In das Problem der Kabelsender hinein spielt auch die Zukunft von Profisport auf den US-Bildschirmen. Viele Amerikaner sind bereit, für Livesport aus den großen Profi-Ligen tiefer in die Tasche zu greifen, um einerseits die Spiele ihres geliebten Heimteams oder eben auch in den ganzen USA die der großen, dominanten Mannschaften zu sehen. Hier sehen Betreiber von Kabelnetzen ihre Chance, die Zuschauer vom Abschied vom Kabel abzuhalten: Die Kabelbetreiber greifen extrem tief in die Tasche für exklusive Sportrechte, weil sie nicht nur die Sportsendungen „verkaufen“, sondern an diesen eben auch ganze „Kabelverträge“ hängen.
Da viele Sportrechte bereits in langfristigen Verträgen gebunden sind, suchen Sport-Manager einerseits und Sender andererseits nach neuen Optionen. Da Football in den USA unglaublich beliebt ist – unter den 100 zuschauerstärksten (Einzel-)Sendungen dominieren Football-Übertragungen deutlich – kommt nun etwa auch College-Football auf breiterer Front ins lineare Fernsehen. Daneben gibt es beim College-Basketball Umstrukturierungen mit dem klaren Ziel, die stärksten „regionalen“ College-Mannschaften in Einzelligen zu vereinen, deren Rechte sich gut verkaufen lassen. Dabei werden kleinere Mannschaften ausgebootet und der Begriff der „Regionalität“ galant ignoriert.
Im Jahr 2024 standen die Rechte am durch die NBA vertretenen Profi-Basketball zur Disposition – für die elf Jahre von der Season 2025/26 bis 2035/36. Wie hierzulande bei der Fußball-Bundesliga wurden verschiedene Unter-Pakete angeboten, auf die Gebote abgegeben werden konnten. Dabei war der NBA wohl auch wichtig, wie zugänglich ihre Spiele für die Zuschauer sein würden. Der Kabelsender TNT war in den USA lange Zeit bei NBA-Übertragungen eine Stütze, die Sendung „NBA on TNT“ ist seit 1989 im Programm gewesen. Doch in diesem Jahr zeigte sich TNT-Mutterfirmen-Chef David Zaslav (von Warner Bros. Discovery) bei den Verhandlungen in Wort und Tat (ließ Fenster für Vorab-Exklusiv-Verhandlungen ungenutzt) extrem herablassend – und TNT verlor den Rechtepoker. Was eben dem ganzen Kabel-Angebot von Warner Bros. Discovery schaden wird. Für die kommenden elf Jahre haben sich Walt Disney (ABC sowie Sportsender ESPN) sowie neuerdings NBCUniversal (NBC und Peacock) und Amazon (Prime Video; wohl auch internationale Übertragungsrechte) die Rechte gesichert (das auch internationale Übertragungen verantworten wird) – der Vertrag wird auf 76 Milliarden US-Dollar dotiert.
Die Streamer und der Sport
Apropos „Streamer und Sportrechte“: In den USA hatte sich Prime Video schon zuvor das (junge) Rechtepaket „Thursday Night Football“ gesichert, mit dem sich davor CBS und FOX Zuschauer geholt hatten. Bereits vor zwei Jahren hatte Apple TV auf zehn Jahre die Rechte an der Profi-Fußball-Liga MLS (Major League Soccer) gekauft – mit der gleichen Absicht wie Kabelsender war die Erwartung, dass Fußballfans sich nun zwangsweise mit dem „Apple-Ökosystem“ auseinandersetzen würden müssen und langfristig Apps und Hardware von Apple beziehen würden.
Netflix
Auch Branchenprimus Netflix investiert in „Sport“. Neben einzelnen Events, die man eher als „Fun-Sport“ bezeichnen muss (auch wenn das Zusehen beim Boxkampf „Mike Tyson vs. Jake Paul“ weder technisch noch sportlich Fun gewesen sein soll), hat man sich mit der Wrestling-Organisation WWE auf einen Rahmenvertrag geeinigt, dessen Wert über die nächsten zehn Jahre auf 5 Milliarden US-Dollar dotiert wird. Los gehen die Übertragungen „weltweit“ am 6. Januar. Weltweit in Anführungszeichen daher, weil die WWE in diversen Ländern längerfristige Verträge hatte, die noch eine Restlaufzeit haben. Insbesondere in Deutschland soll die aktuelle Vertragslage noch bis März 2026 gültig sein, wie Spox aktuell berichtet. Auch in Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich gibt es bei Netflix noch kein Wrestling.
Zudem hat Netflix tief in die Tasche gegriffen und sich über zunächst drei Jahre einige Football-Spiele gesichert – jedes Spiel soll rund 150 Millionen US-Dollar kosten. Typisch Netflix setzte der Streaming-Dienst allerdings auch stark auf das Rahmenprogramm und investierte etwa in eine Halbzeit-Show von Beyoncé – während sich von den beiden Sielen bei Netflix aktuell (nur) noch je achtminütige Highlight-Zusammenfassungen finden, wurde die als „Beyoncé Bowl“ bezeichnete Halbzeitshow komplett ins Netflix-Angebot aufgenommen.
„The Acolyte“ wurde schon vorab von selbsternannten Fans torpediert. Lucasfilm
Ist die (fiktionale) Zukunft noch weiblich?
Manch Trend, der einst mit großen Schlagzeilen gefeiert wurde, wird dann still und heimlich zu Grabe getragen. Über die letzten Jahre waren mehrere Serien von Branchenbeobachtern in den Trend gestellt worden, dass nun endlich Frauen und weibliche Charaktere zum Zuge kommen würden, was auch damit einherging, dass Raum für Geschichten um Protagonistinnen aus Minderheiten (bezogen auf die USA) war. Vor allem „die erste weibliche Teamchefin im ‚NCIS‘-Franchise“ bei „Navy CIS: Hawaii“ war seinerzeit von CBS dick hervorgehoben worden. Dass Schauspielerin Jessie Mei Li als Tochter eines Chinesen und einer Engländerin das Gesicht für die Fantasy-Serie „Shadow and Bone“ wurde, galt als Erfolg für Schauspieler*innen asiatischer Abstammung. Und die Schwarze Amandla Stenberg war als Hauptdarstellerin bei „Star Wars: The Acolyte“ ein weiterer Schritt Richtung Inklusion bei „Star Wars“ (zudem spielte sie an der Seite von Lee Jung-Jae und Manny Jacinto). All ihre Serien wurden zuletzt abgesägt.