Wilhelm Wieben bei seiner letzten „Tagesschau“ am 24. Juni 1998
Bild: YouTube/Screenshot
25 Jahre lang war er „Mr. Tagesschau“. Wilhelm Wieben prägte ab 1973 mit nüchterner Sachlichkeit und stilsicherem Auftreten das Nachrichten-Flaggschiff und wurde in den Folgejahren neben Dagmar Berghoff und Werner Veigel zu einem der Gesichter der Sendung. Wie die ARD berichtet, ist Wieben nun im Alter von 84 Jahren verstorben.
Der gebürtige Dithmarscher Wilhelm Wieben absolvierte in Berlin eine Schauspielausbildung, bevor er beim Sender Freies Berlin und Radio Bremen seine Sprecherkarriere startete. Sein Fernseh-Debüt folgte dann 1963. Zwei Jahre später kündigte Wieben für den SFB als Ansager die erste Ausgabe des „Beat-Club“ an – und bat dabei ältere Zuschauer „um Verständnis“ für die Sendung, die sich ganz klar an jüngeres Publikum richtete.
Ein Jahr später begann Wilhelm Wieben seine Arbeit in der Redaktion der „Tagesschau“, zunächst als Off-Sprecher, bevor er ab 1973 als Sprecher vor der Kamera im Einsatz war. Am 5. Mai 1974 präsentierte Wieben dann erstmals eine 20-Uhr-Ausgabe der Nachrichtensendung, der er bis zu seinem letzten Einsatz am 24. Juni 1998 treu blieb. Wiebens Abschied blieb recht unspektakulär. Seine letzte Sendung endete mit dem klassischen „Tagesschau“-Satz: „Wir melden uns wieder um 22:30 Uhr mit den ‚Tagesthemen‘„. Erst später sagte er in einem Interview, dass er die Erinnerung an eine sehr schöne Zeit mitnehme.
Einen kleinen Platz im Pop-Olymp eroberte sich Wieben 1985, als er im Kult-Hit „Jeanny“ von Falco den darin vorkommenden Nachrichtentext sprach. 2004 lieh er seine Stimme dem Nachrichtensprecher in der deutschen Fassung des Disney-Animationsfilms „Die Unglaublichen – The Incredibles“.
Ins Schlaglicht der Boulevard-Medien geriet Wilhelm Wieben nur ein einziges Mal, als er 1995 von Inge Meysel in einem Stern-Interview als homosexuell geoutet wurde. Wieben stimmte der Veröffentlichung des Interviews zu und ging fortan äußerst offen mit seiner Homosexualität um. Zuletzt schrieb Wilhelm Wieben vor allem Bücher auf Plattdeutsch und sprach Hörbücher ein. Allerdings stand er auch noch einmal mit seinen früheren Kollegen Dagmar Berghoff und Jo Brauner auf der Bühne. Die „Drei Ikonen der Tagesschau“ analysierten dabei unter anderem moderne Redensarten.
Ich hab es nicht so mit Namen, aber sofort als ich das Bild sah hatte ich seine Stimme wieder im Kopf. Wohl einer der bekanntesten, wenn nicht der bekannteste Sprecher seiner Zeit.
Neben Karl Heinz Köpcke und Gerhard Klarner, gehörte Wilhelm Wieben für mich zu den sympathischsten und angenehmsten Nachrichten Sprechern im deutschen Fernsehen.Er hatte eine wunderbare klare deutliche Sprechweise ,die ihn unvergessen bar machen wird.
Damals waren Tagesschau-Sprecher Stars. Manche Zuschauer hatten gar das Gefühl, es handle sich bei den TV-Nachrichten um amtliche Mitteilungen der Bundesregierung ...