„Nix Festes“: Neue ZDFneo-Sitcom ist „Nix Sehenswertes“ – Review
Serie mit Josefine Preuß versinkt hoffnungslos in Klischees
Rezension von Jana Bärenwaldt – 26.02.2018, 17:00 Uhr

Generation Y, Generation Tinder oder Generation Beziehungsunfähig – es gibt viele verschiedene Begriffe für die jungen Menschen zwischen Anfang zwanzig und Mitte dreißig unserer Zeit. Spätestens seit Michael Nasts Bestseller von Anfang 2016 hat sich der Titel „Generation Beziehungsunfähig“ wie ein roter Faden durch alle großen Zeitungen gezogen und in den Köpfen der Menschen eingeprägt. Mit seinen Geschichten um die Irrungen und Wirrungen von jungen Leuten in der großen Stadt hat er einen Nerv getroffen, obwohl er damit im Grunde nichts Neues erzählt hat.
Jetzt wurde das Thema von ZDFneo mit der Comedyserie „Nix Festes“ aufgegriffen. Und wenn man schon eine Serie über vier junge, kreative Köpfe in ihrer chaotischen Selbstfindungsphase produziert, welche Stadt fügt sich da nahezu perfekt ins Setting? Richtig, Deutschlands Hauptstadt Berlin, der Ort, an den seit Jahren gefühlt jeder pilgert, der ein Start-up gründen, einen Fashion-Blog schreiben oder einen YouTube-Kanal betreiben will. Keine andere Stadt vereint so viele unterschiedliche Szenen in sich und bringt im Minutentakt neue Trends hervor, lässt aber genauso schnell auch wieder die Träume über den großen Durchbruch zerplatzen. Die Erfahrung müssen auch die vier Freunde Jonas (Sebastian Fräsdorf), Wiebke (Josefine Preuß), Basti (Tim Kalkhof) und Jenny (Marie Rathscheck) machen. Inmitten des pulsierenden Herzens der Stadt wohnen die vier Freunde zwischen 24 und 32 Jahren in einem echten Berliner Altbau, vereint nicht nur durch ein gemeinsames Dach, sondern auch durch den großen Wunsch nach Selbstverwirklichung.
Die Möchtegern-Drehbuchautorin Wiebke hat eine ziemlich große Klappe und einen staubtrockenen Humor. Sie wohnt mit Küken Jenny zusammen, die einen eigenen YouTube-Channel betreibt und die anderen mit ihrer naiven Art und ihrer stets übertrieben guten Laune regelmäßig in den Wahnsinn treibt. Jonas versucht sich zusammen mit Wiebke ebenso erfolglos am Schreiben. Gemeinsam mit dem arbeitslosen, homosexuellen Basti wohnt er in einer WG. Ja, Basti ist schwul. Das muss an dieser Stelle auch noch einmal betont werden, denn es war den Autoren der Serie anscheinend auch sehr wichtig dieses Detail herauszustellen, sodass der Zuschauer in wirklich jeder Szene mit Basti irgendwie daran erinnert werden muss, als würde die Chance bestehen, dass man es ansonsten nach fünf Minuten wieder vergessen hat. Dadurch wird die Figur fast ausschließlich über ihre sexuelle Orientierung charakterisiert. Jonas und Wiebke waren außerdem mal ein Paar, haben aber irgendwann gemerkt, dass sie auf professioneller Ebene besser zusammenpassen. Oder auch nicht, gemessen an ihrem nicht vorhandenen Erfolg. Das hindert die beiden aber nicht, miteinander betrunken ins Bett zu hüpfen und einen ebenso erfolglosen Versuch einer Freundschaft plus zu starten.
„Nix Festes“ kratzt gerade einmal an der Oberfläche einer Thematik, die eigentlich sehr interessant für eine breite Zielgruppe gewesen wäre, wenn man sie anders aufbereitet hätte. So kriegt man aber nur den Diskurs visuell aufgewärmt, der bereits seit Jahren in sämtlichen Medien und sozialen Netzwerken zirkuliert. Die Serie bietet einfach nichts Neues. Sie ist weder innovativ noch geschickt satirisch, sondern meist zu platt, um die Mundwinkel auch nur ansatzweise anzuheben. Man nehme alle Klischees, die man über Berlin, Homosexuelle und die Generation Y kennt, treibe diese auf die Spitze und runde diese noch mit total witzigen und geistreichen Aussagen wie „Der Stellenmarkt für Autoren ist so leer wie ein Freibad nach einem Piranha-Alarm“ oder „Ich freu mich doch immer so, wenn ihr Heterosexualisten eure Spaßbremsigkeit überwindet“ ab – et voilà, herauskommt „Nix Festes“. Niemand redet so. Wirklich niemand. Warum also legt man eigentlich sympathischen und halbwegs authentisch und intelligent wirkenden Charakteren solche Worte in den Mund? Die Integrität der Figuren wird doch spätestens dann untergraben, wenn Basti sagt: „Aber immer dran denken: Gummi drüber oder rausziehen, bevor die Einhörner anfangen zu singen“. Ratlosigkeit oder pure Verzweiflung aufgrund dieser Aussage stellt sich hier nicht nur bei Jonas ein.
Dieser Text basiert auf Sichtung aller vier Episoden der Serie.
Jana Bärenwaldt
©Bilder: ZDFneo/Christoph Assmann + Claudius Pflug
„Nix Festes“ ist ab dem 27. Februar wöchentlich um 22:45 Uhr auf ZDFneo zu sehen. An dem Tag werden auch alle vier Episoden in der ZDF-Mediathek veröffentlicht.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Frau Pudlich am
Ich muss der Kommentatorin Jana Bärenwaldt heftig widersprechen. Für eine deutsche Serie ist "Nix festes" kurzweilig, hat einen super Cast und rotzfreche Dialoge. Wie tiefgründig sollen die Gespräche denn bei einer 30 minütigen Comedy Serie denn bitteschön sein?
Das Einzige, was mich bei ZDF-Neo Serien immer wieder ärgert ist die schlechte Tonqualität. Es müsste dringend eine bessere Tonbearbeitung stattfinden, weil man wirklich vieles akustisch nicht versteht und sich dann ratlos gegenseitig anguckt und fragt: "Hä? Was hat die gerade gesagt?".... "Du, ich habs grad auch nicht verstanden!" Echt schade!