40 Jahre „Wetten, dass..?“: Entfacht Thomas Gottschalk wieder das TV-Lagerfeuer?

Rückblick zum Comeback des Showklassikers

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 05.11.2021, 12:01 Uhr

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Spiel’s noch einmal, Thommy: „Wetten, dass..?“ kehrt zum 40. Geburtstag zurück. – Bild: ZDF/Carmen Sauerbrei
Spiel’s noch einmal, Thommy: „Wetten, dass..?“ kehrt zum 40. Geburtstag zurück.

Am Samstagabend, den 6. November 2021 ist es so weit: Das ZDF bringt tatsächlich „Wetten, dass..?“ zurück – einmalig, vorerst. Anlässlich Thomas Gottschalks 70. Geburtstag sollte die Kultshow eigentlich schon im letzten Jahr gefeiert werden. Doch aufgrund der Hochphase der Corona-Pandemie entschieden sich Gottschalk und das ZDF dafür, die Veranstaltung zu verschieben. Nun findet das große „Wetten, dass..?“-Wiedersehen eben ein Jahr später statt – passend zum 40. Geburtstag der Sendung.

40 Jahre nach der ersten Ausgabe im Jahr 1981 und fast sieben Jahre nach der Einstellung im Jahr 2014 kehrt die wohl bekannteste Samstagabendshow des deutschen Fernsehens zurück – wie gesagt, vorerst nur einmalig. Doch sollten die Quoten überragend ausfallen, ist nicht ausgeschlossen, dass das ZDF über eine weitere Fortsetzung nachdenken könnte. Denn bei dem einmaligen Comeback wird es sich ausdrücklich nicht um einen Rückblick auf vergangene Zeiten handeln, sondern um ein „Wetten, dass..?“, wie es die Zuschauer kennen und lieben. Es könnte somit als Feuerprobe dienen, ob der Klassiker noch zeitgemäß ist und auch im Jahr 2021 noch funktioniert. Live aus der Messehalle in Nürnberg vor rund 2.600 Zuschauern präsentiert Thomas Gottschalk ab 20:15 Uhr wieder skurrile und spektakuläre Wetten und begrüßt Musikacts und Stars aus Deutschland und Hollywood auf der Couch – so, wie er es auch schon mit Unterbrechung von 1987 bis 2011 getan hat.

Geniestreich von Frank Elstner

Frank Elstner in der allerersten Ausgabe von „Wetten, dass..?“ ZDF/​Screenshot

Im Gegensatz zu vielen anderen Shows im deutschen Fernsehen ist „Wetten, dass..?“ keine Adaption aus dem Ausland, sondern eine Erfindung von Altmeister Frank Elstner. Das Konzept erarbeitete der Moderator nach eigener Aussage innerhalb von zwei Stunden in einer schlaflosen Nacht – nachdem er monatelang durch die Welt gereist war und europäisches und amerikanisches Fernsehen studiert hatte, um für das ZDF eine Idee für eine große Show zu entwickeln. Die erste Ausgabe lief am 14. Februar 1981 und erreichte 17 Millionen Zuschauer. Bereits die erste Sendung überzog um 43 Minuten, was zum Markenzeichen der Show werden sollte.

Während der Elstner-Ära durften noch alle prominenten Gäste zu jeder Wette ihre Stimme abgeben und auf diese Weise Punkte sammeln, so dass ein durchgehendes, zusammenhängendes Spiel über die ganze Sendung hinweg gespielt wurde. Wettkönig wurde schließlich der Spieler, der am häufigsten richtig lag. Parallel tippten auch die Fernsehzuschauer zu Hause per TED den Wettausgang. Frank Elstner veranstaltete zunächst einen Talk mit allen prominenten Gästen, bevor alle Wetten nacheinander stattfanden. In der Premierensendung war schon mehr als eine Stunde vergangen, bis es überhaupt zur ersten Wette kam. Die Prominenten saßen noch nicht auf einer großen Couch, sondern auf Einzelsesseln und hatten vor sich eine Anzeige, auf der aufleuchtete, welchen Wettausgang sie per Knopfdruck tippten.

Besonderes Lob brachte Frank Elstner sein Umgang mit Aktivisten ein, die während der Sendung im Dezember 1984 live mit einem Transparent vor die Kamera rannten, auf dem stand: Nicht wetten, Donauauen retten. Als das Sicherheitspersonal sie von der Bühne zerren wollte, schritt Frank Elstner ein und sagte: In meinem Studio wird keiner rausgeschmissen! Die Demonstranten trugen ihr Anliegen vor, das sich an den österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz richtete, einen der Wettpaten. Frank Elstner sicherte ihnen eine Aussprache hinter den Kulissen zu und führte anschließend die Sendung fort. Diese Souveranität wurde zu einem Musterbeispiel für Moderatoren in vergleichbaren Situationen. Direkt in Gottschalks erster „Wetten, dass..?“-Ausgabe im Januar 1994 kam es zu einem vergleichbaren Sachverhalt, als sich Umweltaktivisten von der Decke seilten – und Gottschalk ebenfalls souverän reagierte.

Thomas Gottschalk macht „Wetten, dass..?“ zum Quoten-Flaggschiff des ZDF

Thomas Gottschalk bei seiner „Wetten, dass..?“-Premiere in Hof am 26. September 1987 ZDF/​Renate Schäfer

Frank Elstner moderierte „Wetten, dass..?“ bis 1987 insgesamt 39 Mal, bevor er die Moderation an Thomas Gottschalk abgab, der daraufhin seinen endgültig Durchbruch als Showmaster erlebte. „Wetten, dass..?“ wird zweifelsohne für immer die Sendung bleiben, die man zuallererst mit dem Entertainer verbindet – obwohl Gottschalk ja der Nachfolger war. Aber er war es auch, der die Sendung zum jahrzehntelangen Quoten-Flaggschiff des ZDF machte. Zuschauerzahlen in zweistelliger Millionenhöhe waren in der Blütephase garantiert.

Immer wieder betont Gottschalk, dass er seinem Mentor Frank Elstner viel zu verdanken hat. Hätte der nicht die Größe besessen, nach 39 Ausgaben abzutreten und Gottschalk die Nachfolge der Sendung anzubieten – Gottschalks Karriere wäre womöglich völlig anders verlaufen. Ich habe damals mit einer gewissen Wurschtigkeit alles gemacht, was sich mir in den Weg gestellt hat, erklärte der Entertainer, der das Angebot ohne viel Nachzudenken annahm und am 26. September 1987 seine erste „Wetten, dass..?“-Ausgabe aus Hof präsentierte.

Nach fünf Jahren und 36 Sendungen verließ Gottschalk jedoch „Wetten, dass..?“ und präsentierte seine vorerst letzte Ausgabe am 2. Mai 1992, um zur privaten Konkurrenz RTL zu wechseln. Nachfolger von Gottschalk wurde DDR-Show-Ikone Wolfgang Lippert, der jedoch beim „Wetten, dass..?“-Publikum nicht gut ankam. Die Kritiken fielen schlecht aus, die Quoten sanken. Und so nahm Gottschalk das Angebot des ZDF an, zu „Wetten, dass..?“ zurückzukehren. Diesmal blieb er der Sendung deutlich länger treu – und moderierte sie vom 15. Januar 1994 bis zum 3. Dezember 2011. „Wetten, dass..?“ gastierte in unterschiedlichen Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zudem gab es immer wieder Sommer-Specials, am häufigsten aus der Stierkampfarena in Palma de Mallorca. In den letzten beiden Jahren stand Gottschalk Michelle Hunziker als Co-Moderatorin zur Seite.

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