Serienpreview: „Vampire Diaries“ – Review
Beißen mit Stil war gestern
Rezension von Anastasia Korablev – 09.10.2009
Vorbei sind die guten alten Zeiten als Knoblauch und Kruzifixe gegen Vampire funktioniert haben. Auch der gute, alte, geschmeidig glänzende, schwarze Umhang mit rotem, seidigem Futter geriet leider in Vergessenheit. Fledermäuse, Särge, Holzpflöcke – alles dahin. Dabei möchte man so gerne die eine oder andere Wunderwaffe gegen all die schlechten Vampirgeschichten verwenden, die sich in letzter Zeit als die Post-Potter-Phänomen zu definieren versuchen. Beruhigend ist die Tatsache, dass die Liste der richtig guten Vampirgeschichten immer noch ziemlich lang ist. Allerdings haben weder der letzte Pop-Kultur Schluckauf „Bis(s) zum Morgengrauen“, noch die abgemagerte Version „The Vampire Diaries“ einen Platz darauf verdient.
Was hat die Serie mit dem Film zu tun und wer hat bei wem geklaut? Die beiden haben eigentlich nichts mit einander zu tun. „The Vampire Diaries“ ist eine eigenständige Romansammlung, die schon 1991 als Werk von L. J. Smith veröffentlicht wurde. Sie hat mit Stephenie Meyers „Bis(s) zum, auf und davon“-Romanreihe nichts zu tun, geklaut wurde hier nicht. Besser ist das Werk der New York Times Bestseller-Autorin, die ihren Namen in Ljane Smith umgeändert hat und nun nach zehn Jahren Schaffenspause wieder ins Geschäft eingestiegen will, allerdings nicht. Schlechter? Wie soll man zwischen schlecht und schlecht unterscheiden können? Beide Werke haben etwas gemein – sie sind keineswegs anspruchsvoll oder unterhaltsam. Die Zeiten als Jugendliteratur noch gescheit war und zeitlose Klassiker produzierte, sind wohl auch vorbei. Momentan gehen die Macher eher davon aus, dass man den Jugendlichen Mord und Totschlag, sexuellen Missbrauch, Alkohol- und Drogenrausch zumuten kann, sie aber mit einer interessanten Geschichte komplett überfordern würde.
Ein jedes, noch so altes und schäbig produziertes B-Movie über Vampire ist tausend Mal unterhaltsamer als diese Pilotfolge, die so gut bei ihrem Zielpublikum angekommen ist. Die Autorin selbst appelliert auf ihrem Blog an die Geduld der Zuschauer, vor allem mit der ersten Folge der Serie, und bittet ihre Leser der Verfilmung ihrer Romane eine Chance zu geben. Vorsichtshalber grenzt sie sich aber von der Serie ab. Verkaufszahlen in allen Ehren, aber einen Bram Stoker Award für Jugendliteratur gab es für ihre Romane auch nicht.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Kritiker eher den Erfolg der Serie kommentieren und über das Konzept schmunzeln. Allesamt stempeln sie das Format als Teenie Soap ab, für die es offensichtlich absolut in Ordnung zu sein scheint voraussehbar, stereotyp gezeichnet, einfach strukturiert, geistlos und trotzdem erfolgreich zu sein. Die dürftige Handlung wird mit Musik aus den Charts übertönt, aber das scheint keinen mehr zu stören. Wenn man nicht genau hinhört und die selten schlecht geschriebenen Dialoge verpasst, kann man das Ganze (fälschlicherweise) auch für eine MTV Dauerwerbesendung halten.
Der Aussagewunsch ist klar: Man will die Jugend ja nicht mit Charakterstärke überfordern und oder mit Intelligenz und Tiefe verscheuchen. Erstes Opfer dieser anspruchslosen Eingebung scheint der Humor zu sein, denn auch wenn die Darsteller sich im Dauergrinsen zu überbieten versuchen, lustig ist das Ganze nicht.