TV-Sender zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt

Rechtswidrige Ausstrahlung im Rahmen eines „Galileo“-Beitrages

Jutta Zniva – 07.08.2008

TV-Sender zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt – Rechtswidrige Ausstrahlung im Rahmen eines "Galileo"-Beitrages

Das Landgericht München I hat am 6. August den Sender ProSieben zur Zahlung eines Schmerzensgeldes in der Höhe von 5000 Euro verurteilt. Geklagt hatte ein Mann, der laut „AP“ im Wissensmagazin „Galileo“ in einer für ihn entwürdigenden Situation gezeigt worden war. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden, es ist somit noch nicht rechtskräftig.

ProSieben hatte im Juni 2007 über die Arbeit einer Münchner Gerichtsvollzieherin berichtet, die mit Hilfe eines Schlossers und in Begleitung zweier Polizeibeamter (und eines Kamerateams) die Wohnung eines gesuchten Schuldners betrat. Dort weckte man einen nur mit einer Unterhose bekleideten Mann. Bereits während des Drehs stellte sich heraus, dass es sich nicht um den gesuchten Schuldner handelte, was später in der Sendung auch klargestellt wurde.

Der Mann hatte zwar vor Ort seine Einverständniserklärung für die Ausstrahlung des Beitrags gegeben, erklärte als Kläger dem Gericht jedoch, er sei überrumpelt worden und außerdem als Slowake der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig gewesen. Auch das Gericht sah es als Überrumpelung, dass der Mann von zwei Polizisten aus den Schlaf geweckt worden war und ihnen seinen Ausweis zeigen musste. Ein vom Sender in dieser Situation erworbenes Einverständnis zur Ausstrahlung des Beitrages sei sittenwidrig und damit nichtig. Die Ausstrahlung der Aufnahmen ist laut Urteil rechtswidrig.

Da die Sendung auch in der Slowakei zu sehen ist, war für das Gericht außerdem die Sorge des Klägers nachvollziehbar, dass durch den Magazinbericht in seiner Heimat ein falscher Eindruck von seiner Person entstehen könne. Da der deutsche Text der Sendung dort nicht immer verstanden werde, könnte fälschlicherweise angenommen werden, der Kläger habe den Gerichtsvollzieher im Haus und Probleme mit der Polizei.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Jetzt habe ich mich schon zu früh gefreut. Hatte schon gehofft, dass es SAT1 wegen permanenter Augen- und Ohrenfolter erwischt hätte.
    • am via tvforen.de

      Solange es Menschen gibt, die so etwas anschauen, wird es auch produziert und gesendet. Die Zuschauer haben großen Anteil an dem entwürdigenden Niveau des deutschen Fernsehens. Geld macht sexy, oder Quote macht Kohle.
  • am via tvforen.de

    richtig so. letztens waren tv reporter vom zdf in luxemburg und wollten in einer bank schwarzgeld einzahlen, natürlich mit versteckter kamera. ekelhaft diese art. gehört verboten.
    der typ hatte zu hause vielleicht eine frau die nicht wissen durfte das er bei einen typen übernachtet.
    • am via tvforen.de

      Gut so. Ich finde diese Art von "Journalismus", den Magazine wie Extra, Akte, Galileo betreiben, auch ziemlich entwürdigend.

      Besonders toll finde ich immer diese Tests: ob jemand ehrlich ist, ob jemand hilft, ob jemand richtig repariert (versteckt von einem Fachmann beobachtet, der sich über den Kollegen kopfschüttelnd äußert), ob das Zimmermädchen richtig geputzt hat usw. Dann wird derjenige, der das falsche gemacht hat, "knallhart konfrontiert", und jedesmal finde ich das Verhalten der Reporter und dieses öffentliche zur Schau stellen schlimmer als das Verhalten des Menschen, den man konfrontiert mit seinem Fehlverhalten (klar war das in den meisten Fällen Mist, was die gemacht haben - aber darum geht es mir nicht). Merkwürdigerweise sieht man das immer öfter, und ich frage mich wirklich, ob diese Leute die Beiträge auch frei geben. Wenn ich zuviel Geld von einer Kassiererin bekomme und es trotzdem einstecke, dann von einem Reporter gefragt werde, warum ich das getan habe, lasse ich das doch nicht senden. Klar könnte ich sagen, es sei mir nicht aufgefallen, aber das glaubt doch kein Mensch. Werden die auch alle überrumpelt?

      Gehört nicht wirklich zum Thema, paßt aber irgendwie dazu. Was geht es Fernsehdeutschland an, bei wem ein Gerichtsvollzieher Schulden eintreibt?
      • am via tvforen.de

        Das Schmerzensgeld kann ProSieben-NeunLive-SAT1 verkraften. "Galileo" ist übelstes Unterschichtenfernsehen (bekomme immer einen gewaltigen Schrecken, wenn der Pseudo-Gehirninhaber Aiman A. nach den "Simpson" oberwichtig rumtönt), dem mn nur mit Negativ-Schlagzeilen wie dieser beikommen will. Beteiligte der Sendung nennen "Galileo" tatsächlich "Die Sendung mit der Maus für Erwachsene" (für "Minderbemittelte" oder "Andersbegabte" wäre da treffender)
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
      >
      >
      https://www.fernsehserien.de/news-bilder/news/prosieben.gif
      align="right">Das Landgericht München I hat am 6. August den
      > Sender ProSieben zur Zahlung eines Schmerzensgeldes in der
      > Höhe von 5000 Euro verurteilt.

      Das soll ProSieben weh tun? Der Gerichtsvollzieher, die Polizisten und der Schloßer gehen straffrei aus? Schade, verdient hätten alle Beteiligten eine Strafe die wirklich weh tut.
      • am via tvforen.de

        ten schrieb:
        >
        > Der Gerichtsvollzieher, die
        > Polizisten und der Schloßer gehen straffrei aus? Schade,
        > verdient hätten alle Beteiligten eine Strafe die wirklich weh
        > tut.

        Ich glaube das habe ich gesehen, die waren schon in der richtigen Wohnung, außer Pro7 hat niemand was falsch gemacht.
    • am via tvforen.de

      Was läuft der typ denn auch in Unterhosen rum?
      • am via tvforen.de

        Dragutinovic schrieb:
        >
        > Was läuft der typ denn auch in Unterhosen rum?

        Zu Hause darf er rumlaufen wie er will.
      • am via tvforen.de

        Dragutinovic schrieb:
        >
        > Was läuft der typ denn auch in Unterhosen rum?


        Rate mal, was ich anhabe, während ich dies schreibe - ich wette, du kommst nicht darauf.
      • am via tvforen.de

        Unterhosen?


        naja, bei dem Wetter!

        ____

        Sorry, aber wenn ich was unterschreibe, dann unterschreibe ich was und wenn ich im Ausland bin, die Sprache nicht verstehe, dann lasse ich das. Und wer guckt in der Slowakei Galileo? oder anders herum, wenn es wer guckt, wer versteht das?
      • am via tvforen.de

        Sorry, Monsieur, aber ich brauche mich doch nicht zu Hause von einem Fernsehteam überrumpeln lassen! Du kannst ihm doch nicht zum Vorwurf machen, dass er das nicht verstanden hat.

        Die brechen die Wohnung auf, stören einen Nichtbeteiligten in seiner Privatsphäre, wissen, dass sie den Falschen erwischen und senden es trotzdem. Das ist die Unverschämtheit. Und es ist vollkommen egal, ob das einer in der Slowakei sehen kann oder nicht. Dem Mann war es unangenehm, auch hier bei uns haben vielleicht nicht alle richtig hingesehen und ihn dafür gehalten. Es hätte gar nicht gesendet werden dürfen.
      • am via tvforen.de

        @Paula

        Ich gebe Dir Recht, aber das Kamerateam verschwindet nicht sofort und wir wissen, dass selbst bei solchen Sachen immer eine Einwilligung erfolgen muss.

        (ich weiß es, weil ich komme aus der Branche und das ist vorsorglich, eben wenn Klagen kommen sollten!)

        Selbst ein Gerichtsvollzieher darf nicht einfach so ein Kamerateam mitschleppen, allerdings er selbst darf Fotos machen, wenn er vorher nachfragt.

        Die Sache mit Betrugsfällen ich kenne ich auch der Arbeit und wenn das gefilmt wird ohne Wissen des Täters, muss er unkenntlich gemacht werden, weil, er hätte in Gedanken versunken seine Tat nicht absichtlich begehen können, selbst bei bewiesen, solange nicht verurteilt bzw. angezeigt, sollte man keinen blossstellen.

        Ich halte solche Sachen nicht für koscher und auch im Prinzip zum Schutz des Opfers würde ich sowas nie senden, aber eine Person selbst entscheidet nicht und wenn das unterzeichnet wird, dann heißt es: draufhalten und senden.

        Leider ist es so, wenn einer den Vertrag unterzeichnet hat, dann ist er nicht weiter beteiligt, liegt im Ermessen der Redaktion.
      • am via tvforen.de

        Paula Tracy schrieb:
        >
        > Die brechen die Wohnung auf, stören einen Nichtbeteiligten in
        > seiner Privatsphäre, wissen, dass sie den Falschen erwischen
        > und senden es trotzdem. Das ist die Unverschämtheit.


        Deswegen sollten alle Beteiligten bestraft werden, 5000,- € sind für ProSiebenSat.1 doch aus der Portokasse zu bezahlen.
      • am via tvforen.de

        Monsieur Saran schrieb:
        >
        > Selbst ein Gerichtsvollzieher darf nicht einfach so ein
        > Kamerateam mitschleppen, allerdings er selbst darf Fotos
        > machen, wenn er vorher nachfragt.

        Gerichtsvollzieher gehören doch selbst zur Unterschicht und ich würde mich nicht wundern, wenn der dem den Wisch untergejubelt hätte.

        > Leider ist es so, wenn einer den Vertrag unterzeichnet hat,
        > dann ist er nicht weiter beteiligt, liegt im Ermessen der
        > Redaktion.

        Redaktion würde ich sowas nicht nennen.
      • am via tvforen.de

        Der Typ lief übrigens nicht, der schlief. Das würde ich im Sommer auch nur in Unterhose.

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