Was das lineare Fernsehen aktuell noch den Streamingdiensten voraus hat, ist der regelmäßige Live-Faktor. Weil Serien und Filme inzwischen vorwiegend on Demand konsumiert werden, spielen sie für lineare TV-Sender inzwischen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird vermehrt auf nonfiktionale Formate und Shows gesetzt, um möglichst viele Zuschauer noch zeitgleich vor der Mattscheibe zu versammeln – im besten Fall mit live übertragenen Sendungen. Doch auch hier schläft die Streamingkonkurrenz nicht – insbesondere Netflix. Nachdem der Anbieter bereits diverse Comedy-Specials, Wrestling, Boxkämpfe und NFL-Spiele live übertrug und aktuell mit der Talkshow „Everybody’s Live with John Mulaney“ und der Datingshow „Pop the Balloon LIVE“ zwei wöchentliche Liveformate zeigt, folgt nun der nächste konsequente Schritt: Der Streamingdienst startet eine Castingshow, genauer gesagt wird „Star Search“ neu aufgelegt.
Auf seiner Upfronts-Präsentation kündigte Netflix an, dass zwei Folgen der Show pro Woche live gestreamt werden. Die Zuschauer haben „wie früher im Fernsehen“ die Möglichkeit, darüber abzustimmen, welche Kandidaten sie in die nächste Runde wählen möchten. Die Besonderheit von „Star Search“ im Gegensatz zu den meisten anderen Castingshows besteht darin, dass dieser Wettbewerb nicht auf Gesangstalente beschränkt ist. Stattdessen werden die besten Nachwuchskünstler in vier Kategorien gesucht. Neben Musik sind dies Tanz, Variety/Comedy und Kinder. Die Kandidaten geben in den Live-Shows ihr Bestes und stellen sich wöchentlichen Entscheidungsrunden.
Zwischen 2003 und 2004 strahlte CBS im Zuge des Castingshow-Booms eine kurzlebige Neuauflage aus. Zu dieser Zeit gab es auch erstmals eine deutsche „Star Search“-Adaption, die zwei Staffeln lang in Sat.1 lief. Auch dort wirkten einige heute sehr bekannte Künstler mit, allen voran Tokio-Hotel-Frontsänger Bill Kaulitz. Darüber hinaus wurden die Comedians Ingo Oschmann und John Doyle einem großen Publikum bekannt. Unter den Gesangstalenten befanden sich Cascada-Frontsängerin Natalie Horler und Schlagersängerin Linda Hesse. Als Kinderstar konnte zudem Senta-Sofia Delliponti, die später als Oonagh auftrat, ihre ersten Schritte machen. Sieger im Gesangswettbewerb der ersten Staffel wurde Martin Kesici, der mit „Angels of Berlin“ einen Nummer-Eins-Hit landen konnte. Da jedoch die Quoten der zweiten Staffel im Vergleich zur ersten stark einbrachen, beendete Sat.1 das Format 2004.
Die nun angekündigte internationale US-Neuauflage wird von Netflix als „nostalgischer und gleichzeitig frischer Start in die Talentshow-Welt“ beschrieben. Die Show soll interaktiver denn je sein. Moderator, Jury und Starttermin werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Neben „Star Search“ hat Netflix noch ein weiteres Castingformat in der Planung. Im Sommer wird „Building the Band“ gestartet. Darin soll die nächste große Musikgruppe gegründet werden – ohne dass sich die Mitglieder je zuvor gesehen haben. 50 talentierte Sängerinnen und Sänger nehmen am Wettbewerb teil und erhalten die Chance ihres Lebens. Ihre passenden Bandkollegen sollen allein anhand musikalischer Kompatibilität und Qualität gefunden werden. Mit Nicole Scherzinger (The Pussycat Dolls), Liam Payne (One Direction) und Kelly Rowland (Destiny’s Child) ist die Jury äußerst prominent besetzt. Darüber hinaus führt als Moderator Backstreet-Boys-Mitglied AJ McLean durch die Sendung.