TV-Märchen am Fließband
ProSiebenSat.1 gründet eigene Telenovela-Schmiede
Jutta Zniva – 09.06.2005

In wirtschaftlich schlechten Zeiten kommen Telenovelas gerade Recht. Nicht nur dem Publikum, das gern in anspruchslose Fernsehmärchen flüchtet, sondern auch den Produktionsfirmen: Telenovelas sind bekanntlich billig in der Herstellung. Die ProSiebenSat.1 Media AG nützt auf ihre Art die Zeichen der Zeit und gründet nun gemeinsam mit dem Produzenten Christian Popp eine eigene Produktionsgesellschaft ausschließlich für Telenovelas.
Mit dem „Hang zum Eskapismus“ (also der Tendenz zur Flucht aus dem unerfreulichen Alltag in moderne Märchenwelten) erklärt Christian Popp die Begeisterung für Telenovelas. Bei der Grundy Ufa betreut er die Telenovelas „Bianca – Wege zum Glück“, „Verliebt in Berlin“ sowie die Serien „Verbotene Liebe“, „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und „Hinter Gittern“. Auch für die neue Telenovela der ARD (Arbeitstitel: „Braut wider Willen“) zeichnet Popp verantwortlich. Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski freut sich bereits auf gute Zusammenarbeit.
Kleiner Zahlenvergleich aus der „Welt“ zu den im Fernsehen umgesetzten Groschenromanen: Während ein herkömmlicher dramaturgisch gestalteter Fernsehfilm 14.000 Euro pro Minute koste, sei eine Telenovela schon für nur 2.140 Euro pro Minute zu haben. Der niedrige Preis sei auf die industrielle Produktionsweise zurückzuführen: Eine einzelne Folge werde an nur einem einzigen Tag abgedreht. Die simple Dramaturgie macht es möglich, dass eine große Zahl von Autoren die einzelnen Geschichten nach vorgegebenen Mustern zusammenfüge. Bei „Verliebt in Berlin“ etwa, so Welt-Redakteurin Erika Butzek, würden in nur einer Woche rund 150 Personen an 70 Kapitel gleichzeitig, schreiben, schneiden, vertonen und visuelle Tricks vorbereiten.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Max77 am via tvforen.de
Ich halte das mal wieder für eine dieser, in der deutschen Fernsehlandschaft so üblich gewordenen Todgeburten. Dieser Hype wird jetzt wieder von allen Sendern ausgeschlachten, bis es kein Mensch mehr sehen will (was ich nicht unbedingt schlecht finde). Ich gebe den Telenovelas ein paar Jahre, dann ist schluss. Verhältnisse wie in Lateinamerika sehe ich hier einfach nicht (bezogen auf die TV-Landschaft, an den Favelas und Trailer-Parks wird ja schon mit Hochrdruck gearbeitet).
Kann sich eigentlich noch jemand daran erinnern, dass das ZDF mit der Ausstrahlnug der ersten deutschen Telenovela angefangen hat, und nich SAT1?!Ursula am via tvforen.de
Das Fernsehn von heute ist gans schön auf den Hund gekommen. Für mich sind Telenovelas das was das Mexikanische oder das Brasilanische Fernsehn bringt.
Ich kann mir nur denken das sehr junge Leute sich soetwas anschauen.xy am via tvforen.de
"Bei "Verliebt in Berlin" etwa, so Welt-Redakteurin Erika Butzek, würden in nur einer Woche rund 150 Personen an 70 Kapitel gleichzeitig, schreiben, schneiden, vertonen und visuelle Tricks vorbereiten."
Und wieder einmal bestätigt sich, dass viele Köche den Brei verderben.Willi am via tvforen.de
Das ist ja furchtbar
Was ist das Fernsehen heute noch wert?experte am via tvforen.de
xy schrieb:
>
> "Bei "Verliebt in Berlin" etwa, so Welt-Redakteurin Erika
> Butzek, würden in nur einer Woche rund 150 Personen an 70
> Kapitel gleichzeitig, schreiben, schneiden, vertonen und
> visuelle Tricks vorbereiten."
Ach die brauchen nur die Folgen wiederholen, fällt niemanden auf.experte am via tvforen.de
Willi schrieb:
>
> Das ist ja furchtbar
> Was ist das Fernsehen heute noch wert?
Nichts, weil keiner bezahlen will. Allein die Dauerdiskussion um die GEZ zeigt das doch.
ProSiebenSAT.1 und RTL sind die kostenlosen Werbeblättchen des Fernsehens, die jeden Sonntag den Briefkasten verstopfen.dd am via tvforen.de
Stimmt das Fernsehen ist eigentlich nichts mehr wert, ja früher war das irgendwie besser, da gab es auch noch diese Telenovelas nicht und doku-soubs. Früher fand ich persönlich das fernsehen unterhaltsamer und auch vielseitiger.
Gruß
DD