„Das Vermächtnis von Montezuma“: Raus aus dem Museum! – Review

Fortsetzung vom „Vermächtnis der Tempelritter“ ab heute bei Disney+

Rezension von Fabian Kurtz – 14.12.2022, 19:35 Uhr

„Das Vermächtnis von Montezuma“: Seit dem 14. Dezember bei Disney+ – Bild: Disney+
„Das Vermächtnis von Montezuma“: Seit dem 14. Dezember bei Disney+

Am 14. Dezember startete Disney+ das von Fans der Abenteuerfilme „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ ersehnte Spin-Off. „Das Vermächtnis von Montezuma“ bringt uns dabei nicht nur an den Rand der Geschichte, sondern gleichsam an den Abgrund der medialen Ausschlachtung. Ein Balance-Akt, der nur schiefgehen kann. Oder doch nicht?

Was die Serie schonmal anders macht als seine Vorgängerfilme, ist die Adressierung an ein klar jüngeres Publikum. Unsere Hauptfiguren sind eine Gruppe junger US-amerikanischer Studentinnen und Studenten, angeführt von der im Land nur geduldeten Mexikanerin Jess Valenzuela (Lisette Olivera). Sie kam als kleines Kind in die USA, nachdem ihre Mutter im Jahr 2001 vor Auftragsmördern fliehen musste, die Jess’ Vater auf dem Gewissen hatten.

Jess (Lisette Olivera, l.) erfährt von Sedusky (Harvey Keitel, r.) mehr über ihre Vergangenheit. Disney+

Dieser war ein passionierter Schatzsucher und vor seinem Tod damit beschäftigt, einen sagenumwobenen Schatz der Maya vor ausbeuterischen Schatzsuchern zu schützen. Seiner Frau gab er noch ein Amulett mit auf den Weg nach Amerika, welches Jess weiterhin als einziges Andenken an ihren Vater trägt. Nun, im Jahr 2022, arbeitet Jess, die eine schnelle eidetische Auffassungsgabe besitzt, in einer Lagervermietung. Als sie von ihrem Chef beauftragt wird, die Auflösung eines in Zahlungsverzug geratenes Lager zu übernehmen, führt sie das zu Peter Sadusky (Harvey Keitel), einem ehemaligen FBI-Agenten.

Von Sadusky erfährt Jess mehr über ihren Vater, über ihre Herkunft und den alten Schatz der Maya, den sowohl ihr Vater als auch Sadusky zu schützen versuchten. Im Wissen, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, übergibt letzterer ihr einen Hinweis, um diesen Schatz sicherzustellen. Diesen versucht nämlich auch die zwielichtige Schatzsucherin Billie Pearce (Catherine Zeta-Jones) an sich zu bringen. Sie schreckt auf ihrem Weg nicht davor zurück, über Leichen zu gehen. Eine Hetzjagd gegen die Zeit, das Böse und immer auf der Suche nach der eigenen Identität.

Auch in diesem Abenteuer dürfen Geheimverstecke nicht fehlen! Disney+

„National Treasure: Edge of History“ (Originaltitel) bedient das Abenteuer in seinem Genre als Fest, als Hommage und so manches mal als Bürde. Ähnlich einem Nathan Drake und einer Lara Croft, ist es nun auch Jess, die dem Erbe ihrer Väter folgt und sich ins Ungewisse wagt. Dabei findet sich in den ersten Episoden der Serie zwar noch kein Dschungel mit Raubkatzen oder stereotypisierten Ureinwohnern, sondern ein digitales Zeitalter, in dem die mystischen Schätze gealtert und verstaubt in Lagern zurückbleiben. Man erinnert sich an Indiana Jones’ Wutrede am Ende von „Jäger des verlorenen Schatzes“: Es gehört in ein Museum!

Was dem Abenteuerfilm anhängt, ist auch das Label, die Kolonialzeit zu verherrlichen. Dem, und das ist wahrlich neu, stellt sich Disney+ klar entgegen. Man kann von Diversity-Casting halten, was man will, in diesem Fall ergibt es nicht nur ein zeitgemäßes Bild der USA, sondern fördert die Geschichte ungemein. Jess, als geduldete Mexikanerin stets der Ausweisung ausgesetzt, findet zurück zu ihrem Vater, dem Hüter des Schatzes einer Kultur, die ebenso fortschrittlich war, wie ihre Eroberer. Womöglich fortschrittlicher! Wir haben mit Jess keinen Indiana Jones, der die Dinge in Museen dem Exhibitionismus preisgeben möchte, sondern vielmehr eine respektvolle Analytikerin, die Dinge nicht beherrschen, sondern verstehen will.

Ein Wiedersehen alter Bekannter: Justin Bartha (l.) als Riley Poole, bereits beim „Vermächtnis der Tempelritter“ mit dabei. Disney+

Ideologisch ist „National Treasure: Edge of History“ also durchaus sehenswert, macht jedoch auch hier und da inszenatorischen Unsinn. So sind die Dialoge in Jess’ Clique arg stereotypisiert und ziemlich banal geschrieben. Die musikalische Untermalung ist extrem effekthascherisch und soll vermutlich der langweiligen Kameraführung entgegenwirken. Hinzu kommt eine stellenweise visuelle Kindlichkeit, die Jess’ Fähigkeiten aussehen lässt, als seien sie Teil der Lernaufgaben aus „Dora“. Das macht aus Jess nicht nur manchmal eine ungewollt komische Figur, sondern gibt der Serie eine Schlichtheit, die es aufgrund der simplen, aber temporeichen Handlung nicht gebraucht hätte. In den Abgrund stürzt die Jugendserie dadurch jedoch nicht.

Meine Wertung: 3/​5

„Das Vermächtnis von Montezuma“ ist seit dem heutigen Mittwoch bei Disney+ abrufbar. Zum Auftakt wurden zwei Episoden veröffentlicht, weitere folgen in wöchentlichem Turnus.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Die erstren beiden Folgen hatten mir ganz gut gefallen....obwohl laut IMDb der Kino-Darsteller der beiden Filme, Justin Bartha, in allen 10 Folgen dabei sein soll....in den ersten beiden war er schonmal nicht dabei...IMdb hats jetzt auch auf 8 runtergeschraubt....bezweifle irgendwie dass er in den restlichen 8 dabei sein wird...vermutlich nur eine Gastrolle oder so :D

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