„The Walking Dead“: Wer ist Negan? Das passiert in der Folge „Die Beichte“ („The Big Scary U“) – Review

Unser Recap zur fünften Folge der Zombieserie

Rezension von Jana Bärenwaldt – 20.11.2017, 23:00 Uhr

  • Seite
Negan (Jeffrey Dean Morgan) hat ein zentrale Rolle in der Episode „Die Beichte“ von „The Walking Dead“ – Bild: AMC
Negan (Jeffrey Dean Morgan) hat ein zentrale Rolle in der Episode „Die Beichte“ von „The Walking Dead“

Die Folge „Die Beichte“ (Originaltitel „The Big Scary U“) hebt sich deutlich von den bisherigen vier Folgen der achten Staffel von „The Walking Dead“ ab und machte diese im Grunde erst rund. In der Episode werden nämlich die Ereignisse der Staffel von der anderen Seite her beleuchtet, also der Seite der Saviors und Negans (Jeffrey Dean Morgan). Dabei kommen auch einige interessante Details über Negans Beweggründe und seine Vergangenheit vor der Zombie-Apokalypse ans Licht.

Zeitlich versetzt die Episode den Zuschauer anfangs zurück in die erste Folge der Staffel, vor den Angriff von Rick (Andrew Lincoln) und Co. auf Negans Hauptquartier. Gregory (Xander Berkeley) ist also vor Ort und bemüht sich die Wogen zwischen den Saviors und Hilltop zu glätten. Vor Negan, Dwight (Austin Amelio), Eugene (Josh McDermitt), Simon (Steven Ogg), Gavin (Jayson Warner Smith) und Regina (Traci Dinwiddie) versucht er als Anführer der Gemeinde aufzutreten und verspricht, die Aufstände seiner Leute zu unterbinden.

Negan hat Gregory zwar längst als den feigen und egoistischen Mann durchschaut der er ist, doch er lässt ihn vorerst gewähren. Und es wird auch schnell klar warum: Denn als Simon vorschlägt, die Hilltop-Leute einfach umzubringen, wenn sie nicht kooperieren sollten, wird der Anführer der Saviors plötzlich richtig wütend. Er bezeichnet die Menschen als Ressource und als die Basis, auf die sich die Saviors gründen. Denn Negan braucht Produzenten, sonst bricht sein Reich ganz schnell zusammen. Deshalb will er auch den Krieg vermeiden. Sein Plan sieht vor, die jeweiligen Anführer Rick, Maggie (Lauren Cohan) und Ezekiel (Khary Payton) gefangen zu nehmen und ein öffentliches, grausames Exempel an ihnen zu statuieren. Seine Ausführungen werden allerdings von Schüssen unterbrochen. Rick, Maggie, Ezekiel und ihre Leute sind nämlich da, um den ersten Teil des Plans umzusetzen.

Dwight (Austin Amelio) mit Negan (Jeffrey Dean Morgan) und Gavin (Jayson Warner Smith) in der Episode „Die Beichte“

Es folgt ein Schnitt und die Folge geht dort weiter, wo die erste endete, nämlich beim Aufeinandertreffen von Gabriel (Seth Gilliam) und Negan in dem Container auf dem Hof der Sanctuary, während um sie herum eine Herde von Walkern wütet. Negan stürzt sich direkt auf Gabriel, um ihn zu entwaffnen. Der ist zu überrascht und wohl auch zu geschockt darüber, dass er sich auf einmal Angesicht zu Angesicht mit dem Anführer der Saviors befindet, um schnell genug zu reagieren. Da die beiden jetzt erst einmal feststecken, nutzen sie die Zeit für ein paar aufschlussreiche Gespräche. Negan stellt Gabriel die Frage, die sich bestimmt auch schon einige Zuschauer gestellt haben: Warum hat er sein eigenes Leben riskiert, um das von Gregory zu retten, der sie kurz vorher verraten hatte? Gabriel lächelt und erwidert ein wenig kryptisch, dass alles einen Sinn hätte, und dass der Sinn hier vielleicht darin läge, dass er Negan die Beichte abnimmt.

Im Hauptquartier der Saviors nehmen die verbliebenen Leutnants an, dass Negan tot ist. Das gewährt einen interessanten Einblick auf die Frage, was geschehen wäre, wenn Rick Negan an Ort und Stelle erschossen hätte und ob man nicht so den ganzen Krieg hätte verhindern können. Schließlich ergreift Simon das Ruder und sagt, dass Negan nicht tot sei, da sie alle Negan seien. Trotzdem können sie sich zunächst nicht auf das weitere Vorgehen einigen und scheinen mit der Situation überfordert zu sein. Gavin spricht das naheliegende Problem an: ein Maulwurf in den eigenen Reihen, der den Gruppen außerhalb der Sanctuary Informationen zugespielt hat. Obwohl Dwight jetzt eigentlich das Herz bis zum Hals schlagen sollte, bleibt er zumindest nach außen hin cool und gefasst, und so ist es am Zuschauer für einen Moment gebannt den Atem anzuhalten, als Simon sich zu ihm hinunterbeugt. Aber Dwight ist auch nicht derjenige, der verdächtigt wird. Es werden zwar keine Namen genannt, als Simon Drohungen gegenüber dem potentiellen Verräter ausspricht, da es keine Beweise gibt, aber Eugene erscheint allein deswegen verdächtig, da er ein ehemaliges Mitglied von Ricks Gruppe ist. Vorerst müssen sie sich jedoch mit dem Zombie-Problem vor ihrer Tür auseinandersetzen.

Im Hof erzählt der Anführer der Saviors Vater Gabriel von seiner Vergangenheit. Er hat früher mit Kindern gearbeitet und erklärt, dass man sie früh genug auf den rechten Weg bringen müsse, da aus kleinen Arschlöchern sonst große würden. Die Zuschauer lernen mehr über Negans Prinzipien und Vorstellungen von der Welt, etwa, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen habe, aber dass er dazu da wäre, um Menschen und damit die Welt stark zu machen. Er gibt zu, dass auch er Schwächen habe, diese mit seinen Stärken jedoch aufwiegen würde. Außerdem betont er nochmals, dass er zwar damals Glenn (Steven Yeun) und Abraham (Michael Cudlitz) tötete, jedoch nicht für ihren Tod verantwortlich sei. Als Gabriel ihn auf die rauen Bedingungen anspricht, in der seine Arbeiter leben müssen, entgegnet Negan trocken, dass dies ein Wirtschaftssystem sei, in dem es nun mal Gewinner und Verlierer gäbe. Aber niemand hier müsse Hunger leiden und keiner sei ein Sklave. Gabriel nähert sich Negan sowohl persönlich als auch räumlich an und erwähnt den Harem in der Sanctuary. Er bohrt weiter nach, ob es jemals eine Frau vor der Apokalypse gegeben habe, der Negan die Treue schwor. Negan ist kurz davor aus der Haut zu fahren und murmelt zwischen zusammengebissenen Zähnen „Lucille, gib mir Kraft“.
Gabriel (Seth Gilliam) und Negan (Jeffrey Dean Morgan) in der Episode „Die Beichte“

Diesen Moment der Ablenkung nutzt Gabriel um Negan nun seinerseits zu entwaffnen. Der Priester versucht, ihn zu erschießen, scheitert aber und verbarrikadiert sich in einem kleinen Nebenraum. Negan will mit ihm zusammenarbeiten um zurück zum Quartier zu kommen, da dies alleine ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen ist. Gabriel willigt ein, unter der Bedingung, dass Negan ihm seine Sünden gesteht. Und Negan gesteht. Er hatte eine Frau, die er als seine einzige wirkliche Frau bezeichnet. Allerdings war er wohl kein guter Ehemann, denn er gibt zu, sie belogen und betrogen zu haben. Sie war schwer krank, und als sie am Anfang der Apokalypse verstarb und mutierte, brachte er es nicht über sich, sie zu töten. Das sei seine große Schwäche und sein Geständnis. Gabriel sagt, dass ihm vergeben sei. Sie schmieren sich mit Zombie-Gedärmen ein und kämpfen sich Seite an Seite ihren Weg durch die Walker.

Der Zuschauer hat also endlich etwas über Negans Vergangenheit, seine Schwäche und seine menschliche Seite erfahren. Oft wurde bereits bemängelt, dass die Saviors so schwarz und einseitig gezeichnet werden, dass man keinerlei Empathie oder gar Verständnis für sie aufbringen kann (Dwight und Sherry (Christine Evangelista) ausgenommen). Und auch Negan verkam nach dem anfänglichen Schrecken, den seine Figur verbreitete, mehr und mehr zu einem Bösewicht ohne wirkliche Substanz. Deshalb tut es gut, daran zu erinnern, dass alle Figuren in „The Walking Dead“ Menschen mit einer Vergangenheit sind, und selbst Negan nicht immer die psychopatische Grinsebacke war, die er jetzt ist. Von dem, was man erfährt, war er zwar auch vor der Apokalypse nicht der nette Kerl von nebenan, aber der Hintergrund verleiht seinem Charakter mehr Menschlichkeit und Facetten.

weiter

weitere Meldungen