„The Reckoning“: True-Crime-Drama um Jimmy-Savile-Skandal

BBC-Serie um beliebten Moderator, der sich als skrupelloser Sexualverbrecher herausstellte

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 28.09.2023, 14:09 Uhr

Steve Coogan als Jimmy Savile in „The Reconing“ – Bild: BBC/ITV Studios/Matt Squire
Steve Coogan als Jimmy Savile in „The Reconing“

Im Vereinigten Königreich hat die Serie „The Reckoning“ schon vor ihrem Start einen langen Schatten geworfen – sie will den Skandal um DJ und Medienpersönlichkeit Jimmy Savile aufarbeiten, über den nach seinem Tod im Jahr 2011 mehrere Hundert Anschuldigungen bezüglich sexuellen Übergriffen bekannt und untersucht worden waren. Scotland Yard benannte ihn als den „schlimmste Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes“. Nun hat die Serie den 9. Oktober als Startdatum bei BBC One und beim BBC iPlayer erhalten – knapp drei Jahre nachdem die Serie beauftragt worden war. Die zweite Folge wird am 10. Oktober ausgestrahlt, insgesamt umfasst „The Reckoning“ vier Folgen.

In dem True-Crime-Drama wird Steve Coogan in die Rolle des zu Lebzeiten als außergewöhnlichen Philanthropen gewürdigten Savile schlüpfen, der die ganze Zeit über aber seinen guten Ruf und den Zugang auch zu Minderjährigen für seine schweren und schwersten sexuellen Angriffe genutzt hatte.

Frühe Kritiker der Serie hinterfragten, ob Saviles Taten nicht zu schwerwiegend seien, um nun in Form einer True-Crime-Serie verarbeitet zu werden: Natürlich sind viele Details zu den Abläufen, Geschehnissen und Straftaten unbekannt und müssen nun mit Spekulationen gefüllt werden – während gleichzeitig die traumatisierenden Erfahrungen von Saviles Opfer sehr real sind.

Hauptdarsteller Coogan selbst mahnte, man solle die Serie nicht beurteilen, bevor man sie gesehen habe. Daneben erläutert er, dass die Serie aufgreifen werde, wie Savile trotz der unzähligen Übergriffe zeitlebens ungestraft durchkommen konnte. So fasst Coogan zusammen, dass man darüber sprechen müsse, wenn man wolle, dass sich solche Geschehnisse nicht wiederholen können.

Hinter der Serie steht Autor Neil McKay („Four Lives“). Weitere Rollen neben Coogan haben Siobhan Finneran („Happy Valley – In einer kleinen Stadt“), Gemma Jones („Gentleman Jack“), Mark Stanley („Der Dieb, seine Frau und das Kanu“), Robert Emms („Andor“) und Mark Lewis Jones („Gangs of London“).

James „Jimmy“ Savile war 1926 in Leeds geboren worden. Nach Anfängen als Minenarbeiter im Krieg legte er später Platten bei Tanzveranstaltungen auf. Ab 1958 kam er zum Radio, später moderierte er die erste Ausgabe des bekannten Musikmagazins „Top of the Pops“ und die wohltätige Sendung „Jim’ll Fix It“ – eine Sendung am Samstagvorabend, in der die Wünsche von meist jungen Zuschauern erfüllt wurden. Beide Sendungen liefen knapp 20 Jahre.

Savile wurde für sein exzentrisches Auftreten und seine wohltätige Arbeit bekannt, vor allem mit Kindern und Krankenhäusern – in einem Nachruf wurde ihn das Sammeln von Spendengeldern in Höhe von 40 Millionen Britischer Pfund zugeschrieben. Zu Lebzeiten gegen ihn vorgebrachte Anschuldigungen wurden von Savile und den Institutionen in seinem Umfeld niedergedrückt.

Ein Jahr nach seinem Tod veröffentlichte ITV dann 2012 eine Dokumentation, die sich mit Vorwürfen sexueller Übergriffe beschäftigte. Das löste weitere Untersuchungen von Medien und Polizei aus, bei denen mehr als 300 mutmaßliche Opfer Hinweise auf mehr als 400 Verbrechen vorbrachten, die im Verlauf von fast 60 Jahren begangen worden sein sollen, darunter mehr als 30 Fälle von Vergewaltigung. Einige Opfer erhielten Schadenersatzzahlungen aus Saviles Nachlass.

In zahlreichen Institutionen wie der BBC und dem National Health Service (wo Savile bei Auftritten in Krankenhäusern Angestellte und Patienten ab fünf Jahren zum Ziel sexueller Übergriffe gemacht haben soll) gab es interne Untersuchungen und unterschiedliche Konsequenzen.

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