Das vulkanische ‚Hallo‘ auf geschickte Art umgesetzt: „Star Trek: Discovery“
Bild: CBS All Access
Recap der Episoden „Das vulkanische ‚Hallo‘“ und „Kampf beim Doppelstern“
*** SPOILER ***
Im Rahmen einer Außenmission lernen die Zuschauer Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und ihren kommandierenden Offizier, Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh), kennen. Die beiden haben nach sieben gemeinsamen Dienstjahren ein tiefes Vertrauen. Im weiteren Verlauf der beiden Folgen drängt sich der Eindruck auf, dass sie durch ein unausgesprochenes, platonisches Liebesverhältnis verbunden sind. Die lebensfrohe und in der Anfangsszene geradezu schelmische Georgiou deutet an, dass es nach sieben Jahren auf der USS Shenzou Zeit für Burnham ist, ein eigenes Kommando zu erhalten.
Doch zunächst steht eine „Routine-Mission“ an: Ein beschädigter Kommunikationssatellit am Rande des Föderationsraums muss untersucht werden. Erste Analysen deuten an, dass der Satellit nicht durch natürliche Ereignisse beschädigt wurde. Ein merkwürdiges, wegen starker Strahlung im Umfeld eines Binär-Systems nicht scanbares und in einem Asteroidenfeld verborgenes Objekt erweckt die Neugierde der Crew.
Burnahm bietet sich an, es in einem Raumanzug zu inspizieren – wegen starker Strahlung eine Mission unter Zeitdruck. Am Objekt angekommen, erkennt sie ein uraltes, schönes Raumschiff – auf dem sich ein Klingone in einem Raumanzug befindet, der Burham direkt angreift. Mittels eines Raumanzug-Manövers kann sie ihn in seine eigene Klingenwaffe stürzen und töten, verliert aber das Bewusstsein.
Mit Stunden Verspätung ist sie daher in bewusstlosem Zustand an Bord des Schiffs zurück, zudem hat sie eine Überdosis stellarer Strahlung abbekommen. Als sie erwacht, stürmt sie von der Krankenstation auf die Brücke, um von dem Klingonen zu berichten. Wegen ihrer Vorgeschichte, ihrer mehrfach angeschlagenen Gesundheit und der langfristigen, selbstgewählten Isolation der Klingonen wird ihren Worten zunächst kein Glaube geschenkt. Nur ihre enge Beziehung zum Captain sorgt dafür, dass man vorsichtig wird. Gemäß Föderations-Protokoll sendet Captain Georgiou eine Friedensbotschaft und ruft Unterstützung herbei.
Burnham holt sich bei Sarek Informationen, wie es die Vulkanier eigentlich früher geschafft hätten, mit den Klingonen klarzukommen. Sarek empfiehlt ein „Vulkanisches ‚Hallo‘“: Stärke zeigen und das Feuer eröffnen – dann wird man von den Klingonen respektiert. Ein Vorschlag, den Burnham nachdrücklich dem Captain unterbreitet, der aber natürlich abgelehnt wird: Sternenflotte schießt nicht zuerst. Es kommt zum Wortwechsel, woraufhin Captain Georgiou ihren Ersten Offizier in ihrem Besprechungszimmer zur Ordnung ruft.
Burnham trifft eine überraschende Bauchentscheidung und betäubt ihren Captain mit einem vulkanischen Nervengriff. Der Erste Offizier kehrt auf die Brücke zurück und lässt unter Berufung auf eine Meinungsänderung des Captains einen Angriff vorbereiten. Die Bewusstlosigkeit von Georgiou dauerte jedoch nur kurz, sie unterbindet den Angriff – und lässt Burnham wegen Meuterei einsperren. Die Brückencrew: Saru (Doug Jones), Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Captain Georgiou (Michelle Yeoh) An Bord des fremden Schiffes befinden sich in der Tat Klingonen, genauer gesagt eine Splittergruppe. Das Volk hat sich vor hundert Jahren in die Isolation zurückgezogen. T’Kuvma (Chris Obi) hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken des mystischen Einers der Klingonen (Kahless) neu zu beleben und die 24 zerstrittenen Häuser im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind erneut zu einigen: Die Föderation – die will die Lebensart der Klingonen zerstören. Dazu hat T’Kuvma mit dem zerstörten Kommunikationssatelliten eine Falle aufgebaut und aktiviert nun das Raumschiff als altes Artefakt, das „Licht des Khaless“. Damit wird nun tatsächlich eine gewaltige Menge Licht freigesetzt, die Vertreter der 24 Häuser in ihren Schiffen auf den Plan ruft. In einer von Fanatismus und Selbstbeweihräucherung geprägten Rede kann er die meisten davon auf seine Seite ziehen.
Nun kommen auch die herbeigerufenen Föderationsschiffe an. Als Captain Georgiou sich nun in einer versöhnlichen Botschaft an die Klingonen wendet, eröffnen diese unvermittelt das Feuer. Es kommt zu einer ausgiebigen Raumschlacht, in der die Föderationsschiffe zunächst unterliegen, die Shenzhou muss kräftig einstecken. Dabei wird das Schiff so beschädigt, dass Burnhams Zelle nur noch durch ein Energiefeld vom Weltraum abgetrennt wird. In Anlehnung an klassische „Kirk vs. Computer“-Diskussionen über Logik kann Burnham den Computer dazu bringen, sie „aus humanitären Gründen“ aus der Zelle freizugeben, um ihr eine Überlebenschance zu gewähren.
Die Ankunft des Schiffs des örtlichen Föderationsadmirals lässt das Schlachtenglück kippen. Er schlägt in dickköpfiger Föderationsmanier den Klingonen einen Waffenstillstand vor. T’Kuvma reagiert nun erstmalig auf die Aufrufe der Föderation und stimmt zum Schein zu. In Wahrheit lässt er ein gewaltiges, bisher getarntes Schiff das Admiralsschiff rammen und zerstören – allerdings wählt der Admiral die Selbstzerstörung, um noch ein bisschen Schaden zu verursachen.
Die Klingonen haben die Schlacht beim Binär-Stern gewonnen. Die meisten klingonischen Schiffe ziehen ab, um Berichte über die neue Ära für ihr Volk ins Imperium zu tragen. T’Kuvma lässt die überlebenden Föderationsschiffe hochmütig/gnädig abziehen: Sie sollen die gleiche Botschaft in der Föderation verbreiten.
So leicht gibt sich Georgiou nicht geschlagen und plant einen „Selbstmordanschlag“ auf T’Kuvmas Schiff, dass am Kampfort verblieben ist, um dem Spleen des Klingonenführers folgend die glorreich Gefallenen einzusammeln. Burnham erreicht die Brücke. Sie gibt zu bedenken, dass ein im Kampf gefallener T’Kuvma für die Klingonen zum Märtyrer würde – besser sei es, wenn man ihn gefangen nehmen könne und dadurch seinen bisherigen Erfolg untergraben. Nun bietet sich Burnham an, einen Torpedo selbst zum gegnerischen Schiff zu manövrieren und sich zu opfern. Doch Georgiou hat spontan eine andere Idee: Der Sprengkopf wird per Transporter zu einer der im Raum treibenden Klingonenleichen gebracht, kommt so an Bord von T’Kuvmas Schiff und kann es außer Gefecht setzen.
(Anmerkung: Die Leichen der Klingonen sozusagen zu vermienen ist für einen Föderationsoffizier eine überraschend erschreckende Tat und zeichnet auf der Erde die ruchlosesten Mächte aus.)
Georgiou und Burnham beamen an Bord des Schiffs. Im Nahkampf kommen jedoch T’Kuvma und auch Georgiou zu Tode, wobei die Leiche des Sternenflottencaptains an Bord des Schiffs zurückbleibt.
Wegen ihrer Meuterei wird Burnham nach ihrer Rückkehr von einem Tribunal verurteilt, aus der Sternenflotte entfernt und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Nach dem Nachspann folgt ein leider noch nicht online veröffentlichter Trailer. Er legt nahe, dass Brunham zur Verbüßung ihrer Strafe an Bord der USS Discovery kommt, dem Anschein nach ein Schiff, auf dem auch Strafgefangene sind – immerhin ist Burham eine hochdekorierte Wissenschaftlerin. Während der Krieg gegen die Klingonen tobt, entwickelt der dortige Captain Gabriel Lorca (Jason Isaacs) Interesse an Burnham und gewährt ihr ungewöhnliche Freiheiten …
Insgesamt konnten die ersten beiden Folgen damit trotz absehbaren Rahmens einige große Überraschungen liefern. Mit der Ansage, dass man durch die Wahl eines ersten Offiziers – statt eines Captains – als Protagonist neue erzählerische Wege wollte, war also sehr untertrieben. Michael Burnham ist ein waschechter Häftling.
Während für „Discovery“ mit der bisher noch nicht aufgetretenen Figur des Paul Stamets erstmalig ein offen homosexuelles Besatzungmitglied haben wird, stellt sich nach den beiden Auftaktepisoden nun auch die Frage nach Burnhams Sexualität, also die der Hauptfigur – auch, wenn die sexuelle Veranlagung von Charakteren im Jahr 2017 kein großes Ding mehr sein sollte, so ist es doch für „Star Trek“ medienhistorisch notierenswert. Captain Gabriel Lorca (Jason Isaacs) kommt erst ab Folge drei vor.
Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.
@invwar Zwischen den Ereignissen der Straftaten von Michael Burnham und Tom Paris liegen grob etwa 120 Jahre. Man kann also schon davon ausgehen, dass in diesem Zeitraum das Strafsystem der Föderation modernisiert werden wird. Daher halte ich die unterschiedlichen Strafmaße für absolut plausibel.
Und ich bin absolut Deiner Meinung, dass es nicht einen wirklich guten Piloten bei Star Trek gibt, wobei mir dieser noch am besten gefallen hat!
@faxe61 "The Expanse" ist ein absolut ernst zu nehmender Konkurrent, wenn sich "Discovery" nicht noch gewaltig steigert. Davon gehe ich aber noch aus.
Kann mich groesstenteils der Kritik anschliessen, auch wenn ich grade die Kritik an den Taten der Foederationsoffiziere etwas uebertrieben finde. Der Admiral handelt absolut richtig und es ist auch erwartbar, dass ein stolzer Klingone mehr auf einen Admiral der Sternenflotte hoert als auf einen einfachen Kapitaen. Da T'kuvma kooperationswillig klingt, ist da nichts zu kritisieren. Bei der darauffolgenden Tat von Captain Georgiou haette man schon etwas mehr Kritik von einigen unteren Offizieren erwarten duerfen, aber nach den vorhergehenden Aktionen ist das Vorgehen verstaendlich. Was dann aber doch etwas laecherlich war, war dass Georgiou nicht direkt von T'Kuvma niedergemacht wurde im direkten Kampf, besonders die neuen bulligeren Klingonen sollten doch um Welten staerker sein als jeder Mensch.
Persoenlich war ich eher enttaeuscht von dem Piloten, besonders, da sie es nichtmal in 80 Minuten geschafft haben, mehr als 1 Sekunde des titelgebenden Schiffes zu zeigen (die Discovery war meine ich kurz im Kampf zu sehen). Wieso die Folge mit nem Tribunal voller Schattenrichter endete, war auch wenig Trek und es ist unglaubwuerdig, dass die Foederation lebenslange Haft bei Meuterei (immerhin halbwegs begruendet) eines ansonsten guten Offizieres gibt. Tom Paris zB wurde auch nur zu 18 Monaten verurteilt, wobei er sich offfiziell einer Terrororganisation angeschlossen hatte. Dazu kommen dann noch paar eher technische Sachen, die Klingonenszenen waren eindeutig zu viel. Die stehen (klar ersichtlich in Megamasken) da nur rum und labern "langweiliges" Jibberisch vor sich her, waehrend in den alten Serien nur deren Rituale oder Kampfsituationen in klingonisch waren. Allerdings wirkt das klingonisch auch komisch, was wohl daran liegt, dass alle Schauspieler mit Wattebaeuschchen im Mund sprechen und die Masken wenig Emotionen zulassen. Weiterhin empfindet man es wohl als cool, keine einzige Szene waagerecht zu drehen, weswegen alles angewinkelt gefilmt wurde.
Alles in allem verschmerzbar und 100% noch locker rettbar (Star Trek hatte nie einen echt guten Piloten). Aber wuerde da jetzt nicht Star Trek draufstehen, waere die Serie bei mir erstmal auf Halde gelandet. Aber da ist zb zur Zeit auch The Expanse, was ja zumindest im englischsprachigen Raum hochgelobt wird.