat einen Konsonanten nennen. Ist dieser im gesuchten Begriff/​Redewendung o.ä. enthalten, wird der Betrag mit der Häufigkeit des Konsonanten multipliziert auf dem Konto des Kandidaten gutgeschrieben. Von dem erspielten Guthaben dürfen Vokale gekauft werden. Nach und nach erscheinen so immer mehr Buchstaben des zu ratenden Begriffs auf der Wand. Rät der Kandidat falsch oder zeigt das Glücksrad „aussetzen“ oder „bankrott“ an, ist der nächste Kandidat an der Reihe. Dies geht so lange weiter, bis jemand das Rätsel lösen kann. Wer in den Vorrunden den höchsten Betrag erspielt, kommt ins Finale (früher „Bonusrunde“) und hat dort die Möglichkeit, um einen weiteren Geldbetrag zu spielen.

Die RTLplus-Version kommt wie auch die Neuauflagen der anderen Gameshows recht kostengünstig daher. Das universelle Studio ist überwiegend in hellen Blau-, Weiß- und Pink-Tönen gehalten, das Glücksrad selbst wird von einer äußerst sterilen und schlichten weißen Verkleidung umrahmt. Die vollständig digitale LED-Ratewand erinnert inklusive der Sounds stark an die US-Variante. Als Höchstbeträge liegen in der ersten Runde 500 Euro, in der zweiten 1.000 Euro und in der dritten Runde 1.500 Euro auf dem Rad, die anderen Beträge pendeln zwischen 50 und 400 Euro. Der frühere „Extradreh“ wurde zugunsten eines „Jokers“ abgeschafft, der die gleiche Funktion hat und nur einmal pro Runde erdreht werden kann. Gespielt wird nicht wie früher um Sachpreise (wer erinnert sich nicht an die guten alten Gewinnpaletten?), sondern schlicht um Bargeld, weshalb die Show nicht wie einst mit dem Hinweis „Werbesendung“ on air geschickt werden muss. Während man über diverse Schwachstellen in der Aufmachung noch hinwegsehen kann, so gilt dies leider nicht für Moderation.

Buchstabenfee Isabel Edvardsson an der Ratewand RTLplus/​Frank Hempel


Isabel Edvardsson machte als Buchstabenfee einen weitgehend soliden und charmanten Job, Moderator Jan Hahn jedoch sorgte maßgeblich dafür, dass der Mythos dieser Sendung in Windeseile zerstört wurde. Sowohl er als auch seine Kollegen aus der Regie waren sichtlich und hörbar mit den Spielregeln überfordert, dutzende Male musste die Aufzeichnung abgebrochen werden, weil beispielsweise ein Kandidat nach dem Dreh einen Vokal statt eines Konsonanten nannte und dies dem „Sat.1-Frühstücksfernsehen“-Moderator schlichtweg nicht auffiel. Ein anderes Mal musste ein- und dieselbe Szene gleich dreimal gedreht werden, als ein Kandidat erst einen Konsonanten nannte, der sich bereits an der Ratewand befand, dann einen Vokal und anschließend wieder den gleichen Konsonanten wie zuvor. Jedes Mal wusste Hahn nicht, was jetzt eigentlich falsch gewesen sein sollte und sorgte bei den Anwesenden im spärlich besetzten Publikum für Kopfschütteln.

Die eingestreuten Talks zwischen den Spielrunden offenbarten aufgrund von Hahns wenig authentischem Gesprächsstil eine unfreiwillige Komik. Den Vogel schoss er jedoch im Finale, der ehemaligen Bonusrunde, ab. Eine Kandidatin nannte den gesuchten Begriff quasi mit der Schlusshupe, wurde jedoch sowohl von Hahn als auch der Regie blitzschnell abgewimmelt mit der Begründung, die Zeit sei um gewesen und sie habe leider nicht gewonnen. Während der Verabschiedung durch Hahn und Edvardsson wurde die Kandidatin dann eiskalt im Hintergrund stehen gelassen.

Der neue Mann am Rad: Jan Hahn RTLplus/​Frank Hempel


Bei all den genannten Kritikpunkten handelte es sich allerdings nur um die Spitze des Eisbergs, von diversen Technikpannen, die man dem Team nicht wirklich anlasten kann, und weiterer gedanklicher Aussetzer, gerade bei Hahn, ganz zu schweigen. Bezeichnend war jedoch, dass ein Moderator mit langjähriger Erfahrung im Frühprogramm von Sat.1 für jeden noch so kleinen Satz ein Kärtchen brauchte, und sei es nur für die kurze Abmoderation in die Werbung mit den Worten „Wir sind gleich wieder da“. Das grenzte stellenweise schon leicht an Dilettantismus.

Sicherlich sind gerade bei den ersten Aufzeichnungen die einen oder anderen Problemchen durchaus zu entschuldigen, dennoch wirkte der Gesamteindruck, nicht zuletzt aufgrund der stellenweise unbeholfenen Moderation, reichlich unausgegoren. Im Gegensatz zu „Ruck Zuck“ kann auch das nach wie vor zeitlose Spielprinzip diese Schwachstellen nicht auffangen, wenn der Moderator vor jeder Entscheidung eines Kandidaten gebetsmühlen- und roboterartig „Drehen, Vokal kaufen oder lösen?“ fragt. Ein bisschen mehr Lockerheit und Spontaneität wären hier nicht nur wünschenswert, sondern geradezu notwendig gewesen. So wird es ab Montag interessant sein zu sehen, ob sich das Team vor und hinter der Kamera im Verlauf der 60 Folgen steigern konnte – oder ob der Eindruck der ersten beiden Aufzeichnungen doch kein Strohfeuer war.

Über den Autor

Dennis Braun, geboren einen Tag nach dem Mauerfall, ist ein richtiges Kind der 90er und Retro-Fan. Neben schaurig-schöner Eurodance-Musik kann er sich auch heute noch an diversen Gameshows wie „Geh aufs Ganze!“, „Glücksrad“, „familien duell“ oder „Der Preis ist heiß“ erfreuen, die er damals sehr häufig bei und mit seinen Großeltern geschaut hat. Daneben hat er ein Herz für gut gemachte deutsche Comedy, die allerdings bekanntermaßen recht spärlich gesät ist. Wenngleich er kein wirklicher Serienjunkie ist, laufen ihm dennoch ab und zu ein paar Produktionen wie der „Club der roten Bänder“ oder „The Strain“ über den Weg, die ihn in ihren Bann ziehen. Bereits seit Januar 2013 für fernsehserien.de tätig, verstärkt er seit März 2016 auch die Newsredaktion und kennt sich besonders im nationalen Bereich gut aus.

Lieblingsserien: Pastewka, Club der roten Bänder, Die Dinos

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Der Gluecksrad-Typ macht das voelllig ok! Richtig schlimm ist Oli Geissen der gerade RUCK-ZUCK kaputtmoderiert, weder von Gameshow eine Ahnung hat, noch von Spielregeln oder Kandidaten, und dessen Wortschatz sich in jeder Sdg. auf "Alles gut" und "Ok" beschraenkt. Grauenvoll! Dazu gefuehlte 11 Zuschauer auf der Tribuene und willkuerliche Unterbrechungen fuer die Werbung.... RTLplus scheint voller Anfaenger und Dilettanten zu sein ohne Gespuer fuer Klassiker und faehige Moderatoren! Holt endlich Jochen Bendel wieder!!
    • am via tvforen.de

      Lesen tut sich das ja nicht so gut. Der Moderator scheint nach der Schilderung ja ziemlich - nunja - dumm zu sein.
      Habe letzte Woche im Krankenstand mal reingezappt, der Moderator ist mir da jetzt nicht besonders blöd aufgefallen. Mehr die Kandidaten, die sehr einsilbig seine bemühten Fragen mit ja und nein beantwortet haben. Evtl. hat er sich ja ein wenig eingearbeitet.
      Oder ich war zu vernebelt, um überhaupt was zu merken ;)

      Ich fand eher die Blondine sehr nervig - obwohl ich felsenfest überzeugt war, dort Olli Kahns Ex (Verena Kern oder so) zu sehen. Diese billigen TV-Weiber sehen ja tatsächlich alle gleich aus....
      • am via tvforen.de

        Der Hahn ist schon negativ beim Sat1 Ffs aufgefallen..So unfassbar nervig, sinnlos daher plappernd und sich ständig ind Bild drängend. Dabei immer diese Mine: Ich bin sowieso der weltbeste Moderator.. :P
    • am via tvforen.de

      Das Glücksrad habe ich zu seiner Hochzeit nie gesehen und nun meine Freude daran.
      • am via tvforen.de

        Man kann bei der Schlussrunde geteilter Meinung sein. Ich bin der Meinung, dass der Moderator und die Regie haben richtig entschieden. Erst wenn die Ratezeit vollständig abgelaufen ist, muß die Schlußhupe ertönen. Ergo: Die Schlußhupe gehört nicht mehr zur Ratezeit. Das hat bestimmt auch der Rechtsvertreter, der bei einer solchen Show immer dabei sein muß, auch so gesehen, sonst hätte er die Antwort gelten lassen müssen. So ärgerlich und verständlich es für den Kandidaten/Kandidatin auch ist, aber irgendwann ist nun mal Schluß.
        Mich nervt das Gesülze des Moderators mit den Kandidaten auch. Aber irgendwie muß die Zeit, die früher mit der Auswahl und Aufzählung der Preise verbracht wurde, ja "totgeschlagen" werden.
        • am via tvforen.de

          der Hahn hatte bereits beim Frühstücksfernsehn SAT1 hinreichend seine Talentlosigkeit unter Beweis gestellt - wenn er wenigstens mal Sprechunterricht nehmen würde ... schlimmer Typ
        • am via tvforen.de

          Das Sat 1 Frühstücksfernsehen kenne ich nicht. Wenn das kommt bin ich entweder in der Arbeit und wenn ich frei habe schaue ich so früh nicht fern weil ich dann meistens noch schlafe. ;)

          Beim Glücksrad nervt er total.
      • am

        Ich kann mich dem ganzen nur anschließen. Der Moderator und die "Buchstabenfee" quatschen nur dummes Zeugs.. darauf kann man echt verzichten.
        • am via tvforen.de

          Ich kann mich mit dem Moderator gar nicht anfreunden.
          Rest habe ich schon im Ruck Zuck Thread geschrieben.
          • am via tvforen.de

            RTL Plus..sieht das überahupt einer? Komischer Resterampe Sender..Aber da ist der Hahn schon richtig. Und Nackedei Isabell auch :D
            • (geb. 1979) am

              Ich habe mir gestern auch das neue "Gluecksrad" angetan. Schließe mich voll der Kritik meines Vorredners an und stimme in allen Punkten voll zu ! Bei der Titelmusik haette man sich mehr Muehe geben und eine neue Komposition nehmen sollen. Oder haette man nicht eine Melodie aus Sat.1-Zeiten nehmen koennen ? Moderator Jan Hahn wirkte tatsaechlich etwas steif, ich hoffe, dass wird mit der Zeit besser. Aber warum wurden Schnellraterunden eingefuehrt ? Nur, damit man ermittelt, wer eine Runde beginnt ? Finde ich vollkommen ueberfluesig. Warum macht man es nicht wie frueher ? Jeder Kandidat beginnt eine Runde. Und was mich auch gestoert hat: diese Hintergrundmusik während des ganzen Spiels, die muss dringend abgestellt werden. Wenn man sich all diese Kritikpunkte zu Herzen nehmen wuerde, koennte man aus diesem Format einiges machen. Ich werde vorerst nicht mehr einschalten.
              • (geb. 2001) am

                Beim Anschauen merkt man sofort, dass auf Sparflamme geköchelt wird, weil die Gewinnpaletten fehlen und das Superspiel gestrichen wurde. Die Vermeidung der Bezeichnungen ist Charme-verderbend, genau wie ein Chartsong als Themenlied, was schon bei den Familien-Duell-Promispecials mit Daniel Hartwich übel genommen wurde.

                Ich hatte schon mal einen Bericht auf DWDL gelesen, wo alle Shows kleine Vorab-Kritiken hatten, und war beim Lesen des Glücksrad-Abschnittes schon skeptisch (http://www.dwdl.de/magazin/57555/wie_gut_sind_die_neuen_alten_gameshows_bei_rtlplus/).

                Mein Fazit: Die beste Glücksrad-Ära war immer noch die auf Sat.1. Jan Hahn kommt, wie in der Kritik schon geschrieben, sehr steif daher. Bei seiner Doppelfrage "Drehen oder Vokal kaufen?", könnte man denken, dass es ein Roboter sagen würde.
                • (geb. 1989) am

                  In unserer Kritik geht es ja um die Pannen, die während der Aufzeichnungen passiert sind, und davon wird man 99 % in der Schnittfassung fürs Fernsehen gar nicht zu sehen bekommen. ;-) (DB)
                  • (geb. 1974) am

                    Aber auch bei "Jeopardy!" leistete sich Joachim Llambi schon einige Fehler.

                    Nachdem Llambi die Antwort vorgelesen hatte, antwortete der Kandidat nicht in Form einer Frage, sondern nur lapidar:

                    "Blue Jeans".

                    Daraufhin Llambi: "Ja, richtig. Was ist Blue Jeans."

                    Ãhm - ohne Worte....

                    Das kam mindestens in den 60 vorproduzierten Sendungen ca. 8 x vor!!!
                    Bei Hans-Jürgen Bäumler oder Frank Elstner hätte das sofort geheißen: "Falsch - weil Sie nicht in Form einer Frage geantwortet haben."
                    (andernfalls bräuchte man die Regeln zu "Jeopardy" gar nicht zu befolgen...)

                    Aber Llambi scheint auf den Regeln doch ein wenig zu "lasch" zu bestehen.
                    • (geb. 1967) am

                      auweia kann ich da nur sagen....

                      weitere Meldungen