Vor-Ort-Bericht: „Carolin Kebekus: PussyTerror TV“ – Premiere

Die „Mischung aus Rosa Luxemburg, Jeanne d’Arc und Andrea Nahles“ gibt Gas – von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 20.03.2015, 14:10 Uhr

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Klaas Heufer-Umlauf und Carolin Kebekus treten im „Sing meinen Song“-Battle gegeneinander an.

Pro Ausgabe wird in „PussyTerror TV“ die „Pussy des Monats“ verliehen. Diesmal sind „Milchbubi“ Jamie Dornan aus „50 Shades of Grey“ und Altkanzler Helmut Schmidt, der den Verkauf seines Buchs mit dem Geständnis seiner Affäre ankurbelt, unter den Kandidaten für die eher unwillkommene Auszeichnung. Passend zu Ostern erhält eine Zuschauerin außerdem einen Korb voll origineller Geschenke.

Anschließend bietet „PussyTerror TV“ eine runde Mischung aus überwiegend gelungenen Einspielfilmen und Parodien, für die Carolin Kebekus in verschiedene Rollen schlüpft. So gibt es beispielsweise ein Wiedersehen mit ihrer Paraderolle Rebecca, die sich auf dem Weg zu einer Castingshow verirrt und in einem ISIS-Camp landet. Als „Mario Großreuss“ äußert sie sich zum Thema Fußball-WM in Katar. Und zu der Frage, warum Frauen in Führungsetagen immer noch rar sind, stellt sie ihre ganz eigene Pussy-Theorie auf. In einer Parodie auf den aktuellen Rihanna-Hit „Fourfiveseconds“ alias „4, 5 Spritzen im Hintern“ nimmt sie gemeinsam mit Dennis aus Hürth alias Martin Klempnow militante Impfverweigerer aufs Korn. Mit von der Partie ist außerdem auch wieder Serdar Somuncu, mit dem Kebekus bereits für die ProSieben-Show „Broken Comedy“ zusammengearbeitet hat. Er bewirbt sich als Nachfolger für Jürgen Domian und übernimmt in der Rubrik „Grobian“ das Sorgentelefon für gestresste Politiker. Newcomer Ingmar Stadelmann ist außerdem in einer Straßenumfrage zum Thema Rassismus zu sehen.

Carolin Kebekus begrüßt in ihrer Show auch Gäste. Zur Premiere plaudert sie mit „Circus HalliGalli“-Moderator Klaas Heufer-Umlauf – wohlgemerkt nicht etwa auf einem Sofa, sondern im Stehen – über ihre musikalischen Jugendsünden. „Für mich als Künstlerin, die normalerweise allein auf der Bühne steht, ist es noch ungewohnt, eine TV-Show mit Gästen zu machen. Interviews zu führen ist für mich etwas ganz Neues, aber ich hoffe, dass ich es ganz gut hingekriegt habe“, so Kebekus. Anschließend liefert sie sich, unterstützt von der Studio-Band, mit ihm in „Sing meinen Song – Pussy-Style“ ein Duell: Musikstücke und Interpreten werden wild durcheinandergewürfelt, wodurch es zu bizarren Kombinationen kommt. So singt Klaas beispielsweise als Elvis Presley „Barbie Girl“. Leider sind die von Carolin und Klaas angeblich spontan gewählten Songs nicht wirklich zufällig, da die Band jedes Stück sofort parat hat. Dennoch ist der Teil der Show unterhaltsam und sorgt für gute Stimmung.

Thomas D führt mit Carolin Kebekus ein chemisches Experiment durch.

Als weiterer Gast tritt Fanta-4-Mitglied und „Wissen vor acht“-Moderator Thomas D auf, der dem Bildungsauftrag der Show durch ein chemisches Experiment gerecht wird. Außerdem wird noch eher unbekannten Comedy-Talenten eine Bühne geboten. Zur Premiere gibt Ususmango aus der Generation „RebellComedy“ einen Stand-Up zum Besten, tut sich beim Publikum jedoch noch etwas schwer. Zum Abschluss der Show singen Carolin und Klaas gemeinsam „Bed of Roses“ von Bon Jovi. „Mit Klaas habe ich einen absoluten Traumgast für die Premiere gewinnen können. Mit ihm dann auch noch zusammen singen zu dürfen, war das Highlight schlechthin“, zieht die Moderatorin ein zufriedenes Fazit.

Wieviel von der ohne Unterbrechung durchgezogenen Aufzeichnung tatsächlich in der 60-minütigen TV-Ausstrahlung landet, bleibt abzuwarten, da Material für fast zwei Stunden geliefert wurde. Mit Jan Böhmermanns Ensemble-Comedy „Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von …“ bewies der Westdeutsche Rundfunk bereits im vergangenen Jahr Lust an Experimenten. Bleibt die Frage, ob das an „Stratmanns“ und „Mitternachtsspitzen“ gewöhnte WDR-Publikum tatsächlich für den direkten Anarcho-Humor bereit ist und ob die anvisierte junge Zielgruppe den Regionalsender auf ihrer Fernbedienung auch findet. Zu wünschen wäre es Carolin Kebekus und ihrem sichtlich motivierten Team in jedem Fall.

© Alle Bilder: WDR/​Frank Dicks

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

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